Das Clarett 2Pre und das 8Pre haben wir bereits vor geraumer Zeit getestet – damals noch mit Thunderbolt-Anschluss. Die neue Clarett 2Pre USB, 4Pre USB und 8Pre USB hingegen kommen – wer hätte es gedacht – mit USB2-Anschluss, haben sogar alle passenden Kabel dabei und sind auch noch günstiger geworden!
Man muss ja auch nicht immer auf Krampf „zwangsverbessern“. Man kann auch mal einen Schritt nach hinten gehen, um zwei nach vorn zu machen. Thunderbolt scheint ohnehin ein ähnliches Schicksal wie Firewire bevorzustehen. Technisch durchaus überlegen, jedoch zu teuer und daher eher spärlich verbreitet, auch weil sich die wenigen Vorteile erst bei deutlich größeren Setups auszahlen. Kurzum: USB2 reicht nach wie vor – wenn es denn richtig gemacht wird!
Details
Drei Serien
Grob gesehen gibt es bei Focusrite drei Serien: Scarlett, Clarett und Red. Scarlett umfasst die günstigsten Interfaces, wobei es hier bei rund EUR 120,- losgeht. Red hingegen bietet Premium-Interfaces mit Thunderbolt und sogar Pro-Tools-HD-Anschluss. Und dazwischen positioniert sich Clarett – bezahlbare Interfaces für den etwas gehobeneren Anspruch. Und um die kümmern wir uns heute.
Acht Modelle
Es gab bisher fünf Modelle der Clarett-Serie, jetzt sind drei weitere dazugekommen: 2Pre USB, 4Pre USB und 8Pre USB – allesamt mit USB-Anschluss, entsprechendem Zusatz im Namen und auch etwas günstiger. Das dicke Clarett 8Pre X hingegen gibt es weiterhin nur mit Thunderbolt.
Der Clarett Octo Pre wiederum war schon immer nur mit ADAT ausgestattet und dient quasi als Erweiterung für alle anderen sieben Modelle – egal ob diese nun mit USB2 oder Thunderbolt ausgestattet sind.
Zwei, vier und acht Preamps
Alle Modelle sind sich sehr ähnlich und lösen mit maximal 24 Bit / 192 kHz auf. Die Zahl im Produktnamen verrät die Anzahl der Preamps – und auch die sind an sich bei allen Modellen gleich. Sie bieten einen AIR-Mode, welcher die „hochpreisigen Übertrager-basierten ISA-Modelle“ simulieren soll, faktisch aber nur einen Höhenanstieg zur Folge hat.
Die Vorverstärker klingen aber so oder so recht gut, sind mit 57 dB Gain aber auch nicht unbedingt die stärksten – die „richtigen ISAs“ haben mit bis zu 80 dB Gain hingegen kräftig Gas gegeben, aber das nur am Rande. Anderseits ist dieser Wert in dieser Preisklasse gar nicht mal so unüblich.
Der Gain bzw. die Vorverstärkung wird bei allen analog und sehr präzise geregelt, sprich die letztem Millimeter Regelweg bringen nicht die krassesten Pegelsprünge mit sich. Ein dreifarbiger LED-Kranz um die Gain-Potis macht das korrekte Einpegeln auch visuell leichter.
Combo-Buchsen für Line und Mic
Die Preamps sind mit XLR/TRS-Combo-Buchsen für symmetrische Mic- respektive Line-Signale ausgestattet. Umschalten muss man beim Umstecken übrigens nicht, das wird automatisch erledigt. Allerdings müssen auch Line-Signale mit den Gain-Regler gepegelt werden, da es fixe Line-Bezüge bei den Preamps leider nicht gibt. Nur das 4Pre kennt symmetrische Line-Ins mit fixen +4 dBu Bezug.
Alle Modelle bieten an den ersten Preamps auch einen obligatorischen High-Z-Mode für unsymmetrische Instrumentensignale inklusive einer Status-LED. Die 48-Volt Phantom-Spannung kann beim 2Pre individuell aktiviert werden, beim 4 Pre hingegen wird sie im Zweier- und beim 8Pre im Vierer-Block geschaltet. Die Zuschaltung der Phantom-Spannung erfolgt via beleuchtetem Taster, die Aktivierung von AIR und die Umschaltung zwischen Line und Instrument hingegen exklusiv in der Software.
19-Zoll Look-a-like
Die Combo-Eingänge sind beim 2Pre und 4Pre USB alle frontseitig, während beim 8Pre USB zwei Eingänge vorn und die restlichen sechs hinten sitzen. Die Gain-Regler sind trotzdem alle vorn. Das 8Pre ist übrigens die einzige der drei Kisten, welche wirklich 19-Zoll fähig ist – die anderen Beiden sind zwar 9,5-Zoll breit, aber durchaus höher als eine Standard-HE. Ungewöhnlich, aber nun gut.
Einfache Regelmöglichkeiten
Alle Interfaces haben eine schicke rot-gebürstete Alufront und einen Monitorregler, welcher entweder den Main-Out oder auch mehrere Ausgänge gleichzeitig in der Lautstärke regeln kann. So können auch Surround-Setups gepegelt werden. Mehrere Lautsprecher-Paare umschalten ist aber nicht vorgesehen. Im Falle des großen 8Pre gibt es außerdem noch einen physischen Mute- und Dim-Taster oben drauf, die anderen beiden kennen das nur in der Software.
Individuelle Kopfhörer-Mixe möglich
Das 2Pre hat einen, 8Pre und 4Pre sogar zwei Kopfhörerausgänge zu bieten. Die Kopfhörerausgänge sind allesamt unabhängig vom Main-Out belegbar und in ihrer Lautstärke regelbar, jedoch nicht komplett frei adressierbar, weil sie sich teilweise Wandler mit den rückseitigen Line-Ausgängen teilen.
