Rane Seventy-Two MK2 Test

Rane hat mit dem Seventy Two MK2 und dem Twelve MK2 (hier im Test)sein Battle-Setup für Turntablisten optimiert. Während sich der tonarmlose Turntable-Controller Twelve ausschließlich an die digitale DJ-Fraktion wendet, bietet der 72er Möglichkeiten des analogen wie digitalen Auflegens, schwerpunktmäßig ist er jedoch für Serato DJ konzipiert und bringt mit dem MK2-Update neben taufrischen digitalen Einstellungen und VirtualDJ-Unterstützung auch haptische Neuigkeiten – was genau damit gemeint ist, erfahrt ihr in diesem Artikel.

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Rane Seventy-Two MK2: DJ-Battlemixer mit topmodernen Features

Details

Rane Seventy Two MK2 ist ein digital konfigurierbarer Zweikanal-Mischer im soliden Stahlgewand, wie gemacht für den harten Road-Einsatz und misst bei einem Gewicht von 5,6 kg exakt 285 x 445 x 105 mm. Die Verarbeitung lässt nichts zu wünschen übrig und die Ausstattung kann sich sehen lassen: So kokettiert das Mischpult mit dualer Effekt-Engine, Performance-Pads, Touchscreen, professionellen Anschlüssen für Mikros, Laufwerke und Beschallungsanlagen sowie zwei USB-Ports für nahtlose DJ-Wechsel und Back2Back-Performances inklusive einem dualen USB-Hub zum Anschluss von DJ-Controllern wie dem Rane Twelve MK2 oder was auch immer ihr der Hardware zur Seite stellen möchtet. 

Rane Seventy Two MK2 - der Battlemixer für Serato DJ ist angekommen
Rane Seventy Two MK2 – der Battlemixer für Serato DJ ist angekommen

Backpanel

Das Pult verfügt über Phono/Line- und AUX-Eingänge für jedes Deck sowie einen vorhörbaren Session I/O für Battle-Teams, als weiterer Signalpfad oder für Aufnahmen, wie es beliebt. Ferner gehören zwei XLR-/Klinke-Mikrofoneingänge zum Input-Reigen, die sich sowohl auf Mikrofonpegel als auch auf Line-Pegel schalten lassen und diverses Regelwerk nebst digital konfigurierbarer Ducking-Funktion zur Seite gestellt bekommen haben. Für die PA- und Monitoranlage stehen euch symmetrische XLR- (Master) und Klinkenausgänge (Booth) zur Verfügung.

Anschlüsse an der Rückseite des Rane Seventy Two MK2
Anschlüsse an der Rückseite des Rane Seventy Two MK2

Frontpanel

An der Vorderseite befinden sich neben dem Regelwerk für Mikro 2 und der neuen Tension-Control-Schraube, die auch beim kleinen Bruder Seventy zum Einsatz kommt, weiterhin die Reverse-, Contour- und Deck-Swap-Controls, dazu ein Fußschalteranschluss und die beiden Kopfhörerausgänge.

Mekka für Fader-Tweaks: Rane Seventy Two MK2 Frontpanel
Mekka für Fader-Tweaks: Rane Seventy Two MK2 Frontpanel

Bedienoberfläche

Oben befindet sich das Mix- und Klangregelungsbataillon für Mikrofon 1, Turntables/Player, Serato Sampler und Co. sowie das zentrale 4,3-Zoll-Display für Waverforms, Konfigurationen, Navigation und FX nebst zwei Flex-FX-Einheiten zur Verkettung interner Effekte und derer aus Serato, dirigierbar via Touchscreen und haptischen Drehgebern sowie Effekthebeln. 16 Performance-Pads mit RGB-Hintergrundbeleuchtung steuern Hotcues, Loops, Rolls, Slicer, Flips, Pad- und Fader-FX, Pitch-Play und Transport, um einige Modi zu nennen.

Fotostrecke: 9 Bilder Bedienoberfläche Rane Seventy Two MK2

Lieferumfang

Der Rane Seventy Two MK2 wird mit Serato DJ Performance-Vinyls, Control-CD, Kabelwerk und einer Pitch ’n Time Serial ausgeliefert und schaltet den Serato DJ Pro DVS-Modus automatisch frei. In vielen Punkten unterscheidet sich der Testkandidat also kaum von der Erstausgabe, daher möchte ich für den grundlegenden Test auf diesen Artikel verweisen. Schauen wir uns an, was sich getan hat und ob sich ein Update auf die neue Generation lohnt.

