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Rupert Neve Designs RNDI Test

Rupert Neve Designs (“RND”) stellen auf der Frankfurter Musikmesse 2015 eine DI-Box namens RNDI vor – bei bonedo ist sie bereits im Test gewesen.

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Wer jetzt müde abwinkt, es sei ja nur eine DI-Box, der sollte genauer hinsehen, denn wenn Sir Neve ein Gerät entwickelt, steckt nämlich meist an einer oder mehreren Stellen eine Besonderheit.
Zunächst einmal sieht die Box aus wie viele andere DIs auch, mit der für RND typischen fahlweißen Frontplatte und nur wenigen Bedienelementen und Buchsen. Klar: Eine DI-Box ist nicht gerade das komplizierteste Gerät. Aber es erfüllt wichtige Aufgaben und der Name Neve steht bekanntlich weder für schlechten Klang noch für Innovationslosigkeit. Und so viel sei verraten: Das hat sich mit der RNDI nicht geändert.

Details

„Neve live“ oder „never live“?

Die Symmetrierbox ist in ein ausreichend stabil wirkendes Stahlblechgehäuse gebaut. Es hat aufgrund der Materialdicke zwar nicht den Anschein, als könne man wie bei manchen anderen schadlos die große Bassbox auf sie fallen lassen, aber den einen oder anderen Tritt wird sie sehr wahrscheinlich überleben. Optik und Ausstattung sprechen jedoch eher für einen Einsatz in publikumsarmer Umgebung, also dem Studio. 

In stabilem Gehäuse, doch eher für den Studiobetrieb ersonnen: RDNI.
In stabilem Gehäuse, doch eher für den Studiobetrieb ersonnen: RDNI.

Ein ganz besonderer Schalter

Entgegen der üblichen Vorgehensweise beginne ich einmal bei der Rückseite des Geräts. Dort befinden sich lediglich der XLR-Output sowie die Möglichkeit zur Massetrennung per Ground-Lift-Schalter. Der Out der Rupert Neve DI-Box übrigens arbeitet mit einer Impedanz von unter 50 Ohm und ermöglicht somit sehr lange Leitungen. Auf der Vorderseite gibt es den obligatorischen Input zu bestaunen und einen Thru. Somit kann man ein Gitarrensignal zum trockenen Recording abgreifen und dennoch in den Genuss der üblichen Signalkette kommen (und somit den Voraussetzungen für einen besseres Spielgefühl als beim „trockenen“ Hören oder dem Ausweichen auf latenzbehaftete Software-Amp-Simulationen für das Monitoring). Gut, das ist keine Revolution. Aufregend ist hingegen der Schalter „Speaker/Instrument“. Dadurch lässt sich die RNDI zwischen Verstärker und Box hängen. Nicht nur Vorstufen- und Endstufensound eines Amps, auch sein EQ, vielleicht sein Reverb-Tank und sein Effektloop hinter dem Preamp können gern gesehene Bestandteile eines DI-Signals sein. Bei Röhrenverstärkern muss zwingend eine Last am Ausgang hängen, die die RNDI alleine nicht bereitstellt (dafür fehlen die notwendigen Widerstände). Es muss also in diesem Fall immer eine Box angeschlossen sein, beide Kabel müssen natürlich Lautsprecherkabel sein. 

Kleiner Schalter, große Möglichkeiten: Die DI von RND kann auch hinter dem Amp benutzt werden.
Kleiner Schalter, große Möglichkeiten: Die DI von RND kann auch hinter dem Amp benutzt werden.

+41,5 dBu!

