Mic Preamps, die Eingangssektion von Mischpulten ist sicherlich nicht der am schwierigsten zu verstehende Teil – zumal diese Sektion bei kleineren Audio-Mixern nicht sehr umfangreich ist.
Dennoch ist es sinnvoll, sich den Preamp-Bereich von Mischern und somit natürlich auch externen Mikrofonvorverstärkern und von Audio-Interfaces genauer anzusehen. Und vielleicht ist es sooo einfach dann doch nicht immer, gerade Einsteiger müssen oft raten, was sich hinter „Pol.“, „DI“ oder „HPF“ für Funktionen verstecken. Erfahrene Tontechniker winken jetzt wahrscheinlich müde ab – aber weiß auch jeder, was sich beispielsweise hinter „Flip“ versteckt?
DAW-Mischpulte haben meist einen „festgelegten“ Eingang für ihre Signale, da diese entweder aus den in der Session wiedergegebenen Audiofiles, den generierten Instrument-Sounds, internen Routings oder Eingängen des Audio-Interfaces bestehen. Einige der dargestellten Punkte, allen voran Polarität und Filter, findet man auch in manchen Software-Mixern.
Klassische Eingangssektion eines Mischpult-Kanalzugs oder Preamps
In Mischpulten befindet sich die Eingangssektion der eventuellen Quellenwahl, der Wahl der Vorverstärkung (“Gain”) und den weiteren Funktionen so gut wie immer im oberen Teil des Kanalzugs.
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Preamp: Eingangswahlschalter
Das kann ja eigentlich nicht so kompliziert sein, oder? Nun, das hängt von dem entsprechenden Gerät ab. Bei einfachen Mischpulten und externen Preamps ist die Sache oft recht einfach: Gibt es Schalter, auf denen „Mic“ odr „Line“ steht, kann man mit ihnen entweder den Mikrofoneingang oder den Line-Eingang auswählen, die im Gerät anders behandelt werden müssen. Und schon hier gibt es gehörige Unterschiede, denn manchmal handelt es sich um verschiedene Buchsen. Mikrofoneingänge sind so gut wie immer dreipolige, weiblicher XLR-Buchsen, Line-Inputs entweder ebenfalls oder Klinkenbuchsen. Ab und an ist es auch so, dass sich Mic und Line eine Hardware-Buchse teilen und dann per Schalter ausgewählt werden muss, welcher Signalpfad dahinter gilt, also ob der stärker verstärkende Mikrofon- oder der Line-Level-Pfad. In einigen Preamp-Sektionen findet man auch so genannte Combo-Buchsen, welche wie eine XLR-Buchse aussehen, aber in der Mitte einen Klinkenstecker akzeptieren.
Neben Mikrofon- und Line-Signalen gibt es noch einen dritten analogen Signaltyp, der häufig vorverstärkt werden will: Instrumentensignale. Will man also E-Gitarre, -Bass oder beispielsweise ein Rhodes aufnehmen, muss der „Instrument“- oder auch „DI“ genannte Input ausgewählt werden. Nicht selten gibt es für diesen eine separate Buchse, die Hersteller gerne für einfachen Zugriff auf der Vorderseite von Geräten platzieren. Nicht selten hat der DI-Eingang Priorität und wird automatisch ausgewählt, wenn in die Buchse ein Stecker eingesteckt ist.
Bei Mischpulten, die nicht nach dem Split-, sondern nach dem Splint- oder richtigen Inline-Prinzip arbeiten, gibt es noch die Möglichkeit, das Off-Tape-Signal eines Aufnahmesystems in den Hauptkanalweg zu schicken. Manchmal nennt sich das „Tape“, „Input Reverse“, „Input Flip“ oder sonstwie. Das gibt es aber nur bei größeren Pulten, die auch ein komplizierteres Routing besitzen – so sind es zum Beispiel zwei Fader pro Kanalzug, zudem gibt es meist die Möglichkeit, Aux Sends und EQs ebenfalls einem oder dem anderen Signal zuzuweisen.
Besonderheit Bus-Abgriff
Manche Mischpult-Architekturen ermöglichen es, dass ein Kanalzug statt eines externen Eingangssignals einen internen Bus abgreift. Das ist im Regelfall der mit der Nummer des Kanalzugs. Drückt man also in Kanalzug 7 den „Bus“-Taster, werden weder Mic noch Line durch den Kanalzug geschickt, sondern alle Signale, die auf diesen Bus geroutet werden. Dadurch entsteht eine Subgruppe.