Lieferumfang Rane Seventy Two MK2
Lieferumfang Rane Seventy Two MK2

Praxis

Erstes Novum: der RANE Seventy-Two hat neue Fader spendiert bekommen und zwar die kontaktlosen, langlebigen MAG Four Fader mit der patentierten magnetischen Positionserfassungstechnologie und zusätzlichem HAL-Sensor für erhöhte Genauigkeit. Diese werden sowohl für Linefader als auch für den Crossfader eingesetzt und kommen auch beim kleinen Bruder RANE Seventy zum Einsatz. Der Crossfader verfügt dabei über eine externe Spannungsanpassung via griffiger, gerändelter Tension-Schraube. Damit lässt sich der haptische Widerstand von sehr leichtgängig bis ziemlich widerspenstig einstellen. Hier sollte jeder auf seinen Geschmack kommen können. Contour und Reverse-Anpassung hatte ja bereits das Vorgängermodell, der Cut-In lässt sich wie gehabt digital einstellen – sehr gut.  Die Spannung lässt sich zudem am Fader nach zuvorigem Ausbau justieren. 

Fotostrecke: 5 Bilder Rane Seventy-Two im Praxistest

Mein persönlicher Eindruck: Die Fader arbeiten sehr präzise und die digitalen wie analogen Konfigurationsmöglichkeiten lassen keine Wünsche offen. In Ermangelung einer direkten Vergleichsmöglichkeit zum MAG Three erlaube ich mir an dieser Stelle, meinen Bonedo.de Kollegen Dirk Duske zu zitieren, der den Direktvergleich so beschreibt:
„Bereits die MAG Three des Seventy-Two begeisterten die Turnablisten und Cut-Nerds. Jedoch um ihren Gleitwiderstand einzustellen, ist die Faceplate abzuschrauben. Zu Hause, kein Problem, aber beim Gig unmöglich. Denn mitunter muss man beim Gig vor allem den Crossfader der Situation anpassen. Scheppert der Bass zu sehr, sodass sich der extrem leichtgängige Crossfader durch Vibrationen von allein öffnet, sollte er etwas schwerer eingestellt werden. An dem neuen Seventy ein Kinderspiel! Die an der Frontseite angebrachte Tension-Schraube einfach nach links/rechts für einen leichteren/schwereren Gleitwiderstand drehen. Aber auch haptisch fühlen sich die Fader noch besser an und gleiten noch geschmeidiger. Bei der vorherigen Generation musste ich bisher gelegentlich die Fader-Bahn reinigen und mit Waffenöl schmieren. Bei den neuen MAG Four ist das völlig überflüssig. Auch sind sie nicht mehr so gewichtig, was ich allerdings neutral bewerte. Denn diese gefühlte Masse der MAG Three Fader bringt bei den Cuts ordentlich Schwung in die Kiste.“

Parametersteuerung

Die Parameter-Tasten können nun über die Mixer-Preferences direkt für Silent-Cues, Instant-Doubles oder zur Synchronisierung eingesetzt werden, weiterhin sind „normal“ und „custom“ als Vorgabe möglich, was abweichende Programmierung zulässt, ohne dass man gleich die ganze Page des Performance-Layers neu mappen müsste. Sinnvoll. 

Fotostrecke: 4 Bilder Parametertasten-Selektion Rane Seventy Two MK2

DVS-Aux-Input

Richtig gelesen, der AUX-In kann nun ebenfalls als DVS-Eingang genutzt werden. Somit bekommen Anwender flexiblere Möglichkeiten für gemischte Setups. Diese Einstellung wird im Mixer in den Preferences vorgenommen und kann on-the-fly geändert werden. Auf den Fotos zu sehen: Das iPad liefert Timecode-Signal für den Aux-Input und Serato DVS.

Fotostrecke: 2 Bilder DVS-Aux-Input am Rane Seventy Two MK2 selektieren

VirtualDJ Kompatibilität

Der Gedanke im ersten Moment: Wie jetzt, Mobile-DJs Darling goes 72 MK2? Das soll VirtualDJ aber in keiner Form schmälern, ganz im Gegenteil. Es zeigt wieder einmal, wie engagiert man beim Hersteller Atomix ist, wie sehr sich die Software in den letzten Jahren verbessert hat und dass DVS kein ungeliebtes Stiefkind innerhalb VDJs ist. Nicht zu unterschätzen ist man seitens Rane so auch breiter aufgestellt.
Was die Integration selbst angeht, wurde analog zu Serato und den Beschriftungen am Pult gearbeitet, die Inbetriebnahme erfolgt Plug & Play und man kann zudem innerhalb von Virtual DJ wählen, ob man mit dem neuen Stem-Feature der Software (siehe Workshop) arbeiten möchte.
Bis auf die Effekte, den optionalen Pad-Modi, (noch) fehlenden Instant-Doubles sowie dem flexiblen EQ-Layout deckt sich der Workflow weitgehend ansonsten mit Serato DJ, die VDJ-Lizenz müsste jedoch separat und kostenpflichtig erworben werden. 

Fotostrecke: 3 Bilder Waveforms VDJ-Modus Rane Seventy Two MK2

Was noch?

