Nachdem Korg im letzten Jahr mit dem Pa3X Le eine Light-Variante des 2011 eingeführten Pa3X vorstellte, folgt mit dem Pa4X nun der Nachfolger des Flaggschiffs. Das neue Korg-Spitzenmodell im Bereich „Professionelle Entertainer Workstations“ ist zu einem Preis ab 3500 Euro zu haben, der Pa3X Le verbilligt sich auf 2000 Euro und liegt damit nun preislich gleichauf mit dem Pa-900. Den Korg Pa4X gibt es in vier verschiedenen Ausführungen: zum einen mit 61 oder 76 Tasten und zum anderen in der „International-“ oder „Musikant-“Version. Das auf den Bedarf von Entertainern im deutschsprachigen Raum ausgerichtete Musikant-Konzept hat hierzulande eine große Fangemeinde.
Seit dem Jahr 2000 gibt es die Pa-Serie, das Pa1X Pro kam 2003 auf den Markt. Nach 12 Jahren startet nun also die vierte Generation der professionellen Arranger-Workstation. Man kann schon an der Namensgebung erkennen, dass es sich nicht um eine radikale Neuentwicklung handelt, sondern um eine – nach vier Jahren auch notwendige – Modellpflege. Korg spricht dennoch von einem Quantensprung in Technologie und Musikalität. Das ist dick aufgetragen und bedarf der Überprüfung. In diesem Test nehmen wir den Pa4X 76 in der International-Ausführung unter die Lupe.
Details
Aufbau
In der uns vorliegenden 76-Tasten-Version ist der Korg Pa4X mit 16,3 kg über ein Kilo leichter als der Pa3X. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass das klobige, motorisierte Display des Vorgängers durch ein schlankes, leicht mit der Hand zu verstellendes Touch-Display ersetzt wurde, das fast wie ein kleines iPad anmutet. Dadurch, dass das neue Display bei Bedarf vollständig im Bedienfeld des Pa4X verschwindet, wirkt das gesamte Erscheinungsbild eleganter. Das Design ist im Prinzip gleich geblieben, aber die Farbgebung wurde leicht verändert. Während die Gehäuseoberseite – genau wie beim Vorgänger – aus schwarzem Aluminium besteht, ist die Unterseite jetzt nicht mehr anthrazitfarben, sondern rotbraun. Die silbernen Aluminium-Seitenteile wurden etwas in der Form geändert. Beim „Musikant“-Modell ist die Bedienoberfläche wie beim Pa3X silberfarben. Während früher bei der kleineren 61-Tasten-Version der Neigungswinkel des Displays nicht verstellbar war, ist das beim Pa4X in allen Modellvarianten möglich. Die Tastatur ist von gewohnt guter Qualität und besitzt leicht angeraute schwarze Tasten, was sich positiv auf die Griffigkeit auswirkt.
Bedienfeld
Die Benutzeroberfläche hat sich gegenüber dem Vorgänger leicht geändert: Aus den Fadern für MASTER VOLUME und BALANCE sind jetzt zwei übereinander liegende Drehregler geworden und einige Taster haben ihre Position geändert oder sind ganz weggefallen. So gibt es nur noch 14 Style-Taster (früher 16) und 12 Keyboard-Set-Taster, der Pa3X besaß 16 Performance-Taster. Dafür sind Taster wie MY SETTING und SETLIST hinzugekommen.
Die grobe Unterteilung des Bedienpanels lautet wie immer: links Arranger, rechts Sounds. Die neun Schieberegler auf der linken Seite können unterschiedliche Funktionen annehmen. So kann man mit ihnen wahlweise die Lautstärke der einzelnen Begleitspuren beeinflussen, sie als Zugriegel für die Orgelsimulation verwenden oder sie mit völlig anderen Parametern belegen. Rechts daneben liegen die MODE-Taster, mit denen man die grundlegende Betriebsart des Pa4X auswählt, z.B. ob man einen Style spielen will oder einen Song. Unterhalb dieses Bereichs findet man die 14 Tasten zur Auswahl der Styles, die vier Pads zum Abfeuern von Pattern, Loops und Effekten sowie alle Bedienelemente, die zur Steuerung des Arrangers benötigt werden. Dabei fällt auf, dass die Tasten SYNCHRO START/STOP und TAP TEMPO/FADE OUT im Vergleich zum Pa3X die Seiten getauscht haben, bezogen auf die START/STOP-Taste. Hier muss man sich also umgewöhnen.