Die Elektronik der Neve-DI-Box verträgt Leistungsverstärker von bis zu 1000 Watt, die Ampegs und Mesa Boogies dieser Welt werden also nicht ausgeschlossen. Im Speaker-Modus liegt die obere Begrenzung des Headrooms bei sage und schreibe +41,5 dBu, die Eingangsimpedanz liegt in diesem Fall bei 200 Kilo-Ohm. „Instrument“ verwendet zwei Mega-Ohm, doch selbst die dann geltenden +21,5 dBu sind noch beachtlich. Logisch: Ein Pad sieht man an dieser Direct-Injection-Box nicht. Wozu auch? Nicht nur der Pegel-, auch Phasenfrequenzgang der DI von Rupert Neve Designs ist laut Hersteller äußerst linear. 

Nicht viel zu sehen: XLR-Output und Ground Lift.
Nicht viel zu sehen: XLR-Output und Ground Lift.

Farbige A-Klasse

Die mit 48V zu versorgende Class-A-Schaltung ist mit einem Neve-Custom-Transformer ausgestattet. Derartige Übertrager sind in anderen Geräten von RND ebenfalls zu finden und in Herrn Neves Schaltungen für einen Großteil des Klangcharakters verantwortlich. Ich möchte nur an den Klassiker 1073 erinnern. Rupert Neves aktuelle Firma RND zeigt sich jedoch insgesamt zurückhaltender mit Farbe. Dies ist eine Entwicklung, die man bei seiner Arbeit für AMS Neve (1081!) und auch Focusrite beobachten konnte. Aber so viel wird klar sein: Eine ultracleane, brave und gesichtslose DI wird mit der RNDI nicht zu erwarten sein. 

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Praxis

Live und im Studio wird man sich über die besonderen Möglichkeiten der Rupert Neve Designs RNDI freuen, vor allem, wenn man DI- und Mikrofon-Signale mischen will, wie es bei der Abnahme von Bassamps oft gemacht wird. Im Soundbeispiel weiter unten erkennt man etwa, was ein Hiwatt DR504 (in erster Linie ein Gitarrenamp) auch ohne Speaker mit einem Signal schönes anzustellen weiß. 

Die Portico- und anderen mit DI-Input ausgestatteten Preamps von RND bieten nicht die Möglichkeit zur Verwendung hinter dem Verstärker. Leider gibt es bei aller Phasenstarrheit nicht die Möglichkeit, genau dies zu variieren. Der RND Portico 517 etwa erlaubt, DI- und Mikrofon-Signal per Variphase gegeneinander zu verschieben und somit starke Klangänderungen zu erhalten. Schade: Ein Kombigerät aus 517 und RNDI wäre ja eine feine Sache. 

Hat schon tolle Features, wenngleich man dadurch auf weitere Ideen kommt, was so ein Tool einem noch bieten könnte.
Hat schon tolle Features, wenngleich man dadurch auf weitere Ideen kommt, was so ein Tool einem noch bieten könnte.

Nachdem per Phantomspeisung die Spannungsversorgung gewährleistet ist (und die Power-LED in ihrem aufdringlichen Blau herumblendet), kann die Box ihre Symmetrierarbeit verrichten. Keine Überraschung: Das macht die Metallkiste richtig gut! Gitarren zeigen feine Nuancen von Saiten und Nebengeräuschen. Ein Rhodes bleibt klar und clean, kann sein Anschlaggeräusch und seine Glockigkeit gut herausspielen, wo andere DI-Boxen das Signal ein wenig vermatschen. Dennoch ist das symmetrierte Signal griffig und hat Biss, auch der Tiefbass bleibt schnell und trocken. Besonders E-Bässen kommt das zugute. Die RNDI ist definitiv nicht von der steril klingenden Fraktion, sondern bringt typischen Übertragersound mit ins Spiel. Vor allem k2 ist auf den Signalen auszumachen, stellenweise auch k3. Die Färbung ist kurz und sauber, zudem ist sie recht zurückhaltend und nicht mit dem dicken Pinsel aufgetragen. Ich halte die Dosis für hervorragend. Auf Einzelsignalen vielleicht wenig aufmerksamkeitserregend, ist die Charakterzugabe aber für moderne Produktionen genau richtig bemessen. Die RND-Mikrofonvorverstärker sprechen übrigens genau die gleiche Sprache. Stellenweise wünsche ich mir dennoch ein bisschen mehr Flexibilität, wie es die Preamps mit dem „Texture“-Poti erlauben, welches das Feedback bis vor den Übertrager regelt. Aber: In einer DI-Box läuft das Signal eben auf die beiden zueinander phaseninvertierten Sekundärwicklungen des Übertragers, und hinter der RNDI wird ja noch eine weitere Verstärkerstufe betrieben werden. Und wer ein bisschen mehr Harmonische im Signal haben möchte, der benutzt einfach den Ausgang des Amps und fährt diesen etwas heißer – et voilà!
Audiobeispiele mit Rainer Wind:

