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KR Player Test

Der KR Player im bonedo-Test  –  Die Fähigkeit, Musik von einem Notenblatt ablesen und adäquat umsetzen und spielen zu können, ist niemand in die Wiege gelegt. Je früher im Leben uns gezeigt wird, wie es geht, desto leichter fällt es uns und desto weniger steinig ist der Weg. Das ist ein großer Appell an die musikalische Früherziehung – nebenbei bemerkt! Aber was ist nun mit all den vielen Talenten da draußen, denen das Glück musikalischen Lesetrainings nicht zuteil wurde, die sich aber gerne den Kosmos der geschriebenen Musik erschließen würden? Wie bei vielem anderen, das erlernt werden will, fehlt es auch hier oft nur an der Überwindung, am letzten kleinen Kick.

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Praktisches Tool: KR Player


Zugegeben, Notenlesen und das Umsetzen in Musik kann unfassbar trocken und besonders am Anfang enorm frustrierend sein. Aber auch für Fortgeschrittene ist es häufig ein Problem, Material zu finden, mit dessen Hilfe man sich zielgerichtet weiterentwickeln oder schlicht im Training bleiben kann. Und schwierig wird es vor allem dann, wenn vom Blatt gespielt werden soll, aber kein musikalisches Umfeld zu hören ist, mit dessen Hilfe man sich besser kontrollieren könnte. Aber auch wenn wir zu einem existierenden „Play Along“ spielen bzw. mitlesen, fehlt es uns oft an Orientierung innerhalb des Notenablaufs. Aber wir leben bekanntlich im 21ten Jahrhundert und die Technologie schreitet unablässig voran. So gibt es zum Beispiel (zur Zeit noch ausschließlich) für Apple-Tablets, also iOS bezogenen iPads, bereits effektive Musik-Notationssoftware (Apps) und Anwendungen, mit denen sich Noten im PDF-Format einscannen, sortieren und archivieren lassen.
Aber wäre es nicht toll, wenn es etwas gäbe, das visuelle und akustische Elemente miteinander verbindet und synchronisiert abspielt? Etwas, bei dem die Noten auf dem Bildschirm der Musik folgen und man vielleicht auch noch wählen kann, wie schnell das Ganze abläuft? Etwas, das mir im Playback zu den Noten die Wahl bietet, einen Track mit oder ohne Instrument zu hören, das ich spiele – also die Wahl zwischen Full-Track oder Play-Along „minus one“? Bei dem ich eventuell sogar die Tonart im Playback verändern kann? Wäre das nicht auch ein tolles Werkzeug für alle die, die Musik lernen oder lehren?Allen Schülern, Lehrern und Autodidakten kann nun geholfen werden, denn seit Kurzem gibt es eine Software, die genau das kann. Der im AppStore kostenlos herunterladbare  KR Player der britischen App-Schmiede „Knowledge Rocks“ kam im September 2013 auf den Markt und hat sich mittlerweile zu einem reifen Produkt entwickelt. Wir haben uns die App angesehen und die Gedanken der Programmierer genauer analysiert.

Details

Hinter Knowledge Rocks stehen zwei erfahrene Musiker aus London: Bassist Stefan Redtenbacher und Gitarrist Eran Kendler. Die Idee für den KR Player entstand nach einer Umfrage an einer Musikhochschule, bei der die Studenten gefragt wurden, wie sie mit digitalen Musikformaten umgehen. Vorrangig geschieht dies heutzutage in Verbindung mit neuen Medien wie Tablets, die sich aufgrund ihrer Natur sehr gut zum bequemen Speichern und Mitführen von Noten, aber auch Audios eignen. Demnach deutete alles auf ein Bedürfnis der Studenten nach einer Software hin, die es ermöglicht, beide Datenformate, also Notenbild und Begleitaudio, besser miteinander zu verknüpfen. Im Idealfall sollten diese getrennten Formate in einem gemeinsamen Datenpaket (File) abspielbar sein.

