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Shure SHA900 Portable Listening Amplifier Test

Ein mobiler Kopfhörerverstärker wie der Shure SHA900, von dem dieser Testbericht handelt, ist kein Nischengerät mehr, sondern wird immer verbreiteter.

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Nicht nur, dass immer mehr Menschen auf hochwertigen Sound auf bzw. in den Ohren Wert legen (was sich am Absatz geschlossener Hörer und In-Ears erkennen lässt), auch Producing findet immer häufiger mobil statt. Klar, bedenkt man, was heutzutage nicht nur mit Laptops möglich ist, sondern auch mit Tablet-PCs/iPads, ja sogar Smartphones.
Und ob man nun im Flugzeug oder Zug Beats bastelt, im Hotelzimmer Vocals schneidet oder mit einer Thermoskanne und Decke bewaffnet unbefugter Weise im Wald auf dem Jägerhochsitz Streicherarrangements vornimmt – Musikmachen und Produzieren ist heute mobiler denn je. Shure haben die Zeichen der Zeit natürlich erkannt und liefern mit dem SHA900 eine portable, leistungsfähige DAC-/Headphone-Amplifier-Kombination, die viel verspricht. Das Review zeigt, was dahintersteckt.

Details

Shure SHA900: Keine halben Sachen

Bei Shure scheint man sich zu sagen „Die Sachen kosten so viel, wie sie eben kosten“. Ein Shure SM58 beispielsweise ist preiswert, weil das Produkt ausentwickelt und schon ewig in der Gewinnspanne ist, in Großserie produziert wird, keine Mengen an superteuren Materialien benötigt, nicht allzu kompliziert zu fertigen ist und keinen irrsinnig hohen Ausschuss in der Qualitätssicherung generiert. Die Bändchen KSM 313 und 353 hingegen sind kein Schnäppchen. Und auch die kleine Büchse SHA900 ruft einen Preis auf, bei dem so mancher die Augen aufreißt. Dafür hat der DAC-/HP-Amp auch einiges an Bord. Zunächst einmal liefert der SHA900 eine Digital-Analog-Konvertierung, die nicht nur mit 44,1 oder 48 kHz arbeitet, sondern auch mit 96 kHz. Angeschlossen wird über USB-Micro-B, eine ganze Armada Adapterkabel liegt dem SHA900 bei. Sehr schön: Die kleine Shure-Kiste kann auch per Line-In betrieben werden, der Switch dafür befindet sich auf der Bodenseite neben der USB-Buchse.  

Edel – und ganz schön "pricey": Der DAC-/HP-Amp von Shure
Edel – und ganz schön “pricey”: Der DAC-/HP-Amp von Shure

Viele Bedienelemente gibt es nicht

Der genannte Line-In ist als 3,5mm-Stereoklinke ausgeführt, das gleiche Format besitzt auch die benachbarte Kopfhörerbuchse, die mit einem dicken Konterring am Metallgehäuse fixiert ist. Das schreibe ich ganz bewusst auf, da ein Wackelkontakt in der Buchse den wohl häufigsten Defekt bei derartigen Geräten darstellt. Weitere Bedienelemente gibt es nicht sonderlich viele. Das große Drehrad lässt sich aus vielen Positionen heraus sicher bedienen. Neben der Verstärkung des Kopfhörersignals können damit Dateneingaben gemacht werden, die auf dem farbigen OLED-Display visualisiert werden. Zu diesem Zweck verfügt er über Push-Funktionalität mit klarem, eindeutigem Druckpunkt, was im Regelfall „Enter“ bewirkt. Der Power-Schalter fungiert natürlich als solcher, besitzt darüber hinaus aber auch noch eine „Exit“-Funktion, um in der Menüstruktur nach oben zu wandern – ein Schiebeschalter darunter sperrt die Bedienelemente. Neben dem Bildschirm gibt lediglich eine kleine kopfseitige LED optisches Feedback – aber nur rudimentär: Hier wird bloß mit Rot und Grün die Akku-Aktivität gezeigt, wie man es etwa von Power-Banks und anderen aufladbaren Geräten kennt.  

