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Sandberg SL TM 4 Test

“Rücken” ist ja schon seit einiger Zeit die neue Volkskrankheit Nummer 1. Auch unter Musikern ist dieses Leiden leider weit verbreitet – das langjährige Schleppen von Equipment hinterlässt nun einmal seine Spuren! Als Autor von Testberichten hat man zwangsläufig engen Kontakt mit dem Einzelhandel; die Verkäufer in Bassabteilungen wissen zu berichten, dass das Gewicht eines Instruments heute ein absolut entscheidendes Kriterium für den Kunden darstellt und häufig auf gleicher Stufe mit dem Sound steht.

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Da war es im Grunde nur eine Frage der Zeit, bis einige Hersteller darauf reagieren. Besonders leichte Instrumente gibt es natürlich schon lange, meist waren diese allerdings im Bereich der Edelbässe zu finden – mit entsprechendem Preis. In den unteren und mittleren Preisregionen ist die Streuung bzgl. des Gewichts nicht selten sehr hoch und gleicht einem Glücksspiel. Die renommierte deutsche Company Sandberg hat sich jetzt dieses Problems angenommen und stellt mit der SL-Serie (Super Light) Instrumente vor, die allesamt nur um die 3 Kilogramm wiegen und darüber hinaus bezahlbar bleiben. Das macht neugierig!

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Details

Nach dem Öffnen des Gigbags sehe ich zunächst Vertrautes: Optisch ist und bleibt der SL ein Mitglied von Sandbergs beliebter California-Serie. Das klassische Design ist ohne Frage an den Jazz Bass angelehnt und bedarf keiner weiteren Erläuterung. Als ich den Bass dann in die Hand nehme, bleibt mir doch für eine Weile die Spucke weg: dieser SL wiegt gefühlt – einfach nichts! Das Gewicht des Pakets hat darauf ja schon einen Hinweis gegeben, aber dennoch bin ich mächtig überrascht.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Leichtgewicht aus dem Hause Sandberg kommt in einem gepolsterten Gigbag in unserem Testlabor an.

Hauptverantwortlich für diesen “Rückentraum” ist der Korpus aus Zedernholz. Dieses Holz ist sehr leicht – man kennt es in unserer Szene in erster Linie von Decken für akustische Instrumente. “Black Burst” nennt sich die Farbe meines Testbasses: ein mattes Schwarz, welches die Maserung der Zeder noch leicht durchscheinen lässt. Schick!

Einen Nachteil hat Zeder allerdings: In ihrer Maserung wechseln sich harte und weiche Komponenten ab, und aufgrund dieser Beschaffenheit lässt es sich nur vergleichsweise schwer bearbeiten. Man muss also damit leben, dass die Oberfläche und Shapings sich nicht unbedingt 100%ig perfekt anfühlen, wie man dies von einem Bass kennt, dessen Korpus aus z.B. Erle oder Esche gefertigt wurde. Dies ist jedoch nur ein minimaler optischer bzw. haptischer Mangel, der keinerlei Einfluss auf die Bespielbarkeit hat und welchen die Firma Sandberg darüber hinaus auch offen kommuniziert.

Hals und Griffbrett bestehen aus Ahorn, allerdings nicht dem typischen kanadischen Bergahorn, welches Sandberg ansonsten gerne verwendet. Zum Einsatz kommt vielmehr sogenanntes “norwegisches Ahorn” (oder “Spitzahorn”). Dieses ist leichter als das kanadische und trägt somit ebenfalls zur Gewichtsreduzierung bei. Witzigerweise stammt es trotz des Namens aus Deutschland. Hals und Griffbrett hat man zum Schutz mit einem matten Finish überzogen.

Fotostrecke: 6 Bilder Der Hals sitzt sauber in der Halstasche – dank des Cutaways sind auch Soloausflüge kein Problem.

22 Bünde bietet der SL dem Spieler zum Austoben an. Auf der Kopfplatte befindet sich der Zugang zum Halsspannstab, ebenso wie ein Saitenniederhalter (String Retainer) für die A-, D- und G-Saite. Dieser sorgt für einen steileren Winkel und somit auch mehr Anpressdruck auf den Sattel, was für bessere Schwingungsübertragung und weniger Schnarren sorgt. 

Sämtliche Hardware, wie die vier offenen Vintage-Style-Stimmmechaniken (ebenfalls lightweight!), die Brücke und die Potiknöpfe sind chromfarben und stammen aus dem Hause Sandberg. Die Brücke bietet dankenswerterweise die Möglichkeit, die Saiten von oben einzuhängen. Das erspart den umständlichen und mittlerweile recht anachronistischen Weg des Durchfädelns durch die Bridge.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Brücke stammt aus dem Hause Sandberg und ist verchromt.

