Korg Pa4X 76 International Test

Nachdem Korg im letzten Jahr mit dem Pa3X Le eine Light-Variante des 2011 eingeführten Pa3X vorstellte, folgt mit dem Pa4X nun der Nachfolger des Flaggschiffs. Das neue Korg-Spitzenmodell im Bereich „Professionelle Entertainer Workstations“ ist zu einem Preis ab 3500 Euro zu haben, der Pa3X Le verbilligt sich auf 2000 Euro und liegt damit nun preislich gleichauf mit dem Pa-900. Den Korg Pa4X gibt es in vier verschiedenen Ausführungen: zum einen mit 61 oder 76 Tasten und zum anderen in der „International-“ oder „Musikant-“Version. Das auf den Bedarf von Entertainern im deutschsprachigen Raum ausgerichtete Musikant-Konzept hat hierzulande eine große Fangemeinde.

Korg hat mit dem Pa4X Modellpflege betrieben, wie sie sein sollte.
Korg hat mit dem Pa4X Modellpflege betrieben, wie sie sein sollte.


Seit dem Jahr 2000 gibt es die Pa-Serie, das Pa1X Pro kam 2003 auf den Markt. Nach 12 Jahren startet nun also die vierte Generation der professionellen Arranger-Workstation. Man kann schon an der Namensgebung erkennen, dass es sich nicht um eine radikale Neuentwicklung handelt, sondern um eine – nach vier Jahren auch notwendige – Modellpflege. Korg spricht dennoch von einem Quantensprung in Technologie und Musikalität. Das ist dick aufgetragen und bedarf der Überprüfung. In diesem Test nehmen wir den Pa4X 76 in der International-Ausführung unter die Lupe.

Details

Aufbau

In der uns vorliegenden 76-Tasten-Version ist der Korg Pa4X mit 16,3 kg über ein Kilo leichter als der Pa3X. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass das klobige, motorisierte Display des Vorgängers durch ein schlankes, leicht mit der Hand zu verstellendes Touch-Display ersetzt wurde, das fast wie ein kleines iPad anmutet. Dadurch, dass das neue Display bei Bedarf vollständig im Bedienfeld des Pa4X verschwindet, wirkt das gesamte Erscheinungsbild eleganter. Das Design ist im Prinzip gleich geblieben, aber die Farbgebung wurde leicht verändert. Während die Gehäuseoberseite – genau wie beim Vorgänger – aus schwarzem Aluminium besteht, ist die Unterseite jetzt nicht mehr anthrazitfarben, sondern rotbraun. Die silbernen Aluminium-Seitenteile wurden etwas in der Form geändert. Beim „Musikant“-Modell ist die Bedienoberfläche wie beim Pa3X silberfarben. Während früher bei der kleineren 61-Tasten-Version der Neigungswinkel des Displays nicht verstellbar war, ist das beim Pa4X in allen Modellvarianten möglich. Die Tastatur ist von gewohnt guter Qualität und besitzt leicht angeraute schwarze Tasten, was sich positiv auf die Griffigkeit auswirkt. 

Fotostrecke: 5 Bilder Beim Design bleibt Korg dem Stil des Pa3X treu.

