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Teenage Engineering Pocket Operator PO-32 Tonic Test

Teenage Engineering haben es wieder getan. Jetzt gibt es den Pocket-Operator (PO) Nummer 7, mit einer ähnlich lustigen Grafik, wie man sie seit dem OP-1 kennt. 


Der PO-32 hört auf den liebevollen Beinamen Tonic, da er in Zusammenarbeit mit Sonic Charge entstanden ist und auf gewisse Art und Weise auch mit dem MicroTonic Drum Plugin kompatibel ist. Wie das geht, was das soll und wie es klingt, das erfahrt ihr hier!

Details

Alles für den Dackel, alles für den Club

Der Teenage Engineering PO-32 Tonic ist ein weiterer Hosentaschen-Synthesizer der äußerst puristischen und kleinen „Taschenrechner“-Klangerzeuger aus Schweden. Er ist damit das siebente Gadget der Pocket Operator (PO) Serie, welche bereits den PO-12 Rhythm, PO-14 Sub, PO-16 Factory, PO-20 Arcade PO-24 Office und PO-28 Robot kennt.

Die Barszene wird je nach gespielten Sound etwas “lebendiger”.

Neue Features im teuersten PO aller Zeiten


Bei dem PO-32 Tonic handelt sich um eine digitale Drum Machine inklusive Sequenzer mit 16 Tracks, die je einen Sound beinhalten. Das alles wird in 16 Pattern-Speicherplätzen à 16 Steps organisiert. Gleichzeitig können maximal vier Sounds gespielt werden bzw. besser gesagt: Es kann nur ein Sound pro Spalte aus der 4×4 Matrix abgespielt werden. 
Der Umstand der limitierten Polyphonie hat mich sehr verwundet, da dies nicht kommuniziert wird – entsprechend doof habe ich bis zu dieser Erkenntnis gerätselt, warum, wieso, weshalb spielt jetzt nur ein Sound?! Generell gilt: Die Dokumentation ist leider genauso spartanisch wie die kleine Kiste selbst.
Wenn man sich dann aber die Beschriftung Sherlock-Holmes-mäßig einmal genauer ansieht, fallen einem schon vier weiße Streifen zur Separierung der Sound-Taster auf – die es so aber bei keinem anderen Pocket-Operator gab. Apropos anders: So teuer wie der PO-32 war bisher keiner der Synths: EUR 99,- ist deutlich mehr als die anfänglichen EUR 69,-

Fotostrecke: 2 Bilder 4*4 Taster bilden eine Matrix für die 16 Sounds, 16 Steps und 16 Pattern!

Es kommt gerade ein Fax rein


Die Fähigkeit Parameter Locks (fixe Einstellungen pro Step) für jeden Sound vornehmen zu können ist geblieben, sodass es möglich ist die Factory-Sounds trotz weniger Parameter umfangreich anzupassen. Factory-Sound sage ich deshalb, weil man auch Sounds von außen importieren kann. Und zwar von einem PO-32 zum anderen – oder von dem kostenpflichtigen Sonic Charge MicroTonic VST Plugin aus.
Richtig gehört! Man kann mit einem Plugin Sounds generieren und diese dann für die mobile Performance auf den PO-32 übertragen – inklusive Patterns. Dies geschieht sozusagen „wireless“, da der empfangende Tonic einfach nur vor den Lautsprecher des Rechners gehalten wird. Mit der Hilfe von „Modem-Fiep-Geräuschen“ werden dann die Sounds dann in Windeseile in den Tonic übertragen. Und das geht so!

A/B-Parameter und Punch-In-Effekte

Jeder Sound ist mit Hilfe der beiden Drehregler (A/B) veränderbar, wobei einer den Pitch und der andere das Decay regelt. Es handelt sich aber um Macro-Änderungen, sodass immer etwas mehr als nur Pitch/Decay angepasst wird und somit ein großer, klanglicher Raum abgedeckt wird. Die Factory-Sounds sind bereits besonders gut editierbar, die übertragenen bzw. empfangenen muss man vorbereiten. Regler A entspricht dem Pitch, B dem Morph Parameter aus dem Micro-Tonic.
Alle POs verfügen außerdem über die sogenannte Punch-In Effekte – die wir uns im Praxis-Teil aber noch detaillierter anhören werden. Die Möglichkeit bis zu 64 Pattern zu chainen, sprich in eine automatisch abspielende Reihenfolge zu bringen, gibt es ebenfalls.  Ferner lassen sich auch Step-Multiplier einsetzten, die im Prinzip wie ein Note-Repeat pro Step agieren.