Fotostrecke: 3 Bilder Auf der Kopfseite finden sich zwei Buchsen und eine LED. Das Rad kann auch seitlich bedient werden.

Vierbandiger Equalizer im SHA900

Das Display ist zwar nicht riesig, leuchtet aber hell, ist scharf, farbig und fein genug aufgelöst, um die typischen Aufgaben zu erledigen – und das ist beim Shure SHA900 mehr als nur Signale zum Kopfhörer zu pumpen: Ein kleiner DSP erlaubt es, einen vierbandigen EQ einzusetzen, dessen Settings auch gespeichert werden können. Die Außenbänder des Equalizers sind in Kuhschwanzcharakteristik ausgeführt, deren Gain und Eckfrequenz verändert werden können. Dazu gesellen sich zwei vollparametrische EQ-Bänder, bei welchen also Gain, Centerfrequenz und der Q-Faktor (beziehungsweise die Bandbreite) geregelt werden können. Auf analoger Ebene hingegen arbeitet ein zuschaltbarer Limiter.  

Mit Headphones hochwertig unterwegs

Lieferumfang: massiv!
Lieferumfang: massiv!

Verchromtes Aluminiumgehäuse

Shure bauen die Elektronik in ein Aluminiumgehäuse, das hochwertig und fehlerlos verchromt ist. Das gesamte Gerät bringt 182 Gramm auf die Waage und ist mit 11,1 Zentimetern nicht sehr lang und mit 5,5 Zentimetern nicht über die Maßen breit, doch durch die Dicke von 21 Millimetern insgesamt durchaus klobig im Vergleich zu einem Smartphone. An genau dieses lässt sich der Shure SHA900 jedoch fixieren. Dazu sind Gummibänder mitgeliefert und auf der Rückseite Gummischoner angebracht. Der verbaute Akku ist ein Lithium-Ionen-Akkumulator und soll laut Handbuch maximal 20 Stunden Betrieb ermöglichen.

Mac OS, Windows, iOS und Android

Die USB-Schnittstelle zeigt sich sehr kontaktfreudig, neben Windows-Systemen (7, 8.1 und XP9) werden auch Apple-Maschinen ab Mac OS 10.4 unterstützt. Auch iOS und viele Android-Systeme ermöglichen den Betrieb des SHA900. Voraussetzung bei letzteren Betriebssystemen ist der Support von USB Audio Class 2.0 und Micro-B OTG. Shure nennt Daten für seine DAC-/HP-Kombi, darunter den Pegelfrequenzgang: 10 Hz bis 50 kHz sind im Manual zu lesen, allerdings ohne die Angabe von Abfallwerten, wodurch diese Aussage recht nichtssagend wird. Der Signal-Rauschspannungsabstand beträgt 107 dB nach A-Bewertung des Rauschens, die typische Verzerrung eines 1 kHz-Tons wird mit 0,05% THD+N angegeben.  

Die Kiste kommt mit allen wichtigen Zuspielern klar.
Die Kiste kommt mit allen wichtigen Zuspielern klar.
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Praxis

Hi-Res, aber nicht „Ganz-Hi-Res“

Hochauflösender Audiogenuss und Mobilität: Dies sind keine Gegensätze, wenn auch nicht zwei Sachen, die sich besonders leicht miteinander kombinieren ließen. Shure zeigt mit dem SHA900 aber, wie das gelingen kann. Und wer bislang glaubt, dass es sich dabei um eine Randerscheinung handelt, der würde staunen, wenn er den Markt in Japan kennen würde, wo eine hohe Zahl Reisender die Zeit zum hochwertigen Musikgenuss nutzt. Dazu benötigt man neben wirklich guten geschlossenen Kopfhörern oder In-Ears eben auch einen entsprechenden Verstärker. Zwar sind auch Hi-Res-Player wie Astell & Kern oder FiiO erhältlich, doch für uns Musikschaffende ist die Flexibilität wichtig, digital wie analog verschiedene Quellen nutzen zu können. Auf Zahlen alleine sollte man nicht allzu viel geben, wie sicher die meisten wissen, doch kann eine D/A-Wandlung mit maximal 96 kHz durchaus als Restriktion verstanden werden. Mein kleiner ifi nano DSD spielt bis PCM/DXD 384 kHz und sogar Vierfach-DSD (DSD256, also mit 12,4 MHz).  