Im nächsten Schritt entwickelten die Programmierer also ein Format, das sie KR File nannten. Ein File, das aus gescannten PDF-Noten besteht und dazugehörende Audiofiles einbindet. In einem Prozess, der „Time Stamping“ genannt wird, werden die Noten dem Audio angepasst. Sie lernen also, dem Audio perfekt zu folgen. Im Abspielvorgang des KR Players wird dann ein Takt, der gerade synchron im Playback abläuft, in den Noten durch eine graue Markierung gekennzeichnet. Man sieht also deutlich, wo man sich gerade im Ablauf des notierten Werkes befindet. Außerdem scrollen die Noten mit, sodass der aktuell gespielte Part immer im visuellen Fokus bleibt. Zudem hat man an eine Lösung für den Fall gedacht, in dem man in einem Notentext aufgrund von Wiederholungszeichen, Segnos und Codas hin und her springen muss, eventuell auch zwischen verschiedenen Seiten. Die Seite teilt sich in einem solchen Fall einige Takte vor dem Wechsel in zwei Hälften und ermöglicht dem Lesenden eine Vorausschau auf den Wechsel im Songablauf.

Für reine Anwender entwickelte man den KR Store, der in den App-Store eingebunden und auch im Design genau so aufgebaut ist. Sämtliche Abwicklungen werden also über den persönlichen Mac Account abgerechnet. Der KR Player selbst ist kostenlos und im KR Store existieren auch viele kostenlose Angebote zum Kennenlernen der Features. Natürlich gibt es auch kostenpflichtige Files, wobei sich die Palette an Werken ständig erweitert. Zudem bietet Knowledge Rocks aber auch jedem, der im Besitz eines Mac-Rechners ab OS X10.7 ist, den KR Author. Dabei handelt es sich um ein sehr intuitiv ausgelegtes Programm, mit dessen Hilfe man eigene KR Files erstellen kann. Das kann für den Hausgebrauch sein, aber auch, um sie in den KR Store zu stellen und der Öffentlichkeit anzubieten, die Möglichkeiten sind vielfältig. Allerdings ist es nicht möglich, mit dem KR Author auf den Shop zuzugreifen und Files herunterzuladen, das Programm ist für Autoren gedacht, die eigene Inhalte kreieren wollen. Nur solche selbst erstellen Inhalte können dann im Author im Playerformat abgespielt werden. Obwohl zur Zeit noch an Mac-Plattformen gebunden, entwickelt Knowledge Rocks Ltd. zurzeit eine Web-Version, mit der man künftig von jedem beliebigen Browser und jedem System aus Zugriff auf den KR Player haben wird. Auch eine Android-Version ist in Arbeit.

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Praxis

Sehen wir uns nun den KR Player für das iPad an, nachdem die kostenlose App aus dem AppStore heruntergeladen wurde. Hierfür ist mindestens iOS 5 erforderlich. Um jedoch alle Features nutzen zu können, muss iOS 7 installiert sein. Zuerst müssen wir aus dem internen KR Shop etwas in den KR Player hineinladen.

Screenshot des KR Players
Screenshot des KR Players

Dabei kann man sich bequem auch kostenlose Inhalte getrennt von kostenpflichtigen anzeigen lassen:

Manches ist auch umsonst.
Manches ist auch umsonst.

Öffnen wir also eine Partitur, also eine Übersicht über mehrere Instrumente, und nicht einen Einzelpart. Die Verfügbarkeit von Partituren oder Einzelparts ist immer abhängig vom Anbieter der Files im KR Store und wie die KR Files angelegt wurden. Meist lassen sich die Einzelparts getrennt herunterladen, was auch sinnvoll ist, wenn man nicht zu viele Daten sammeln möchte, die einen gar nicht interessieren. Speicher ist ja immer noch ein kostbares Gut. Hier also ein Beispiel für eine Partitur:

Partituransicht
Partituransicht

Im unteren Bereich des Bildschirms befindet sich die Steuerung. Links finden wir drei Buttons. Der Rewind Button bringt den Cursor zurück zum Anfang des Playbacks, bzw. der Noten. Der Play Button startet das Playback, wobei man in den Optionen zwischen 0 bis 4 Takten Einzähler wählen kann. Der Loop Button startet das Playback nach Ablauf automatisch erneut. Eine Cursorlinie zeigt die Position des Audios im Playback an. Der Cursorknopf lässt sich mit dem Finger verschieben, die Noten folgen analog dazu, sodass man stets sieht, wo man sich innerhalb des Playbacks befindet.
Öffnen wir nun das Fenster mit den Settings/Einstellungen: Im „Select Score“-Bereich erscheint je nach Art des geladenen KR Files die Option „Full Score“, das jeweilige Instrument wie z.B. „Guitar Score“, oder beispielsweise bei Übungskapiteln verschiedene Übungen wie „Ex.1“, „Ex.2“, etc. Mit „Select Audio“ wählt man unter den im KR File verfügbaren Möglichkeiten. In diesem Fall haben wir den Gitarrenpart des Stückes geladen und entscheiden uns zwischen „Full Performance“, bei der wir im Playback alle Begleitinstrumente des Stücks hören können, und „Minus Guitar“, also einem Play-Along mit allen Instrumenten außer der Gitarre. Das sind, wohlgemerkt, je nach Anbieter sehr gut ausproduzierte Playbacks und keine Midi-Playalongs. Allein schon wegen der Qualität der Audios ist der Spaßfaktor enorm. Aber es gibt auch die Option „Metronome“. Sie unterdrückt das Playback und spielt ausschließlich zu einem Clicktrack, der jedoch ebenfalls mit den Noten synchronisiert abläuft.