Gewohnte Hardware 

Die restliche Hardware ist im Prinzip wie bei allen anderen Pos identisch. So bestehen die Zigarettenschachtel-großen Geräte lediglich aus einer Platine mit 23 Tastern inklusive LEDs, zwei Potis und einem verrückt animierten Display. Eine Silikon-Hülle ist gegen Aufpreis erhältlich.

Neu: Die wichtigsten Mehrfachbelegungen sind hinten aufgedruckt. Mehr wäre sinnvoll gewesen!

Ewig langer Strom


Strom erhält der Tonic wie auch alle anderen Pos von zwei AAA-Batterien, wobei die Lebenszeit bei intensiver Nutzung mit 1 Monat recht effektiv ist, genau wie die zwangsläufige Stand-By-Zeit von 2 Jahren. Einen Netzteilanschluss oder Hauptschalter gibt es immer noch nicht. Das ist und bleibt ein Manko, weil sich die kleinen Geräte bei Taschenreisen oft von allein in Betrieb setzten und die Batterien schwer zu entfernen sind. Ebenfalls gleich blöd: Der kleine Bügel / Ständer, der dazu neigt sich vom Gerät zu lösen. Immerhin wurde der „Hänger“ verstärkt, sodass er nicht mehr so leicht wegbricht … Was ein Quatsch, den will man ja eigentlich wegbrechen!

Fotostrecke: 4 Bilder Die Verpackung ist gleich und bietet ein paar noch knappere Bedienhinweise als es der Beipackzettel tut!

Die Uhrzeit-Funktion ist ebenfalls wieder an Bord, sodass der PO-32 auch als Wecker benutzt werden kann. Auch gleich: Auf der Rückseite sind zwei Lötpunkte zu vermelden, an die ein eigener Speaker angelötet werden kann. Zwischen den Klinkenbuchsen finden sich außerdem zwölf weitere Lötpunkte, die einen JTAG-Programming-Port darstellen. Neu sind drei aufgedruckte Tastenkombination, die allerdings jeglicher Vollständigkeit entbehren. 

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Praxis

Aus Hatern werden Fans


Ich fand die Pocket Operatoren bisher irgendwie sinnlos; vor allem ist mir der Rich Kids Hipster Pathos, der die Geräte umweht, unsympathisch. Display-Folie: 12 Euro, drei Miniklinke-Kabel: 15 Euro, Silikon-Hülle: 29 Euro, alles in allem auch 155 Euro. Das „Handbuch“ – ein kleiner Beipackzettel – ist ein reduzierter Witz, etwas mehr Erklärungen erhält man aber auf der Website. Apropos: Lassen Sie bitte außerdem folgende selbstverliebten Bilder der Website auf sich wirken.

Fotostrecke: 2 Bilder New York MOMA macht´s cool …

Fetter synthetische Sound


Doch genug Polemik, so schlimm ist das alles nicht. Der PO-32 ist trotzdem der „fresheste“ aller sieben Operatoren und damit kein ganz teuerer Elektro-Schrott mehr; quasi die nicht ganz so hässliche Freundin. Die verbauten Sounds klingen allesamt sehr geil, synthetisch und druckvoll, eben weil sie Sonic Charge MicroTonic kompatibel sind. Ein Plugin was ich mittlerweile ganz vergessen hatte, zu seinen Lebzeiten aber ausgiebig genutzt und gefeiert habe. Und zwar derbe, Digger! LÖL!