Bedienfeld

Die Benutzeroberfläche hat sich gegenüber dem Vorgänger leicht geändert: Aus den Fadern für MASTER VOLUME und BALANCE sind jetzt zwei übereinander liegende Drehregler geworden und einige Taster haben ihre Position geändert oder sind ganz weggefallen. So gibt es nur noch 14 Style-Taster (früher 16) und 12 Keyboard-Set-Taster, der Pa3X besaß 16 Performance-Taster. Dafür sind Taster wie MY SETTING und SETLIST hinzugekommen.
Die grobe Unterteilung des Bedienpanels lautet wie immer: links Arranger, rechts Sounds. Die neun Schieberegler auf der linken Seite können unterschiedliche Funktionen annehmen. So kann man mit ihnen wahlweise die Lautstärke der einzelnen Begleitspuren beeinflussen, sie als Zugriegel für die Orgelsimulation verwenden oder sie mit völlig anderen Parametern belegen. Rechts daneben liegen die MODE-Taster, mit denen man die grundlegende Betriebsart des Pa4X auswählt, z.B. ob man einen Style spielen will oder einen Song. Unterhalb dieses Bereichs findet man die 14 Tasten zur Auswahl der Styles, die vier Pads zum Abfeuern von Pattern, Loops und Effekten sowie alle Bedienelemente, die zur Steuerung des Arrangers benötigt werden. Dabei fällt auf, dass die Tasten SYNCHRO START/STOP und TAP TEMPO/FADE OUT im Vergleich zum Pa3X die Seiten getauscht haben, bezogen auf die START/STOP-Taste. Hier muss man sich also umgewöhnen.

Fotostrecke: 5 Bilder Auf dem Bedienfeld gibt es einige Veränderungen gegenüber dem Vorgänger.

Rechts neben dem 7 Zoll großen, farbigen Touchscreen befindet sich wie gewohnt das VALUE-Rad mit den 4 Cursor-Tasten und den Tastern EXIT und MENU. Direkt unter dem Display liegen die vier Keyboard-Set-Taster (früher STS), mit denen schnell zum Style passende Live-Sounds aufgerufen werden können. Darunter findet man die Steuerungs-Elemente für den bewährten XDS-Doppelsequencer mit Überblend-Regler.
Die rechte Seite wird dominiert von den Tastern zur Aktivierung und Veränderung der live gespielten Keyboardsounds (Upper 1/2/3 und Lower) und den 12 KEYBOARD SET LIBRARY Tastern, zu denen wir später noch kommen werden. Sie ersetzen die ehemaligen Performance-Taster. Auch die Bedienelemente für Einstellungen wie Splitpunkt, Oktavlage der Upper-Sounds, Transponierung, Tempoveränderung, Bereich der Akkorderkennung usw. sind hier zu finden, ebenso die Abteilung MIC/VOICE, die drei Drehregler und vier Taster für das Vocal Processing umfasst. Wie beim Vorgänger liegt der Einschalt- bzw. Standby-Taster rechts oben. Auch der USB-Slot auf der rechten Seite und die Joystick/Ribbon-Controller-Einheit links von der Tastatur sind geblieben. 

Fotostrecke: 5 Bilder Die Rückseite des Korg Pa4X ist gut mit Anschlüssen bestückt.

Anschlüsse

Rückseitig findet man einen Combo-XLR-Mikrofon-Eingang mit Gain-Regler, der auch Phantomspeisung für Kondensatormikrofone bereitstellen kann. Hinzu kommen zwei Stereo-Line-Inputs, einer davon als zwei symmetrische Klinkenbuchsen (Right/Left) für ein anderes Instrument, der andere als Stereo-Miniklinkenbuchse zum Anschluss eines Audio-Players, Smartphones oder Tablets. Neben dem Stereo-Haupt-Ausgang besitzt der Pa4X zwei zusätzliche Klinkenausgänge, alle Outputs sind als symmetrische Klinkenbuchsen ausgeführt. Der Hauptkonkurrent Yamaha Tyros 5 bietet mit vier zusätzlichen Ausgängen noch etwas mehr. Daneben befinden sich ein spezieller Anschluss für die optionale Korg EC5 Fußtastereinheit sowie das MIDI-Trio IN/OUT/THRU. Auch hier reicht die Ausstattung des Pa4X nicht ganz an die des Tyros heran, der mit zwei MIDI-Strängen punkten kann. Weiterhin verfügt der Pa4X über Anschlüsse für ein Damper-Pedal und ein zuweisbares Pedal.
Zusätzlich zur Buchse auf dem Panel gibt es auf der Rückseite einen weiteren USB-Port für einen Stick oder ein anderes Speichermedium. Daneben liegt der USB-Anschluss für die Anbindung an einen Computer. Auf den S/PDIF-Digitalausgang, den der Pa3X noch hatte, hat Korg verzichtet, dafür ist die Videoschnittstelle zum Anschluss eines externen Bildschirms diesmal serienmäßig eingebaut. Hinter einem kleinen Schraubdeckel verbirgt sich der Steckplatz für eine optionale microSD-Karte, mit der der interne Speicher des Keyboards erweitert werden kann (zum Beispiel mit der Musikant-Erweiterung). Außerdem wechselt man hier die Pufferbatterie des Gerätes. 

