Novation Nocturn Test

Dass es heutzutage unzählige Lösungen gibt, seine DAW fernzusteuern, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Für den musikalischen Neueinsteiger wie den erfahrenen Kontrollfreak bieten sich inzwischen die unterschiedlichsten Möglichkeiten, die Workstation mit Ideen zu füttern und diese dort zu Hits zu verarbeiten.

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Ein Name, der seit Jahren untrennbar mit diesem Genre verbunden ist und regelmäßig mit Innovationen auf sich aufmerksam macht, ist Novation. Mit dem Nocturn bietet der britische Hersteller einen eher preisgünstigen Controller an, der schon seit einiger Zeit auf dem Markt ist, aber nichts an Aktualität verloren hat und deshalb auch im bonedo-Testfeld seinen Platz haben soll.

Details

Spätestens mit der SL-Remote-Serie haben die kreativen Köpfe bei Novation bewiesen, dass man sich mit dem Thema DAW-Controlling bestens auskennt und auf diesem Feld über ein breites Know-how verfügt. Ob und in welchem Maße davon auch unser Testkandidat profitiert, das soll dieser Test zeigen, denn mit den vom Hersteller angegebenen Features und einem Preis von deutlich unter hundert Euro fällt der Controller schon fast in die Schnäppchenklasse.

Der Nocturn präsentiert sich als ein sehr übersichtlich gestalteter, 239 x 137 x 28 mm großer stylischer USB-Controller, der trotz Kunststoffgehäuse durch eine sehr hochwertige Verarbeitung überzeugt – in dieser Klasse nicht unbedingt selbstverständlich.

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Auf dem Gerät befinden sich acht berührungsempfindliche Endlosdrehregler mit LED-Kranz, ein Schnellwahlpoti („Speed Dial“) in gleicher Ausführung, ein 45-mm-Crossfader sowie acht frei zuweisbare und acht definierte Taster.

Alle Komponenten machen einen sehr soliden Eindruck und sollten auch härteren Live-Einsätzen standhalten. Lediglich die Potis könnten ein wenig mehr Stabilität vertragen, was in Anbetracht des Preises aber in Ordnung geht. Besonders hervorzuheben sind die LED-Kränze um die Regler, die es dem Musiker auch im Schummerlicht leicht machen, den Überblick zu behalten. Die USB-Buchse – übrigens der einzige Anschluss des Gerätes – befindet sich beim Nocturn auf der linken Seite, wobei nach meiner Meinung eine Platzierung auf der Rückseite sinnvoller gewesen wäre. Aber jedem kann man es bekanntlich nicht recht machen.

Zum Lieferumfang gehören außerdem ein USB Kabel sowie eine Software-CD mit Installationsanleitung und der Automap-Software.

Native Instruments Massive: "Automaped" und mit Novation Rahmen versehen
Native Instruments Massive: “Automaped” und mit Novation Rahmen versehen

Die Automap-Software stammt von Novation selbst und ermöglicht es in erster Linie, Plug-Ins fernzusteuern. Aber auch jeder andere Softwareparametern sollte damit kontrollierbar sein. Sie ist die Schnittstelle zwischen Plug-In und Controller. Dabei hebt sich diese Software vor allem durch ihr benutzerfreundliches Interface von anderen ab. Startet man seine DAW, in meinem Fall Ableton Live 8, so öffnet sich im selben Atemzug auch das Automap-Interface. Dieses kann in drei verschiedenen Transparenzstufen an die Bedürfnisse des Benutzers angepasst werden. Ebenso einfach, wie es auftaucht, verschwindet es auch wieder durch einen einfachen Knopfdruck am Controller.

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Mit den acht fest zugewiesenen Funktionstastern des Nocturn kann neben dem Ein- und Ausblenden des Automap-Fensters auch die Lernfunktion aktiviert und durch die Controllerpages navigiert werden. Außerdem findet man per Schnellwahl seinen Weg durch das Automap-Menü, das in die Unterpunkte User, FX, Instrument und Mixer eingeteilt ist.

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Einzigartig am Nocturn ist der sogenannte Speed-Dial. Er ermöglicht es, genau den Parameter anzusteuern, auf den die Maus gerade zeigt. Damit lassen sich nicht nur MIDI-fizierte Parameter justieren, sondern jeder erdenkliche Softwareschalter, der auf Klicken und Mausbewegungen reagiert, denn nichts anderes simuliert der Speed-Dial. Wer will, kann jetzt also auch die Schriftgröße in Word mit einem Controller regeln …

Praxis

Mit Automap geht Novation mittlerweile schon in die dritte Runde und bietet neben den kostenlosen Features auch einige aufpreispflichtige Funktionen in der Pro-Version. Die Installation und Einrichtung in der Hostsoftware – in meinem Fall Ableton Live 8 – stellte sich als sehr einfach dar und dauerte auch nicht lange.

Unter Ableton sollte das Ganze in etwa so aussehen.
Unter Ableton sollte das Ganze in etwa so aussehen.

Nachdem bei der Installation die Automap-Software die Plug-Ins gescannt hat, spendiert sie diesen eine schöne Umrahmung und eine zusätzliche Kontrollleiste am unteren Rand. In der Hostsoftware finden sich danach alle modifizierten Plug-Ins doppelt wieder: einmal unverändert und einmal mit Automap im Namen und mit besagten Rahmen.

