Wer die Liebe zum Bass entdeckt hat und sich intensiver mit dem Instrument beschäftigt, wird vermutlich früher oder später auch über den Fretless-Bass stolpern und vielleicht sogar mit einer Anschaffung eines solchen liebäugeln. Der singende Sound ist einfach zu schön und kann wirklich sehr inspirierend sein! Leider bringt die bundlose Variante auch einige Herausforderungen mit sich, etwa beim Thema „Intonation“, was die anfängliche Euphorie etwas dämpfen können. Verständlicherweise scheuen deshalb viele Fretless-Neulinge größere Ausgaben für einen bundlosen E-Bass. Und genau hier kommt Harley Benton ins Spiel: Die Thomann-Eigenmarke ist nämlich dafür bekannt, ordentliche Instrumente zum sensationellen Kurs zu liefern und hat natürlich auch etwas für aufstrebende Fretless-Fans im Programm. Der Harley Benton JB-75FL SB ist Teil der Vintage Series der Company und geht für sensationelle 179,- Euro über die Ladentheke. Ob der Budget-Fretless ein guter Kandidat für Fretless-Neulinge ist, erfahrt ihr in diesem Test!
Harley Benton JB-75FL SB Vintage Series – das Wichtigste in Kürze
- bundloser Jazz Bass
- 34“-Mensur
- Korpus aus amerikanischer Erle
- Hals aus kanadischen Ahorn
- Laurel-Griffbrett mit Bundlinien
- Roswell JBA Singlecoils
- passive Elektronik (Volume/Volume/Tone)
Erster Eindruck
Der Harley Benton JB-75FL orientiert sich unverkennbar am legendären Jazz Bass und besitzt die typische asymmetrische Korpusform des Fender-Klassikers. Harley Benton verwendet für den Korpus amerikanische Esche; als Finish kommt eine wirklich schöne Sunburst-Lackierung zum Einsatz. Der traditionelle Look wird schließlich mit einem einfachen schwarzen Pickguard komplettiert.
Auch beim aufgeschraubten Hals setzt man auf eine traditionell verwendete Holzart – er besteht aus hartem kanadischem Ahorn. Auf der Rückseite sieht man einen sogenannten Skunk-Stripe, wie man ihn von den Fender-Originalen aus den 70er-Jahren kennt. Fender hat damals den Halsspannstab rückseitig eingelegt und den Kanal anschließend mit einem dunklen Holz verschlossen – auf diese Weise entstand der legendäre Skunk-Stripe. Bei unserem Testkandidaten ist der Skunk-Stripe allerdings nur aufgemalt, um den typischen Seventies-Look zu simulieren. So geht’s natürlich auch …
Fretlines für die Intonation
Das Griffbrett des Harley Benton JB-75FL SB Vintage Series besteht aus Laurel und verfügt über dezente helle Linien, die sich beim Thema Intonation als ungemein hilfreich erweisen. Für die Lagenorientierung gibt es zusätzlich die üblichen Punkte (Dots) an der Griffbrettflanke.
Die Saiten werden über einen Graphitsattel zur klassisch geformten Kopfplatte geführt, welche fünf Harley Benton Vintage-Mechaniken, einen runden Saitenniederhalter für die D- und G-Saite sowie schließlich den Zugang zum Halsspannstab beherbergt. Die Stimmmechaniken empfinde ich als etwas schwergängig – sie halten die Stimmung im Großen und Ganzen aber zuverlässig. Gemessen am Preis des Basses geht die Qualität schon in Ordnung.
Steg, Saiten und Pickups
Gleiches gilt auch für den Steg, welcher die Saiten am Body aufnimmt. Die klassische Winkelkonstruktion besitzt Reiter aus Messing und kann zweidimensional justiert werden. Auf Führungsrillen für die Reiter muss man – genau wie beim Original von Fender – verzichten. Der Saitendruck reicht aber aus, sodass sich die Reiter auch bei kräftigeren Anschlägen nicht verschieben.
Apropos Saiten: Harley Benton bespannt den Fretless-Bass mit Qualitätssaiten von D’Addario (EXL165 .045 – .105), was man bei einem Bass in dieser Preisklasse nun wirklich nicht unbedingt erwarten würde – Daumen hoch dafür!
Auch bei den Tonabnehmern setzt Harley Benton auf Markenware und verbaut zwei JBA Alnico-Singlecoils von Roswell. Geregelt wird am Bass erwartungsgemäß auf traditionelle Art mit je einem Lautstärkeregler pro Pickup und einer passiven Tonblende zum Absenken der Höhen.
Top-Qualität zum kleinen Preis!
Über die Verarbeitungsqualität meines Testbasses kann ich wirklich nur staunen! Bei Budget-Bässen der untersten Preisklasse findet man eigentlich immer irgendwelche Ungenauigkeiten oder Schlampereien.
Mein Testbass hingegen bietet keinerlei Angriffspunkte für Kritik: Der Hals sitzt extrem passgenau in der Ausfräsung, die Lackierung ist absolut fehlerfrei, der Hals weist keinerlei raue Stellen oder Kanten auf, und alle Schrauben sitzen kerzengerade – Chapeau, Harley Benton!