Einstellungen unter dem zweiten Button von rechts.
Einstellungen unter dem zweiten Button von rechts.

Mittels der „Display Settings“, werden die Noten wahlweise in Weiß oder Sepia dargestellt. Zudem kann man festlegen, wie sich der Scrollbalken verhalten soll. Dieser wird leicht verdunkelt, aber transparent über die gerade gespielten Takte gelegt und bei Bedarf so eingestellt, dass er „voraus-liest“. Ob der KR Player die Noten zwischen einem Viertel oder zwei vollen Takten im Voraus markieren soll, lässt sich einstellen oder man überlässt es seiner Automatik. Ein extrem wertvolles Feature, das vor allem das so notwendige Vorauslesen schult. Aber es hilft auch, die Orientierung zu behalten, und vor allem bewirkt der sich permanent im musikalischen Kontext bewegenden Scrollbalken, dass man sich an eine gleichmäßige Lesebewegung gewöhnt.
Der absolute Clou an der Sache ist jedoch, dass die Time- und Pitch-Einstellungen (ab Version iOS 7) es erlauben, stufenlos zwischen Tempo und Tonhöhe zu wechseln. Das Playback lässt sich in Realtime verändern und klingt dabei immer noch akzeptabel, sodass auch schnelle Songs im gemäßigter Geschwindigkeit geübt werden können, ohne auf ein Playback verzichten zu müssen. Auch die Tonhöhe lässt sich anpassen. Leider gilt das nicht für den Notenpart, der sich (noch) nicht in unterschiedliche Tonarten transponiert lässt, wobei dies sicherlich ein Feature ist, das in Zukunft auftauchen könnte. Hat man die Einstellungen verändert, lassen sie sich über den Reset-Button wieder auf die originalen Songeinstellungen zurücksetzen.

Sehr praktisch: Pitch- und Time-Settings
Sehr praktisch: Pitch- und Time-Settings

Während nun das Playback läuft und man parallel dazu die Noten liest, kommt man hier und da, speziell bei längeren Stücken, nicht daran vorbei, dass Wiederholungen und andere Navigationszeichen zu Sprüngen im Notenablauf führen. Schon auf Papier kann das zum Problem werden, das man manchmal nur dadurch lösen kann, dass man mehrere Seiten zusammenklebt. Das ist vielleicht die überhaupt größte Errungenschaft des KR Players, denn er gestaltet solche Sprünge im Notentext visuell angenehm, indem er im Verlauf des Playbacks an geeigneter Stelle den Bildschirm zur Mitte teilt und bereits die Stelle einblendet, zu der der Cursor demnächst springen wird. Die Noten scrollen also nicht nur durchgehend abwärts mit, sondern springen bei Bedarf auch wieder zurück, sogar in Bereiche, die nicht mehr Teil des aktuellen Displays sind, also auf bereits zurückliegenden Seiten. Der aufgeteilte Bildschirm wird grafisch ästhetisch durch aufrollendes Papier dargestellt.

Das Notenpapier rollt sich virtuell auf.
Das Notenpapier rollt sich virtuell auf.

