Dass Taylor Hawkins, seit 1997 festes Mitglied der amerikanischen Rock-Giganten Foo Fighters, nicht nur ein überragender Trommler ist, sondern auch am Mikrofon eine gute Figur macht, ist spätestens seit dem Gastauftritt von den Led Zeppelin Legenden Jimmy Page und John Paul Jones 2008 im Wembley Stadium bekannt. Damals tauschten Dave Grohl und Taylow Hawkins kurzerhand die Positionen, und so sang Taylor mit voller Inbrunst den Hit „Rock And Roll“ im ausverkauften Stadion. Bereits zwei Jahre vorher hatte er das erste Taylor Hawkins & The Coattail Riders Album veröffentlicht und legte 2010 mit „Red Light Fever“ nach. Nun erscheint mit „Get The Money“ bereits das dritte Album seines Soloprojekts.
Trotz der zeitintensiven Arbeit mit den Foo Fighters, bei denen Taylor auf neun Alben mitwirkte und unzählige Welttourneen und Festivals rund um den Globus spielte, nahm er sich Zeit für eine ausgedehnte Songwriting-Phase und die Produktion im hauseigenen Studio für ein weiteres Soloalbum. Für seine Songs konnte er nicht nur seinen Foo Fighters Kollegen Dave Grohl begeistern, sondern spielte im Studio auch mit Mitgliedern von Guns ‘N’ Roses, Yes, Jane’s Addiction, Level 42, The Eagles, The Pretenders und Queen. In einem lockeren Telefonat sprachen wir mit ihm über die neuen Songs, seine Einflüsse und wie bei ihm das Songwriting vonstatten geht.
Hallo Taylor, danke dass du dir Zeit für ein exklusives Interview nimmst. Ich durfte die Platte vorab hören und bin beeindruckt vom Facettenreichtum. Was hat dich zu diesen Songs inspiriert?
Ja, klingt nicht wie ein Foo Fighters Album, oder? (lacht) Diese Platte ist wirklich völlig frei entstanden. Ich habe oft einfach ein bisschen auf einer Gitarre oder meinem Klavier rumgeklimpert, bis mich irgendwas gefesselt hat. Die daraus entstandenen Ideen habe ich dann ausgearbeitet, Melodien gefunden und mich natürlich auch intensiv mit dem Sound auseinandergesetzt. Textlich haben mich unterschiedliche Dinge inspiriert. Der Titelsong „Get The Money“ ist nach einem langen Gespräch mit Joe Walsh entstanden. Ich war damals müde und träge inmitten einer langen US-Tour mit den Foo Fighters und habe mich darüber beschwert, dass wir immer unterwegs sind und ich meine Familie kaum sehe. Er hat mich dann ziemlich auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt und mich daran erinnert, wie glücklich ich mich schätzen darf, dass ich all das machen kann und dabei auch gutes Geld verdiene. Ich darf ja wirklich den Traum leben, den so ziemlich jeder Musiker hat. Ich kann ein tolles Leben führen und verdiene eigentlich viel zu viel Geld. Er erzählte mir, dass er mal an einem ähnlichen Punkt war und ihm B.B. King damals sagte „Shut the fuck up and get the money!“. Das klingt natürlich irgendwie merkwürdig, und es geht mir auch eigentlich gar nicht ums Geld. Das was ich verdiene, bekommen eh alles meine Frau und meine Kinder, und ich fahre immer noch meinen Subaru von 2005. Ich will mich eigentlich mit Geld nicht auseinandersetzen. Mich interessiert nur Freiheit, und ich bin froh, dass ich mich nicht um Miete, Rechnungen und Rente sorgen muss, aber Luxus ist mir eigentlich egal.
Hattest du einen bestimmten Sound für das Album im Kopf?
