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PRS SE 277 SH Soapbar VS 2017 Test

Mit der PRS SE 277 Semi-Hollow Soapbar Baritongitarre präsentiert Paul Reed Smith wieder einmal ein nicht alltägliches Instrument, das in vielerlei Hinsicht aus dem üblichen Rahmen fällt. Dass die im US-amerikanischen Stevensville im Bundesstaat Maryland beheimateten PRS-Gitarren zu den eher hochpreisigen Instrumenten gehören, ist bekannt. Ein Grund, warum Paul Reed Smith in den 90er Jahren die SE-Serie ins Leben rief, die den Gitarristen ansprechen soll, der auf der Suche nach preiswerteren Instrumenten des Herstellers ist.

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Die Instrumente dieser Linie werden in Korea gefertigt und die bisherigen Testkandidaten konnten mit einem sensationellen Preis-Leistungsverhältnis glänzen, wozu auch die durchweg sehr gute Verarbeitung ihren Teil beitrug. Auch die SE 277 gehört in diese Produktionsreihe und will ebenfalls mit großartigen Features zum vergleichsweise günstigen Preis überzeugen.

Details

Optik/Verarbeitung:

Die Gitarre wird in einem sehr vertrauenserweckenden, gut gepolsterten braunen Gigbag geliefert, in dem das Instrument nicht nur sicher aufgehoben ist, sondern an zwei Trageriemen auch bequem transportiert werden kann. In der Tasche befinden sich die wichtigsten Werkzeuge zum Einstellen des Instrumentes, nämlich ein Schlüssel zum Anpassen des Halsstabs und ein Inbusschlüssel zum Feinjustierten der Saitenreiter. Und an ein Klinkenkabel wurde auch gedacht.

Fotostrecke: 4 Bilder Paul Reed Smith legt bei seinen Gitarren wert auf vernünftige Transportmittel…

Nachdem ich die Gitarre aus der Tasche geschält habe, bin ich doch sehr angenehm überrascht, wie edel sie wirkt! Die toll gemaserte, leicht gewölbte Ahorndecke ist in Vintage Sunburst lackiert und ein echter Hingucker. Das F-Loch und das geringe Gewicht von 3016 Gramm legen nahe, dass wir es hier mit einer Semi-Hollow-Gitarre zu tun haben. Die gesamte Komposition bietet keinerlei Anlass zur Kritik, weder in Sachen Optik noch was die Verarbeitung angeht. Am Übergang von Zarge zu Decke bleibt ein heller Streifen naturbelassen und bildet das “natural binding”. Boden und Zargen sind rötlich eingefärbt und lassen ebenfalls die Maserung des Holzes durchscheinen.

Fotostrecke: 5 Bilder Der gekammerte (chambered) Korpus der Gitarre besteht aus Mahagoni.

Die Decke trägt zwei cremeweiße PRS-Soapbars, die direkt in den Korpus geschraubt sind und mithilfe eines Dreiwegschalters angewählt werden. Bei ihnen handelt es sich natürlich um P-90 Varianten, die wegen ihrer Optik, die in der Tat an ein Stück Seife erinnert, genauso benannt wurden. Kleine Randinformation: Erdacht hat sich diesen Pickup übrigens Gibson bereits 1936! Ein Volume- und ein Tone-Poti dürfen ebenfalls nicht fehlen, beide mit bernsteinfarbenen Knöpfen, die sich ebenfalls geschmeidig in das Erscheinungsbild einfügen. Einzig die Positionierung des Dreiwegschalters ist für meinen Geschmack etwas ungünstig gewählt, denn unterhalb des Tone-Potis ist er doch recht weit entfernt. Aber das ist natürlich eine ganz individuelle Geschichte.

Fotostrecke: 7 Bilder Als Klangübertrager wurden in die Gitarre zwei SE Soapbar Humbucker eingebaut.

Der aufgezogen 0.14 – 0.68 Satz Saiten wird durch den Korpus in den Steg eingefädelt und läuft über sechs individuell einstellbaren Saitenreiter in Richtung Mechaniken. Die für die Kommunikation mit einem Verstärker benötigte Klinkenbuchse befindet sich in der unteren Zarge und ist mit zwei Schräubchen befestigt. Natürlich dürfen die beiden Gurthalter an altbekannter Stelle nicht fehlen, die mit schwarzen Filzunterlagen versehen sind, um den Korpus nicht zu beschädigen.

Fotostrecke: 4 Bilder Die SE277 kommt ohne Tremolo und ist mit einem PRS designed String-Through Steg ausgestattet.

