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Sennheiser ew D1 845S Vocal Set Test

Das digitale Mikrofon-Funkset Sennheiser ew D1 845S hat einiges zu bieten, darunter den lizenzfreien Betrieb im 2,4-GHz-Bereich, integrierte Audio-Effekte, Fernbedienung via iOS- & Android-App und Kanal-Backup, das Störungen durch WiFi und Bluetooth verhindern soll. All das natürlich bei übersichtlichster Bedienung sowie automatischer Frequenzwahl und Anpassung der Mikrofonempfindlichkeit. Damit gehört das Drahtlossystem zur oberen Mittelklasse seiner Zunft. Wie es sich gegen die durchaus starke Konkurrenz behauptet, zeigt dieser Test.

Sennheiser_EW_D1_01_Teaser

Details

Zunächst einmal ist die tolle Ausstattung des ew D1 845S hervorzuheben. Der Kunde erhält einen stabilen, mit einem Laschensystem sicher verschlossenen Plastikkoffer, der dank einer äußeren Rillenführung gut stapelbar ist. Im Innern werden die Geräte durch einen passgenauen Schaumgummieinsatz gut geschützt, der Deckel ist mit Noppenschaumstoff ausgekleidet. Außerdem gehören zwei dreh- und kippbare Antennen mit verschraubbarem Anschluss sowie die road-taugliche Mikrofonklemme MZQ nebst klebbarer Gummifüßchen zum Lieferumfang.
Die Dokumentation ist Sennheiser punktgenau gelungen. Ein mehrsprachiges Manual enthält detaillierte Infos, ein Quick Guide führt wortlos in die Bedienung ein und der Handling Guide gibt Hinweise zu den wichtigsten Mindestabständen und Settings. Eine Übersicht zur Menüführung des Empfängers sorgt für Transparenz in Sachen Display-Navigation. Werfen wir also einen Blick auf die Hardware.

Stationärer Empfänger EM D1

Auf der Rückseite des stabilen Metallgehäuses finden wir zunächst zwei Antennenanschlüsse und die Netzteilbuchse für das 12-Volt-Netzteil. Das Audiosignal kann entweder symmetrisch per XLR- oder symmetrisch/unsymmetrisch per TRS-Buchse abgegriffen werden. Dabei lässt sich das Ausgangssignal im Menü zwischen Mikrofon- und Line-Level umschalten. Über eine RJ45-Netzwerkbuchse findet der EM D1 Anschluss an einen WLAN-Router, um das System per iOS- oder Android-App fernzusteuern. Frontseitig wurden, kaum überraschend, das Display sowie die Bedienelemente untergebracht.
Der Empfänger arbeitet mit digitaler Signalübertragung, umgesetzt per APT-X Live Audiocodec. Dieser wird für Schnelligkeit, gute Korrektur von Bit-Fehlern und geringe Bandbreite geschätzt. Das ew D1-Set arbeitet im 2,4-GHz-Band, der sogenannten „Mittenlücke“. Das HF-Frequenzbereich umfasst 83,5 Mhz, das Funkset kann also europaweit lizenzfrei betrieben werden. Bis zu 15 Kanäle mit 24 Bit/48 kHz können beim Einsatz mehrerer Funkstrecken gleichzeitig betrieben werden.
Der Bedienerfreundlichkeit kommt zugute, dass das ew D1 mit einem automatischen Frequenzmanagement arbeitet: Freie Frequenzen werden beim Einrichten der Funkverbindungen automatisch aufgestöbert und zugewiesen. Außerdem soll ein Backup-Kanal Störeinflüsse durch WiFi- und Bluetooth-Geräte verhindern.
Ein Highlight stellen die integrierten Audioeffekte dar. Dazu zählen ein grafischer 7-Band-Equalizer mit 12 Presets, ein Multifrequenz-DeEsser und die AGC-Funktion (Automatic Gain Control). Sie arbeitet mit einer Kombination aus Kompression und Expansion und setzt auf automatische Aufholverstärkung. 