Nun, der hat viel mit dem Klang meines Raumes zu tun. Wir haben ein Gästehaus, was eigentlich immer ungenutzt und vollgestellt war. Ich habe das dann irgendwann für mich beansprucht, ausgeräumt und mit ein paar Absorbern zu meinem kleinen Homestudio eingerichtet. Ich habe dann ganz viele Instrumente reingestellt und es mir richtig gemütlich gemacht. Der Drumsound ist dort wirklich gut, und deshalb habe ich auch bis auf einen Song alle Drums da aufgenommen. Den Basic Track von „Shapes Of Things“ habe ich auf einer Session von vor zehn Jahren gefunden, aber für den Rest des Albums wollte ich den Raumklang meines Studios als Konstante haben. Man kann ja später im Mixing noch wirklich viel damit anfangen, aber die Drums klangen einfach schon fantastisch beim Aufnehmen. Als Sylvia Massy die Songs dann gemixt hat, hat sie natürlich auch ihren Geschmack noch mit einfließen lassen.
Wie lief der Aufnahmeprozess ab? Habt ihr als Rhythmusgruppe oder als komplette Band gemeinsam aufgenommen oder sind alle Instrumente separat eingespielt worden?
Das war immer unterschiedlich. Häufig habe ich gemeinsam mit dem Bassisten Chris Chaney und Brent Woods an der Gitarre eingespielt. Ab und zu war Dave Grohl auch mit dabei. Ich weiß nicht mehr ganz genau, ob wir auch wirklich all ihre Spuren so genommen haben, weil die Jungs vorrangig mit mir gespielt haben, damit ich zur Energie des Songs meine Drums spielen konnte. So haben wir es eigentlich bei allen Songs gemacht. Häufig haben die anderen Musiker dann noch Overdubs gemacht.
Chris Chaney spielt auf fast allen Songs Bass. Was macht das Zusammenspiel als Rhythmusgruppe mit ihm so speziell?
Chris ist wirklich für mich einer der besten Bassisten auf der ganzen Welt. Der Typ ist wirklich der absolute Wahnsinn. Er spielt auf einem anderen Level, das ist einfach nicht zu fassen. Außerdem sind wir echt gute Freunde. Nachdem wir früher viel gespielt haben, war das in den letzten Jahren immer seltener der Fall, weil er mit Jane’s Addiction und ich mit den Foo Fighters unterwegs war. Immer wenn es die Chance zum Musikmachen gibt, nutzen wir die natürlich auch.
In den Credits lesen sich noch andere Namen, darunter der angesprochene Joe Walsh, Roger Taylor und Lee Ann Rimes. Wie hast du die Musiker für die jeweiligen Songs ausgesucht?
Nun, die Hauptband für eigentlich alle Songs waren Brent Woods, Chris Chaney und ich. Alle anderen Musiker sind Gaststars, mit denen ich immer schon mal zusammenarbeiten wollte, die mir auf dem Weg begegnet sind oder etwas zu den Songs beigetragen haben.
Wie viel Anteil haben die Mitmusiker an den Songs?
Das war bei jedem Song anders. Manchmal hatte ich eine klare Vision, und es ist komplett dabei geblieben, und manchmal dachte ich, dass mir klar wäre, wo ich hin will, aber am Ende kam ein ganz anderer Song raus. Bei „Don’t Look At Me That Way“ saß ich am Klavier und habe ein Thema entwickelt, das Chris Chaney dann vervollständigt hat. „Middle Child“ hatte ich eigentlich fertig, aber dann hatte Dave Grohl ein paar gute Ideen, die den Song nochmal echt bereichert haben. Der erste Song „Crossed The Line“ sollte eigentlich „Why Are Kids Such Pussies Now?“ heißen. Ich dachte aber irgendwann, dass ich zu sehr nach verbittertem, alten Mann klinge und habe ihn geändert. (lacht)
Sind viele Songs durch Drumpatterns entstanden, die du im Kopf hattest?
Ich glaube, nicht ein einziger. Ich schätze mal, dass 80 Prozent der Songs an der Akustikgitarre und 20 Prozent am Klavier entstanden sind. Manchmal habe ich wie bei „Kiss The Ring“ ein vollständiges Demo ausproduziert, und manchmal waren es nur grobe Ideen. Natürlich habe ich mich auch irgendwann um die Drumpatterns gekümmert, aber die sollten nicht im Vordergrund der Songs stehen.