Andere können (zahlenmäßig) etwas mehr, aber das muss den SHA900 eigentlich nicht kratzen.
Andere können (zahlenmäßig) etwas mehr, aber das muss den SHA900 eigentlich nicht kratzen.

Keine andere Klasse als interne Lösungen – eine andere Welt!

Natürlich: Einen mobilen D/A-Wandler mit Kopfhörer-Verstärker für einen durchaus stolzen Preis wird man nicht anschaffen, um ein wenig mehr Akkulaufzeit zu haben als mit dem Smartphone oder Tablet (wenngleich diese beim SHA900 durchaus ein hervorragendes Pro-Argument ist, denn die Laufzeit ist in den Daten keineswegs übertrieben). Es geht natürlich um den Klang der Wandlung und die Qualität der Verstärkung. Beides habe ich in Kombination getestet und auch unter Umgehung des integrierten D/A-Wandlers gearbeitet. Zwei sehr hochwertigen Wandlersystemen gegenüber musste sich der eingebaute DAC geschlagen geben, nämlich dem Lavry DA11 sowie dem Merging Technologies HAPI. Diese beiden waren es auch, die in Sachen Kopfhörerverstärkung die Nase vorn hatten. Allerdings sind sie deutlich teurer als der Shure SHA900 – und alles andere als mobil. Nutzt man den Shure-Amp, macht dieser sofort deutlich, dass er nicht in einer anderen Klasse, sondern in einer anderen Welt spielt als die ganzen eingebauten Lösungen von Smartphones und Tablets. Sowohl Apples iPhone 5S, das iPad mini 2, diverse Samsung-Smartphones, Mac Book Airs und sogar stationäre (Focusrite Scarlett 6i6 USB) wie mobile (Centrance MicPort Pro) können bezüglich eigentlich aller wesentlicher Parameter nicht mit dem Shure SHA900 mithalten. Bässe sind tief, trocken und immer schnell und konkret. Das trifft auch auf die Mitten und Präsenzen zu, die selbst bei hohen Pegeln nicht zum Kratzen neigen. Und natürlich sind die Höhen mitsamt dem Airband absolut ausgewogen und herrlich detailliert. Die Beurteilung von Raumrückwürfen, Obertonstrukturen, Unterschieden verschiedener Mikrofontypen oder Sättigungsgrade durch die Audiobearbeitung, das Erkennen von Fehlern wie Edit-Knacksern – all das lässt sich mit dem SHA900 um Größenordnungen besser erkennen als mit Bordmitteln. Das gilt uneingeschränkt auch für die Räumlichkeit, die (natürlich besonders mit offenen Headphones) gut zu beurteilen ist. Die Höhen- und feine Raumdarstellung ist nicht zuletzt auf die hervorragende Dynamik zurückzuführen, die auch steilste Transienten recht problemlos einfach durchzureichen scheint. Ja: Die kleine Silberkiste macht Spaß! Allerdings muss ich auch dazu sagen, dass beispielsweise der ifi in vielen der Disziplinen durchaus nah an den SHA herankommt. Er hat eine etwas andere funktionelle Ausrichtung, aber kostet ganz deutlich weniger.

Gute Kopfhörer profitieren besonders stark vom SHA900

Mit ordentlichen Kopfhörern macht sich der Unterschied von „handelsüblichen“ DACs/HP-Amps zum SHA900 deutlich bemerkbar. So war es etwa mit dem Beyerdynamic DT150, Koss Porta Pro, den Soundmagic E50C und auch Apples Earbuds aus dem Lieferumfang des iPhone 5S. Richtig spannend wird es aber, wenn man teurere Systeme bemüht. So konnten die Audio-Technica ATH-R70x ihre vollen Fähigkeiten ausspielen, auch die Audeze iSine20 hatten die Wiedergabekette, die nicht nur angemessen, sondern auch notwendig erscheint. Wirklich sehr gut ist, dass auch hochohmige Studiokopfhörer wie der AKG D-240DF problemlos hohe Pegel liefern konnten – sonst an schwachen Amps ein ausgesprochenes Problemkind.