Audio Samples
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RND RNDI Instrument RND RNDI Speaker (hinter Hiwatt DR504) Jet City Jettenuator (hinter Hiwatt DR504)
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Fazit

Mit der RNDI ist Rupert Neve Designs eine wirklich hervorragende DI-Box gelungen. Natürlich, die Symmetrierbox klingt nach Neve, und zwar nicht nach den alten Schaltungen à la 1073, sondern trotz immer frisch und modern, nicht dickmachend, nicht zu schlank: Das Signal wird griffiger, greifbarer, durchsetzungsfähiger. Zudem ist natürlich die Möglichkeit schlicht hervorragend, Signale hinter einem Amp abzugreifen, denn das, was beispielsweise ein alter Ampeg mit einem Basssignal anzustellen weiß, wird nicht umsonst von vielen so geliebt.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • enormer Headroom
  • kann hinter dem Amp betrieben werden
  • hervorragend charaktervoller Sound, der aber nie zu prägend ist
  • Frequenzgang und Phasenverhalten
Contra
Artikelbild
Rupert Neve Designs RNDI Test
Für 399,00€ bei
Einfach eine grandiose Box, die RNDI!
Einfach eine grandiose Box, die RNDI!
Features und Spezifikationen
  • aktive DI-Box für die Verwendung mit Instrument- und Lautsprechersignalen (umschaltbar)
  • Neve-Übertrager
  • Headroom 21,5 bzw. 41,5 dBu
  • Ground Lift
  • Preis: € 379,– (UVP)
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Einfach eine grandiose Box, die RNDI!

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Kommentieren
Profilbild von Am Peg

Am Peg sagt:

#1 - 22.04.2015 um 11:15 Uhr

0

meine d.i. box ist nicht so teuer und auch gut: bss kostet die hälfte. ist ausserdem der standard.

Profilbild von Freqi

Freqi sagt:

#2 - 08.05.2015 um 14:34 Uhr

0

Muss ich unbedingt mal antesten, hatte früher die Ampeg SVTDI, die für Bass genial war, leider ist sie kaputt und ich bin auf der Suche nach einer neuen DI für Bass.
Freqi

Profilbild von Jake Paul

Jake Paul sagt:

#3 - 08.09.2020 um 05:01 Uhr

1

Hab jetzt einige Bands die mit dem Ding kamen über die Jahre gemischt. Die Radials, BSS oder auch Tech21/Ampeg Amp DIs kosten weniger und das merkt man auch ein bisschen. Der moderne Neve Sound wie hier, klingt eben wie ein 1073 vor der Verzerrung. Vor allem süß im High End, klar, griffig und druckvoll im Bass, wie ich sonst keine DI ausser der Bumblebee BB-D2/D1 beschreiben würde. Auf Bühnen mit durchgenudelten Subs eine Hilfe für Klarheit im Low End. Auf Bühnen mit geilen Subs ne absolute Wucht. Setzt sich schön in den Mix, ist immer wahrnehmbar und man muss kaum Frequenzen ziehen als Mischer. Mir als Bassist wär sie ein bisschen zu clean, aber in Kombi mit Amp, wenn sie z.B. nur die Frequenzen unter 200 übernimmt.....Ist sie schon das Non-Plus-Ultra.

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