Auf der Rückseite gibt es außer den sechs Metallhülsen, durch die die Saiten gefädelt werden, nur noch das Elektronikfach, das mit einer schwarzen Abdeckplatte aus Kunststoff verschlossen ist. Ein Blick hinein zeigt auch hier wie beim Rest des Instrumentes eine saubere Verarbeitung, an der es nichts auszusetzen gibt.
Der Ahornhals besitzt ein Wide Fat-Profil und ist wie bei den meisten PRS-Gitarren mit dem Korpus verleimt. Passend zu Boden und Zargen ist auch er rückseitig rötlich eingefärbt.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Rückseite beherbergt sechs Metallhülsen zum Einfädeln der Saiten…

Allerdings ist mir hier eine kleine Unsauberkeit aufgefallen, denn beim Übergang vom Hals zum Korpus wurde offensichtlich nach dem Lackieren nachgearbeitet, dabei handelt es sich aber “nur” um einen optischen Makel, der das Bespielen in keinster Weise beeinträchtigt. In das Palisandergriffbrett sind 22 Medium Jumbo Bünde vorbildlich eingesetzt und an den Kanten verrundet. Für die Orientierung sorgen die von Paul Reed Smith bekannten “Birds Inlays” im Griffbrett und weiße Punkte in der Halskante. Auch an diesem Arbeitsschritt gibt es nichts zu bemängeln.

Fotostrecke: 7 Bilder Das tief ausgeschnittene Cutaway erlaubt bequemes Spielen in den höchsten Lagen.

Weiter geht es auf der Reise in Richtung Kopfplatte mit dem Sattel, der eine Breite von 42,6 mm aufweist und die Saiten spielfrei weiterleitet. Direkt dahinter ist eine schwarze Abdeckung zu finden, die den Halsspannstab beherbergt und mit nur einer Schraube befestigt ist. Um mehr Druck auf den Sattel zu bekommen, wurde die Kopfplatte mit sechs geschlossenen PRS Designed Standard-Mechaniken angeschrägt. Der Zusatz 277 im Namen weist natürlich auf die Mensur unseres Testinstruments hin, denn wir haben es hier mit einer Baritongitarre und einer Mensur von 27,7″ oder 703 mm zu tun.
Es wird Zeit für ein paar Audiobeispiele!

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Praxis

Sound/Bespielbarkeit:

Die SE 277 SH neigt ein wenig zur Kopflastigkeit – kein Wunder, denn ein ausgehöhlter Korpus in Kombination mit einer längeren Mensur sind nicht unbedingt die Zutaten für ein perfekt ausbalanciertes Instrument. Sobald die rechte Hand aber auf dem Korpus liegt, sollte dies aber kein Problem mehr darstellen.
Trocken angespielt kommt ein lauter, leicht nasaler Sound zustande, den man von Semi- Hollow Gitarren kennt, wobei hier auffällt, dass alle sechs Saiten gleich laut tönen und dabei auch lange und gleichmäßig ausschwingen. Der Hals liegt satt in der Hand und lässt ein ermüdungsfreies Spiel zu, allerdings sollte man als Bariton-Neuling die verlängerte Mensur nicht unterschätzen und ein wenig Eingewöhnungszeit in Kauf nehmen. Die Werkseinstellung ist gut, für meinen Geschmack könnte die Saitenlage jedoch einen Hauch niedriger sein, aber das lässt sich problemlos nachjustieren.
Ich schließe die 277 an meinen Marshall JVM 410 an, der Amp treibt eine 2×12″ Box mit Vintage 30 Speakern an, die wiederum von einem Shure SM57 abgenommen wird.
Los geht es im cleanen Kanal des Amps. Ich schalte pro Durchgang die Pickup-Positionen beginnend am Hals-Tonabnehmer durch.

Audio Samples
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Clean: Alle Pickup-Positionen, Strumming

Auffälligstes Merkmal ist sicherlich die leicht nasale Klangausbeute, die bedingt durch die gewählte Bauart entsteht. Alle drei Positionen bieten ein recht breites Klangspektrum an, wobei der Steg-Pickup ganz besonders mittig geraten ist und einen tollen Vintagesound abliefert. Allen gemein ist die sehr
Für das nächste Beispiel habe ich nichts an den Einstellungen am Amp verändert, ich spiele lediglich eine Pickingfigur und schalte auch hier alle drei Pickup-Positionen durch.

Audio Samples
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Clean: Alle drei Pickup-Positionen, Picking
Hier trifft Vintage auf Moderne, die Baritongitarre liefert inspirierende Clean-, Crunch- und auch Heavy-Sounds
Hier trifft Vintage auf Moderne, die Baritongitarre liefert inspirierende Clean-, Crunch- und auch Heavy-Sounds

Der ureigene Sound, den eine Baritongitarre mit sich bringt, nennen wir ihn “Growl”, kommt hier sehr gut zur Geltung. Gepaart mit den amtlichen Attacks liefern die drei Positionen tolle und ausgesprochen klar definierte Töne, die förmlich nach einem Delay rufen.
Ich schalte nun in den Crunch-Kanal des Amps und spiele mit medium Gain. Auch hier geht es wieder durch alle drei Tonabnehmerpositionen.

