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Sound Radix Auto-Align Post 2 Test

Sound Radix ist ein Softwarehersteller für äußerst pragmatische Tools, die das Leben von Sound-Engineers auf der ganzen Welt einfacher machen. Angefangen hat alles mit Auto-Align „ohne Zusatz“ und das auch mehr aus dem eigenen Bedürfnis heraus, Sinnvolles von Producer zu Producer zu kreieren, statt eine dicke Firma zu gründen. 

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Trotzdem, oder vielleicht genau deswegen, hat das Team für Auto-Align Post 2020 den Engineering Emmy Award gewonnen – und 2022 schauen wir uns nun Version 2 an.

Details

Es war einmal

Das Problem ist so alt, wie es Mikrofone und Lautsprecher gibt: Laufzeitdifferenzen und Phasenverschiebungen. Mühselig haben Tontechniker früher Mikrofonabstände mit dem Maßband abgemessen und sich allerlei tolle Aufbauten überlegt, damit bei der anschließenden Mischung verschiedener Mikrofonpositionen möglichst wenig Kammfiltereffekte oder gar Auslöschungen auftreten. 

Manch ein Purist macht noch heute eine Wissenschaft draus, und verkehrt ist das auch weiterhin nicht. Aber, es gilt wie so oft: Time is Money – und vor allem letzteres wird im Musikbereich immer knapper. Deswegen, long Story short: Auto-Align erkennt Laufzeitdifferenzen und Phasenverschiebungen zwischen mehreren Signalen und gleicht diese automatisch aus; auf einen Klick sozusagen.

Das „normale“ Auto-Align wird schon seit gut zehn Jahren genutzt, aus professionellen Schlagzeugaufnahme ist es kaum mehr wegzudenken – so präzise kann nämlich selbst der größte Pedant keine Mikroständer schieben. Im Studio kommt es vorrangig zu statischen Verschiebungen, sprich der Versatz ist über die Zeit immer gleich – es sei denn, der Drummer hämmert gern aufs Mikro oder trommelt so wild, dass die ganze Chose wackelt und schwimmt.

Und Action!

Komplizierter wird es bei Filmproduktionen oder besser gesagt: dem dazugehörigen Location-Sound – und in Hollywood ist Time bekanntlich noch mehr Money. Ton wird beim Film verschiedenartig eingefangen: Hauptsächlich durch „Booms“ bzw. sogenannten Ton-Angeln, die man bei schlechten Dokus oder Real-Life-Trash gern auch mal „aus Versehen“ im Bild hängen sieht. 

Eine Ton-Angel im Einsatz. (Credits:Shutterstock / guruXOX)
Eine Ton-Angel im Einsatz. (Credits:Shutterstock / guruXOX)

Der Boom Operator zielt mit einem stark-gerichteten Mikro auf den jeweiligen Sprecher, und das meist von oben. Hin und wieder gibt es auch fest positionierte Mikrofone – es ist aber eher die Ausnahme. Je nach Blickwinkel und Agilität des Operators könnte man diesen durchaus auch als statisch betrachten, zumal in teureren Produktionen meist mehr als ein Boom Operator auf der Gehaltsliste steht. 

Häufiger ist tatsächlich die pragmatische Ergänzung um Lavalier-Mics bzw. Ansteckmikrofone, die sich dann entsprechend mit dem Schauspieler mitbewegen. Allein dadurch ergeben sich permanente Distanzänderungen zu den anderen “statischen” Mikros. Ergo: Es treten komplexeste Laufzeitunterschiede bzw. Phasenprobleme auf – wenn man sie denn mischen würde. Weil das kaum jemand macht, entscheidet man sich später meist nur für eines der Mikrofone – oder man akzeptiert einfach die einhergehenden Probleme, falls die Post Pro kaum Geld, wenig Zeit oder einfach keinen Bock auf zeitintensives manuelles Schnippeln hat. 

Aber halt! Das muss nicht sein!

Und damit schließ sich der Kreis: Auto-Align ist für Instrumente optimiert und behebt statische Probleme. Auto-Align Post hingegen ist für die Post-Produktion, speziell für Dialoge und vor allem für dynamische Problembehebungen gedacht, weil sich die Mikrofone hier eben alle bewegen und Abstände untereinander sich ständig verändern. Theoretisch kann Auto-Align Post das normale Auto-Align ersetzen. Praktisch gibt es aber doch kleine, feine Unterschiede im Algorithmus – aber so tief unter die Haube wollte der Hersteller sich dann doch nicht schauen lassen.

