Klangvergleich Jazz Bass vs. Precision Bass: “Soll ich einen Jazz Bass oder einen Precisison Bass kaufen?” Schon klar – am besten natürlich beide! Es ist schon ein durchaus bemerkenswerter Umstand, dass die zwei berühmtesten E-Bässe vom selben genialen Schöpfer stammen: Leo Fender! Fender war zwar nicht der Erfinder des E-Basses, brachte aber 1951 mit dem Fender Precision Bass den ersten seriell in nennenswerten Stückzahlen gefertigten E-Bass auf den Markt und sorgte so maßgeblich für den Siegeszug des Instrumentes. Zehn Jahre später folgte mit dem Fender Jazz Bass der zweite Geniestreich. Die Beliebtheit beider Modelle ist bis heute ungebrochen – ob als Original oder in Form eines der unzähligen Derivate in allen erdenklichen Preisbereichen. In diesem Artikel wollen wir untersuchen, wie groß die Unterschiede beim Thema “Jazz Bass vs. Precision Bass” im direkten Klangvergleich ausfallen.
Jazz Bass vs. Precision Bass – mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede!
Das Witzige: Im Grunde besitzen beide Bassmodelle mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede! Es gibt sie in den gleichen Holzkombinationen, sie verfügen (in ihrer Urform) über eine passive Elektronik, und auch optisch sind sie sich sehr ähnlich. Der Jazz Bass besitzt lediglich einen asymmetrischen Korpus, einen schmaleren Sattel und zumeist ein etwas anderes Halsprofil als der etwas “rustikalere” Precision Bass.
Der größte Unterschied, welcher auch klanglich am meisten zu Buche schlägt, findet sich bei den verbauten Tonabnehmern. Während der Precision auf einen Split-Coil-Humbucker in der Mitte zwischen Hals und Brücke setzt, finden sich beim Jazz Bass zwei Singlecoils – einer in der sogenannten Bridge-Position, und der zweite in der Neck-Position.
Die beiden Pickups machen den Jazz Bass zwar klanglich flexibler, aber dennoch finden sich erstaunlicherweise beide Bässe in nahezu allen Stilistiken wieder. Sie scheinen also beide in nahezu jedem musikalischen Kontext gleich gut zu funktionieren!
“Soll ich einen Jazz Bass oder einen Precision Bass kaufen?”
Ich erwähnte es ja schon: am besten hat ein versierter E-Bassist natürlich beide Modelle verfügbar! Falls diese Option jedoch nicht oder noch nicht diskutabel ist und ihr unschlüssig seid, welches von beiden Bassmodellen ihr zuerst anschaffen solltet, können euch hoffentlich unser Video sowie die Audiobeispiele bei der Entscheidungsfindung behilflich sein!
Wir haben beide Kandidaten miteinander verglichen, und zwar da, wo es am meisten zählt: Im Mix mit anderen Instrumenten und in verschiedenen Stilistiken! Dafür habe ich vier kleine “Songs” erstellt, die ein breites stilistisches Spektrum abdecken: Neo Soul, R&B/Funk (gespielt mit der mit Slaptechnik), eine moderne Pop-Produktion mit viel Synthesizer, sowie einen straighten Rock.
Die verwendeten Testbässe
Unsere Testbässe waren ein Fender Precision Bass aus dem Jahr 1976 und ein Fender Jazz Bass aus dem Jahr 1972. Beide stammen also ungefähr aus derselben Zeitperiode und verfügen mit einem Erlekorpus und einem Palisandergriffbrett (Rosewood) über die gleiche Holzkombination. Auch die verwendeten Bass-Saiten auf beiden Instrumenten sind identisch. Für die typischen klassischen Sounds war also zu 100% gesorgt!
Das Signal besteht zur Hälfte aus dem D.I.-Ausgang des Bassverstärkers und zur anderen Hälfte aus der mikrofonierten 4x10er-Bassbox. Mit dem Equalizer des Amps habe ich den Sound jeweils etwas dem Instrument und dem Song angepasst, so wie man es in der realen Situation auch tun würde.
Audio-Direktvergleich
Nachfolgend findet ihr hier die einzelnen Klangbeispiele, abwechselnd eingespielt mit beiden Instrumenten.
Klangvergleich im Video
Hier findet ihr alle Klangbeispiele hintereinander im Video und könnt die Instrumente dabei auch sehen!