Audio Samples
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Crunch: Alle Pickup-Positionen, Medium Gain

Ein recht eigenwilliger und somit für meinen persönlichen Geschmack sehr interessanter Sound entsteht in Verbindung mit dem Zerrkanal des Marshalls. Denn hier paart sich Vintage mit Moderne, sprich, mittig trifft auf tiefgestimmt und erzeugt so ein tolles Klangbild, das inspiriert. Dank der guten Attack-Wiedergabe matscht auch nichts und auch im Bassbereich bleibt es schön aufgeräumt.

Audio Samples
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High Gain: Alle Pickup-Positionen, Single Notes

Sobald mehr Gain ins Spiel kommt, erhöht sich natürlich das Nebengeräuschverhalten, was sich aber erstaunlicherweise in Grenzen hält. Die Hals- und Mittelposition des Dreiwegschalters erzeugen zwar einen tollen, drahtigen Sound, leider matschen die beiden aber auch im Bassbereich. Einzig der Steg-Pickup kann hier komplett überzeugen. Er liefert einen fetten, mittigen Ton, der zum Riffen einlädt und dank des aufgeräumten Bassfundaments auch für breite Rockriffs bestens geeignet ist.
Für das nächste und letzte Audiobeispiel habe ich die tiefe H-Saite einen Ganzton nach unten gestimmt und spiele eine Heavy Riff im High-Gain-Kanal des Amps. Auch hier schalte ich pro Durchgang beginnend am Hals-Pickup durch alle drei Positionen.

Audio Samples
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Heavy Riff: Alle Pickup-Positionen, Drop A Tuning

Wie nicht anders zu erwarten war, liefert der Steg-Pickup die überzeugendste Vorstellung, denn der “Growl” ist hier am eindeutigsten zu vernehmen und dank des aufgeräumten Bassbereichs kommen so authentische, fette Heavy-Riffs zustande.

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Fazit

Die PRS SE 277 Semi-Hollow Soapbar kann gefallen, denn hier trifft Vintage auf Moderne. Neben der sehr guten Verarbeitung und tollen Bespielbarkeit liefert die Baritongitarre inspirierende Clean-, Crunch- und auch Heavy-Sounds, die anders klingen, als man es von einer Standard-Baritongitarre erwartet. Da spielen sicherlich die verbauten P90 Pickups eine gewichtige Rolle und die Semi-Hollow-Bauweise ist mehr als nur das Tüpfelchen auf dem i. Wer ausgetretene Soundwelten verlassen und auf tiefe Stimmungen nicht verzichten möchte, kommt an unserer heutigen Testgitarre nicht vorbei, und sollte sie für einen persönlichen Test in die engere Auswahl nehmen. Das Preis-Leistungsverhältnis ist gut.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • sehr gute Verarbeitung
  • ansprechende Optik
  • sehr gute Bespielbarkeit und Werkseinstellung
  • eigenständiger Sound
  • gutes Preis-Leistungsverhältnis
Contra
  • Keins
Artikelbild
PRS SE 277 SH Soapbar VS 2017 Test
Für 598,00€ bei
Die PRS SE 277 liefert neuartige Baritongitarren-Soundwelten und überzeugt mit einer sehr guten Verarbeitung und toller Bespielbarkeit.
Die PRS SE 277 liefert neuartige Baritongitarren-Soundwelten und überzeugt mit einer sehr guten Verarbeitung und toller Bespielbarkeit.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: PRS
  • Modell: SE 277 Semi-Hollow Soapbar
  • Bauweise: Bariton
  • Herkunftsland: Südkorea
  • Korpus: Mahagoni-Boden, Ahorndecke und -zargen
  • Farbe: Vintage Sunburst
  • Brücke: PRS-Designed Plate Style
  • Mensur: 27,7“ (703mm)
  • Hals: Ahorn
  • Halsprofil: Wide Fat
  • Griffbrett: Palisander
  • Halseinlagen: Birds
  • Bünde: 22
  • Sattelbreite: 42,6 mm
  • Mechaniken: PRS-designed Tuner
  • Saiten ab Werk: 014- 068
  • Pickups: PRS SE Soapbar
  • Regler: 1 x Master Volume,1 x Master Tone
  • Pickup-Wahlschalter: Bridge – Bridge & Neck – Neck
  • Gewicht: 3016 g
  • Lieferumfang: Gigbag
  • Preis : 999,00 Euro UVP
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Der gekammerte (chambered) Korpus der Gitarre besteht aus Mahagoni.

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