Technics SL-1300G Turntable Test

Technics erweiterte jüngst seine Plattenspieler-Riege um den SL-1300G, der aufgrund seines fehlenden Pitch-Controls und den Stroboskop-Spiegeln optisch dem SL-1500C gleicht, aber technisch dem 4499,00 Euro teurem Referenz-Plattenspieler SL-1200G erstaunlich nahekommt. Mit 2999,- Euro UVP ist er im Vergleich fast günstig und liegt zudem „einen Riesen“ über dem SL-1200GR2, von dem er unter anderem den Delta Sigma Drive erbt.  Eine Kalkulation, die sich für die japanische Edelschmiede und für den Hi-Fi-Enthusiasten gleichermaßen rechnen könnte, denn der SL-1300G könnte sich vom Preis-Leistungs-Verhältnis zu einem der begehrtesten direktangetriebenen Oberliga-Plattenspieler mausern.

Technics SL-1300G Turntable Test review

Technics SL-1300G  – das Wichtigste in Kürze

  • Direktantrieb mit zweischichtigem eisenkernlosem Motor
  • dreischichtiger Plattenteller mit hochpräziser Wuchtung
  • Delta Sigma Drive 
  • mehrstufiges, rauscharmes Netzteil
  • einstellbares Drehmoment

Technics SL-1300G – ein Geniestreich?!

Auf den Geniestreich des Technics SL-1300G habe ich schon lange gewartet, denn er trägt Features des teureren SL-1200G in sich, verzichtet aber auf einen Pitch-Control und die Stroboskop-Spiegel. Schließlich ist der SL-1200G eh nicht zum Auflegen geeignet, aufgrund der Motorsteuerung, die beim Pitch-Bending versucht zu kontern, und dem massiven dreischichtigen Plattenteller aus Aluminiumdruckguss, Messing und Gummi, der auch jetzt im SL-1300G Einzug hält. 

Da dieser mit 3,6 Kilogramm deutlich schwerer als der des SL-1200MK7- und GR2-Modells ist, bedarf es auch eines besseren Motors, nämlich dem zweischichtigen Direktantrieb des SL-1200G mit 3,3 kg/cm Drehmoment. Mit dem neuen Delta Sigma Drive ist der SL-1300G dem größeren Modell sogar voraus. 

Sicherlich stellt ihr euch jetzt die Frage, wo ist der Haken? Den gibt es nur bedingt, in dem das 173 x 453 x 372 Millimeter (Höhe x Breite x Tiefe) große Chassis sich wie beim MK7/GR2 aus den bewehrten zwei Schichten zusammensetzt, einer festen Verbindung von BMC (Bulk Moulding Compound) und Aluminium-Druckguss. 

Zum Vergleich: der SL-1200G besitzt ein vierschichtiges Gehäuse, woraus auch sein deutlich üppigeres Gewicht resultiert. Aber dank Verstärkungsrippen zwischen Motor und Tonarm besitzt das Chassis eine bessere Steifigkeit und Schwingungsdämpfung als das des GR2. Das Laufwerk steht zur Absorption von Vibrationen und Schockerschütterungen auf hochdämpfenden, höhenverstellbaren Isolatoren mit speziellem Silikonkautschuk

Fotostrecke: 4 Bilder Die Ansicht von oben

Klassisches hochwertiges Design

Ob in Schwarz oder Silber, der SL-1300G ist mit seinem puristischen, sehr edlen Design einfach ein Hingucker. Die Oberfläche wirkt dank Aluminium, dem optisch passenden Tonarm und den Tasten wie aus einem Guss.

Wie gewohnt, sitzt ganz links der Power-Schalter, allerdings als flache Tipptaste wie beim SL-1500C, da gegenüber den DJ-Modellen das Stroboskop fehlt. Entsprechend bedarf es auch nicht der ikonischen Stroboskopspiegel am Plattentellerrand. Kein Verlust für den Look, der cleane Plattenteller mit seiner Chrom-Kante wirkt auch dank der Messingschicht besonders elegant und hochwertig. Da spürt man auch die 3,6 Kilogramm, die auch vom dämpfenden Kautschuk an der Unterseite des Aluminium-Druckguss-Plattentellers resultieren. 

Diese Dreier-Kombination gewährleistet eine gleichmäßige Rotationsstabilität und eine höhere Massenträgheit als beim klassischen SP-10MK2, der einst als Standard-Direktantriebsplattenspieler weltweit bei Rundfunksendern zum Einsatz kam, und eine mehr als doppelt so hohe Massenträgheit wie beim SL-1200MK5. 