Fotostrecke: 8 Bilder Die Front des EM D1 ist übersichtlich und chic.

Handsender SKM-S D1

Im vorliegenden Set ist der SKM-Handsender mit der evolution e845 Kapsel ausgestattet. Sie setzt auf eine dynamische Kapsel mit Supernierencharakteristik. Diese soll den Einstrahlbereich des Mikrofons schmal und seitlich sowie rückseitig auftretende Signale entsprechend gering halten. Die Mikrofonkapsel ist abschraub- und somit austauschbar. Weitere Mikrofonköpfe der Sennheiser evolution Reihe können hinzugekauft und ersatzweise angebracht werden. Dadurch wird das Set äußerst flexibel.
Ein unbeleuchtetes Display gibt Auskunft über die momentane Sendestärke und den Batteriestatus. Unter dem Display befindet sich ein Mute-Schalter, der zum Stummschalten des Funkmikrofons dient. Am Übergang vom Mikrofonschaft  zum Antennenfortsatz ist der beleuchtete Ein/Ausschalter untergebracht. Darunter findet der Anwender einen Pair-Taster, der automatisch die Verbindung zwischen Sender und Empfänger herstellen soll. Das alles ist übersichtlich und schlicht gehalten.

Fotostrecke: 6 Bilder Sennheiser EW D1 SKM Der Funksender überzeugt mit eleganter Schlichtheit.
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Praxis

Beim Handsender gerät das Wechseln der Batterien ein wenig umständlich. Am Antennenfortsatz muss durch Lösen der seitlichen Haltelaschen zunächst ein Batterieschlitten herausgezogen und dann dessen Verschlussdeckel geöffnet werden. Letzterer schließt eh nicht ganz, und auch ohne ihn sitzen die Batterien bombenfest.
Das Funkmikrofon liegt super in der Hand. Es ist gut ausbalanciert, mit minimalem Hang zur Kopflastigkeit. Nach dem Einschalten des Senders zeigt das Display, ob eine Funkverbindung vorliegt. Auskunft darüber gibt auch der Ein-/Ausschalter. Er leuchtet rot, wenn keine Verbindung vorliegt und grün bei erfolgreichem Pairing von Sender und Empfänger. Wird der Mute-Schalter betätigt, leuchtet der Ein-/Ausschalter orange. Noch einfacher und übersichtlicher lässt sich der Status eines Funkmikrofons wohl kaum abbilden.

Fotostrecke: 5 Bilder Eine road-taugliche Mikrofonklemme liegt bei.

Den Hersteller ehrt, dass er die Latenz seines Funksystems angibt. Denn schließlich benötigt die A/D- und anschließende D/A-Wandlung des Signals eine gewisse Zeit. Im Test zeigt sich, dass sich die Latenz von 3,9 ms für Laien nicht und für Profis kaum wahrnehmbar ist.
Am stationären Empfänger EM D1 gefallen mir die vielen praxisnahen Details besonders gut. So ist es etwa nicht nötig, die Antennen für den Transport abzuschrauben. Denn die Aussparungen im Koffer sind so gewählt, dass der Empfänger mitsamt eingeklappter Antennen hinein passt. Das haptische Feedback aller Knöpfe, Dreh- und Schieberegler ist vorbildlich. Stets gibt es Rasterungen und griffige Oberflächen, Benutzerfreundlichkeit steht an erster Stelle. Außergewöhnlich ist die Betriebsdauer. Wenngleich im Batteriebetrieb nur bis zu sechs Stunden mit dem Handsender gearbeitet werden kann, sind mit dem optional erhältlichen Lithium-Ionen-Akkupack BA 10 11 Stunden möglich.
Die Menüführung ist klar strukturiert und übersichtlich, die Navigation erfolgt bequem mittels eines Multifunktionsrads. Das Display des EM D1 ist ausreichend hell und kontrastreich, so dass ich keine Mühe habe, es abzulesen. Auf der obersten Menüebene wechsle ich per Drehung zwischen dem „Home Screen“ und dem „Secondary Home Screen“. Letzterer gibt neben Pegelbalken für auch einen numerischen Wert für die Ausgangslautstärke aus und zeigt, ob das Lowcut-Filter aktiviert ist. Ins Menü gelange ich per Druck auf das Rad. Eine Ebene zurück geht es mit der Esc-Taste. Ist kein Sender mit dem Empfänger verbunden, wechselt das Display von hell nach dunkel und zeigt die Info „No Link“ an.

