Music Man Bongo 5 HH Fuchsia Sparkle Test

Zu Beginn der 2000er-Jahre arbeitete Music-Man-Chef Sterling Ball zusammen mit der Designworks Group des Autoherstellers BMW an einem neuen Bassmodell, das sich in nahezu jeder Hinsicht von den bisherigen Klassikern – Stingray, Sabre und Sterling – unterscheiden sollte. Das Resultat war der allseits bekannte Music Man Bongo; ein modern klingendes Modell mit sehr guter Ergonomie sowie einem extrem polarisierenden Design. Nach dem Markstart im Jahre 2003 konnte sich der Bongo, sicherlich zum Erstaunen mancher Traditionalisten, als Alternative zu den Music-Man-Klassikern relativ schnell am Markt etablieren und wird heutzutage nach wie vor von erfahrenen Bassprofis wie John Myung oder Dave LaRue in den Arenen dieser Welt gerockt. Für 2019 hat sich Music Man frische Farben ausgedacht und liefert die Bongo-Kollektion jetzt in den Finish-Varianten Aqua Sparkle, Fuchsia Sparkle und Stealth Black aus. Wir haben uns einen Bongo 5-Saiter im poppigen Fuchsia Sparkle liefern lassen und sind gespannt, was der eigenwillige Music-Man-Spross außer einer knalligen Optik sonst noch zu bieten hat.

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Details

Rein optisch ist der Bongo wirklich mit keinem anderen Bass vergleichbar. Der kleine Korpus besitzt ringsherum extreme Shapings und die Korpushörner wirken wie abgeschnitten. Dazu passend hat das Team um Sterling Ball eine extravagante Kopfplatte entworfen, die einige Designelemente der Korpusform widerspiegelt und sich dementsprechend ebenfalls stark von den üblichen Headstock-Designs unterscheidet.
Das Gesamtkunstwerk ist sicherlich nicht “jedermanns Tasse Tee” und die poppige Glitzerlackierung in Lila sorgt bei meinem Testkandidaten ohne Frage für zusätzliches Polarisierungspotenzial. Als deutlich unspektakulärer würde ich da schon die inneren Werte des Bongos bezeichnen: Für den Korpus kommt schlichtes Lindenholz zum Einsatz. Der aufgeschraubte Hals des Longscale-Fünfsaiters besteht aus selektiertem Ahorn, und als Griffbrett wurde Ebenholz verbaut.

Fotostrecke: 6 Bilder Wie jedes der Instrumente aus Kalifornien wird auch der Bongo 5 …

Im Griffbrett parken 24 breite und hohe Bünde und die Bongo-typischen halbmondförmigen Lagenmarkierungen. Eine sehr komfortable Lösung zur Justierung der Halskrümmung verwendet Music Man bei allen Instrumenten – sie kommt selbstverständlich auch beim Bongo zum Einsatz: Am Halsende sitzt ein kleines Einstellrad, welches mit jedem dünnen Schraubenzieher oder einem ähnlichen Gegenstand gedreht werden kann. Die mühsame Suche nach dem passenden Inbusschlüssel gehört dank dieser cleveren Lösung also der Vergangenheit an!
Auch in Sachen Hardware geht Music Man eigene Wege, denn alle Komponenten stammen aus eigener Entwicklung. Auf der eigenwilligen Kopfplatte des Bongo 5 sitzen fünf leichte Stimmmechaniken mit ergonomisch geformten Flügeln und am anderen Ende des Basses werden die Saiten von der typischen Music-Man-Brücke aufgenommen. Der massive 2D-Steg bietet Einstellmöglichkeiten für die Intonation und die Saitenlage, der Saitenabstand ist allerdings mit Kerben auf 18 mm fixiert.

Fotostrecke: 6 Bilder Das Fretboard beherbergt 24 gut abgerichtete Bünde.

Zwei Neodym-Humbucker sorgen bei meinem Testkandidaten für den guten Ton, und zur weiteren Bearbeitung besitzt der Fünfsaiter einen aktiven Equalizer mit vier Bändern. Bedient wird die Klangregelung mit je einem Doppelpoti für Bässe/Höhen und Tiefmitten/Hochmitten. Außerdem gibt es im Cockpit des Bongo 5 einen Balanceregler für das Tonabnehmerverhältnis und natürlich den obligatorischen Lautstärkeregler.

Die Traditionsfirma aus dem sonnigen Kalifornien hat sich beim Bongo für einen 18-Volt-Preamp entschiedenen, damit das komplette dynamische Spektrum des kraftvollen Fünfsaiters sauber übertragen werden kann. Die beiden 9-Volt-Batterien für die Elektronik sitzen in separierten Klappfächern und können im Notfall ohne großen Aufwand ausgewechselt werden.

