Rhodes Wurli emuliert des E-Piano Wurlitzer 200A aus dem Jahr 1974. Dabei handelt es sich aber nicht um die erste Software von Rhodes Music. Im Test hatten wir schon das Rhodes V8 Plugin mit einer Sample Library des Flaggschiffs Rhodes MK8 sowie das Rhodes Anthology mit einem Quartett aus Vintage-E-Pianos. Beide Plugins lassen das Gefühl der „Originalware“ aufleben und klingen dazu auch noch stark. Bei der Flut an virtuellen Rhodes- und Wurlitzer-Pianos fragt man sich aber, ob es wirklich noch mehr von davon braucht.

Gespannt installiere ich das Rhodes Wurli auf meinem Mac Studio – und stoße gleich zu Beginn auf eine kleine Stolperfalle: Die Lizenzierung läuft über CodeMeter, was mein System zunächst etwas ausbremst. Die Lösung ist zwar simpel, aber nicht unbedingt selbsterklärend: In den macOS-Systemeinstellungen sollte man bei den Anmeldeobjekten aktivieren, dass Wibu-Systems AG im Hintergrund läuft. Sonst drohen unnötige Crashes. Kann man das wirklich nicht eleganter lösen?
Damit endet meine Kritik aber auch schon – denn abgesehen davon hatte ich jede Menge Spaß mit dem Plugin.
DETAILS & PRAXIS
Rhodes Wurli ist ein Porträt des Wurlitzer 200A
Mit dem Rhodes Wurli bekommt ihr nicht nur das Wurlitzer 200A , sondern auch noch zwei Gigabytes Samples auf euren Rechner. Es basiert auf der gleichen Engine wie das Plugin Rhodes Anthology, natürlich widmet es sich aber ganz dem transportablen Kultmodell Wurlitzer 200A, dessen markanter Reed-Sound auf diversen Alben verewigt ist.

So ist es beispielsweise für die britische Gruppe Supertramp rund um den kürzlich verstorbenen Rick Davies zu einem Markenzeichen geworden. Auf dem Album „Crime of the Century“ von 1974 hört ihr es in gefühlvollem Spiel.
Das von Axel Hartmann designte und skalierbare GUI sieht gut und vor allem übersichtlich aus. Die allermeisten Parameter des Rhodes Wurli hat man hier gleich auf einen Blick. Zudem ist das Plugin rundum offen zur MIDI-Kontrolle – und das, ohne dass man lange ins User Manual gucken muss.
Amps, Mics, Speaker, FX – das E-Piano erwacht zum Leben
Der Basissound des Rhodes Wurli lässt sich ausgiebig formen – zum Beispiel per Timbre Shift oder Global Tune. Selbst mechanische Pedalgeräusche können eliminiert oder betont werden. Zur Auswahl stehen natürlich auch Amps und Speaker sowie dynamische oder Nierenmikrofone.

Ein Vorverstärker und ein Equalizer prägen den Sound des Rhodes Wurli. Er lässt sich aber auch dynamisch ans MIDI-Keyboards anpassen. Man kann zwar nicht besonders tief ins Klanggeschehen eingreifen, dafür aber sinnvoll.

Zusätzliche Effekte machen das Wurlitzer noch reizvoller. An vorderster Stelle steht da der Mono-Vibrato-Effekt des klassischen 200A. Als einzelne Effekte integriert das Rhodes Wurli noch Chorus, Phaser, Delay und Reverb – alle haben mich klanglich überzeugt. Zeitbasierte Effekte wie Vibrato oder Delay lassen sich tempo-synchronisieren.

So vintage klingt das Rhodes Wurli
Warme Mitten und leicht schmutzig, viel Biss mit klarem Attack bei härterem Anschlag – so hat man das Wurlitzer Piano bereits in etlichen Soul-, Pop-, R&B- oder Country-Tracks gehört. Über fünf Oktaven liefert das Rhodes Wurly genau diesen erdigen Klang. Das Plugin reagiert sehr gut auf dynamisches Spiel und klingt von mellow bis angezerrt wunderbar nach Wurlitzer 200A. Und auch die internen Effekte sowie die Lautsprecher- und Mikrofonmodelle unterstreichen den fantastischen Retro-Charakter.

Einsteigen kann man mit einer Reihe an Factory Presets. Sie decken den Basisbedarf bereits sehr gut ab. Wer möchte, kann sie auch ganz einfach modifizieren, um den persönlichen Geschmack noch mehr einzubringen. Insgesamt habe ich zehn dieser Presets für diesen Test angespielt – keine Frage, die Audio-Demos machen den natürlichen Wurlitzer-Sound hörbar.
Rhodes Wurli – Top-Sound mit Alternativen
Das Rhodes Wurli kam erst Mitte 2025 auf den Markt, nachdem andere Hersteller das Vintage E-Piano bereits eifrig analysiert und nachgebildet hatten. Für den gleichen Preis schickte Arturia etwa das Wurlitzer V ins Rennen. Das Plugin emuliert gleich vier Wurlitzer-Modelle und bietet sich für modernes Sounddesign an. An die Klangtreue des Rhodes Wurli kommt es aber nicht ganz heran.
Native Instruments Jade aus dem Bundle Electric Keys Reeds Duo ist ein weiterer Clone des Wurlitzer 200A, der preislich ebenfalls bei um den 100 Euro liegt. Diese Kontakt-Library sollte man sich dann holen, wenn man das Wurlitzer stylisch interpretieren möchte.
Selbstverständlich gibt’s noch weitere verwandte Plugins am Markt. Cherry Audio Wurlybird 140B interpretiert das Wurlitzer-Modell 140B aus dem Jahr 1964 – und zwar zum Schnäppchenpreis. Wenn Geld aber keine Rolle spielt und es gleich die ganze Piano- und Keyboard-Kollektion sein darf, ist Spectrasonics Keyscape eine attraktive Lösung.




FAZIT – Rhodes Wurli Test
Das Rhodes Wurli erweist sich als eins a samplebasierte Emulation des Wurlitzer 200A. Klanglich bewegt sich das Plugin sehr nahe am Original, erlaubt mit seinem praktischen GUI aber noch individuellere Anpassungen. Äußerst attraktiv ist es für Fans virtueller Vintage-Keyboards. Der Kopierschutz dürfte aber gern nutzerfreundlicher sein.
Wer nach einer amtlichen Emulation des Wurlitzer 200A sucht, bekommt mit dem Rhodes Wurli aktuell sicherlich eines der besten Plugins – und das zu einem fairen Preis.
Features
- E-Piano Plugin mit dem Sound des Wurlitzer 200A
- 2 GB Multisamples, dynamisch spielbar
- Timbre-Shifting
- Twin, JC und Frontlautsprecher emuliert
- Preamp und Effekte integriert
- Ab Windows 10, MacOS 11 (Big Sur), Online-Aktivierung, VST2, VST3, AU, AAX
- WEBSEITE: rhodesmusic.com/rhodes-wurli-plugin/
- PREIS: 99 Euro (Straßenpreis vom 15.09.2025)
- Amtlicher Wurlitzer-Sound
- Einfache Bedienung
- Gute FX- und Preamp
- Solide Basis Library
- Fairer Preis
- Lizenzierung umständlich