Ähnliches gilt für die Tonabnehmer und die Elektronik: Sie sind allesamt Eigenkreationen von Sandberg und tragen den Namen “Black Label”. Zum Einsatz kommt ein brummfreier Singlecoil (T) in der Halsposition sowie ein Humbucker (M) in der Stegposition – daher auch die Modellbezeichnung “TM”.

Fotostrecke: 6 Bilder Als Klangübertrager dienen ein Humbucker in der Steg- …

Die Elektronik (von der Firma Glockenklang nach Sandberg-Spezifikationen gefertigt) lässt sich sowohl passiv wie auch aktiv betreiben. Zwischen diesen Modi lässt sich per Push/Pull Volume-Poti wählen. Bleiben noch ein Balance-, ein Bass- sowie ein Höhenregler. Letzterer dient im Passivbetrieb auch als Tonblende. Mit einem kleinen Kippschalter lässt sich der Humbucker splitten, wobei in diesem Fall interessanterweise lediglich die vordere Spule aktiv ist, was nicht der klassischen Jazz-Bass-Konfiguration entspricht. Hier will Sandberg ganz offensichtlich kein Klischee bedienen, sondern eher einen eigenen Sound anbieten.

Abgesehen von den aufgrund der Verwendung von Zedernholz kleinen optischen und haptischen Schwächen gibt es bei diesem Bass absolut nichts zu beanstanden. Der Sandberg SL TM 4 ist sehr gut verarbeitet und fühlt sich klasse an.

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Praxis

Die Werksangabe für das Gewicht der SL-Serie lautet ca. 3,1 Kilogramm. Von der Automobilindustrie weiß man ja, dass diese Werte oft eher optimistisch gewählt sind. Mein Testbass allerdings unterbietet die Werksangabe sogar noch um 100 Gramm! Exakt 3 Kilogramm zeigt die Waage. Das ist für einen Massivholz-Bass ohne gechamberten (mit Hohlkammern versehenen) Korpus schon ein wirklich erstaunlicher Wert!
Wie jede Jazz-Bass-Konstruktion neigt auch der SL TM 4 zu einer leichten Kopflastigkeit – das ist zwar nicht schön, aber normal. Der große Unterschied zeigt sich jedoch beim Spielen im Stehen. Wo kopflastige Bässe gerne an der Schulter ziehen, spürt man den Sandberg fast nicht, was definitiv deutlich den Rücken entlastet.

Der Rest ist vertraut, das moderne C-Profil (nicht ganz so fett wie bei Vintage-Bässen) bietet der Hand genügend Substanz, erlaubt aber auch schnelles Spiel und moderne Techniken. Das matte Finish fängt auch nach längerer Spielzeit nicht an zu kleben und fühlt sich eher wie geöltes Holz an.
Die Saitenlage wurde ab Werk sehr flach eingestellt; trotzdem schnarrt und scheppert aber rein gar nichts. Bis inklusive des 22ten Bundes ist dank des großzügigen unteren Cutaways jeder Ton gut zu erreichen.
Alles in allem gibt es somit für die Bespielbarkeit von mir schlicht nur Bestnoten. Aber all die tollen Werte und das viele Lob sind natürlich am Ende nichts wert, wenn der Bass nicht klingt. Die große Frage muss daher lauten: wie klingt ein derart leichter Bass mit Korpus aus Zedernholz?

Der Sandberg SL TM 4 bietet zwar nicht das ganz fette Pfund, kann dafür aber mit einem eigenständigen Sound aufwarten.
Der Sandberg SL TM 4 bietet zwar nicht das ganz fette Pfund, kann dafür aber mit einem eigenständigen Sound aufwarten.

Ich hatte bereits vor ca. einem Jahr das Vergnügen, einen Prototyp des SL anzuspielen und mit Holger Stonjek, dem Chef von Sandberg, ausgiebig darüber zu plaudern. Holger sagte mir, dass der Bass sehr spritzig in der Ansprache sei und viel Attack besäße, allerdings etwas weniger Sustain als schwerere Bässe. Dies ist bereits das exakte Fazit für meinen Testkandidaten: Er ist rein akustisch gespielt auffallend agil und schnell. Diese Eigenschaft sowie das prägnante Attack laden geradezu zu perkussiven Spieltechniken ein. “Spaß-Bass” ist eines der ersten Wörter, die mir beim Anspielen durch den Kopf schießen.

Ein Vergleich mit einem meiner eigenen Bässe in der 4-Kilo-Klasse offenbart, dass der SL in der Tat etwas weniger Sustain aufweist. Dies fällt aber wirklich nur in einem direkten Vergleich auf, bewegt sich wahrscheinlich im einstelligen Prozentbereich und wird sicher in keinem musikalischen Kontext je relevant werden. Selbst für lange Noten in Balladen reicht das Sustain dieses Sandberg-Basses dicke.
Etwas schlanker im Bassbereich wirkt der SL ebenfalls, meine schwereren Bässe kommen da mit etwas mehr “Substanz” daher, dies muss jedoch nicht zwangsläufig ein Nachteil sein, denn im Studio oder live wird der Bass ja zumeist ohnehin mit einem Low Cut bearbeitet.