Fotostrecke: 5 Bilder Zahlreiche Sounds möglich: Dieser Bongo 5 hat zwei …

So viel erst einmal zur Konstruktion dieses eigenwilligen Music-Man-Basses. Ich möchte die Beschreibung mit einem ausdrücklichen Lob für die makellos Verarbeitungsqualität des Instrumentes beschließen. Auch bei penibelster Inspektion kann ich bei meinem Testbass keinerlei Schlampereien finden: der Hals sitzt passgenau in der Ausfräsung, die Lackierung ist perfekt, und alle 24 Bünde wurden erstklassig abgerichtet und poliert. Das ist einfach nur vorbildlich!

Auch bei penibelster Inspektion ist keine Schwaschstelle auszumachen!
Auch bei penibelster Inspektion ist keine Schwaschstelle auszumachen!

Praxis

Linde zählt bekanntlich zu den leichteren Holzarten, deshalb wundert es mich nicht, dass der Bongo 5 gewichtsmäßig absolut im grünen Bereich liegt. Mein Testexemplar bringt angenehme 4,2 kg auf die Waage und hängt zudem sehr gut ausbalanciert am Gurt.
Ich bin zugegebenermaßen sogar etwas überrascht, wie komfortabel und leicht sich der Bongo spielen lässt: Auch wenn das Design auf den ersten Blick extrem wirken mag – aus ergonomischer Sicht macht einfach alles am Bongo Sinn! Durch die heftigen Shapings fühlt sich der ohnehin schon relativ kleine Korpus noch eine Spur kompakter an und es gibt keinerlei Ecken oder Kanten, die beim Spielen stören könnten. Alle Lagen sind vollkommen mühelos zu erreichen, sodass der Bass auch über längere Zeitdistanzen absolut ermüdungsfrei und ohne Verspannungen im linken Arm gespielt werden kann.

Durch das geringe Gewicht und die üppigen Shapings spielt sich der Bongo buchstäblich wie Butter!
Durch das geringe Gewicht und die üppigen Shapings spielt sich der Bongo buchstäblich wie Butter!

Einzig Fans von unbehandelten Hälsen könnten sich eventuell an der dicken Polyester-Lackierung auf dem Halsrücken des Bongos stören. Ich empfand dieses Finish allerdings in keiner Weise als hinderlich und habe mich auf dem Hals auf Anhieb wohlgefühlt. Das flache Profil liegt außerdem sehr angenehm in der Hand und lässt sich extrem komfortabel spielen.
Die Saitenabstände sind beim Bongo 5 mit 18 mm an der Brücke etwas enger als bei den meisten Fünfsaitern – der Standard hierfür liegt bei 19 mm – was ich persönlich als sehr angenehm empfinde. Die Wege für die rechte Hand sind spürbar kürzer, und trotzdem lassen sich noch alle Spieltechniken problemlos umsetzen – in meinen Augen ein perfekter Kompromiss!

Auch der letzte der 24 Bünde ist noch gut zu erreichen!
Auch der letzte der 24 Bünde ist noch gut zu erreichen!

Nun wollen wir mal anhand einiger Audio-Beispiele hören, ob der Music Man Bongo 5 beim Thema “Sound” gleichermaßen überzeugend abliefern kann.

Audio Samples
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Beide Pickups, Flat-Einstellung Neck-Pickup, Flat-Einstellung Bridge-Pickup, Flat-Einstellung

Schon bei den ersten Audiobeispielen mit neutraler EQ-Einstellung wird klar, dass die Stärke des Bongos im Bereich der cleaneren Sounds liegt. Mit beiden Tonabnehmern auf gleicher Lautstärke liefert der Fünfsaiter bereits einen sehr klaren und ausgewogenen Sound, der in vielen Musikrichtungen, bei denen kein spezieller Charaktersound gefragt ist, eingesetzt werden kann.
Der Bongo funktioniert zudem auch wunderbar mit Effekten jeglicher Art, weil sich sein ebenmäßiges Frequenzbild ausgesprochen gut kontrollieren lässt. Kein Wunder, dass viele Bassisten aus dem Prog/Metal-Genre den Bongo sehr gerne in Verbindung mit Verzerrern einsetzen! Mein Testkandidat spricht außerdem blitzschnell schnell an und besitzt ein klares Attack, sodass gerade virtuose Spielarten sehr präzise und gut artikuliert abgebildet werden.

Der Music Man Bongo Bass ist vor allem in härteren Genres sehr beliebt!
Der Music Man Bongo Bass ist vor allem in härteren Genres sehr beliebt!

Für Tieftöner, denen der HiFi-mäßige Sound des Bongos zu farblos ist, bietet der Vierband-Equalizer eine ganze Reihe von Variationsmöglichkeiten. Für das nächste Audiobeispiel habe ich die Hochmitten und die Höhen deutlich angehoben, damit die bissige und aggressive Seite des Bongos deutlicher zum Vorschein kommt:

Audio Samples
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Beide Pickups, HiMid: 100%, Treble-Boost

Slapsounds funktionieren ja in der Regel bestens mit klar und clean klingenden Bässen. Der Bongo bildet hier kein Ausnahme, wie man im nächsten Clip hören kann. Für die Aufnahme habe ich mit dem Equalizer einen klassischen Scoop-Sound geformt: Bässe und Höhen sind stark geboostet, die Hochmitten wurden leicht reduziert.