Viel Spaß mit Leos Klassikern und bis zum nächsten Mal,
euer Thomas Meinlschmidt
Raul Queijo-Theissing sagt:
#1 - 03.06.2020 um 03:33 Uhr
Der Sound kommt aus den Fingern:-), wenn ich Sioundbeispiele blind höre, kann ich keinen Unterschied Zwischen J und P feststellen
lars.bonedo sagt:
#1.1 - 03.06.2020 um 07:55 Uhr
Hi Raul! Hör mit viel Zeit und Muße nochmal genau hin, es gibt schon deutliche Unterschiede zwischen den beiden, vor allem im Bereich der Mitten und der Höhen. Aber du hast natürklich vollkommen Recht: ein guter Bassist klingt eigentlich auf jedem Instrument toll! Viele Grüße, Lars
Antwort auf #1 von Raul Queijo-Theissing
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenRaul Queijo-Theissing sagt:
#1.1.1 - 03.06.2020 um 12:41 Uhr
Was sind Mitten? Was sind Höhen? :-)
Nee, km Ernst gibt schon Unterschiede die man hört, alleine durch die Pick Position, aber höre bei PBass und JBass nicht so die Unterschiede wie z.b. Zum Stingray. Aber ich werde mein Ohren öffnen, Gruß Raul
Antwort auf #1.1 von lars.bonedo
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenNathan sagt:
#1.1.1.1 - 08.02.2023 um 10:00 Uhr
Sounds good. What pickup mix did you use on the Jazz bass, and what settings for the Tone knobs on both basses?
Antwort auf #1.1.1 von Raul Queijo-Theissing
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenCharly Creek sagt:
#1.2 - 03.06.2020 um 17:36 Uhr
Also unter'm Kopfhörer hört sich der Jazz Bass für mich insgesamt runder und voller an als der Preci.
Antwort auf #1 von Raul Queijo-Theissing
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenergonomie sagt:
#2 - 15.02.2021 um 21:16 Uhr
Ich glaub die Frage kommt nur von denen, die das nicht raushören können weil sie ihr Gehör diesbezüglich nicht geschult haben. Der sollte sich als Anfänger nach einem für ihn gut spielbaren Modell umschauen, und das wars. Den Buchstaben klammern wir mal aus, speziell wenn man auf dem Spanplattenbass von Vision seine ersten Gehversuche gemacht hat. Ich persönlich hab das sofort rausgehört, und wer gewisse Grundkenntnisse in Physik hat (oder Musikunterricht aufm Gymnasium) der wird wissen daß "helle" Klänge (vom unteren Tonabnehmer eines J-Basses) mehr Obertöne hat wie der eher dumpf klingende obere Tonabnehmer bzw. der einzige vom P-Bass. Aber wie gesagt, jeder hört irgendwie anders, theoretisch kann man jedem beibringen, was der Unterschied ist, aber wie? Bin kein Musiklehrer sondern Physiker mit guten Ohren. Früher hab ich am Getriebegeräusch raushören können welcher meiner Kumpels vor meiner Bude gerade einparkte, Cassettenrecorder-Tonköpfe nach Gehör justieren, ich kann hören daß Festplatten im Computer bald sterben, schlechte LED-Netzteile, und vieles mehr einfach ich ein Gedächtnis für Geräusche hab, aber wie ich das erlernt hab, keine Ahnung. War irgendwie immer da.
Martin sagt:
#3 - 11.12.2021 um 10:30 Uhr
Also ich hab jetzt nicht in die Audiodateien reingehört, aber besitze sowohl einen Precision als auch einen Jazz Bass, und der Sound Unterschied ist wie Tag und Nacht. Wer das nicht raushört, also auch mit wenig Erfahrung... dann weiß ich auch nicht...Ganz ohne Effekte gespielt, bevorzuge ich den Preci, kommt irgendwie geiler.. Für Filter und Wah Effekte kommt der Jazz Bass meist besser zur Geltung, Bridge Tonabnehmer betont und Tonblende auf.
Pro Dotto Diddi Otto sagt:
#4 - 10.05.2022 um 15:14 Uhr
Der Precision kann schon etwas deftiger und wuchtiger klingen als der Jazz – wahrscheinlich einfach deswegen, weil er mehr Holz hat, auch am Hals. Dafür gibt's diesen drahtigen, knurrigen Sound zusätzlich nur mit dem J-Pickup. Ich selbst habe den Dritten im Bunde genommen, den Fender Mustang Bass American Performer, Made in Corona, California, ha ha! Der Mustang ist ja ein Shortscale und lässt sich auch von Klumpfinger-Gitarristen bespielen wie Butter. Im direkten Vergleich zu Jazz und Preci "könnte" er etwas dünner klingen, aber für diese Aussage würde sich Niemand festnageln lassen. Tatsache ist: Der Sound ist sofort der hauptamtliche Sound. So was kann den Rolling Stones und den Anderen direkt mit auf Tour geben (mit was Besserem haben die auch nicht gespielt), weil das Ding charaktervoll knurrt und schnurrt und Druck macht, Präsenz zeigt und eine Ausdrucksfähigkeit bis in möglicherweise feine künstlerische Nuancen. Intonation, Saitenlage, Sustain, Klangspektrum usw. sind alles ein Traum und richtig professionell. Die Yosemite-Tonabnehmer (mit Schellack verkleidet) sind eine Wucht und ermöglichen richtig Punch und Druck schon ohne großen Spieleinsatz (bei Gelegenheitsstümperspielern z.B. besonders imposant). Nicht unterschätzt werden sollte (und einen Aufpreis wert ist) auch die Greasebucket-Schaltung ("keine Fettnäpfchen zum Reintreten": geiler Sound bei jeder Einstellung). Mein liebster Grundsound ist 40% Jazz-Pickup (drahtig und mit Präsenz) und 25% P-Pickup (noch ein paar warme Tiefen dazu) und 20% Tonblende (Höhen hat er ja reichlich in Reserve. Der macht trotzdem und deswegen genug Druck unten beim dicken Brumm!). Demnach drehe ich das alles nicht auf. Sehr schön ist auch die stufenlose Klangverstellung im Gegensatz zum Drei-Wege-Schalter des nächstgünstigere Mustang-Modell. Um's noch hinzuzufügen: Ich habe wahrscheinlich das letzte Modell vom deutschen Markt gekauft, bevor jetzt die Lieferschwierigkeiten einsetzen. Der UVP ist 1.500 €, die nicht lieferfähigen Händler verlangen alle 1.300, aber ich hatte nur 1.150 € bezahlt, und dann noch für das letzte Exemplar. Erst dachte ich, ich kriege B-Ware, aber der Bass ist ohne jeden Fehler und sogar (von Fender, nicht dem Händler) piekfein eingestellt. Und, wie gesagt, der Sound ist sofort eine Wumme, und die Bespielbarkeit als Shortscale bezaubernd und inspirierend. – Ich bin so glücklich mit meinem Mustang! Danke fürs Veröffentlichen und Cheers!