Apropos Algorithmus

Auto-Align Post 2 korrigiert nun bis zu +/ 100 Millisekunden Laufzeitdifferenz, was einer Distanz von rund 34 Metern entspricht. Das wird durch Multi-Band-Phasenrotation möglich, die im Dynamic Mode auch bewegliche Objekte wie Darsteller und Mikrofone kompensieren kann. Falls die Mic-Placements statisch sind, gibt es ferner auch einen traditionelleren und expliziten Static-Mode. 

Fotostrecke: 2 Bilder Auto Align Post als AudioSuite in Pro Tools …

Weiterhin werden eventuelle Phaseneffekte von eingesetzten Filtern in den Mikrofonen bzw. deren Verstärkern eliminiert. Außerdem werden durch den Doppler-Effekt bedingte Tonhöhenänderungen herausgerechnet. Und all das wird auch noch schick visualisiert.

ARA und AudioSuite

Das ganze Prozedere funktioniert mit Multichannel-Support, wobei es je nach DAW zu kleineren Abweichungen im Handling kommen kann. Auto-Align Post arbeitet mit der Audiosuite Schnittstelle in Pro Tools sowie mit ARA2 in Cubase, Reaper und natürlich auch Studio One. Logic X Pro wird derzeit noch nicht unterstützt, soll aber ebenfalls bald folgen – ist sicherlich ohnehin nicht die erste Wahl für die Post-Pro-Profis.

In der Praxis ergeben sich kaum Unterschiede zwischen den beiden Schnittstellen, trotzdem ist die ARA Integration etwas mehr „Future-Shit“, weil Visualisierungen im Prinzip sofort zur Verfügung stehen und man außerdem schneller ein „Vorher/Nachher“ abspielen kann. Die tatsächliche Arbeit beschränkt sich auf: das Auswählen aller Spuren, die korrigiert werden sollen, das Festlegen der Referenzspur, einen Click – und fertig. Je nach Größe der Spuren und ihrer Anzahl kann das Rendering natürlich auch mal länger dauern – in der Regel macht man das aber auch nur einmal am Anfang und damit gut.

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Praxis

Easy Easy

Für meinen Test von Auto-Align Post 2 habe ich das Ganze einmal in Cubase 11 Pro und in Pro Tools 2021 6.0 ausprobiert – auch Reaper hab ich heruntergeladen. Beim Download ist es bei Letzterem aber auch geblieben, weil es beim Scannen meiner anderen Plugins zu oft crashte. 

Insofern kann ich berichten, dass es in Pro Tools bzw. der AudioSuite-Variante ein paar mehr Details mehr zu beachten gibt, die Ergebnisse sind aber gleich. So muss man die Referenz etwa über die Sidechain-Spur auswählen und das Clip- und Playlistenverhalten definieren. In Cubase bzw. mit ARA2 klickt man indes nur einmal auf Set-Referenz – und das war‘s. Der Sachverhalt wird beim ARA-Erfinder Studio One grundsätzlich wahrscheinlich nicht anders sein.

Drei Spuren gilt es auf Linie zu bringen, als Referenz wähle ich das sich bewegende Körpermikro über den AudioSuite Sidechain. Das gilt allerdings nur für Pro Tools!
Drei Spuren gilt es auf Linie zu bringen, als Referenz wähle ich das sich bewegende Körpermikro über den AudioSuite Sidechain. Das gilt allerdings nur für Pro Tools!

Zu beachten gilt für Einsteiger, dass man den Prozess nicht wie ein „normales VST“ in der DAW auswählt. Der Rest zeigt sich unaufgeregt und gestaltet sich, wie zu erwarten, simpel in der Nutzung. In der Praxis wird man überwiegend destruktiv arbeiten und muss sich deshalb seine eigenen Workflows bzw. Backup-Strategien zurechtlegen, seien es nun Freezes, Bounces oder eben Playlist wie in Pro Tools – die braucht man allein, um mit anderen besser zusammenarbeiten zu können und zu archivieren.