Praxis

Beim Einschalten muss man nicht übermäßig lange warten, bis der Pa4X betriebsbereit ist. Die Bedienung mit dem neuen Touch-Displays macht wesentlich mehr Spaß als beim Vorgänger, weil es größer, besser lesbar und vor allem fast iPad-mäßig leicht zu bedienen ist. Gut, wischen kann man nicht, aber der Druckpunkt bei der Anwahl von Feldern oder Reglern ist viel exakter und leichter als in der Vergangenheit.
Wie beim Pa3X sind viele Bedienelemente redundant, man kommt auf unterschiedlichen Wegen zum Ziel. So kann man beispielsweise einen Lautstärkewert entweder mit einem der Hardware-Fader verändern oder man wählt den Parameter auf dem Display an und dreht am Value-Rad oder aber man tippt auf den abgebildeten Fader auf dem Display und zieht ihn nach oben oder unten. Dadurch, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt, ist die Bedienung intuitiver und klarer. Beim Pa3X Le wurde ja aus Kostengründen an einigen Bedienelementen gespart, hier beim Pa4X ist wieder Luxus angesagt. Die Menüführung ist übersichtlich, zuverlässig und schnell und wer Korg Keyboards kennt, findet sich sofort zurecht.

Fotostrecke: 3 Bilder Über den neuen Touchscreen lässt sich der Korg Pa4X sehr gut bedienen.

Sounds

Die jetzt 128-stimmige Klangerzeugung (vorher 120) wird durch eine verbesserte Sound-Engine erzeugt. Korg spricht von EDS-X (Enhanced Definition Synthesis – eXpanded) mit modernster Streaming-Technologie, wobei im Vergleich zum Pa3X die zehnfachen PCM-Resourcen genutzt werden sollen: mehr als 5,1 GB PCM-Daten (Multi- und Drumsamples). Mehr als 1800 Sounds inklusive GM- und XG-Klängen stehen zur Verfügung. Durch die DNC-Technologie (Defined Nuance Control) sind Sounds dabei, bei denen die besondere Spielweise der echten Instrumente nachempfunden wird. Mithilfe des Joysticks, des Ribbon-Controllers und der drei zuweisbaren Taster darüber können Nuancen und Artikulationen ins Spiel eingebaut werden, sodass sehr authentische Ergebnisse erzielt werden können.
Das Pa4X bietet vier live spielbare Keyboard Parts: Lower und Upper 1 bis 3. Man kann also maximal drei Sounds übereinander legen und zusätzlich einen weiteren im Lower-Bereich spielen. Wählt man einen Live-Part an, z.B. Upper 1, so öffnet sich ein Fenster zur Auswahl einer Klangfarbe. Die Klänge sind in 16 Klangfamilien unterteilt, von „Piano“ bis „Drums&SFX“.
Eine Kombination mehrerer solcher Sounds hieß bei Korg früher „Performance“, jetzt „Keyboard Set“, oder in der deutschen Bedienungsanleitung „Klangfarbensatz“. Diese Keyboard-Sets sind abrufbar in der Keyboard Set Library, die in 12 Gruppen unterteilt ist. Jede dieser Gruppen ist mit einer Taste sofort aufrufbar. Die ersten 11 Gruppen sind Factory-Registrierungen (von Piano bis Ethnic), die letzte Gruppe bietet Speicherplätze für eigene Keyboard-Sets.
Bei den folgenden Klangbeispielen habe ich sowohl Einzelsounds als auch komplette Keyboard-Sets angespielt. Die akustischen Pianos gefallen mir sehr gut. Hier macht sich der erweiterte PCM-Speicher wirklich bemerkbar. Das neue Grand Piano verfügt über Saiten- und Dämpferresonanzen, was sich in einem größeren Realismus äußert. Auch die E-Pianos sind von hoher Qualität.

