Nach längerer Krankheit ist Phil Lesh, Gründungsmitglied und Bassist der Kultband The Grateful Dead, am 25.10.2024 im Alter von 84 Jahren im Kreise seiner Familie friedlich für immer eingeschlafen. Sein kreatives Schaffen umfasst eine beeindruckende Zeitspanne von mehr als 65 Jahren. Dementsprechend groß ist auch das musikalische Vermächtnis, welches Phil Lesh hinterlässt. Bis wenige Monate vor seinem Tod gab er immer wieder mit verschiedenen Formationen Konzerte, um die Musik The Grateful Dead am Leben zu erhalten. Im Laufe seiner Karriere suchten auch immer wieder verschiedene Stars, darunter Bruce Hornsby, David Crosby oder Bob Dylan, die Zusammenarbeit mit dem gebürtigen Kalifornier, der eine besondere Vorliebe für die edlen Instrumente von Alembic hatte.
Phil Lesh – Anfänge
Phil Lesh wurde 1940 in der kalifornischen Stadt Berkeley geboren. Als Teenager begann seine musikalische Reise zunächst an der Trompete und der Geige. Ein Studium am „Berkley College of Music“ brach er nach kurzer Zeit ab, interessierte er sich doch mehr für Komposition moderner Musik.
Während seiner Zeit am „Mills College“, in er bei Luciano Berio (einem bedeutenden Pionier der elektronischen Musik) studierte, lernte Phil den Gitarristen, Sänger und Songschreiber Jerry Garcia kennen. Schon bald erwuchs in Phil der Wunsch, ein elektronisches Instrument zu spielen – vor allem der E-Bass hatte es ihm angetan. Nach dem Besuch eines Konzerts von Jerry Garcias Band Warlock war Phil endgültig überzeugt, es mit dem E-Bass zu versuchen. Bald darauf ersetzte er den Bassisten von Warlock und kurze Zeit später nannte sich die Band in The Grateful Dead um.
Phil Lesh – musikalisches Wirken
The Grateful Dead machen sich schnell einen Ruf in der Hippie-Szene von San Francisco. Mit den damit in Verbindung gebrachten Drogen wie Marihuana und LSD waren sowohl die Band wie auch ihr Publikum gut vertraut. Es folgten erste Auftritte auf Festivals – der Ruf von The Grateful Dead als unvergessliches Live-Event machten schnell die Runde.
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Highlights waren das „Monterey Pop Festival“ im Jahr 1967 sowie 1969 die Teilnahme am legendären „Woodstock Festival“. Leider wurde der Auftritt von The Grateful Dead durch technische Probleme erschwert. Daher fehlt der Auftritt der Band im legendären Woodstock-Film sowie im Live-Mitschnitt.
Sowohl in den 70er- wie auch in den 80er-Jahren ging es mit The Grateful Dead weiterhin steil bergauf. Ihre Popularität verbreitete sich nun über die ganze Welt, und die Gruppe entwickelte sich endgültig zu einer Kultband und Ikone der Hippie-Bewegung. Live-Konzerte von The Grateful Dead dauerten nicht selten mehrere Stunden und beinhalteten zahlreiche ausgedehnte Jam-Sessions. Auf diese Weise verlief kein Konzert wie das andere. Dieser Umstand führte dazu, dass viele Fans Konzerte mitschnitten und ihre Recordings mit anderen Fans tauschten. Was für viele Künstler und Bands ein Albtraum ist, wurde von The Grateful Dead ganz bewusst unterstützt und gefördert. Dies trug noch zusätzlich zur Verbreitung ihrer Musik und ihrer Popularität bei.
Beeinträchtigt wurde The Grateful Dead immer wieder vom Drogenkonsum verschiedener Mitglieder – vor allem von Frontmann Jerry Garcia. 1995 zollte dieser seinem Lebensstil leider mit einem frühen Tod Tribut. Danach ließ Phil Lesh die Musik von The Grateful Dead bis zu seinem eigenen Tod mit Projekten wie The Other Ones oder Phil Lesh & Friends immer wieder aufleben.
Phil Lesh – individueller Stil
Durch seine musikalische Vorbildung und sein Interesse an klassischer Musik entwickelte Phil einen ganz eigenen Personalstil an seinem Instrument. Als seinen größten Einfluss am Bass bezeichnet er Johann Sebastian Bach und Jazz-Bassisten wie Charlie Mingus oder Oscar Pettiford.
Davon geprägt, spielte er ausgesprochen melodisch und fließend. Seine Basslines waren stets ein Kontrapunkt zur Gesangsmelodie. Die Saiten des Basses schlug er meist mit einem Pick sehr nahe am Hals an und erzeugte damit einen runden und vollen, aber gleichzeitig transparenten Sound. Phil drückte der Musik von The Grateful Dead seinen ganz eigenen Stempel auf und machte diese einzigartig.
Phil Lesh – Instrumente
Phils erster Bass war ein Gibson-EB0-Bass, aber schon bald wechselte er zu einem Fender Jazz Bass. Auf diesen folgte Ende der 1960er ein Guild Starfire. Im Jahr 1973 sollte dann eine Leidenschaft entfacht werden, die bis zu seinem Tod Bestand haben sollte: Phil bekam seinen ersten Alembic Series I Bass. Bis zuletzt sah man ihn mit Instrumenten der amerikanischen Edel-Bassschmiede. Meistens waren es Sechssaiter mit zum Teil sehr ausgefallenen Designs. (Die gemeinsame Geschichte von Alembic und dem Greatful-Dead-Bassisten kann man hier nachlesen.)
Natürlich war Phil zwischendurch auch gelegentlich mit anderen Instrumenten zu sehen, darunter diverse Modulus-Bässe oder Instrumenten des deutschen Herstellers Jens Ritter.
Interessant ist vor allem, dass man die Mischung aus Folk, Rock, Country, Blues, Psychodelic etc. von The Grateful Dead eher mit traditionellen Instrumenten wie dem Fender Precision oder dem Jazz Bass und „anderen Verdächtigen“ in Verbindung bringen würde. Phil Lesh demonstrierte hier aber Zeit seines Lebens seine besondere Individualität, indem er in diesen modernen und außergewöhnlichen Instrumenten seine einzigartige Stimme fand.
Phil Lesh – Leidensgeschichte
Eher zufällig wurde bei Phil Lesh bereits 1986 eine Infektion mit Hepatitis C festgestellt. Sein beträchtlicher Alkoholkonsum trug natürlich nicht gerade zur Verbesserung der Situation bei, und im Jahr 1990 gab Phil glücklicherweise endgültig das Trinken auf. Seine gesundheitliche Situation spitzte sich aber dennoch weiter zu – 1998 benötigte er gar eine Lebertransplantation! Diese verlief zum Glück erfolgreich und Phil konnte vollständig genesen.
2006 erkrankte Phil an Prostata-Krebs, von dem er sich aber nach überstandener Operation erfolgreich erholte. Doch die schlechten Nachrichten sollten kein Ende nehmen: 2015 gab Phil bekannt, dass er an Blasenkrebs leide. Aber auf diesen besiegte er und war bald wieder auf der Bühne zu sehen.
Seine letzten Live-Konzerte gab Phil noch in der ersten Hälfte diesen Jahres. Am 25. Oktober starb Phil schließlich 84jährig zu Hause im Kreise seiner Angehörigen.
Phil, wir verneigen uns vor deinem Lebenswerk und danken dir für über 60 Jahre Musik!
Thomas Meinlschmidt