Besonderheit Digitalmischpult
Digitalmischpulte und DAWs erlauben oftmals, den durchnummerierten “soften” Eingangskanälen beliebige physische Eingänge zuzuweisen. Dies geschieht auf unterschiedliche Art und Weise, entweder in der jeweiligen Inputsektion oder aber in einem Routing-Menü.
Versorgungsspannung
Kondensatormikrofone, aktive dynamische Mikros und DI-Boxen benötigen eine Versorgungsspannung für den Betrieb. Bei stationären Geräten sind es so gut wie immer 48 Volt, die über zwei Pins des Mikrofoneingangs (!) bereitgestellt werden können. Dafür gibt es üblicherweise einen separaten Schalter. Manchmal ist es an preiswerteren Pulten so gelöst, dass die 48V-Speisung global oder beispielsweise in Achterblöcken geschaltet werden kann. Mehr zum Thema Phantom: Was ist Phantomspeisung – und kann sie Mikros schaden?
Mic-Preamp: Gain
Der Gain-Regler bestimmt die Vorverstärkung des anliegenden Signals. Das klingt erst einmal einfach. Manchmal verhält es sich etwas schwieriger. So finden sich an manchen Systemen zwei Bedienelemente dafür. Das kann einmal eine grobe, schaltbare Gain-Einstellung sein (manchmal: „coarse“), die dann noch genauer eingestellt werden kann (manchmal: „Trim“). Ab und an sind auch zwei Verstärkungsstufen an verschiedenen Stellen im Signalpfad vorhanden oder ein tatsächliches Gain und eine Gegenkopplung. Eine hohe Gegenkopplung „zähmt“ das Signal, eine niedrige klingt obertonreicher. Einige Preamp-Sektionen besitzen eine recht besondere Gain-Bedienung, allen voran Neves 1073-Design, bei welchem ein Drehknauf entweder die Mikrofon- oder die Line-Vorverstärkung ermöglicht.
Vordämpfung (“Pad”)
Bei manchen besonders „heißen“ Signalen kann es passieren, dass selbst die minimale Vorverstärkung zu viel für den nachfolgenden Signalpfad ist. Es verzerrt dann stärker als gewünscht. Zu diesem Zweck gibt es in vielen Preamp-Sektionen eine Vordämpfung. Üblicherweise wird dieses „Pad“ separat geschaltet, 0, 10, 20 dB sind typische Werte. Manchmal ermöglicht der Eingangswahlschalter, beispielsweise Line, Mic und Mic -20 auszuwählen.
Polarität
Fast alle Preamps und Preamp-Sektionen erlauben die Invertierung des Signals. Das bedeutet, dass die positive Halbwelle in den negativen Bereich geklappt wir und umgekehrt. Das hat zur Folge, dass beispielsweise die erste Bewegung einer Mikrofonmembran eines vor der Bassdrum positionierten Mikrofons invertiert dargestellt wird, also mit einer Bewegung zunächst zur Schallquelle hin statt von der Schallquelle weg. Benötigt wir der Schalter, der entweder „Polarity“, „Pol.“, „Phase“, „ø“ oder (eigentlich sachlich verkehrt) „180°“ bezeichnet ist, wenn mit mehreren Mikrofonen gearbeitet wird, besonders bei Bassdrum-, Snare- und Lautsprecher-Abnahme.
Lesetipp: Der Einsatz von Low Cuts (= Highpass) in Mix und Recording – Workshop
Impedanzumschaltung
In Mischpult-Eingangssektionen äußerst selten zu finden, bei externen Preamps mittlerweile recht häufig ist die Möglichkeit, die Eingangsimpedanz des Mic Inputs zu verändern. Üblicherweise liegt diese mindestens fünfmal so hoch wie die Ausgangsimpedanz des Mikrofons (1 kOhm gegen unter 200 Ohm), kann aber verändert werden, um besonders bei dynamischen Mikrofonen Klangänderungen zu erzwingen.
Eingangssektionen besonderer Kanalzüge
Manche Mischpulte besitzen einige Stereo-Kanalzüge. Es ist eher selten, dass diese auch zwei Mikrofonsignale aufnehmen können, üblicherweise sind es nur Line-Signale. Die Ausstattung der Eingangssektion ist dann häufig deutlich beschränkt, etwa, was die Ausstattung mit Filter, Phantom und Polarität angeht.