Zusätzliche Ein- und Ausgänge
Die zusätzlichen, analogen Line-Ausgänge sind allesamt in 6,356 mm TRS ausgeführt, sprich auf „großer Klinke“ und rückseitig vorzufinden. Das 2Pre und 4Pre haben jeweils vier Outs zu bieten, das große 8Pre besitzt sogar zehn analoge Ausgänge. Hinzu kommen bei allen ein ausgewachsenes MIDI-Duo sowie ein Eingang für ADAT-Lightpipe für bis zu acht Kanäle bis 48kHz; einen ADAT-Ausgang und einen Word-Clock-Out hat jedoch nur das 8Pre zu bieten. Einen koaxialen S/PDIF wiederum besitzen nur das 4Pre und 8Pre.
Focusrite Control Monitoring
Zu jedem der Interfaces gehört die universelle Focusrite Control Software, die Mixe von Eingängen und Rückspielwegen für jeden Ausgang individuell zulässt. Diese Funktion lässt sich – der Übersichtlichkeit wegen – auch deaktivieren, woraufhin der „Software-Playback“ direkt einem Ausgangspaar zugewiesen werden kann. Die Wandler werden dabei wie folgt aufgeteilt:
Zusammenfassung 2 Pre USB
Das 2Pre taucht als 10-In/4-Out Interface auf. Zwei Inputs entfallen auf die beiden Combo-Eingänge, die restlichen acht auf den ADAT-In. Out 1/2 bezieht sich auf den Main-Out bzw. Line-Out 1/2, Out 3/4 hingegen geht auf den Kopfhörer und den Line-Ausgang 3/4. Es ist außerdem möglich, ein Stereo-Signal vom Rechner auf alle physischen Ausgänge zu legen und mit dem Monitor-Regler zu steuern. Somit kann grundsätzlich auch zwei Paar Monitore ansteuern, umschalten kann man zwischen denen aber mittels Gerät nicht.
Zusammenfassung 4Pre USB
Das 4Pre USB taucht als 18-In und 8-Out Interface auf. Es verfügt über ADAT worauf die ersten acht Inputs entfallen, zwei weitere sind dem S/PDIF-Eingang zugeordnet. Es bleiben acht weitere für die acht Analogen Eingänge, sprich die vier TRS-Line-Ins und die vier Combo-Buchsen. Ausgangsseitig gibt es acht Streams, davon entfallen zwei auf den S/PDIF-Out, zwei auf den Main-Out, zwei auf den zweiten Kopfhörer-Ausgang und zwei auf den Line-Out 3/4, welcher sich die Wandler mit dem ersten Kopfhörer-Ausgang teilt.
Zusammenfassung 8Pre USB
Das 8Pre USB meldet sich als 18-In/20-Out an, wovon jeweils zehn digitale Kanäle auf den ADAT- und den S/PDIF-I/O entfallen. Es bleibe acht analoge Eingänge und 10 analoge Ausgänge übrig. Es hat also nicht mehr analoge Eingänge als das 4Pre USB, jedoch sind hier alle Eingänge auch mit einem Preamp ausgestattet.
Die zehn analogen Ausgänge entfallen auf die zehn TRS-Buchsen auf der Rückseite, wobei sich Ausgang 7/8 und 9/10 jeweils die Wandler mit den beiden Kopfhörer-Ausgängen teilen. Das große 8Pre hat also auch „nur“ vier D/A-Wandler mehr als das 4Pre, wenn auch deutlich mehr physische Ausgänge. Eine weitere Besonderheit des 8Pre ist der Verzicht auf die LED-Kränze um die Gain-Potis, dafür hat es eine eigene Display-Sektion: Hier gibt es acht 6-Segment-Ampeln für die Preamps und zwei weitere für den Main-Out.
Lieferumfang inklusive aller Kabel
Das 8Pre ist zur 19-Zoll-Installation gedacht und bietet ein paar ganz simple Gummifüße zum drunterkleben. Das 4PRe und 2Pre haben bemerkenswert wuchtige und wirklich solide Gummistreifen auf der Unterseite. Die beiden kleinen Interfaces werden außerdem mit externen Netzteil beliefert und haben den Ausschalter hinten, das große hat einen Kaltgeräte-Anschluss und den Schalter rückseitig – trotzdem verstehen sich alle mit Spannungen zwischen 100 und 240 Volt.
Die Verbindung zum Rechner erfolgt über die moderne USB-C Buchse, welche grundsätzlich verschiedenste Protokolle versteht. Es besteht also Verwechslungsgefahr! Aber egal, zum Lieferumfang gehört jeweils ein USB-C-auf-USB-C-Kabel sowie auch ein USB-C-auf-USB2-TYP-A-Stecker. Alles dabei sozusagen. Bei den Thunderbolt-Varianten muss man das Kabel extra kaufen, was mit EUR 30,- nicht mal günstig ist – von Adaptern ganz zu schweigen!
Dickes Softwarepaket
Ferner gehört das folgende Software-Paket zum Lieferumfang: Red 2 EQ und der Red 3 Compressor, Plug-In Suite (64-Bit, VST/AU/AAX), sowie dieSoftube PlugIns Drawmer S73, TSAR-1R Reverb, Tube Delay und Saturation Knob – gut, letzteres ist sowieso kostenlos. Ebenfalls dabei sind Ableton Live Lite, Loopmasters-Samples und XLN Addictive Keys sowie die Möglichkeit mit dem Plugin-Collective deutlich zu sparen. Das alles gibt es als Download nach der Registrierung.