Fotostrecke: 6 Bilder Sennheiser EW D1 Die Zugentlastung des Empfängers …

Hören wir uns nun die Audiobeispiele an. Um dem Funkset klanglich auf den Zahn zu fühlen, habe ich mich am Ausgang für Line-Pegel entschieden. Als Preamp dient mir ein RME Fireface 800, dessen Vorverstärker nicht im Verdacht stehen, übermäßig Rauschanteile zu produzieren. Die automatische Anpassung der Mikrofon-Empfindlichkeit funktioniert zuverlässig, das Einpegeln des Eingangssignals klappt reibungslos. Nicht von der Hand zu weisen ist jedoch ein gewisses Rauschen. Das hätte ich angesichts der digitalen Signalübertragung und des vom Hersteller angegebenen Signal-Rauschabstands von mehr als 109 dB(A) nicht erwartet.
Die 845er-Kapsel hat einen deutlich konturierten Frequenzgang, der die Mitten bei 4,5 kHz hervorhebt. Wie immer sind solche kosmetischen Maßnahmen Geschmackssache und deren Erfolg unter anderem abhängig von der jeweiligen Stimme. Davon abgesehen: Die Vocals kommen in der Nahbesprechung druckvoll und differenziert herüber. Transienten wirken weich und S-Laute dezent. Vorsicht ist jedoch bei Plosiven wie T, P und B geboten! Sie tendieren bei Nahbesprechung zum Knallen.
Bei der Off-Axis-Besprechung macht sich sogar bei geringem Mikrofonabstand die Supernierencharakteristik  bemerkbar. Schon 45° Abweichung lassen den Stimmklang deutlich dünner und mittiger klingen. Bei mittlerer Entfernung ist bereits bei 15 cm Abstand mehr ein wesentlicher Pegelverlust festzustellen. Für ein Live-Vocal-Mikrofon muss das nicht schlecht sein. Vielmehr gibt es dem FOH-Engineer die Gewissheit, dass nicht allzu starke Übersprechungen in das Vocal-Signal gelangen.

Audio Samples
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Vocals close on axis Vocals close off axis Vocals mid on axis Vocals mid off axis Vocals lowcut Vocals EQ (Vocal-Preset) Vocals AGC (soft) Vocals AGC (Hard) Vocals DeEsser (Broad) Vocals DeEsser (Selective) Mikrofon On/Off Mikrofon Mute-Schalter Mikrofon Handgeräusche