Fotostrecke: 2 Bilder Hier wähle ich die AudioSuite in Pro Tools aus …

Nun liegt mein letzter Film, an dem ich mal geschnippelt hab, sehr lange zurück. Ich hab mir deshalb ein kleines Testszenario aus zwei statischen Mics am Anfang und am Ende meines Studios gebastelt und bin mit einem weiteren Mic in der Hand dazwischen herumgelaufen um entsprechende Probleme zu provozieren.

Audio Samples
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Ohne Korrektur Korrektur mit Cubase/ARA Korrektur mit Pro Tools/AudioSuite

Das Ergebnis meiner Vorher-Nachher-Show mag für das ungeübte Ohr marginal ausfallen, man sollte aber nicht vergessen, dass meine Distanzen und die Anzahl der Quellen äußerst gering ausfielen. Trotzdem war ich begeistert, wie stark das schlimme Phasing fast schon an einen Flanger-Effekt erinnerte (Sekunde -14), und dass der nach der Anwendung von Auto-Align Post 2 komplett verschwunden war. Auch der übermäßig ausgeprägte Raumeindruck wurde minimiert. Ganz allgemein kann man sagen: Die Verständlichkeit meines Monologes wurde deutlich erhöht. Sollte es mir die Corona-Isolation erlauben, werde ich das nochmal mit einem Dialog wiederholen.

In meinem Beispiel hört ihr übrigens den selben Ablauf zweimal – mit dem Unterschied, dass ich im ersten Durchlauf überhaupt nichts weiter korrigiert habe und die beiden statischen Mics dann erst beim zweiten Anlauf über einen simplen Fade so angepasst habe, dass die Pegeldifferenzen durch die Abstandsveränderungen verschwunden waren.

Hier seht ihr die unbearbeiteten Files am Anfang, danach seht ihr das Gleiche – mit meinen Fades für den "Entfernungsausgleich".
Hier seht ihr die unbearbeiteten Files am Anfang, danach seht ihr das Gleiche – mit meinen Fades für den “Entfernungsausgleich”.

Es stellt sich natürlich die Frage, ob man das “kleine” Auto-Align noch braucht, wenn man Auto-Align Post 2 hat – und umgedreht. Wahrscheinlich nicht, allerdings ist die Post Variante deutlich teurer und spielt ihren Vorteil nur bei sich bewegenden Mics aus, außerdem ist der Algorithmus auf Sprache optimiert. Bei Drums sollte man keine Unterschiede hören, bei Gitarren können sich Unterschiede ergeben – relevant ist das aber sicherlich nicht.

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Fazit

Sound Radix Auto-Align Post 2 tut genau das, was man erwartet – und das mit nur einem Klick und auch noch verdammt zuverlässig. Phasenprobleme und Laufzeitdifferenzen, insbesondere bedingt durch dynamische Positionsabweichungen, werden konsequent beseitigt und ein Location-Sound, der früher keine Verwendung im finalen Mix gefunden hätte, hervorragend verwendbar. Hinsichtlich des Preises werden Laien vielleicht zucken, allerdings steckt hinter dem Produkt ein nicht zu unterschätzender Entwicklungsaufwand sowie eine relativ kleine Zielgruppe im Vergleich zur tausendsten Neve-Vintage-Kopie – die massive Zeit- und Arbeitsersparnis in der Anwendung dürfte sich bei den Profis in der Praxis aber extrem schnell amortisiert haben: fünf Sterne.

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Features

  • Korrigiert Verzögerungen von ±100 ms oder Entfernungen von bis zu 34 m
  • Einfach zu bedienen – keine manuellen Anpassungen erforderlich
  • Multiband-Phasenrotation zur Korrektur von Phasenverschiebungen zwischen Mikrofonen
  • Dynamic Mode ermöglicht eine kontinuierliche Phasen-/Zeitkorrektur für sich bewegende Schauspieler, Mikrofone oder Kameras
  • Static Mode ermöglicht eine feste Phasen-/Zeitkorrektur für stationäre Mikrofone
  • Mehrkanalunterstützung
  • Multi-Threading-Optimierung für verkürzte Verarbeitungszeiten

Preis

  • Euro: 353,- (Straßenpreis am 12.2.2022)
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Automatische Phasen- und Laufzeitkorrektur von Mehrkanalaufnahmen
  • Dynamic Mode für sich bewegende Quellen und Senken
  • ARA2 und AudioSuite-Schnittstellen
Contra
  • noch kein Logic X Pro Support
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Sound Radix Auto-Align Post 2 Test
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