Audio Samples
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Concert Grand Jazz Piano Wurly Amp & Comp Ballad E-Piano Digital E-Piano

Der Orgel- und Akkordeon-Bereich kann besonders durch die Drawbar-Simulation überzeugen. Man kann die Zugriegel entweder über die neun Schieberegler oder direkt auf dem Touchscreen verändern. Auch der Leslie-Effekt ist authentisch und wird durch den Joystick in der Geschwindigkeit gesteuert. 

Audio Samples
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Drawbars Alps Accordeon Astor Bandoneon Harmonica

Die Strings sind durch die Vergrößerung der PCM-Resourcen ebenfalls aufgewertet worden. Hört man sich das Audiobeispiel der Studio Strings über Kopfhörer an, wird das noch deutlicher. An den Blasinstrumenten gibt es ebenfalls nichts auszusetzen. Die DNC-Technologie kommt vor allem bei den Solo-Sounds voll zur Geltung, aber auch die Ensembles können auf ganzer Linie überzeugen.

Audio Samples
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Studio Strings Bells & Strings Jazz Trumpet Leg Natural Clarinet Flute EXP Whistle Shake Brass Y Bigband Brass Smooth Band

Bei den Gitarren-Sounds lassen sich durch Betätigung eines Artikulations-Tasters sehr realistische Flageolett-Töne erzeugen. Auch die E-Gitarren klingen recht authentisch. 

Audio Samples
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Natural Steel Nylon Guitar Distorsion

Die etwas altbackenen Synthesizer-Sounds waren ein Schwachpunkt des Vorgängers Pa3X. Hier hat Korg erfreulicherweise nachgebessert. Endlich sind aktuelle Klänge an Bord, die man für das Spielen der heutigen Charterfolge nun einmal braucht. Auch hier kann der Klang durch den Joystick sehr wirkungsvoll moduliert werden. 

Audio Samples
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Bros Buzz Next Dance Big Lead

Im Vergleich zum Konkurrenten Yamaha Tyros5 hat Korg mit dem Pa4X in puncto Klangqualität aufgeholt! Die akustischen Pianos gefallen mir im Korg etwas besser, gerade bei einem 76-Tasten-Keyboard ein wichtiger Vorteil. Alle Einzelsounds sind bis ins Detail editierbar und mit der integrierten Sampling-Funktion lassen sich über den Audioeingang oder das Mikrofon eigene Klänge sampeln und archivieren.

Fotostrecke: 3 Bilder Sounds lassen sich detailliert bearbeiten…

Styles

Werkseitig stehen über 500 Styles zur Verfügung. Entgegen der Entwicklung bei den Konkurrenten Yamaha und Ketron hat Korg seinem neuen Flaggschiff keine Audio Drums gegönnt, die Styles des Pa4X laufen nach wie vor komplett auf MIDI-Basis. Jeder Style kann aus acht Spuren bestehen und enthält drei Intros, vier Variationen, vier Fills, einen Break und drei Endings. Die Style-Bedienung umfasst Funktionen wie Synchro Start, Synchro Stop, Tap Tempo/Reset, Bass Inversion, Auto Fill und Manual Bass. Dabei möchte ich erneut die Manual Bass Funktion loben, die es mit einem Tastendruck ermöglicht, den im Style sonst automatisch laufenden Bass mit der linken Hand selbst zu spielen – und zwar mit demselben Sound und derselben Lautstärke. Eine praktische Funktion für Stücke mit einer prägnanten Bassline, die Yamaha-Benutzern in dieser Form immer noch nicht zur Verfügung steht.
Jedem Style können vier verschiedene Keyboard Sets zugeordnet werden. Das entspricht der früheren STS-Funktion. Mit einem Tastendruck stellen sich die live gespielten Klänge passend zum Style ein. Man kann auch jede Variation des Styles mit einem anderen Keyboard Set verknüpfen.
Korg hat sich mit dem Pa4X Mühe gegeben, eine aktuelle Entertainer Workstation auf den Markt zu bringen. Das fällt besonders im Bereich der Styles auf. Viele Style-Namen lassen sofort erahnen, welcher aktuelle Hit damit reproduziert werden soll. Selbst Intros, Endings und Fills sind fast 1:1 original. Hier einige Audiobeispiele dieser modernen Styles: 