Audio Samples
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Beide Pickups, Bass-Boost, Treble-Boost, HiMid-Cut, Slapping
Liebe zum kleinsten Detail findet sich überall auf diesem Bass!
Liebe zum kleinsten Detail findet sich überall auf diesem Bass!

Im letzten Beispiel hört ihr den Bongo mit einer noch extremeren EQ-Einstellung: Obwohl ich die Höhen komplett zurückgedreht und gleichzeitig alle tiefen Frequenzen stark angehoben habe, bleibt der Bongo voll in der Spur und liefert immer noch ausreichend Definition für den Bandeinsatz. Ein ausgezeichneter Sound für Dub-Styles oder R&B-Grooves, wie ich finde!

Audio Samples
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Neck-PU, Bass-Boost, LoMid-Boost, Treble-Cut
Einer der Gründerväter der Firma Music Man war der selige Leo Fender!
Einer der Gründerväter der Firma Music Man war der selige Leo Fender!

Fazit

Liebhaber von klassisch aussehenden Bässen sowie Fans von warmen Vintage-Sounds werden mit dem Bongo sehr wahrscheinlich nicht glücklich, das ist natürlich klar. Für alle Tieftöner, die jedoch einen extrem komfortablen Fünfsaiter mit modernen und vielfältig einsetzbaren Sounds suchen, könnte der Bongo 5 aber unbedingt die richtige Wahl sein. Ich kann gut verstehen, dass die eigenwillige Optik auf einige Bassleute anfangs abschreckend wirkt. Wenn man den Bass aber erstmal umhängt und eine Weile spielt, sieht man das Design in einem vollkommen anderen Licht und wird die daraus resultierende hervorragende Ergonomie schnell zu schätzen wissen – so erging es zumindest mir! Wirklich günstig ist der Bongo 5 mit einem Ladenpreis von knappen 2.500,- Euro natürlich nicht. Music Man liefert für das hart Ersparte aber einen blitzsauber verarbeiteten Bass mit selektierten Hölzern und hochwertiger Hardware. Zum Lieferumfang gehört darüber hinaus, wie bei Music Man üblich, ein überaus stabiler Hartschalenkoffer.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • sehr hoher Spielkomfort
  • solider, cleaner Sound
  • flexibler EQ
  • 1a Verarbeitung
Contra
  • spezielle Optik
Artikelbild
Music Man Bongo 5 HH Fuchsia Sparkle Test
Für 2.599,00€ bei
MusicMan_Bongo_5_HH_Fushia_Sparkle_Ebony_005_FIN
Technische Spezifikationen:
  • Hersteller: Music Man
  • Modell: Bongo 5 HH Fuschia Sparkle
  • Herstellungsland: USA
  • Mensur: 34 Zoll (Longscale)
  • Korpus: Linde, Poly-Finish Fuschia Sparkle, weißes Pickguard
  • Hals: Ahorn, Griffbrett Palisander, Halbmond-Lagenmarkierungen, 24 Bünde, Breite: 44,5 mm am Sattel, 71,4 mm am letzten Bund, Radius: 11 Zoll (27,9 cm), fünffach verschraubt
  • Hardware: Custom Music Man Mechaniken, Music Man Brücke, verchromt
  • Tonabnehmer: 2 x Neodym-Humbucker
  • Elektronik: aktiver 4-Band-EQ, Volume, Steg-/Halspickup-Balance, Treble, High-Mid, Low-Mid, Bass
  • Saiten: 46-65-80-100-130 (Regular Slinky Bass EB2836)
  • Gewicht: ca. 4,2 kg
  • Zubehör: Kunststoff-Hartschalenkoffer
  • Preis: 2.499,- Euro (Ladenpreis im November 2019)
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Profilbild von Armin Pecher

Armin Pecher sagt:

#1 - 03.12.2019 um 11:42 Uhr

0
Profilbild von lars.bonedo

lars.bonedo sagt:

#2 - 04.12.2019 um 10:01 Uhr

0

Hi Armin!Ein Wort - eine Wahrheit! ;-) Wir haben den Schreibfehler korrigiert, danke für den Hinweis!Viele Grüße, Lars

Profilbild von Ray Mahogany

Ray Mahogany sagt:

#3 - 20.02.2020 um 15:35 Uhr

0

Leider fehlte hier das Testen mit dem Tiefmittenregler, da zeigt sich nämlich, dass der Bongo auch richtig gut 'oldschool' kann ;)
Ich habe das Vergnügen gehabt, den Bass (auch in der HH-Bestückung) in meiner Southern Rock Band eine Probe lang testen zu dürfen (Verstärkung: Mywatt 200 an FMC 2153 CL) und war begeistert!
Tolle Ergonomie, leichte Bespielbarkeit und Soundvielfalt mit dem 4Bd. EQ sind schon ein geiles Paket.
Hätte ich nicht schon einen Big Al 5 SSS, der mich glückklich macht, wäre es ein Bongo geworden.

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