Da eine ungleichmäßige Gewichtsverteilung des Plattentellers auch zu übermäßigen Vibrationen oder Geräuschen beim Abspielen führen, erfolgt die Auswuchtung maschinell hochpräzise nach der Montage jedes einzelnen Teils. Der „BALANCED“-Aufkleber an der Unterseite bestätigt, dass der Plattenteller nach diesem Verfahren justiert wurde.

Fotostrecke: 6 Bilder Das Laufwerk ohne Plattenteller

Technics SL-1300G  – Tipptasten in bewährter Optik

Die Startaste und die Umdrehungsgeschwindigkeitsschalter für 33 1/3, 45 und 78 U/min gleichen zwar vom Design denen des SL-1200MK7, aber auch hier zog die auf leichten Druck reagierende und mit einem Klick ein Feedback gebende Tipptechnik ein. 

Beim Tonarm setzt Technics wie bei den MK7- und GR2-Laufwerken auf Aluminium, zum Vergleich beim SL-1200G ist er aus kaltgezogenem Magnesium. Der höhenverstellbare Sockel nebst Arretierung wie auch das einstellbare Anti-Skating von 0 bis 3 vervollständigen die Tonarmbasis. Der Lift zum soften Absenken und Anheben des Tonarms darf natürlich auch nicht fehlen. 

Gegenüber den SL-1200er-Modellen wirkt die Oberfläche deutlich aufgeräumter und damit cleaner, denn neben dem platzraubenden Schieberegler fehlt auch das Target-Licht, worauf man durchaus verzichten kann. Aber an die Parkmulde für den Single-Puk in der oberen linken Ecke hätte man durchaus denken können. 

Die Anschlüsse des Technics SL-1300G  

An der Rückseite befinden sich neben den beiden Halterungen für die beigelegte Schutzabdeckung, die an der Unterseite versteckten RCA-Anschlüsse und die Erdungsschraube und die in der Mulde eingelassene Buchse für das Kaltgerätekabel. Auf einen Phono-Entzerrer plus Schalter wie beim SL-1500C, um den Plattenspieler auch an einen Line-Eingang anschließen zu können, verzichtet Technics, ebenso auf die automatische Endabschaltung.

Zum Lieferumfang des SL-1300G gehören neben dem Laufwerk, die Plattenteller-Schutzplatte, Gummi-Auflage, Staubschutzhaube, ein EP-Plattenadapter, ein Gegen- und Zusatzgewicht, ein Headshell, Überhanglehre, Schraubensatz für Tonabnehmer, Cinch-Kabel, Phono-Erdungskabel, Netzkabel, Schraubensatz für den Plattenteller und Bedienungsanleitung.

Zweischichtiger eisenkernloser Direktantrieb

Wie bereits erwähnt, kommt der SL-1300G in den Genuss des zweischichtigen eisenkernlosen Motors, der aus einem Zwillingsrotor, also zwei beweglichen Permanent-Magneten und dem Stator, der zwischen den beiden Rotoren fest eingebettet ist, besteht. Dieses erstmalig beim SL-12000G vorgestellte Bauprinzip reduziert die Lagerbelastung bei einem hohen Drehmoment, minimiert Vibrationen während des Drehens und wurde für den SL-1300G sogar noch verbessert. 

Für eine stärkere Steifigkeit übernahm Technics die Stator-Platinenverstärkung von der Referenzklasse SL-1000R/SP-10R. Dadurch läuft der Plattenteller besonders ruhig und gleichmäßig. Da der Plattenteller deutlich schwerer als bei den anderen Modellen ist, trimmt Technics den Motor auf ein einstellbares Drehmoment von bis zu 3,3 kg/cm.

Delta Sigma Drive für noch besseren Klang 

Das bereits beim SL-1200/1210GR2 vorgestellte Delta Sigma Drive gönnt Technics auch dem vorliegenden SL1300G. Die Motorsteuerung arbeitet dabei mit dem Pulsweitenmodulationsverfahren, das kleinere Ungenauigkeiten der Drehzahl, rotationsbedingte Schwingungen, Vibrationen auf der Oberfläche des Plattentellers und Fehler in den Antriebssignalen für verzerrungsarme Antriebssignale reduziert. Zudem treten weniger winzige Vibrationen durch gegenphasige Komponenten in den Audiosignalen auf, wodurch das Klangbild laut Technics klarer und räumlicher wirkt. 