Audio Samples
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No Worry Dance Happy Pop Rock on fire Counting Dance Get Luck Disco

Aber auch schon etwas in die Jahre gekommene Hits sind am Namen des Styles gut erkennbar: 

Audio Samples
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As Groove Waka Dance Dance Fever

Hier noch einige weitere Styles aus unterschiedlichen Genres, die die hohe Qualität des Arrangers erkennen lassen: 

Audio Samples
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Special Agent Lounge Jazz Disco Chacha 6/8 Brush Ballad

Vor allem bei den Kategorien World und Traditional merkt man, wie weltoffen der „Pa4X International“ wirklich ist: 

Audio Samples
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Bavarian Polka 1 4/4 Flamenco 2/4 Oyun

Ein Grund für die verbesserte Qualität der Styles dürfte – neben der besseren Sound-Engine für die verwendeten Klänge – sicherlich auch die leistungsfähigere Effekt-Sektion sein. Für den Style-Bereich (FX A) stehen jetzt vier Insert- und drei Mastereffekte zur Verfügung. Beim Pa3X waren es zwei gleichzeitige Effekte weniger! Die Struktur des Effekt-Blocks FX B für die Live-Sounds ist gleich geblieben.
Natürlich lassen sich Styles – genauso wie Songs – komplett selbst erstellen und im User-Bereich ablegen. Eine neu entwickelte Wandlungsfunktion erzeugt einen kompletten Style aus einem MIDI-Song. Allerdings richtet sich die Qualität des Ergebnisses letztendlich nach der als Grundlage verwendeten Song-Datei. Eine praktische Funktion für den Live-Betrieb ist und bleibt der Akkord-Sequencer, bei der eine Akkordfolge gespeichert und in Schleife gespielt wird. Spielt man mit der rechten Hand darüber ein Solo, kann man mit der linken Hand den Joystick oder andere Spielhilfen bedienen und kann viel freier spielen. Diese Chord Sequences lassen sich jetzt auch als Style- und Songbook-Einträge speichern und sofort abrufen. Der Pa4X bietet auch die Möglichkeit, 4 definierbare Pads mit Phrasen oder Loops zu belegen, die man dann abfeuern kann, um den Style zu variieren. Unzählige Pad-Belegungen sind vorhanden und man kann sie auch selbst mit der Pad Record Function erstellen. 

Die vier Pads erlauben das Abfeuern von Sound FX und Loops.
Die vier Pads erlauben das Abfeuern von Sound FX und Loops.