Die "doppelten" Plug-Ins dank Automap
Die “doppelten” Plug-Ins dank Automap

Automap generiert zusätzlich eine Art Standardbelegung für das jeweilige Plug-In, was in der Regel auch sehr sinnvoll ist. Natürlich steht es jedem frei, diese Controllerbelegung nach Herzenslust abzuändern. So kann jeder Benutzer den Nocturn an seine eigene Arbeitsweise anpassen, ohne dabei unnötig viel Zeit mit Neuprogrammieren zu verschwenden. Alle Modifikationen sind selbstverständlich speicherbar.

Automap selbst überzeugt durch jede Menge Leistung und Funktionalität in einer grundsätzlich sehr überschaubaren Software. Einer der raren Kritikpunkte ist das ständige Aufblitzenden des Fensters, obwohl es frei skalierbar ist, was gerade beim Arbeiten auf kleinen Monitoren nervt. Ich bin mir aber sicher, dass man diesen Punkt an großen Bildschirmen vernachlässigen kann.

Insgesamt erwies sich der Controller nach einer längeren Testphase als sehr hilfreich. Obwohl aus Kostengründen auf ein zusätzliches Display am Gerät verzichtet wurde, bleibt der Nocturn auch bei dunklen Umgebungen übersichtlich, wobei die LED-Kränze eine entscheidende Rolle spielen.

Die Potis reagieren ein wenig langsam, was aber nicht allzu stark ins Gewicht fällt, und auch der Crossfader könnte ein wenig leichter laufen. Aber all das fällt eher in die Kategorie Peanuts oder Geschmackssache und soll deshalb fairerweise auch bei der Bewertung keine Rolle spielen.

Der stark umworbene „Speed Dial“ ist eine sehr nette Sache: Dieses Feature wird vor allem im Livebereich Sinn machen, wenn schnelle Cut-Offs, Modulationen jeglicher Art oder Panoramaeinstellungen spontan zum Einsatz kommen sollen. Jedoch ist der Einsatz dieses Reglers am Anfang sehr gewöhnungsbedürftig, da er im Prinzip nichts anderes ist als eine Art zweite Maus.

Da sich der Mauszeiger während der Benutzung des Speed Dials bewegt, müssen die Finger auch immer dort bleiben – Stichwort berührungsempfindlich! Sonst kann es nämlich passieren, dass er anschließend auf einen anderen Parameter zeigt, was zu Verwirrungen führen kann.

Sehr intuitiv ist die Arbeit mit der Lernfunktion. Einfacher hätte man es wirklich nicht lösen können. Will man einen bestimmten Parameter auf eines der Potis legen, so genügt es, die Lerntaste am Controller zu drücken und durch eine simple Berührung das gewünschte Poti zuzuweisen. Der als letztes mit der Maus betätigte Parameter in der Software wird nun vom Nocturn ferngesteuert.

Ebenso einfach verhält es sich mit der Zuweisung von Mixingfunktionen. Will man beispielsweise den Panoramaregler oder die Kanalauswahl auf ein Poti oder einen Taster legen, so ist dies über die softwareinterne MIDI-Zuweisung der jeweiligen DAW problemlos möglich.

Vorgefertigte Maps bringt Automap derzeit noch nicht für alle Workstations mit, aber Updates zu diesem Thema sollten selbstverständlich auf der Novation Seite abrufbar sein.

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Die Möglichkeit, Funktionen verschiedenen Pages des Controllers zuzuweisen, macht es recht einfach, auch ein komplexes Mixing-Setup mit dem Nocturn zu steuern. Das mag am Anfang wegen des fehlenden Displays einige Orientierungsprobleme mit sich bringen, wird jedoch nach kurzer Zeit zu einer rein intuitiven Angelegenheit.

Fazit

Kurz und knapp: Der Nocturn macht einfach Spaß!

Durch sein kompaktes Auftreten findet er auf jedem noch so kleinen Arbeitsplatz ein Zuhause, und erstklassige Verarbeitung und aufgeräumte Oberfläche überzeugen genau so wie die reibungslose Kommunikation zwischen Controller und Software, die für seine inneren Werte spricht. Ob als Hauptcontroller der DAW oder als Plug-In Controller für unterwegs – alles, was man als Nutzer von ihm erwartet, erfüllt Novations kleinster Kontrollfreak mit Bravour. Mit seinem bisher einzigartigen Konzept und dem mehr als fairen Preis-Leistungsverhältnis wird er mit Sicherheit auch langfristig seinen Platz im Markt behaupten. Die richtigen Voraussetzungen dafür bringt er auf jeden Fall mit.

Nocturn_straight_SHALLOW_LR_01
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Sinnvolles und ansprechendes Design
  • LED-Kränze
  • Preis
Contra
  • Host-interne Plug-Ins nicht „automapbar“
  • Automap-Overlay nervt bei kleinen Monitoren
Artikelbild
Novation Nocturn Test
Für 85,00€ bei
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Alex sagt:

#1 - 17.08.2011 um 00:25 Uhr

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Ingesammt ein guter controller mit tollen möglichkeiten, nur mich persönlich spricht die optik reingarnicht an erinnert mich total an ein Spielzeug ist aber geschmackssache.

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