Bleibt noch die Frage, ob die sich positiven Eigenschaften des SL auch verstärkt zeigen. Hier ein paar Soundbeispiele:

Audio Samples
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Beide Pickups, passiv Beide Pickups, passiv, Slapping Neck-Pickup, passiv Neck-Pickup, passiv, Slapping Bridge-Pickup, passiv Bridge-Pickup, passiv, Solo Beide Pickups, aktiv, Bass: +20%, Höhen: +20% Beide Pickups, aktiv, Bass: +50%, Höhen: +50%

Wie schon fast zu erwarten, setzten sich die akustischen Eigenschaften auch im verstärkten Betrieb fort. Der Sandberg SL ist spritzig, schnell in der Ansprache und besitzt ein tolles Attack. Der Humbucker mit seinem mittigen Grundcharakter unterstützt dies noch zusätzlich. Allerdings ist der TM4 auch etwas schlanker im Bassbereich, was ebenfalls zu erwarten war. Das geringe Gewicht hat eben auch seinen Preis, doch dieser fällt glücklicherweise relativ gering aus.
Leider gibt es aber noch ein Manko: Die Elektronik gefällt mir persönlich nicht so besonders, denn sie verändert den Charakter des Sounds bereits bei Aktivierung und klaut dem SL etwas von seinen im Grunde sehr schönen Mitten. Auch die Wirkungsweise der Regler könnte meines Erachtens etwas besser abgestimmt sein. Und: Der Höhenregler verursacht relativ schnell ein deutliches Rauschen. Ich finde ja, der SL TM4 braucht die Elektronik eigentlich gar nicht und ist bereits im Passivzustand perfekt!

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Fazit

Sandberg dürfte mit der SL-Serie offene Türen bei der Bassisten-Gemeinde eintreten. Waren leichte Instrumente meist ursprünglich zumeist den hochpreisigen Edelbass-Regionen vorbehalten oder als “Zufallstreffer” bei günstigeren Bässen zu finden, so bietet Sandberg hier ein von Anfang an auf Leichtigkeit konzipiertes Arbeitsgerät an. Dies gelingt vor allem aufgrund der Holzauswahl, und das schlägt sich logischerweise auch im Klang nieder. Der SL TM4 besitzt schon einen ganz eigenen Charakter, den man am besten als “spritzig, agil und lebendig” beschreiben kann. Die bekannten typischen Sandberg-Gene bleiben aber dabei jedoch stets erhalten. Dieser SL TM4 macht einfach viel Spaß, und was kann man mehr erwarten? Perkussive Spieltechniken, die von viel Attack profitieren, werden vom ihm perfekt unterstützt und fallen deutlich leichter als auf “normalen” Bässen. Das ganz fette Fundament ist nicht sein Ding, wird jedoch auch seitens des Herstellers nicht versprochen. Vor allem Bassisten mit “Rücken” werden hier definitiv ihre helle Freude haben und bekommen ein professionelles Instrument zum bezahlbaren Preis ‑ und zwar in Serie. Aber auch diejenigen, welche einen Bass mit den genannten Eigenschaften suchen, werden mit dem Sandberg SL viel Freude haben!

PRO:
  • geringes Gewicht
  • tolle Bespielbarkeit
  • top Verarbeitung
  • eigenständiger Sound
  • viel Attack
  • schnelle, lebendige Ansprache
CONTRA:
  • Wirkungsweise Elektronik
Der Sandberg SL TM 4 überzeugt nicht nur durch geringes Gewicht sondern auch mit eigenständigem Sound, guter Bespielbarkeit und top Verarbeitung.
Der Sandberg SL TM 4 überzeugt nicht nur durch geringes Gewicht sondern auch mit eigenständigem Sound, guter Bespielbarkeit und top Verarbeitung.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Sandberg
  • Herkunftsland: Deutschland
  • Modell: SL TM 4
  • Body: Zeder
  • Boden und Zargen: Walnuss
  • Mensur: 864 mm (34 Zoll)
  • Hals: Ahorn
  • Griffbrett: Ahorn
  • Bünde: 22
  • Tonabnehmer: Sandberg T Noiseless, Sandberg M
  • Elektronik: Aktiv, 2-Band-Equalizer, Volume (Pull für Passiv), Balance, Bässe, Höhen
  • Gewicht: 3,0 kg
  • Lieferumfang: Gigbag
  • Preis: 1.590,- Euro (Ladenpreis im April 2019)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • geringes Gewicht
  • tolle Bespielbarkeit
  • top Verarbeitung
  • eigenständiger Sound
  • viel Attack
  • schnelle, lebendige Ansprache
Contra
  • Wirkungsweise Elektronik
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Sandberg SL TM 4 Test
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… und besitzt einen Korpus aus Zedernholz, was ein Grund für das geringe Gewicht von nur 3kg ist.

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