Man könnte den Korg X50 als „Missing Link“ zwischen dem microX und der TR-Serie aus gleichem Hause bezeichnen. Das Soundangebot der schmalen Workstation ist ebenso universell, bietet aber für alle Live-Spieler mehr Tasten und komfortableren Direktzugriff als der 25-Tasten Winzling microX. Im Gegensatz zum TR zeigt sich der X50 im Studiokontext auf der Höhe der Zeit und ist mit einem Software/PlugIn-Editor ausgestattet. Das klingt nach einem praktischen Allrounder, der auch durch sein kompaktes Äußeres das Zeug zum beliebtesten Zweit-Synthie der Welt hat.
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ÄUSSERLICHKEITEN Das soll im Laden wohl den Mitnahme-Effekt erhöhen: Der X50 ist mit 4,3 kg nicht nur wunderbar leicht, sondern hat links und rechts auch noch zwei eingebaute Tragegriffe. Sehr praxisfreundlich! Ansonsten gibt sich die äußere Schale in glänzendem Schwarz-Grau recht elegant. An den 61 ungewichteten Tasten ist nichts auszusetzen. Leider wurde jedoch die Aftertouch-Fähigkeit eingespart.
Wer bereits mit einem Korg TR-Modell vertraut ist, wird sich mit der inneren und äußeren Konzeption des X50 sofort zurechtfinden – die Bedienelemente sind lediglich ein bisschen zusammengerückt. Sie befinden sich jetzt alle oberhalb der Tastatur – so etwa ganz links das Pitch- und Mod-Wheel (kein Korg-üblicher Pitchstick) und der Volumen-Fader. Es folgt die Realtime Control-Section in Form von vier dreifach belegten Dreh-Potis für Filter-, Arp- und frei wählbare Parametereinstellungen. Rechts davon liegen die Anwahltaster für die Betriebsmodi Program, Combi, Global und Multi. In der Mitte dann das i-Podeske Display. Sehr stylisch – sehr klein. In Anbetracht des Software-Editors und der Gesamtgröße des Synthies jedoch vertretbar. Für die Steuerung des Cursors und der Parameterwerte befinden sich rechts vom Display das obligatorische Rad, zwei Page-Taster und ein, vom microX übernommener, „Click Point“. Dieser lässt sich zweidimensional bewegen und fungiert durch Drücken gleichzeitig als Enter-Taste. Schön, dass sich die Designer immer wieder was Neues ausdenken. Die Bedienelemente werden auf der rechten Seite durch ein Zahlenfeld zur Direkteingabe von Sounds und Werten sowie den Tastern für die Utility- (z.B. Speichern oder Kopieren eines Sounds) und die Compare-Funktion (zum Vergleichen von gespeicherten und neu editierten Klängen) komplettiert. Hinsichtlich der Steuerung hat man es also mit einem ausgewachsenen, wenn auch nicht luxuriösen Synthie zu tun. Auf der Rückseite befinden sich noch Stereo-Out, zwei Individual-Outs, drei Pedalanschlüsse, MIDI In/Out und ein USB-Anschluss. Ein Kopfhörer lässt sich vorne anschließen.
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Innere Werte Sowohl die Bedienung, als auch die Sounds wurden nahezu 1:1 vom TR übernommen. Als Betriebsarten stehen einem „Program“ und „Combination“ zur Verfügung. Erstgenannter liefert die einzelnen Sounds, die dann als „Combination“ miteinander verbunden werden können.
Die 512 Werksklänge plus 40 Drumkits und GM-Sounds (insgesamt 64 MB) liefern einen breiten Querschnitt durch alles, was irgendwie schwingt: Tasteninstrumente, Gitarren, Bässe, Orchesterklänge, Synthies in allen Variationen sowie diverse Effekt- und Motion-Sounds. Praktischerweise ist das alles per Category-Search schnell und einfach auffindbar. Wer selber Hand anlegen will, dem bieten sich pro Klang zwei Oszillatoren mit jeweils einem Filter (LowPass oder LowPass/Highpass), natürlich Amps und zwei LFOs. An Effekten stehen jeweils ein Insert- und zwei Master-Effekte (auszuwählen aus 89 Effekttypen) sowie ein Master-EQ zur Verfügung. Beim „Selber-Schrauben“ zeigt sich die Stärke des mitgelieferten Software-Editors, mit dessen Unterstützung die Editier-Prozeduren übersichtlich und bequem am Computer-Bildschirm zu erledigen sind. Die Oberfläche des virtuellen Synthies übernimmt die Einteilung in die vier Betriebsmodi und erlaubt ebenfalls das Suchen nach Sounds in Kategorien. Ansonsten ist es einfach praktisch: Durch einfaches Ziehen mit der Maus lassen sich dort beispielsweise die Hüllkurven graphisch sehr anschaulich verändern. Außerdem kann man mit Hilfe eines Pulldown-Menüs schnell aus 470 Multisamples oder 89 Effekten den richtigen aussuchen.
