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Native Instruments Komplete Kontrol S88 Test

Die Controller-Keyboards der Native Instruments Komplete Kontrol Serie sind für die volle Kontrolle über Plug-ins und Software-Instrumente ausgelegt. Nun hat der Berliner Hersteller die Reihe mit dem Komplete Kontrol S88 erstmals um ein Keyboard mit 88 Tasten und Hammermechanik erweitert. Zugleich wurde die dazugehörige Software umfassend erweitert. Bisher diente die Serie ausschließlich zur Kontrolle von Native Instruments Produkten wie Komplete, doch das soll sich nun ändern. Mit dem „Native Komplete Kontrol Standard“ (NKS) sollen sich mit den Komplete Kontrol S Keyboards nun auch Software-Instrumente von Drittherstellern ohne weitere Konfigurationen steuern lassen.

Das Native Instruments Komplete Kontrol S in der Variante mit 88 Tasten
Das NI Komplete Kontrol bietet eine der umfassendsten Steuerungen für Plug-ins.


So würde sich der Controller zu einer Art Workstation entwickeln, die alle auf dem Computer installierten Plug-ins steuern kann. Auch andere Hersteller wie AKAI und Nektar haben sich an dieser Mammut-Aufgabe versucht, wodurch es mittlerweile einige interessante Ansätze gibt, die jedoch bisher immer mit Abstrichen verbunden waren. Welche Vorteile bietet die Komplete Kontrol S Serie von Native Instruments gegenüber den Controllern anderer Hersteller? Halten die Keyboards wirklich das Versprechen, die Dritthersteller-Plug-ins ohne weitere Konfigurationen kontrollieren zu können? Und wie gut arbeitet das Komplete Kontrol S mit seinem Kollegen Maschine zusammen? Wir haben es in der Praxis für euch herausgefunden.

Details

Konzept

Die Komplete Kontrol Keyboards dienen zur Steuerung der auf dem Computer installierten Software-Instrumente und Effekt-Plug-ins. Es handelt sich also nicht um eine eigenständige Workstation, sondern um einen reinen Controller, der mittels Software-Schnittstelle Plug-ins öffnen und sie durch bereits vorgefertigte Mappings steuern – oder in diesem Fall besser gesagt kontrollieren – kann.
Auch die besonderen Features wie der Arpeggiator und Smart Play sind nur mit geöffneter Komplete Kontrol Software auf dem Computer möglich. Diese kann standalone oder als Plug-in in der DAW gestartet werden und ist auch in die Maschine Software ohne weitere Konfiguration automatisch integriert. Darüber hinaus können die Controller auch im „MIDI Mode“ verwendet werden und so auch per MIDI CC die DAW der Wahl steuern. 

Fotostrecke: 5 Bilder Das NI Komplete Kontrol S88 soll eine umfassende Lösung zur Steuerung von Plug-ins bieten.

Äußerlichkeiten

Die Serie kommt wahlweise in 25, 49, 61 sowie erstmals auch in 88 Tasten und bietet in jeder Version den gleichen Funktionsumfang, wodurch sich die Kaufentscheidung allein nach Tastaturumfang, Größe und Preis richten kann. Auch die kleinsten Modelle haben alle Funktionen, jedoch kostet selbst die 25-Tasten-Variante schon stolze 399 Euro. Wir haben das neue Komplete Kontrol S88 im Test, das mit einer Hammermechanik-Klaviatur von Fatar ausgestattet ist. Mit seinen Maßen von 349 x 126 x 1389 mm bringt das Komplete Kontrol S88 ganze 14,4 kg auf die Waage. Das Gehäuse ist aus Kunststoff gefertigt und vermittelt ein robustes und massives Gefühl.
Hervorheben möchte ich, dass die gewichtete Hammer Action Fatar-Klaviatur von hoher Qualität zeugt und ein solides Spielgefühl vermittelt. Und da bei Native Instruments die Hardware dafür bekannt ist, dass sie gerne leuchtet, wäre es doch schade, wenn dies bei den Komplete Kontrol S nicht so wäre. Genauer gesagt ist die Klaviatur nicht „nur“ beleuchtet, sondern durch den sogenannten „Light Guide“ auch farblich in Keyswitches, Sample-Mappings und Keyboard-Splits unterteilt, was den Workflow selbst in dunkelster Studio- oder Bühnenumgebung leichter macht und für einen überdurchschnittlich guten Überblick auf der Klaviatur sorgt.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Funktionsumfang ist bei allen Varianten des NI Komplete Kontrol S identisch.