Für dich ausgesucht
Rechts neben dem 7 Zoll großen, farbigen Touchscreen befindet sich wie gewohnt das VALUE-Rad mit den 4 Cursor-Tasten und den Tastern EXIT und MENU. Direkt unter dem Display liegen die vier Keyboard-Set-Taster (früher STS), mit denen schnell zum Style passende Live-Sounds aufgerufen werden können. Darunter findet man die Steuerungs-Elemente für den bewährten XDS-Doppelsequencer mit Überblend-Regler.
Die rechte Seite wird dominiert von den Tastern zur Aktivierung und Veränderung der live gespielten Keyboardsounds (Upper 1/2/3 und Lower) und den 12 KEYBOARD SET LIBRARY Tastern, zu denen wir später noch kommen werden. Sie ersetzen die ehemaligen Performance-Taster. Auch die Bedienelemente für Einstellungen wie Splitpunkt, Oktavlage der Upper-Sounds, Transponierung, Tempoveränderung, Bereich der Akkorderkennung usw. sind hier zu finden, ebenso die Abteilung MIC/VOICE, die drei Drehregler und vier Taster für das Vocal Processing umfasst. Wie beim Vorgänger liegt der Einschalt- bzw. Standby-Taster rechts oben. Auch der USB-Slot auf der rechten Seite und die Joystick/Ribbon-Controller-Einheit links von der Tastatur sind geblieben.
Anschlüsse
Rückseitig findet man einen Combo-XLR-Mikrofon-Eingang mit Gain-Regler, der auch Phantomspeisung für Kondensatormikrofone bereitstellen kann. Hinzu kommen zwei Stereo-Line-Inputs, einer davon als zwei symmetrische Klinkenbuchsen (Right/Left) für ein anderes Instrument, der andere als Stereo-Miniklinkenbuchse zum Anschluss eines Audio-Players, Smartphones oder Tablets. Neben dem Stereo-Haupt-Ausgang besitzt der Pa4X zwei zusätzliche Klinkenausgänge, alle Outputs sind als symmetrische Klinkenbuchsen ausgeführt. Der Hauptkonkurrent Yamaha Tyros 5 bietet mit vier zusätzlichen Ausgängen noch etwas mehr. Daneben befinden sich ein spezieller Anschluss für die optionale Korg EC5 Fußtastereinheit sowie das MIDI-Trio IN/OUT/THRU. Auch hier reicht die Ausstattung des Pa4X nicht ganz an die des Tyros heran, der mit zwei MIDI-Strängen punkten kann. Weiterhin verfügt der Pa4X über Anschlüsse für ein Damper-Pedal und ein zuweisbares Pedal.
Zusätzlich zur Buchse auf dem Panel gibt es auf der Rückseite einen weiteren USB-Port für einen Stick oder ein anderes Speichermedium. Daneben liegt der USB-Anschluss für die Anbindung an einen Computer. Auf den S/PDIF-Digitalausgang, den der Pa3X noch hatte, hat Korg verzichtet, dafür ist die Videoschnittstelle zum Anschluss eines externen Bildschirms diesmal serienmäßig eingebaut. Hinter einem kleinen Schraubdeckel verbirgt sich der Steckplatz für eine optionale microSD-Karte, mit der der interne Speicher des Keyboards erweitert werden kann (zum Beispiel mit der Musikant-Erweiterung). Außerdem wechselt man hier die Pufferbatterie des Gerätes.