Harley Benton MM-84A SB Test

Dass man bei Harley Benton solide konstruierte Bässe zum absoluten Schnäppchenpreis bekommt, ist in der Szene schon lange kein Geheimnis mehr. Selbstverständlich werden auch Bassisten, die eine Vorliebe für klassische Bassmodelle hegen, im Portfolio der Thomann-Eigenmarke fündig. Neben diversen Jazz- und Precision-Bässen bietet Harley Benton auch Kopien des beliebten Music Man Stingray in vier- und fünfsaitigen Varianten an – wahlweise mit einem oder zwei Tonabnehmern. Wir haben uns den viersaitigen Harley Benton MM-84A SB aus der sogenannten Deluxe-Serie bestellt und sind gespannt, wie viel Music-Man-DNA in der extrem preisgünstigen Stingray-Nachbildung steckt!

Test: Harley Benton MM-84A SB

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Details

Der Harley Benton MM-84A SB wird in einem schlichten Karton geliefert, in dem sich auch ein Kabel und die benötigten Werkzeuge zum Einstellen der Saitenlage und der Halskrümmung befinden. Der Bass macht auf den ersten Blick einen sehr soliden Eindruck und weist keinerlei Fehler in der Verarbeitung auf.

Der Hals sitzt ultra stramm in der Ausfräsung, die 3-Tone-Sunburst Lackierung ist wirklich schön, und alle Bünde wurden akkurat abgerichtet. Erfreulicherweise war auch das Setup bei meinem Testbass tiptop in Ordnung, sodass sich der Budget-Stingray quasi aus dem Karton sehr angenehm spielen ließ – dafür schon mal ein dickes Lob!

Fotostrecke: 4 Bilder Wie alle Instrumente aus dem Hause Harley Benton …

Korpus

Der Korpus besitzt die Stingray-typische Form und wurde aus Lindenholz gefertigt. Ein deutliches Shaping an der Armauflage und eine Abflachung auf der Rückseite sorgen für eine komfortable Handhabung und verhindern unangenehme Druckstellen. Das Modell MM-84A SB ist Teil der sogenannten Deluxe-Serie und kommt deshalb mit einer Decke aus geflammtem Ahorn, dessen Maserung durch die Sunburst-Lackierung noch gut zu erkennen ist. Die Flammung ist bei meinem Testbass zwar eher unauffällig und wird zum Teil durch das runde Perloid-Pickguard verdeckt, ein dezenter Edelbass-Look kommt aber trotzdem durch.

Was du über Bass-Brücken wissen musst!
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E-Bass-Brücken im Vergleich

Als Brücke wurde ein typischer Blechwinkel installiert, der rein optisch durchaus an die Music-Man-Bridge erinnert. Führungsrillen gibt es nur für die beiden äußeren Reiter, ansonsten bietet die Brücke Einstellmöglichkeiten für Saitenlage und Intonation.

Harley Benton MM-84A SB
Fotostrecke: 4 Bilder Als Brücke kommt ein Exemplar zum Einsatz, …

Hals

Der Hals des Harley Benton MM-84A besteht aus einem Streifen Ahorn und ist mit sechs Schrauben am Korpus befestigt. Die sechsfache Verschraubung ist auf jeden Fall der Stabilität zuträglich und gehört bei einem Budget-Bass absolut nicht zum Standard – ein sinnvolles Feature!

Das unlackierte Griffbrett besteht ebenfalls aus Ahorn und beherbergt schwarze Punkte zur Orientierung. Zu meinem Erstaunen verfügt das Griffbrett über sage und schreibe 24 Bünde: Ein Zwei-Oktaven-Hals ist bekanntlich absolut untypisch für einen Stingray und Harley Benton stattet in der Tat auch nur die Modelle, die zwei Humbucker an Bord haben, damit aus.

Fotostrecke: 3 Bilder Ein sauberer Hals-Korpus-Übergang – leider sind jedoch …

Dies ist umso erstaunlicher, als durch die Position des Halstonabnehmers unmittelbar vor dem Griffbrett einige Spieltechniken, wie beispielsweise Slapping, durchaus deutlich eingeschränkt bis unmöglich werden. Aber die Prioritäten sind zweifelsohne verschieden und Harley Benton war der Tonumfang offensichtlich wichtiger als die Slap-Kompatibilität.

Die Strings laufen schließlich über einen Kunststoffsattel zur einer großen Kopfplatte, auf der vier klassische Stimmmechaniken im Vintage-Stil und ein runder Saitenniederhalter für die D – und G-Saite montiert wurden.