SOUNDS Wie bei Korg-Workstations so üblich, klingen die Sounds ab Werk sehr anständig, ohne dass eine Klangkategorie dabei wäre, die neue Standards setzt. Der X50 ist eben eine Allzweckwaffe, die alles ein bisschen kann. Wobei das „Bisschen“ hier zweifellos auf einem hohen Niveau stattfindet. Besonders die akustischen und elektrischen Pianos gefallen mir gut. Die Streicher und Orgeln sind in jedem Fall in der Live-Situation gut einsetzbar. Mit der Authentizität von synthetischen Bläsersounds ist das immer so eine Sache…
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PadEthnoSägezahn-Standard mit Effektkomplexe Elektrostruktur
Insgesamt fühlt sich der X50 für meine Begriffe klanglich eher bei den weicheren Flächensounds, wie Orchesterkombinationen und Ethno-Teppichen zuhause. Etwas weniger aufregend und umfangreich sieht es in der zeitgenössischen Elektro-Ecke aus. „Brot und Butter“ ist das Stichwort. Zum satt werden ist aber genug für alle da. Wählerische Gourmets sollten sich mit wohl gefülltem Geldbeutel woanders umsehen.
Im Combination-Modus kann man die Klänge miteinander verbinden – dabei lassen sich jeweils acht Sounds über- und nebeneinander legen. Via „Tone Adjust“-Funktion sind die einzelnen Sounds auch in der Combination-Ebene zu bearbeiten und abzuspeichern. Das erspart das Switchen zwischen den Betriebsmodi. Praktisch. Leider sind die Effektwege mit einem Insert-, zwei Master-FX und einem Master-EQ recht sparsam bemessen. Bei acht möglichen Soundkombinationen wird es da schon mal eng. Positiv ist wiederum die Möglichkeit, die Effekteinstellungen direkt aus den Programs in die Combination zu kopieren. Weiterhin ist der duale Arpeggiator zu erwähnen, der gleichzeitig zwei Sounds mit unterschiedlichen Patterns beliefern kann. Zur Auswahl stehen 256 Variationen, die teilweise auf bestimmte Instrumente abgestimmt sind und somit gute Anregungen für die eigenen Arrangements bieten. Praxisorientiert ist dabei die Tap-Tempo Funktion für die Bpm-Anpassung der Patterns „on the fly“.
Auf einen Sequenzer wurde beim X50 verzichtet. Stattdessen steuert man mit der mitgelieferten PlugIn-Software innerhalb seines DAW-Sequenzers den so genannten Multi-Mode an, der 16-spurige, musikstilspezifische Mixing-Templates liefert. Per USB-Verbindung werden hier die MIDI-Daten ausgetauscht, was zum einen den Rechnerspeicher entlastet, da auf zusätzliche Plug-Ins verzichtet werden kann, zum anderen bleibt einem die Arrangierarbeit auf einem kleinen Display erspart. Die 16 voreingestellten Mixe bieten keine Avantgarde, aber hilfreiche Muster für schnelle Songentwürfe inklusive Instrumentenauswahl, Pan- und Effekteinstellungen. Wer also nur einen alten, leistungsschwachen Rechner hat, kann mit Hilfe des X50 bereits ganz brauchbare Songs stricken, ohne groß in Arbeitsspeicher investieren zu müssen. Insgesamt eine gelungene Tasten/Rechner-Verbindung.
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FAZIT Mit dem X50 wurde das verbessert, was beim TR als größter Schwachpunkt erscheint: Eine Einbindung in die Welt der Computer. Für mich schafft Korg damit jegliches Kaufargument, zumindest für die 61-Tasten Version des TR, ab (einzig die Sampleboard-Option bleibt diesem als Plus). Der X50 ist kleiner, leichter, günstiger, bietet eine gute Allroundsound-Austattung – und eben die Vorteile der Software-Editoren. In dieser Preisklasse hervorzuheben ist außerdem seine Klang- und Effekt-Vielfalt. Damit ist der Synthie ideal für alle kleinen Wohnzimmer-Studios sowie als Zweit-Keyboard für die Bühne. Wer hier und da mal ein paar Flächen, Flöten oder Synthie-Sounds braucht, ist mit dem X50 bestens beraten.
Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
Preis-/Leistungsverhältnis
große Soundauswahl
Softwareeditoren
Contra
hohe Klangualität nicht bei allen Sounds und Effekten
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