Frank Zimmermann sagt:
#5 - 07.01.2023 um 12:18 Uhr
Hi folks, ich frage mich gerade auch, welchen Bass ich mir als Anfänger im gehobenen Alter kaufen soll. Ich versuche seit ein paar Jahren E-Gitarre zu lernen (viel zu viele Gitarren) und habe jetzt gerade den Bass entdeckt. Es fällt mir oft schwer, den Bass aus Liedern herauszuhören, so das eine Kaufentscheidung echt schwierig ist. Musikalisch bin ich hauptsächlich hard and heavy ( Queensrÿche und viele andere) unterwegs, finde aber viele andere Styles klasse. Zum Probespielen habe ich gerade den Fender Precision als Hybrid (Mexico-Modell) und einen Sabdberg classic 4 session edition zu Hause. Letzterer ist eher etwas knurriger, grollender während der Fenser eher perkussiver, präziser klingt und untenrum mehr schiebt. Yamaha habe ich zuletzt gesehen aber das Signaturemodell vin Billy Sheehan kostet ja nur knapp 5500 €. Eddie Jackson spielt Mike Lull und Nick Beggs Spector…. Precision, Jazz, California….sagt mir ansonsten noch nicht viel. Ich würde gerne von euren Eindrücken/eurem Wissen lernen. Viele Grüße, Frank
Charly Bach sagt:
#5.1 - 02.12.2023 um 19:43 Uhr
Den Billy Sheehan Signature Attidude von Yamaha würde ich in diesem Kontext erst mal ausklammern. Durch den Pickup am Hals geht der in eine ganz andere Richtung als die übrigen Bässe. Eddie Jackson, der Bassist von Queensryche hat in den 80er Jahren Spector Bässe gespielt und erst später zu Lull gewechselt. Aber die Lull Bässe gehen doch eher in Richtung Jazz Bass. Vllt. hilft da ja bei der Entscheidungsfindung!?
Antwort auf #5 von Frank Zimmermann
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenWerner sagt:
#6 - 25.05.2023 um 12:11 Uhr
nett, aber der Unterschied Jazz vs. Preci mit den selben Saiten und in der selben Spielposition ist sicher kleiner als der Unterschied selber Bass: Flatwound vs. Roundwound oder selber Bass Spielposition: am Griffbrett vs. an der Brücke. => die Kombinationsmöglichkeiten zum Vergleich sind fast unendlich. Daher kommen alle zu unterschiedlichen Ergebnissen und jeder muss am Ende selber suchen und entscheiden...
furanku sagt:
#7 - 14.07.2023 um 10:49 Uhr
Mit dem Jazz-Bass kann man mehr machen, man muss aber auch mehr am Sound nachen, damit er im Mix klingt. Mit dem Precision ist man weniger flexibel, macht aber in 90% nichts falsch. Darum lieben Produzenten ihn und in jedem Studio steht einer in der Ecke. Als Jahrzehnte langer Jazz-Bass-Spieler fühlt es sich immer "falsch" an auf einem Precision einzuspielen. Wenn ich dann aber auch nur den Rough-Mix höre denke ich jedesmal "Klingt eigentlich doch ganz geil und sitzt irgendwie automatisch richtig im Mix!"
DreamBass sagt:
#8 - 06.12.2023 um 22:40 Uhr
Beide Bässe klingen großartig. Ich hätte mich fast für den J-Bass entschieden, aber dieser Artikel überzeugt mich mehr, den P-Bass zu kaufen (60:40 Verhältnis für den P-Bass). Ich würde auch gerne Ihre Meinung über die Wahl des Instruments selbst wissen. 1) Welches Instrument ist universeller, wenn es darum geht, verschiedene Musikgenres zu spielen? 2) Unabhängig von der Wahl des J- oder P-Basses gibt es viele hervorragende Hersteller wie Sandberg, Lakland, Sadowsky, Fender... (welches ist das beste Preis-Leistungs-Verhältnis oder welches sollte man wählen).