EQ: Wenn man denn muss

Auch ohne Frequenzgangveränderung spielt sder SHA900 hervorragend. Einen eher schwachen Kopfhörer mit einem konstanten Equalizer zu verändern, mag hier und da zwar sinnvoll erscheinen, bei einem DAC/Pre für knapp 1000 Euro sollte man aber über die eigene Kaufstrategie nachdenken und besser erst einmal einen vernünftigen Kopfhörer kaufen. Zur Musikproduktion weniger, zum Musikhören jedoch durchaus sinnvoll kann es sein, die Wiedergabekurve an die persönlichen Bedürfnisse anzupassen. Und ja, manchmal merkt man, dass man doch ein wenig mehr Biss in den Präsenzen oder einen etwas geringeren Bassdruck auf den Ohren vertragen könnte. Der eingebaute Equalizer geht bei geringen Pegeländerungen sehr sorgsam zur Sache.

Falls er wirklich nötig ist, leistet der EQ gute Dienste.
Falls er wirklich nötig ist, leistet der EQ gute Dienste.

Kleine Einschränkungen bei der Bedienbarkeit

Die Bedienbarkeit ist prinzipiell sehr gut, im „Huckepackbetrieb“, also an die Rückseite eines Smartphones geklebt, benötigt man zur Einhandbedienung schon enorm lange Finger. Kleines Manko außerdem: Durch die Doppelbelegung des Datenkranzes mit Push-Funktionalität ist es mir des Öfteren passiert, dass ich im Menü irgendwelche Werte verändert habe und dann durch einen deutlich lauteren Part überrascht wurde, den ich nicht sofort mit dem Rad herunterregeln konnte. Ich finde, dass Wiedergabepegel immer im Direktzugriff regelbar sein sollte.

Der SHA900 steck meist verkehrt herum in der Tasche? Kein Problem: Die Anzeige lässt sich um 180° drehen!
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Fazit

Ein wirklich hervorragend klingender D/A-Wandler, ein grandioser Kopfhörerverstärker mit ordentlich Leistung und Detailliertheit, ein ausdauernder Akku und eine einfache, klare Bedienung – das ist durchaus ein Erfolgsrezept. Shure liefert ein wirklich sehr gutes Gerät. Was jedoch für Verstimmung sorgen kann, ist der wirklich hohe Preis. Kein Witz: Hätte ich ihn raten müssen, hätte ich auf genau die Hälfte getippt!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Klangqualität Kopfhörerverstärker
  • Klangqualität D/A-Wandlung
  • hohe Akkukapazität
  • treibt auch hochohmige Kopfhörer kraftvoll an
  • einfaches User-Interface
  • viel Zubehör
  • sehr hohe Fertigungsqualität
Contra
  • hoher Preis
  • keine höheren Samplerates als 96 kHz oder DSD
Artikelbild
Shure SHA900 Portable Listening Amplifier Test
Für 998,00€ bei
Shure_SHA900_1
Features und Spezifikationen
  • portabler Kopfhörerverstärker mit DA-Wandler
  • vierbandiger EQ (2 x vollparametrisch, 2 x Shelf)
  • OLED-Display
  • max. 24 Bit / 96 kHz
  • Frequenzgang: 10 Hz – 50 kHz
  • SNR: 107 dB (A)
  • Li-Ion-Akku, bis zu 20 Stunden Laufzeit (mit EQ: 10 Stunden)
  • USB-micro-B
  • 3,5 mm Line In
  • 3,5 mm KH-Ausgang (6 bis 600 Ohm angeschlossene Impedanz)
  • Zubehörpaket (Adapterkabel etc.)
  • Preis: € 949,– (UVP)
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