Harley Benton MM-84A SB
Fotostrecke: 2 Bilder Ein Blick auf die Kopfplatte mit ihren …

Tonabnehmer / Elektronik

Zwei fette Humbucker mit großen Polepieces von der Firma Roswell leiten das Signal an eine aktive Elektronik weiter, welche den Bass mit einem Lautstärkeregler und drei EQ-Reglern für Bässe, Mitten und Höhen ausstattet. Mit einem 5-Positionen-Schalter können die Tonabnehmer mit verschiedenen Spulenkombinationen angewählt werden.

Aktive vs. passive Bass-Elektroniken: Hier gibt’s alle Infos!
Aktive vs. passive Bass-Elektroniken: Hier gibt's alle Infos!
Bass-Elektroniken: Aktiv vs. Passiv

Hier eine Übersicht der Möglichkeiten:

  • Position 1: Halstonabnehmer, beide Spulen
  • Position 2: beide Tonabnehmer, jeweils die hintere Spule
  • Position 3: beide Tonabnehmer, alle Spulen
  • Position 4: Stegtonabnehmer, hintere Spule
  • Position 5: Stegtonabnehmer, beide Spulen

Ohne Batterie geht mit dem rein aktiven Harley Benton MM-84A SB absolut nichts. Die 9V-Batterie sitzt in einem separaten Klappmechanismus auf der Rückseite des Basses und kann sehr bequem und schnell ausgewechselt werden.

Harley Benton MM-84A SB
Fotostrecke: 5 Bilder Im Bass sitzen zwei fette Humbucker …

Praxis / Sound

Mein Testbass bringt ungefähr 4,2kg auf die Waage und ist damit zwar kein Fliegengewicht. Für einen Budget-Viersaiter geht das Gewicht aber absolut in Ordnung. Erfreulicherweise hängt der Bass zudem sehr gut ausbalanciert am Gurt, wodurch sich das Gewicht zusätzlich relativiert – kopflastige Bässe fühlen sich ja durch den Druck auf die linke Schulter immer etwas schwerer an, als sie in Wirklichkeit sind.

Mit einer leichten Kopflastigkeit muss man beim MM-84A leider leben.
Mit einer leichten Kopflastigkeit muss man beim MM-84A leider leben.

Der Hals ist mit einer Sattelbreite von 42mm nicht wirklich schmal und kommt mit einem robusten D-Profil, welches allerdings gut in der Hand liegt. Etwas Arbeit erfordert der Hals schon, wer aber beispielsweise mit Precision-Bässen generell gut klarkommt, wird auch den Hals des Harley Benton MM-84A SB auf Anhieb mögen.

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Wer gerne in den die höchsten Lagen turnt, wird hingegen vielleicht etwas enttäuscht sein, denn der relativ klobige Halsfuß und ein etwas zu flaches Cutaway behindern leider den mühelosen Zugang zu den letzten zwei Bünden. Wenn Harley Benton die Ausstattung mit 24 Bünden schon so wichtig war, hätte man hier eigentlich auch die anderen Parameter anpassen müssen!

Ausflüge in die hohen Lagen werden einem bei unserem Testbass leider erschwert.
Ausflüge in die hohen Lagen werden einem bei unserem Testbass konstruktionsbedingt etwas erschwert.

Aber lassen wir mal die Kirche im Dorf, denn wir haben es hier ja mit einem äußerst preiswerten Budget-Bass zu tun, der insgesamt einen wirklich sehr guten Spielkomfort bietet, nicht zu schwer ist und perfekt ausbalanciert am Gurt hängt – das ist schon allerhand! Zudem war das Werkssetup völlig in Ordnung, was ebenfalls einen guten Teil zur angenehmen Bespielbarkeit beiträgt. Also ab zum Amp, damit wir uns einen Eindruck vom Sound der Stingray-Kopie verschaffen können!

Audio Samples
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Position 2, flat

Zu Anfang hört ihr den Harley Benton MM-84A mit beiden Tonabnehmern in Singlecoil-Modus und neutraler EQ-Einstellung. Der Sound ist solide und eignet sich gut für simple Grooves, ich würde mir allerdings von den Roswell-Tonabnehmern etwas mehr Präsenz und Lebendigkeit in den Höhen wünschen.

Der Equalizer bleibt in nächsten Clip immer noch außen vor und wir schalten komplett auf den Halstonabnehmer. Im Humbucker-Modus mit beiden Spulen klingt der Halstonabnehmer nun deutlich knurriger und wärmer – ein cooler, tragfähiger Sound für fette R&B-Grooves!