Die acht Endlos-Drehregler bieten einen sehr angenehmen Widerstand und zeigen in der Steuerung eine äußerst präzise Wirkung. Sie lassen sich etwas leichter drehen als die der Maschine MK1 und sind ebenfalls gummiert, was für einen guten Grip sorgt. Durch die bei mir im Dauereinsatz genutzte Maschine habe ich von Native Instruments eine derartige Qualität auch erwartet.
Auf der Rückseite ist das Komplete Kontrol S neben einem Powerbutton und dem dazugehörigen 15-Volt-Stromanschluss auch mit einem Kensington-Slot zum Sichern des Gerätes ausgestattet. Um den Computer mit MIDI-Daten zu füttern, ist der Controller mit einem USB-Port ausgestattet. Zwar kann das Keyboard auch durch den traditionellen 5-Pol MIDI I/O mit weiteren Geräten kommunizieren, aber der volle Funktionsumfang, wie Smart Play, Arpeggiator und Skalen, ist nur über die USB-Verbindung mit der auf dem Computer gestarteten Software (standalone, Plug-in oder Maschine Software) möglich.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Rückseite des Native Instruments Komplete Kontrol S88

Bedienoberfläche

Obwohl das Komplete Kontrol S mit vielen Features ausgestattet ist, bietet es eine sehr aufgeräumte Bedienoberfläche. Auf der linken Seite befinden sich die hintergrundbeleuchteten Transpose-Tasten sowie Pitch Bend und Modulation mit berührungsempfindlichen Touch-Strips. Diese bieten im Gegensatz zu gewöhnlichen Wheels die Möglichkeit, abrupte Änderungen vorzunehmen und so außergewöhnliche Spielweisen zu entwickeln.
In der Mitte befindet sich das blau beleuchtete LC-Display, das die Parameter des jeweiligen Software-Instruments darstellt. Die acht darüberliegenden Endlos-Drehregler steuern die gemappten Parameter und werden mit den danebenliegenden Seite-Tasten in Bänken durchgeblättert. Neben dem Display befinden sich die hintergrundbeleuchteten Funktionstasten, die in Perform, Transport und Navigate unterteilt sind. Unter „Perform“ befindet sich der Scale Button, mit dem sich die Klaviatur in Skalen und mit dem Harmonizer in Akkorden spielen lässt sowie der Arpeggiator. Mit der dazugehörigen Shift-Taste können die Parameter der beiden Funktionen editiert werden. Im Transport-Bereich stehen die üblichen Verdächtigen Play, Stop und Record sowie Rewind und Forward und Loop bereit, um die DAW oder Maschine Software zu steuern.
Im Bereich „Navigate“ lässt sich mit „Browse“ der Browser öffnen und mit dem Encoder und den Pfeiltasten und einem „Back-Button“ durchblättern. Hinzu kommt ein „Instance/MIDI“-Button, mit dem sich die Komplete Kontrol S Instanz wechseln bzw. als reiner MIDI-Controller nutzen lässt, um so auch die DAW zu steuern.

Native Komplete Kontrol Standard

Der Native Komplete Kontrol Standard (NKS) bringt das bisher fehlende Puzzleteil in die Komplete Kontrol Serie: die volle Kontrolle über Dritthersteller-Plug-ins. Dadurch wird es Software-Herstellern ermöglicht, die Parameter ihrer Software-Instrumente auf das Komplete Kontrol S zu mappen, wodurch diese mit den Reglern des Komplete Kontrol S88 steuerbar werden. Bisher sind allerdings nicht alle gängigen Software-Hersteller mit von der Partie, weshalb Features wie vorgefertigte Mappings, Native-Browser und Light Guide für die nicht NKS-fähigen Plug-ins leider fehlen. Eine Liste der bisher beteiligten Software-Hersteller (Stand: 09.12.15) zeigt die folgende Grafik. Eine stets aktuelle Liste ist auf der Website von Native Instruments zu finden. 

Diese Hersteller unterstützen bereits den NKS-Standard (Quelle: www.native-instruments.com)
Diese Hersteller unterstützen bereits den NKS-Standard (Quelle: www.native-instruments.com)

Wichtig zu wissen ist hierbei allerdings, dass NKS es auch nicht ermöglicht, in der DAW wie gewohnt ein Software-Instrument zu öffnen. Vielmehr muss der Umweg über die Komplete Kontrol S Software gegangen werden. So wird zunächst die Software als Plug-in in der DAW insertiert und das gewünschte Software-Instrument von dort aus gesucht, geladen und gesteuert. Das AKAI Advance, das wir ebenfalls im Test hatten, nutzt ebenso wie das kommende Alesis VX mit der dazugehörigen VIP Software ein sehr ein ähnliches Prinzip und bietet zudem auch ein hochauflösendes Farbdisplay, das die Parameter direkt am Controller darstellt. Auch der Trigger Finger Pro von M-Audio bietet mit „Arsenal“ eine ähnliche Software-Schnittstelle inklusive Browser.

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