Der KR Player funktioniert sowohl im Portrait- als auch im Landscape-Modus, also bei senkrechtem wie bei waagerechten Bildschirm absolut ruckelfrei. Man ist vollkommen flexibel in der Wahl seiner Vorgehensweise. So kann man sich zum Beispiel erst einmal im Metronom-Modus langsam mit dem Material beschäftigen oder sich direkt in einer Sightreading-Situation testen und mit einer Band im Hintergrund voll loslegen. Ich bin grenzenlos begeistert. Vor allem die kostenlosen Inhalte ermöglichen ein ausgiebiges Kennenlernen der Features, bevor man sich eventuell an die kostenpflichtigen Angebote vorwagt. Ich muss allerdings sagen, dass diese Angebote binnen der letzten Wochen um hervorragende Playalongs erweitert wurden, so dass sicherlich noch einiges in dieser Hinsicht zu erwarten ist.
Lediglich die Sortierung der Files im Store und der eigenen Library ist noch etwas hakelig. Es wäre schön, wenn man mehrere Titel simultan laden könnte. Zur Zeit erkenne ich hier kein Cueverhalten, das es ermöglicht, gleich mehrere Files hintereinander zum Download anzuklicken. Bereits nach dem zweiten Song steht der Bildschirm und man muss erst den Download abwarten. In der eigenen Library springt der Bildschirm immer zum Anfang zurück und es muss wieder dorthin gescrollt werden, wo man zuletzt aufgehört hat. Das ist ein wenig umständlich, speziell, wenn man nacheinander drei Titel aufrufen möchte, die im hinteren Bereich des Alphabetes liegen. Zwar gibt es dafür ein Suchfenster, aber eine Option „rufe die Library dort auf, wo sie zuletzt verwendet wurde“ oder so ähnlich wäre sehr hilfreich.
Das sind jedoch minimale Wermutstropfen im Verhältnis zu den wirklich tollen und nützlichen Features, die der KR Player für iPad zu bieten hat. Zuletzt empfehle ich einen Blick in den Youtube-Kanal von Knowledge Rocks Ltd., wo – allerdings in englisch – viele erklärende Videos zu finden sind:

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Fazit

Der KR Player für iPad ist eine sensationell einfach zu bedienende, super praktische und sehr viel Spaß bietende Anwendung zum Notenlesen mit simultan abspielenden Audioplaybacks und Playalongs. Dabei folgt der Cursor den Noten parallel zum Playback, das sich wahlweise in Realtime in Tempo und Tonhöhe verändern lässt. Sprünge in den Noten werden geschickt durch Splitscreendarstellung vorangekündigt. Die App selbst ist kostenlos im AppStore verfügbar, die Musiktitel sind teilweise kostenlos, teilweise kostenpflichtig. Das kostenfreie Angebot bietet ausreichend viele Möglichkeiten für sämtliche Instrumente und Stilrichtungen, um sich mit den Funktionen des Players vertraut zu machen. Eine absolute Bereicherung für jeden, der Noten lesen lernen, lehren, vermitteln oder seine Fähigkeiten perfektionieren möchte, oder  einfach beim Üben neuen Spaß und frische Inspiration entdecken möchte. Mit der separat erhältlichen KR Author Software für Mac-Rechner (ab Mac OS 10.7) lassen sich eigene KR Files erstellen, die man in den KR Store einstellen kann, was für Lehrer und Autoren gleichermaßen interessant ist. Eine Webbrowser-Version des KR Players, die allen PC Systemen erlaubt, KR Files abzuspielen, ist in Arbeit, ebenso eine Android-Version. Es lohnt sich also, auch als nicht Mac-User, regelmäßig auf der KR Website nachzusehen, wie der Stand der Entwicklung ist. Definitiv ein tolles Tool mit dringender Antestempfehlung.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • kostenlose App
  • ermöglicht synchrones Lesen von Noten zum Playback (aus dem KR Store)
  • teilweise sehr gut produzierte Playalongs
  • stufenlos anpassbar: Tempo und Tonhöhe (ab iOS 7)
  • fehlerfreie Performance
  • auch lange Notenpassagen mit vielen Sprüngen durch Splitscreen gut nachzuverfolgen
  • funktioniert sogar mit Musikstücken in freien Tempi (durch Time Stamp Verfahren in den KR Files)
Contra
  • KR Store ermöglicht zurzeit keinen parallelen Download mehrerer Titel, lediglich Einzeltitel mit maximal einem in der Warteschlange können geladen werden
Artikelbild
KR Player Test
Praktisches Tool: KR Player
Praktisches Tool: KR Player
Spezifikationen
  • KR Player App für iPad:
  • ab iOS 5+, alle Features nutzbar ab iOS 7
  • KR Author Software für Mac:
  • ab Mac OS X 10.7+ (Lion)
  • Hersteller: Knowledge Rocks Ltd.
  • URL: https://knowledgerocks.com/krplayer
  • Preis: kostenlos
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