Kommen wir zur Effektsektion. Das Lowcut-Filter entfernt Rumpeln unterhalb von 120 Hz. Bei Vocals stelle ich fest, dass es dem Nahbesprechungseffekt wunderbar unauffällig entgegenwirkt. Die Stimme klingt nach wie vor rund und voll, verliert jedoch ihren wummernden Charakter. Für Männerstimmen ist der Filter also Pflicht. Um den EQ zu testen, benutze ich das Vocal-Preset. Der Equalizer kann in dieser Einstellungen den Bassbereich nochmals absenken, die Mitten im Präsenzbereich ebenso wie die Höhen weiter betonen. So werden allerdings auch S-Laute deutlich aggressiver, sodass sich der Einsatz des integrierten DeEssers empfiehlt.
Der DeEsser arbeitet im Broad-Modus so, wie der Name es verspricht; S-Laute werden sanft abgeschwächt. Das Ergebnis gefällt mir außerordentlich gut. Auch der Selective-Modus überzeugt, wenngleich er mir klanglich nicht ganz so zusagt wie sein „butterweicher“ Bruder. Wie immer hängt das Ergebnis aber stark von der Performance ab, und der persönliche Geschmack wird letzten Endes über den Lieblingsmodus entscheiden. Dessen ungeachtet: Der DeEsser verrichtet reibungslos seine Arbeit und wertet das Signal deutlich auf.
Für das automatische Nachregeln der Lautstärke stellt der Empfänger die beiden Stufen Soft und Hard bereit. Beide Varianten nehmen sich nicht viel, bei aktiviertem AGC-Feature wirken die Pegel ausgewogener und weniger problematisch. Die etwas fester zupackende Hard-Variante eignet sich besonders für den Bereich Moderation und Präsentation, um ungeübtere Sprecher auf ein konstanteres Pegelniveau zu bugsieren.
Wenn ich den Ein-/Ausschalter des Funkmikrofons betätige, gibt dieses ein lautes Knacken von sich. Dessen ist sich auch der Hersteller zweifellos bewusst. Deshalb hat Sennheiser dem SKM einen Mute-Schalter spendiert – und siehe da: Das Stummschalten des Mikrofons gelingt ihm deutlich leiser. Ein dumpfes Knackgeräusch bleibt, das sollte jedoch weder für kleine noch für große PAs ein Problem darstellen. Ein weiterer Vorteil des Mute-Schalters ist natürlich, dass er schneller zum gewünschten Ergebnis führt, weil die Funkverbindung nicht neu hergestellt werden muss. Für die Stummschalten-Funktion gibt es deshalb einen Pluspunkt. Und auch bei den Hand- und Griffgeräuschen kann mich das SKM überzeugen. Nur wenige Mikrofonhersteller schaffen es, das Herumrutschen am Mikrofonschaft so gut abzudämpfen. Ein weiterer Pluspunkt.

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Fazit

Beim Sennheiser EW D1 Vocal Set handelt es sich um ein absolut durchdachtes Produkt. Ganz oben auf meiner Like-Liste steht die Benutzerfreundlichkeit. Von der Dokumentation über Ausstattung und Bedienung liegt das ew D1 ganz weit vorn. In Sachen Zuverlässigkeit kann das Funksystem ebenfalls eindrucksvoll punkten: Im Test zeigten sich keinerlei Anfälligkeiten für Nebengeräusche, Einstreuungen oder Übertragungsabbrüche. Auch bei der Klangqualität überzeugt das Funksystem. Aufgrund des leichten Rauschens komme ich jedoch nicht darum herum, ein halbes Sternchen abzuziehen.
Der Handsender SKM-S D1 ist nicht nur aufgrund seines austauschbaren Mikrofonkopfes flexibel. Vielmehr reagiert er dank des automatischen Pegel-Managements dynamisch auf Signale und macht das Funkmikrofon damit zu einem hervorragenden Tool auch für Einsteiger und Gelegenheitsnutzer. Gleiches gilt für den stationären Empfänger EM D1. Mit praxisnahen Funktionen wie Equalizer-Presets, DeEsser und AGC ergänzt er den Handsender optimal und bildet mit diesem ein Gespann, das sensationell leicht einzurichten und zu bedienen ist. Wer auf der Suche nach einer benutzerfreundlichen, zuverlässigen und klanglich überzeugenden Funkstrecke ist: antesten!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Max. 15 kompatible Kanäle
  • Empfängergehäuse und Mikrofonschaft aus Metall
  • Austauschbarer Mikrofonkopf
  • Supernierencharakteristik
  • Mute-Schalter
  • Bis zu 11 Std. Betriebsdauer bei Akkubetrieb
  • Netzwerkbuchse
Contra
  • Leichte Rauschanteile im Signal
Artikelbild
Sennheiser ew D1 845S Vocal Set Test
Für 499,00€ bei
Sennheiser ew D1 845S Vocal Set, Digitales Funkmikrofon-Set
Sennheiser ew D1 845S Vocal Set, Digitales Funkmikrofon-Set
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