Mit dem Puretone und dem Coreblade lässt der italienische Software-Designer Igor Nembrini zwei legendäre Hughes & Kettner-Amps digital aufleben – in der Welt virtueller Gitarrenverstärker ist er längst kein Unbekannter mehr, stammen einige der bekanntesten Plugins aus seiner Feder.

Da die beiden Original-Amps als Hardware vom Markt verschwunden sind, ist es umso erfreulicher, dass sie nun als Softwareversion zurückkehren – und das sogar im Bundle. Wir haben für euch reingehört!
Das Nembrini-Konzept
Die Hughes & Kettner-Plugins von Nembrini setzen auf Fokus statt Vielfalt – hier geht es nicht um eine Materialschlacht aus zig Verstärkermodellen, sondern um die detailgetreue Emulation einzelner Amp-Typen. Jedes Plugin verfügt über umfangreiche Einstellmöglichkeiten, die durch Pre- und Post-Effekte sowie einen flexibel einsetzbaren Cab-Block ergänzt werden. Die Software läuft auf Mac und Windows in den Formaten VST, AU und AAX, funktioniert aber auch als Stand-alone-Version – inklusive kalibrierbarem Tuner, der sogar Downtunings unterstützt.
GUI punktet mit einem intuitiven Design
Die Installation der Nembrini-Plugins erfolgt bequem über die Nembrini Audio Central-Software und ist in wenigen Schritten abgeschlossen. Die skalierbare Benutzeroberfläche punktet mit ansprechendem Design und klarer Struktur.
Die Signalkette gliedert sich in vier Blöcke: Am Anfang stehen die Pre-Effekte, unter denen ein Noise Gate, Filter und Overdrive zu finden sind – beim Coreblade kommt sogar noch ein Doubler Effekt hinzu. Darauf folgt der Amp-Block.
Der Puretone orientiert sich mit seinen fünf Potis am Original, während das Coreblade-Modell umfangreicher ausgestattet ist. Hier gibt’s vier Kanäle und sogar einen Reverb sowie Delay, Chorus und einen Booster.
Für die Lautsprechersimulation stehen sechs integrierte Cabinets zur Verfügung, die jeweils mit zwei unterschiedlichen Mikrofontypen abgenommen werden können. Position, Panning und Level lassen sich frei anpassen. Alternativ könnt ihr auch eigene Impulsantworten laden – oder den Cab Block bei Bedarf komplett deaktivieren.
Die Post-Effekte unterscheiden sich je nach Plugin: Der Coreblade bietet einen Studio Kompressor und einen EQ, während der Puretone einen EQ, einen Spring Reverb und ein Tape Delay integriert. Über das Einstellungsmenü gelangt ihr zum Manual, zur GUI-Skalierung und zu den MIDI-Settings. Im Stand-alone-Modus kommen ein Tuner und die Audio-Einstellungen hinzu.
So klingt der Nembrini Hughes & Kettner Puretone
Das Puretone-Modell basiert auf dem gleichnamigen Hughes & Kettner Amp, der Anfang der 2000er entwickelt wurde – ein einkanaliger 25-Watt-Verstärker für Röhrenpuristen. Exklusiv clean kann er zwar nicht, doch seine Klangpalette reicht von sattem Break-up über dichten, mittenbetonten Crunch bis hin zu Mid-Gain-Zerre.

Mit vorgeschaltetem Overdrive könnt ihr zusätzliche Gain-Reserven rausholen, die auch für Metal-Riffing ausreichen. Die Ansprache ist hervorragend, die Dynamik überzeugt auf ganzer Linie. Selten vermittelt ein Plugin ein derart authentisches, amp-artiges Spielgefühl.
Fein nuanciertes Anschlagen und die Arbeit mit dem Volumenregler setzt es präzise um. Dank des effektiven EQs und der sorgfältig ausgewählten Cab-Simulation zeigt sich das Plugin deutlich vielseitiger, als es die überschaubare Regleranzahl vermuten lässt.



Und auch die Effekte sind praxisnah gewählt: Delay und Spring Reverb klingen exzellent, während der Filter im Pre-Block das Frequenzspektrum im High- und Low-End gezielt aufräumt. Der Puretone überrascht so mit einer breiten Klangpalette und beweist dabei stilistische Offenheit und Flexibilität.
So klingt der Nembrini Hughes & Kettner Coreblade
Auch hier stand der gleichnamige Amp von Hughes & Kettner Pate. Der originale Coreblade aus den 2010er-Jahren wurde unter anderem von Gitarristen wie Jeff Waters (Annihilator) und Tony McAlpine gespielt – und galt als kompromissloser Metal-Amp.