Soweit die Neuerungen und ich muss nach ein paar Stunden Praxistest attestieren, dass einem der Seventy Two MK2 Mit seinen Audio-, Filter- und Klangbearbeitungseigenschaften, dem möglichen Zuspieler-Reigen, den USB-Ports und zusätzlichen Controller-Elementen sowie gut reagierenden Pads und Hebeln, gibt einem der Seventy-Two das Beste aus zwei Welten an die Hand gibt.
Der 4,3 Zoll Touchscreen ist dabei in meinen Augen eine willkommene Unterstützung, denn er dient zur Musikauswahl, er zeigt Wellenformen und Effektparameter an, hier lassen sich diverse Einstellungen für das Pult vornehmen und obendrein lässt sich hiermit die Effektsteuerung inklusive X/Y-Feld realisieren. Das Display selbst reagiert ordentlich auf Benutzereingaben, die Waveforms lassen sich via Pinch zoomen und Needledrop in der Gesamtansicht ist auch möglich, die fließende Wellenformdarstellung könnte noch etwas geschmeidiger sein. Aber okay, das ist wohl jammern auf hohem Niveau.

Fotostrecke: 2 Bilder Effektsteuerung via XY-Panel

Keine Frage, durch die Verkettung von Touchscreen-Eingaben und Control-Encodern, Drehreglern und Knobs habt ihr etliche „Eingriffsmöglichkeiten“ auf kleinstem Raum in Aussicht, jedoch ist die Steuerung verketteter FX oder einzelner Parameter mit lediglich einem Encoder, Touchscreen und Taste für mich persönlich etwas umständlich. Mir hätten einzelne Push-Encoder eher zugesagt, doch das lässt sich zugegebenermaßen auf diesem engen Raum wohl nicht realisieren. So haben RANE rausgeholt, was geht, das muss man lobend attestieren.

Fotostrecke: 4 Bilder Interne Effekte Rane Seventy Two MK2

Konfektionieren

Das Pult lässt sich zudem in Teilen über die diversen Einstellmöglichkeiten in den Preferences „maßschneidern“, von der Filterresonanz über den Kopfhörerklang, Footswitch-Funktion, EQ-Crossovers, Panning, Phono-Sensibilität, DVS-Input, FX-Auswahl und Beat-Ranges bis hin zur Pad-Empfindlichkeit. Ein ausgezeichneter Mixer mit hervorragendem Sound, solider Performance und hinreichend Stellschrauben, um Turntablisten, DVS- und Vinyl-User diverser Spielrichtungen zufriedenzustellen. Wer mag, kann seinen „alten“ Rane Seventy Two MK1 übrigens mit MAG Four Fadern nachrüsten(Stückpreis: 119 € UVP) und ein Firmware-Update wird es auch geben.

Top Team: Rane Seventy Two MK2 mit Twelve MK2
Top Team: Rane Seventy Two MK2 mit Twelve MK2

Fazit

Rane Seventy Two MK2  ist ein hochwertiger, robuster Battlemixer mit hervorragenden Audioeigenschaften, solider Fertigungsqualität, top Fader-Stellwerk und modernen Ausstattungsmerkmalen in Form von Flex-FX-Sektionen, Touchscreen, Performance-Pads und Transformer-Hebeln, mit professionellen Anschlussschnittstellen bestückt, selbst dual USB und ein Hub sind vorhanden.  Rane haben mit dem MKII-Update des Battlemixers einige Kritikpunkte seitens der User-Community ausgemerzt. Sie haben neue MAG Four Fader integriert und eine physische Einstellschraube für das CF-Gleitverhalten vorgesehen. Obendrein gibt es neue digitale Konfigurationsmöglichkeiten und ein dezentes Update des FX-Sounds. Persönlich sehe ich besonders im FX-Handling etwas Optimierungspotenzial, allerdings müsste der Mixer dafür etwas größer ausfallen, insofern hat RANE auf dem Platz rausgeholt, was geht. Dass nun auch Virtual DJ nativ unterstützt wird, finde ich bemerkenswert und man darf gespannt sein, wie die Akzeptanz in anderen Software-Lagern abseits von Serato DJ ausfallen wird. Gute Arbeit, Rane.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • hervorragende Audioeigenschaften
  • massive Konstruktion
  • Controller und DVS DJ-Mixer in Personalunion
  • neue MAG Four Fader
  • CF Tension-Control
  • umfangreiche Konfigurationsoptionen
  • integriertes Display mit Serato und Virtual DJ Support
  • zwei USB-Ports und einen integrierten Dual-USB-Hub für (Twelve-) Controller
  • freies Parametertasten-Mapping
Contra
  • etwas umständliche Effektbedienung
  • Preis
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Rane Seventy-Two MK2 Test
Für 1.749,00€ bei
Rane Seventy-Two MK2: DJ-Battlemixer mit topmodernen Features
Rane Seventy-Two MK2: DJ-Battlemixer mit topmodernen Features
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