Songs

Korgs „XDS Dual Player & Recorder“ spielt MP3- und MIDI-Dateien ab. Er besteht aus zwei parallelen Playern, zwischen denen man überblenden kann. Auch die Formate KAR, MP3 +Lyrics und MP3 +G (Graphics) werden unterstützt. Damit lassen sich mitlaufende Songtexte, Partituren und Akkordsymbole auf dem Bildschirm darstellen. Mithilfe von Markern ist es möglich, zu bestimmten Stellen in einem MIDI-Song zu springen. Auch MP3-Songs lassen sich in Tempo und Tonhöhe verändern, aber natürlich nur in gewissen Grenzen, da sonst die Qualität des Audiomaterials leidet. Mit dem Advanced Vocal Remover kann die Stimme in einem MP3-File eliminiert werden, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. So kann man sich schnell ein Playback in der gewünschten Tonart und im optimalen Tempo erstellen.
Zur Aufnahme von Songs gibt es verschiedene Methoden. Die einfachste ist Quick Record (Backing Sequence), bei der die Daten des Arrangers und des Live-Spiels als MIDI-Daten gespeichert werden. Nachträglich können beispielsweise Akkorde geändert werden. Wählt man den Step-Modus, können Akkorde auch nacheinander eingegeben werden. Will man nachträglich noch weitere Spuren hinzufügen, muss man zum Multitrack Recording wechseln, bei dem dann alle Events editierbar sind.
Zusätzlich zum MIDI-Recorder bietet der Pa4X die Möglichkeit, das gesamte Audiosignal mit dem MP3-Recorder aufzunehmen (also inklusive des Eingangssignals beispielsweise vom Mikrofoneingang). Lässt man dieses MP3 ablaufen, kann erneut dazu gespielt und gleichzeitig wieder aufgenommen werden (Overdub-Verfahren). 

Zur Aufnahme gibt es einen umfangreichen MIDI Sequenzer und einen MP3-Recorder
Zur Aufnahme gibt es einen umfangreichen MIDI Sequenzer und einen MP3-Recorder

Datenspeicherung und Songbook

Die Möglichkeiten der Speicherung von Daten sind beim Pa4X immens. Die 76-Tasten-Variante besitzt werksmäßig eine 500 GB Festplatte, beim kleineren Modell ist sie optional erhältlich. Es gibt User-Bereiche für alle Daten wie Sounds, Styles, Keyboard-Sets und Pads. Im sogenannten Direct-Bereich werden Daten auf externe Speichermedien wie USB-Sticks ausgelagert. Sie können dann direkt ohne Umwege von dort abgerufen werden.
Die beste Methode der Speicherung einer kompletten Registrierung ist ein Songbook-Eintrag. In dieser voll programmierbaren Musik-Datenbank kann man sein gesamtes Repertoire ablegen. Für jeden Eintrag können Infos über den Künstler („Artist“), den Titel, das Genre, eine Nummer, die Tonart („Key“), das Tempo und die Taktart („Meter“) gespeichert werden. Bei Anwahl eines Eintrags wird der zugehörige Style bzw. der MIDI- oder MP3-Song geladen und das Instrument wechselt in den dafür benötigten Modus (Style Play oder Song Play). Für den Stimmenprozessor wird ebenfalls ein Preset geladen, außerdem vier Keyboard-Sets, eine Akkordsequenz und vier Pad-Phrasen. Schließlich lässt sich eine Textdatei mit einem Eintrag verknüpfen, wenn die angesprochene „.MID“- oder „.MP3“-Datei keine „Lyrics“-Daten enthält bzw. wenn ein Style verwendet wird. Korg hat Hunderte von Songbook-Einträgen mit Styles vorinstalliert und es macht Spaß, durch die Liste zu stöbern und zu überprüfen, ob der gewählte Style und die Keyboard-Sets zu den Songs passen. 

Audio Samples
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Sultan Swing A Whiter Shade Can’t Take My Eyes

Mit einer komfortablen Suchfunktion findet man in der Songbook-Datenbank schnell den benötigten Eintrag. Während eines Auftritts kann allerdings selbst das zulange dauern. Hier hilft eine neue Funktion, die man mit der Taste SET LIST aufruft. In einer Setlist kann man bis zu 12 Songbook-Einträge zusammenstellen, wie sie beim Auftritt benötigt werden. Die Registrierungen werden dann entweder über das Display aufgerufen oder über eine der 12 Hardware-Tasten, die auch für die Keyboard-Set-Gruppen benutzt werden und ergonomisch günstig rechts direkt über der Klaviatur angeordnet sind. 