Technik-Nerds wird auch das Zusammenspiel des mit einer Schaltfrequenz von über 100 kHz schnellen, besonders rauscharmen Schaltnetzteil mit dem Rauschreduktionsschaltkreis, der vom Referenz-Plattenspieler SL-1000R kommt, begeistern, wodurch ein eingespeister gegenphasiger Strom niederfrequentes Rauschen deutlich minimiert wird. 

Technics SL-1300G Plattenspieler im Praxischeck

Wie bei jedem Plattenspieler gilt es zunächst den SL-1300G vorzubereiten, was allerdings bei diesem Schmuckstück etwas länger dauert. Bereits das Anschließen der Kabel ist etwas frickelig, weil sich die Cinch-Buchsen unter dem Chassis befinden. Dazu gibt es mit Technics eine kleine Bastelstunde, wo der Einlageboden des Kartons gefaltet werden muss, damit er als Ablage dient, um den Plattenspieler schräg im Karton abzustellen, ohne zu kippen. 

In dieser Position klappt das Anstecken sehr gut. Auch der massive Plattenteller verlangt nach dem Einlassen in den Dorn und den drei Ösen zusätzliches Verschrauben mit dem Chassis. Ist alles montiert, wird er am Spielplatz eingerichtet und mit dem Phono-Eingang des Receivers, Vollverstärkers oder Mischpults verbunden. Als Tonabnehmer montiere ich ein Ortofon Concorde Elite an den Tonarm, das Auflagegewicht justiere ich auf 3 Gramm, das Anti-Skating ebenfalls auf 3. 

Fotostrecke: 7 Bilder Zum Anschließen der Kabel bereit

Das Drehmoment und der Gleichlauf

Mit dem Drücken der Starttaste läuft der Plattenteller wirklich sehr zügig an. In 0,7 Sekunden schafft er aus dem Stillstand seine Nenngeschwindigkeit. Das ist der gleiche Wert des SL-1200/1210MK7- und GR2-Modells. Aufgrund des deutlich schwereren Plattentellers benötigt er mehr Drehmoment, um in Fahrt zu kommen. Wer es mit weniger Schmackes mag, der kann die Stärke auch an der Unterseite des Plattentellers in drei Stufen per Taster, die mit einen schmalen Schraubendreher gedrückt werden, einstellen. 

Die Gleichlaufschwankung ist schon seit Jahren wie in Stein gemeißelt und liegt bei 0,025 Prozent. Aufgrund der fehlenden Stroboskoplampe und der entsprechenden Spiegel lässt sich der Gleichlauf nicht mit bloßem Auge bewerten, aber ein optionales Stroboskop bescheinigt den ausgesprochen ruhigen Gleichlauf. 

Video 1 – So wird das Drehmoment eingestellt

Video 2 – Der sehr ruhige Gleichlauf des SL-1300G

Technics SL-1300G – der Klang

Beim Test des SL-1200GR2 dachte ich mir bisher, in dieser Preisklasse ist wohl damit die Benchmark erreicht. Aber der SL-1300G lehrt mich eines Besseren, denn er performt tatsächlich noch besser und ist für Höheres bestimmt. Schließlich würde sich bei ihm auch die Investition in einen hochwertigen Tonabnehmer lohnen, um seine Kompetenz voll auszureizen. Natürlich kann ich auch einen preiswerteren Plattenspieler mit einem Tonabnehmer der hohen Preisklasse bestücken, aber qualitativ bleibt etwas auf der Strecke. 

Im Test nimmt es der Hi-Fi-Plattenspieler mit sämtlichen Musikstilen auf, um sie sehr natürlich und detailliert wiederzugeben. Von Vibrationen und sonstigen Störgeräuschen keine Spur. Auch von der räumlichen Abbildung spielt der SL-1300G in seiner Liga an vorderster Front. Mit dem passenden Tonabnehmer kommen die Instrumente wie in einem Konzertsaal zur Geltung.  

Audio Samples
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So spielt der SL-1300G mit dem Ortofon Concorde Elite Das Grundrauschen bei voller Lautstärke

Bis vor kurzem galt für mich der SL-1200/1210GR2 als das Ass eines audiophilen direktangetriebenen HiFi-Plattenspielers, aber der SL-1300G hat die Karten neu gemischt. Er bringt die besten Features des SL-1200/1210GR2 und SL-1200G auf einen Nenner und verzichtet auf Pitch-Control und Stroboskop, die ich zum audiophilen Hören eh nicht brauche. Natürlich sind knapp 3000,00 Euro kein Pappenstiel, aber wer langfristig in einen Plattenspieler investieren möchte, dem der SL-1200G noch zu teuer ist und beim Tonabnehmer häufiger in ein Upgrade investiert, der ist mit dem SL-1300G sehr gut aufgestellt.   