Fotostrecke: 3 Bilder Der Sonic Charge MicroTonic ist ein 8-stimmiger Drum Synthesizer inklusive Sequenzer …

Schade eigentlich nur, dass das Plugin nicht Teil des Lieferumfangs ist. Es ist seine USD 99,- (plus Steuern) trotz des hohen Alters aber immer noch und definitiv wert. Es klingt richtig gut, genauso schön synthetisch, jedoch nochmal druckvoller und ist außerdem extrem pragmatisch parametrisiert. 
Das Übertragen der Sounds, wie ihr es im Video in den Details bereits gesehen haben solltet, geht äußerst fix und ist stylisch gelöst. Das man die Sounds nicht so tief wie im Plugin editieren kann, ist schade, aber verständlich. Das man jedoch die Einzellautstärken nicht ändern kann, ist doof. Es ist aber auch kein totaler Beinbruch, denn allein die verbauten Effekte sind drastisch genug, um den ganzen wieder Swing zu geben und die verschiedenen Lautstärken zu kaschieren. Aber hört doch lieber selbst!

Audio Samples
0:00
Beat 1 + Effekte Beat 2 + Effekte Beat 3 PlugIn vs. Hardware I – MicroTonic PlugIn vs. Hardware I – PO-32 (RME UFX+) PlugIn vs. Hardware II – MicroTonic (Original) PlugIn vs. Hardware II – MicroTonic (Preview) PlugIn vs. Hardware II – MicroTonic (Organized) PlugIn vs. Hardware II – PO-32 (RME UFX+)

Die Bedienung der kleinen Kisten funktioniert überraschend gut, wenn auch zwei, drei Taster mehr dem Bedienkonzept sicherlich nicht geschadet hätten. Vor allem, das man Write gedrückt halten muss, um den Live Write nutzen zu können stört mich. Die vielen Doppel und Dreifachbelegungen der Taster nerven ebenfalls, da mein Gin-Tonic-geschädigtes Gehirn sich partout an einige nicht erinnern will. Deswegen nochmal für mich: ACC + Pattern. Das löscht das aktuelle Pattern. Okay, das versuch ich mir jetzt zu merken. Wo steht nochmal mein Gin Tonic?

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Fazit

Der PO-32 ist der bislang beste Pocket Operator – zumindest für mich. Dass man Sounds und Pattern aus dem MicroTonic von Sonic Charge übertragen kann ist äußerst lässig – vor allem weil es sich um keine Samples sondern um echte Synthese inklusive Pitch und Morph Parameter handelt! Dass man nur vier Sounds gleichzeitig nutzen kann, stört nicht: Not macht bekanntlich erfinderisch, sodass man dies als Kreativ-Booster verstehen sollte. Das dieser Umstand jedoch nicht richtig kommuniziert wird, ist allerdings schon frech! Dennoch, hoch die Gläser!

Pro
Spaßfaktor


  • hochwertige Verarbeitung
  • stilvolle, drastische Effekte
  • druckvoller, synthetischer Sound
  • MicroTonic Engine inklusive Übertragungsmöglichkeit

Contra


  • nur Batterie-Betrieb
  • Plugin nicht Teil des Lieferumfangs
  • 
nur vier Sounds gleichzeitig nutzbar
  • 
Sounds nicht individuell in Lautstärke änderbar

Features
Drum Synthesizer mit Sequenzer
Synthesizer Engine ohne Samples

  • 16 Preset Sounds, 16 Patterns, 16 Effekte inkl. Bitcrusher, Delay und Filter
  • unbegrenzte Sounds dank Austauschmöglichkeit mit Micro Tonic VST
  • “Lock Tab” Schreibschutz für Pattern
  • Parameter Lock (2 Parameter pro Sound)
  • Step Multiplier
  • eingebauter Lautsprecher
  • Line Ein- und Ausgang 3,5 mm Klinke
  • Mikrofon zur Datenübertragung
  • Comic-artig animiertes LCD-Display
  • Stromversorgung über 2 Standard Micro-Batterien (AAA), Batterielaufzeit: bis zu einem Monat, 2 Jahre Standby, automatische Abschaltung
  • Jam Sync
  • Wecker
  • Drahtbiege-Ständer


Preis
EUR 99,- (UVP)

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