Das Pa4X bietet einen leistungsfähigen Vocal Processor von TC Helicon.
Das Pa4X bietet einen leistungsfähigen Vocal Processor von TC Helicon.

Vocal Processing und Mastering-Effekte

Mit dem eingebauten Vocalisten auf Basis des TC Helicon VoiceLive 2 hat Korg schon im Pa3X gepunktet. Schließt man ein Kondensator-Mikrofon an der Rückseite an, stellen sich die Parameter des Gates, des Kompressors und des EQ mit der „Adaptive Mic“-Funktion automatisch optimal ein. Die maximal vier Harmoniestimmen lassen sich über die Tastatur oder MIDI Events steuern. Das Angebot an Effekten umfasst Double, µMod, Reverb, Delay, Filter, HardTune und Pitch Correction. Hier zwei Audiobeispiele, beim Preset „Another Brick“ wird eine Art Kinderchor unter die eigene Stimme gelegt, bei „Notes“ werden exakt die gespielten Noten in Stimmen umgewandelt.

Audio Samples
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Another Brick Notes

Der Harmonieprozessor ist sehr leistungsfähig, man braucht allerdings etwas Zeit und Übung, bis man alle Möglichkeiten erkannt und ausgeschöpft hat. Eine weitere Zusammenarbeit gibt es mit der Firma Waves. Korg hat beim Pa4X die „Waves Audio MAXX“-Mastering Suite eingebaut, die es ermöglicht, globale Effekte anzuwenden, um den Gesamtsound druckvoller, differenzierter oder einfach lauter zu machen und an musikalische Vorlieben oder problematische Live-Umgebungen anzupassen.

Sonstiges

Der Pa4X ist kompatibel mit der gesamten Pa-Serie, was Styles, Performances, Programme/Sounds, Songs, SongBook-Einträge und Pads betrifft. Man kann sogar Styles der älteren i-Serie laden. Die optionale microSD-Karte, die in den Slot auf der Rückseite gesteckt wird, ermöglichte es beim Pa3X International, das Gerät zu einem „Musikanten“ zu machen. Vermutlich wird diese Option für den Pa4X International auch bald angeboten. Schließlich gibt es auch für den Pa4X das optionale Lautsprechersystem PaAS, das hinten auf das Gerät aufgesetzt wird.

Fazit

Korg hat mit dem Pa4X Modellpflege betrieben, so wie sie sein sollte: Das bewährte System wurde technisch auf den heutigen Stand gebracht. Es gibt nichts weltbewegend Neues, aber es wurde ordentlich nachgebessert. Die erhöhte Prozessor-Leistung macht sich in der Stimmenzahl und der Anzahl gleichzeitiger Effekte bemerkbar. Der größere PCM-Speicher und die neue Sound-Engine erzeugen noch hochwertigere Klänge. Das wesentlich verbesserte, schlanke TouchView-Display lässt sich viel angenehmer bedienen und sieht auch eleganter aus. Neben diesen Hardware-seitigen Verbesserungen hat man auch Wert darauf gelegt, Sounds und Styles an die aktuellen Bedürfnisse der Entertainer anzupassen. Es sind einige Charterfolge der letzten Zeit in Form von neuen Styles werkseitig vorhanden und endlich sind auch die Synthesizer-Sounds um frische, aktuelle Klänge ergänzt worden. Das ewige Duell zwischen Korg und Yamaha ist wieder spannender geworden, denn Korg hat mit dem Pa4X eine sehr starke und zudem günstige Alternative zum Tyros5 präsentiert.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • nochmals verbesserter Gesamtsound
  • riesige Anzahl an Sounds und Styles
  • sehr gutes großes TouchView Display
  • Songbook und Setlist-Funktion
  • Midifile-To-Style-Konverter
  • Video-Ausgang serienmäßig
Contra
  • Songbook Editor nicht für Mac OSX
Artikelbild
Korg Pa4X 76 International Test
Für 2.865,00€ bei
Korg hat mit dem Pa4X Modellpflege betrieben, wie sie sein sollte.
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