Technics SL-1300G – mögliche Alternativen

Außerhalb des Technics-Universums spielt der SL-1300G in seiner eigenen Liga. Wer aber mehr Wert auf andere Ausstattungsmerkmale legt, der könnte vielleicht unter diesen Modellen seinen Plattenspieler finden:

 Technics SL-1300G Pro-Ject Debut RecordMaster II Thorens TD 1601 TP 160 blackReloop Turn 7 
AntriebDirekt (zweischichtig)RiemenRiemenRiemen
Vormontierter Tonabnehmerneinjanein ja
Phono-Pre-Ampneinjaneinja
Pitch Controlneinneinneinnein
Weitere BesonderheitenDelta Sigma DriveDreilagiger PlattentellerHochpräzise Feinwuchtung A/D Wandler 16bit Delta Sigma mit bis zu 48kHzUSB-AusgangAufwendige Zargenkonstruktion und MotorsteuerungAutomatische EndabschaltungUSB-Schnittstelle für AufnahmeBeleuchteter Acryl-Plattenteller
Preis2999,00 Euro298,00 Euro3998,00 Euro849,00 Euro
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Fazit zum Technics SL-1300G Test

Mit dem SL-1300G trifft Technics meines Erachtens voll ins Schwarze, denn er schließt die Lücke zwischen dem günstigeren SL-1200/1210GR2- und dem deutlich teureren SL-1200/1210G-Modell. Dabei erbt der High-End HiFi-Plattenspieler vom großen Bruder den hochpräzise gewuchteten, dreilagigen Plattenteller und den Direktantrieb mit Zwillingsrotor, der sogar nochmals verbessert wurde. 

Vom GR2-Turntable stammen der Delta Sigma Drive und das mehrstufige, rauscharme Netzteil, um sämtlichen Vibrationen und Störgeräuschen, die den Klang verunreinigen könnten, den Garaus zu machen. Das herkömmliche zweischichtige Chassis aus BMC (Bulk Moulding Compound) und Aluminium-Druckguss besitzt zusätzliche Verstärkungsrippen zwischen Motor und Tonarm für eine verbesserte Steifigkeit und Schwingungsdämpfung. Der bewährte Aluminium-Tonarm samt höhenverstellbarer Basis ist baugleich zum GR2-Modell. 

Da der SL-1300G als reines Abspiellaufwerk konzipiert ist, bedarf es keines Pitch-Controls oder Stroboskops samt auffallender Spiegel am Plattenteller und Target-Lights. Das steht ihm! Denn dadurch wirkt der hochwertige Plattenspieler optisch aufgeräumt und sehr edel, egal, ob in Silber oder Schwarz. Dieses selbstbewusste Auftreten in Kombination mit seinem Können katapultieren ihn in die Liste der Kaufempfehlungen.

Features Technics SL-1300G

  • kernloser Direktantriebsmotor mit Zwillingsrotor für stabiles Drehverhalten
  • Delta Sigma-Drive zur Unterdrückung von Motorvibrationen für ein ruhigeres und präziseres Drehverhalten
  • geräuscharme Niederspannungs-Leistungsschaltung und Schaltnetzteil
  • hochpräzise gewuchteter, dreischichtiger Plattenteller mit hoher Stabilität und Vibrationsdämpfung
  • Aluminium-Tonarm mit höhenverstellbarer Basis
  • Zweischichtiges schockabsorbierendes Chassis mit Verstärkungsrippen und hochdämpfenden Silikon-Isolatoren
  • Abmessungen (L x T x H): 173 x 453 x 372 mm
  • Gewicht Plattenspieler: 13,00 kg
  • Gewicht Plattenteller mit Gummi-Auflage: 3,6 kg
  • Drehmoment: 3,3 kg/cm
  • Lieferumfang: Plattenteller mit Plastikschutz, Gummi-Auflage, Plattentellerabdeckung, Staubschutz, EP-Schallplattenadapter, Ausgleichsgewicht, Zusatzgewicht, Abstandshalter für Tonabnehmer, Headshell, Überhanglehre, Schraubensatz für Tonabnehmer und Plattenteller, PHONO-Kabel, PHONO-Erdungskabel, Kaltgeräte-Netzkabel, Benutzerhandbuch
  • Preis: 2999,- Euro

Technics – Website des Herstellers

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