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Position 1, flat EQ

Jetzt nähern wir uns dem typischen Stingray-Sound und hören uns den Stegtonabnehmer im Humbucker-Modus an. Obwohl ich mit dem EQ die Bässe und die Höhen stark angehoben habe, vermag der Harley Benton MM-84A allerdings nicht eben jenen fetten und knalligen Sound zu liefern, den man vom Original kennt. Im unteren Bereich klingt der Budget-Bass jetzt zwar etwas voller, der Sound wirkt aber insgesamt längst nicht so crisp und lebendig wie beim richtigen Stingray!

Ein toller Einsteigerbass - aber mit einem echten Stingray kann der Harley Benton dann doch nicht mithalten!
Ein toller Einsteigerbass – aber mit einem echten Stingray kann der Harley Benton dann doch nicht mithalten!

Der Grundcharakter ist aber fraglos da, und der praxistaugliche Sound lässt sich in vielen Musikrichtungen einsetzen. Logisch, bei einem derart günstigen Budget-Bass muss man vor allem in Punkto Tonababnehmer und Elektronik eben Abstriche machen – da ist die Stingray-Kopie von Harley Benton keine Ausnahme.

Audio Samples
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Position 5, Bass-Boost, Treble-Boost Position 5, Treble-Boost, Pick
Klingen alte Bässe besser als neue?
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Wenn man, wie im nächsten Beispiel, beide Tonabnehmer des Harley Benton MM-84A im Humbucker-Modus fährt, bleiben Durchsetzungskraft und Ortbarkeit leider etwas auf der Strecke, weil die Tonabnehmer im oberen Bereich das Klangbild eher schwach abbilden. Mit einer starken Anhebung der Mitten und Höhen erntet man aber dennoch einen kräftig-rockigen Sound für den Einsatz in Bands mit härterer Gangart.

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Position 3, Mid-Boost, Treble-Boost

Jetzt bleibt uns nur noch eine weitere Position mit dem Pickup-Wahlschalter. Legt man den Schalter in Position 4, so ist nur die hintere Spule des Stegtonabnehmers aktiv. Der Bass klingt mit dieser Einstellung deutlich luftiger und offener als in den anderen Einstellungen und liefert einen wirklich schönen Sound für Akkord- und Solospiel:

Audio Samples
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Position 4, Bass-Boost
Harley Benton MM-84A SB

Fazit

Mit dem Harley Benton MM-84A hat die Thomann-Hausmarke Harley Benton einen solide konstruierten Bass im Programm, der erdige Sounds im Music-Man-Stil liefert und sich für einen Bass der unteren Preisklasse sehr angenehm spielen lässt. Die Stingray-Kopie klingt jedoch erwartungsgemäß längst nicht so knurrig und präsent wie ein Original, und auch beim Equalizer muss man in der Qualität Abstriche machen. Die Sounds sind aber dennoch zweifellos brauchbar und alleine durch die Schaltmöglichkeiten stehen zahlreiche Varianten zur Verfügung. Zum Slappen eignet sich der Harley Benton MM-84A aufgrund der Ausstattung mit 24 Bünden nicht wirklich – zwischen Tonabnehmer und Griffbrett ist quasi kein Platz für die Finger. Suboptimal ist zudem der Zugang zu den höchsten Bünden, da der Halsfuß recht klobig ausfällt und das Cutaway nicht weit genug ausgeschnitten wurde. Dennoch: Jeder Einsteiger, der einen klanglich flexiblen Viersaiter zum Üben oder für die ersten Schritte in der Band sucht, sollte den MM-84A aus der Deluxe-Serie von Harley Benton auf jeden Fall mal antesten!

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Harley Benton MM-84A SB
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • kernige Sounds im MM-Stil
  • guter Spielkomfort
  • tadellose Verarbeitung
  • sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Contra
  • Qualität Pickups/Elektronik
Artikelbild
Harley Benton MM-84A SB Test
Für 179,00€ bei
  • Technische Spezifikationen:
  • Hersteller: Harley Benton
  • Modell: MM-84A SB Deluxe Series
  • Korpus: Linde, Riegelahorndecke, 3-Tone-Sunburst Lackierung
  • Hals: Ahorn, Ahorngriffbrett, 24 Jumbo Bünde, sechsfach verschraubt
  • Mensur: 34“, 864 mm
  • Hardware: Diecast Brücke, Diecast Vintage Mechaniken
  • Tonabnehmer: 2 x Roswell MFR4 MM Big Pole MM-Style Humbucker
  • Elektronik: aktive, Bässe, Mitten, Höhen, 5-Positionen-Wahlschalter für Tonabnehmer
  • Gewicht: ca. 4,2 kg
  • Zubehör: Werkzeug
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Harley Benton MM-84A

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