Hat sich deine Rolle als Drummer verändert, seitdem du Songs schreibst?
Ja. Ich denke, es ist gut, auch als Drummer ein bisschen Gitarre oder Klavier zu spielen und damit etwas tiefer in die Welt von Songs eintauchen zu können. Natürlich ist aber mein Mindset als Drummer der Foo Fighters ein anderes, als wenn ich an der Gitarre Songs schreibe. Ich versuche bei den Foo Fighters immer, Daves Ideen zu entschlüsseln, weil er oft Visionen hat, die wir gemeinsam umsetzen wollen. Wenn ich einen Drumtrack für einen meiner Songs aufnehme, ist das wesentlich einfacher.
Hast du die Songs der aktuellen Platte auch auf Tour geschrieben oder hast du dich für den Kreativprozess komplett zurückgezogen?
Songwriting fühlt sich für mich wie ein Muskel an. Man muss eigentlich ständig etwas schreiben, damit man überhaupt dazu imstande ist, irgendwann etwas Gutes zu schreiben. Man muss den Nährboden schaffen. Also sammle ich eigentlich immer Ideen, aber trotzdem war es für die Platte so, dass ich eine Phase hatte, in der ich eigentlich jeden Morgen eine Idee geschrieben habe, die ich dann zu einem Song ausarbeiten konnte. So sind siebzehn Songs entstanden, aus denen ich dann neun ausgewählt habe.
„Crossed The Line“ – die erste Single vom Album „Get The Money“.
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Mehr InformationenHast du einen Lieblingssong auf dem Album?
Schwierige Frage. Das weiß ich ehrlich gesagt gar nicht, weil sie alle sehr unterschiedlich und noch nicht so alt sind. „Don’t Look At Me That Way“ ist eine große Power-Ballade, bei der ich mit Nancy Wilson zusammen singe. „C U In Hell“ gefällt mir, weil er so verrückt wie ein Trip ist und ich es geschafft habe, dass Lee Ann Rimes auf einem Psychedelic Rock Song singt. Aber irgendwie mag ich sie alle und kann mich wirklich nicht festlegen.
Durch welche Bands sind die Songs besonders beeinflusst?
Ich habe eine riesengroße Musiksammlung, und natürlich haben mich eigentlich alle meiner Lieblingsbands und Künstler auf meinem Weg als Drummer und Songwriter beeinflusst. Das können Cream, Jeff Beck oder frühe Rod Stewart Songs sein, aber auch Queen, U2 und The Police. Ich habe früher immer zu all diesen Songs getrommelt und deshalb natürlich eine Menge gelernt und Einflüsse mitgenommen. Besonders die Queen-Harmoniesätze haben mich gesanglich sehr geprägt. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass dieses Album auch eine Hommage an meine hundert Lieblingsbands ist.
Welche Drums hast du auf dem Album gespielt?
Ich habe eigentlich das gesamte Album auf einem einzigen Drumset eingespielt, das aber aus verschiedenen Parts zusammengesetzt ist. Ich habe Gretsch Toms und Concert Toms mit meiner alten Tama Bassdrum kombiniert und auch noch Rototoms aufgebaut. Alex van Halen hat mir letztes Jahr zu Weihnachten eine seiner Ludwig Signature Snaredrums geschenkt. Davon wurden nur ein paar hergestellt, und sie sieht echt verdammt gut aus und klingt wahnsinnig gut. Ich denke, dass die Snare auch auf 80 Prozent der Songs zu hören ist. Alle Drums habe ich noch mit Gaffa-Tape gedämpft, und manche Becken hatten auch Risse, aber klangen irgendwie trotzdem gut. Ich mag das Unperfekte.
Vielen Dank für’s Gespräch!
Link zum neuen Taylor Hawkins & The Coattail Riders Album: http://smarturl.it/GetTheMoney