Der Clean-Kanal liefert zwar glasklare Sounds, wirkt für meinen Geschmack jedoch eher kühl und nüchtern. Für schimmernde Akkordarpeggios eignet er sich jedoch bestens – alles Weitere ist wohl Geschmackssache. Im Drive-Kanal geht es crunchiger zur Sache, mit klarem Fokus auf körnig-britischen Mid-Gain-Sounds und statt auf bluesigen Färbungen.
Die beiden Ultra-Modes hingegen liefern massenhaft Gain mit eigenständiger und charaktervoller Zerrtextur. Wer noch mehr Sättigung möchte, aktiviert den Tube Screamer in der Pre-FX-Sektion oder den Boost. Wie beim Puretone überzeugt auch dieses Plugin mit einer direkten Ansprache und einem authentischen Spielgefühl. Die integrierten Effekte klingen ausgezeichnet.



Kompressor, EQ und Filter eröffnen vielseitige Eingriffsmöglichkeiten für flexible Sounds. Ein besonderes Highlight ist der Doubler-Effekt, der breite Stereo-Gitarrenwände erzeugt – perfekt für die Illusion einer gedoppelten Gitarrenspur. Auch wenn das Plugin insgesamt viel zu bieten hat, beeindrucken mich besonders die beiden Ultra-Modes für Metalriffs. Hier bekommt man „chuggy“ Sounds mit einer unverwechselbaren Note.
FAZIT – Nembrini Hughes & Kettner Bundle
Das Nembrini Hughes & Kettner Bundle bildet mit dem Puretone und Coreblade zwei völlig unterschiedliche Verstärker ab, die beide auf ihre Weise überzeugen. Der Puretone basiert auf einem einkanaligen Amp für Röhrenpuristen, der zwar nicht wirklich clean kann, dafür aber eine erstaunliche stilistische Bandbreite abdeckt – von satten Break-up-Sounds über knackigen Crunch bis hin zur Mid-Gain-Zerre.
Der Coreblade ist hingegen ein kompromissloser Metal-Amp mit glasklarem, aber eher kühlem Clean-Sound, bissigem Mid-Gain im Drive-Channel und zwei Ultra-Modes, die Gain im Überfluss liefern. Seine charaktervolle Zerrtextur macht ihn in Kombination mit der Boost-Option, der Tube-Screamer-Emulation und dem Doublereffekt zur idealen Wahl für fette Riffs und breite Gitarrenwände.
Die Effektauswahl ist sehr praxisnah – insbesondere der Filtereffekt und der effektive EQ sind hier hervorzuheben. Der extrem flexibel aufgestellte Cab-Block ermöglicht es, die Grundsounds noch präziser zu formen. Beide Modelle punkten mit einer direkten Ansprache, vielseitigen Klangoptionen und einer sehr guten Dynamik. Hinzu kommt ein intuitives GUI, das Editiervorgänge zum Kinderspiel macht. Dieses Bundle ist damit nicht nur für eingefleischte Hughes & Kettner-Fans interessant, sondern auch für alle Gitarristen, die über den Standard-Rocksound hinaus nach vielseitigen, charakterstarken Amp-Voicings suchen
Features
- Hersteller: Nembrini
- Name: Hughes & Kettner Amplifier Bundle (Puretone und Coreblade)
- Typ: Virtuelle Ampsoftware
- Ampmodelle: je 1 (teilweise mit schaltbaren Kanälen)
- Cabinets: 6 Boxenmodelle plus 4 Mikrofone
- Effekte: Noise Gate, Filter, Overdrive, EQ, Reverb, Delay (beide); Doubler, Chorus, Kompressor (nur Coreblade)
- GUI: schrittweise skalierbar
- Plugin-Formate: Windows (64-bit), macOS (64-bit), VST3, AU, AAX
- Preis: 69,- EUR Bundlepreis (18.9.25)
- direktes Spielgefühl und gute Dynamik
- praxisnah gewählte Effekte
- eigenständige Sounds
- übersichtliches GUI
- Cleansounds des Coreblades etwas kühl
- kein Cleansound beim Puretone
