Anzeige

Fender American Deluxe Dimension V HH Test

Der Fender American Deluxe Dimension V HH im bonedo-Test  –  Kein leichtes Unterfangen in einem Unternehmen wie Fender, die bekanntesten Instrumente der Marke ständig weiterzuentwickeln und das Interesse der Kundschaft hochzuhalten, ohne dabei die Tradition aus den Augen zu verlieren. Das gilt auch für die klassischen Jazz- und Precision-Bassmodelle, die zu den Kassenschlagern des Konzerns gehören und von denen ebenfalls immer neue Varianten und Kombinationen in verschiedenen Preissegmenten auf den Markt gebracht werden wollen.

Fender_Dimension_Bass_007FIN


Die Vergangenheit hat aber auch gezeigt, dass der amerikanische Konzern immer wieder versuchte, neue Modelle im Programm zu platzieren, die man von ihm in dieser Art nicht unbedingt erwartet hätte. 2004 überraschte Fender die Bassgemeinde beispielsweise mit dem „Dimension Bass“, der mit seinem Zwei-Oktaven-Hals, einer abgewinkelten modernen Kopfplatte und aktiver Elektronik nicht unbedingt in das Vintage-dominierte Programm passte. Drei Jahre später verschwand der „andere“ Fender dann auch wieder von der Bildfläche – den Fans war das Modell vermutlich zu exotisch. Seit 2013 gibt es nun wieder einen Fender Bass, der den Namen Dimension trägt. Mit der früheren Ausgabe hat er aber so wenig gemein wie mit den altbekannten Jazz- und Preci-Varianten, der aktuelle Dimension wurde komplett neu entwickelt. Seine Korpusform  erinnert eher an einen Music Man als an einen Fender, dicke Humbucker-Tonabnehmer übertragen den Sound, und ein moderner 18-Volt-Preamp soll für ordentlich Flexibilität sorgen. 
Die neuen Dimension-Bässe gibt es gleich in drei Serien: als Viersaiter mit einem Tonabnehmer in der preiswerten „Modern Player“ Linie, als Vier- und Fünfsaiter mit einem Tonabnehmer in der „Deluxe“ Serie und schließlich als Vier-und Fünfsaiter mit wahlweise einem oder zwei Tonabnehmern in der „American Deluxe“ Ausführung. In meinem Testlabor ist der „American Deluxe Dimension Bass V HH“ mit fünf Saiten und zwei Tonabnehmern aufgeschlagen und ich bin wirklich sehr gespannt, ob der „moderne“ Fender das Zeug zum Klassiker der Zukunft hat.

Details

Eines der wenigen traditionellen Details am neuen Dimension Bass ist wohl die Kopfplatte, die in wohlbekannter Form auf den ersten Blick verrät, aus welchem Stall das Instrument stammt. Aber schon im weiteren Verlauf des Halses geht Fender neue Wege und verwendet Features, die wir eher von Boutique-Bässen kennen. Zwar besteht der Hals wie eh und je aus einem Streifen Ahorn, allerdings sorgen zwei Posiflex-Graphitstäbe für zusätzliche Stabilität. Das Halsprofil ist unter den tiefen Saiten dicker als unter den dünnen und somit asymmetrisch, außerdem  wird der Griffbrettradius in Richtung der hohen Lagen größer und das Griffbrett damit flacher. Fender setzt also auf den sogenannten „Compound-Radius“, um die Bespielbarkeit in Richtung Korpus angenehmer zu gestalten.

Fotostrecke: 4 Bilder Nicht unbedingt Fender-typisch: Das Korpus-Design des Dimension Bass

Auch das Griffbrett selbst besteht bei den „American Deluxe Dimension“ Fünfsaitern aus Ahorn, bestückt mit 21 Bünden im Medium-Jumbo Format und einem Knochensattel. Eine Fender-Neuerung zeigt sich außerdem noch am Halsende, hier sitzt nämlich ein komfortabel zu bedienendes Einstellrad für die Justierung des Halsspannstabes, wie wir es von Music Man oder Sadowsky Bässen kennen. Das sind zwar alles keine bahnbrechenden Neuerungen oder gar Neuerfindungen, aber man kann schon alleine an diesen kleinen „Tweaks“ ablesen, dass Fender mit dem Dimension Bass in eine andere, modernere Richtung will. Das zeigt sich natürlich auch an der neuen Form des Esche-Korpus, einer Art Music-Man-/Jazzbass-Kreuzung mit kurzen Hörnern und leichtem Offset-shaping, vor allem aber an der opulenten Hardwareausstattung.

Fotostrecke: 6 Bilder Hals und Griffbrett bestehen aus Ahorn, zwei Posiflex-Graphitstäbe sorgen für zusätzliche Stabilität

Auf der Kopfplatte sitzen fünf super solide Vintage-Mechaniken, die erstaunlicherweise aus der Hipshot-Werkstatt stammen, des Weiteren kommen Saitenniederhalter für alle Saiten zum Einsatz, selbst die H-Saite wird durch eine kleine Öse an der Mechanik nach unten gedrückt. Auch die Brücke am anderen Ende des Basses ist äußerst massiv, das Design hat Fender allerdings schamlos von der beliebtesten Fender-Replacement Brücke namens „Badass“ abgekupfert. Sei’s drum, die neue Hi-Mass Brücke ist sehr komfortabel und exakt einstellbar und wird sicher für eine erstklassige Schwingungsübertragung sorgen.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Hi-Mass Bridge ist eine Reminiszenz an die beliebten Badass-Brücke

Mit einer ganz eigenen Optik präsentieren sich hingegen die speziell für den Dimension Bass entwickelten Tonabnehmer und schon alleine die rechteckigen Pole-Pieces der Humbucker suggerieren irgendwie einen kraftvollen Sound – hoffentlich trügt der Schein nicht. Mit einem Pickup-Wahlschalter können fünf Sounds abgerufen werden, die aus den fünf Kombinationsmöglichkeiten der vier Tonabnehmerspulen resultieren. In Stellung 5 ist der Hals-Tonabnehmer mit beiden Spulen aktiv, in Stellung 4 hören wir die beiden äußeren Spulen beider Tonabnehmer, Stellung 3 schaltet alle vier Spulen ein, Stellung 2 aktiviert nur die inneren Spulen beider Tonabnehmer und in Stellung 1 ist schließlich der Bridge-Tonabnehmer mit beiden Spulen aktiv. 

Fotostrecke: 6 Bilder Die Pickups wurden speziell für den Dimension-Bass entwickelt

Die Humbucker leiten ihr Signal dann zu einer aktiven Elektronik, die zur weiteren Klangbeeinflussung drei EQ-Bänder für Bässe, Mitten und Höhen bietet und mit einer Betriebsspannung von 18 Volt arbeitet. Die zwei benötigten 9Volt-Batterien sitzen in einem kleinen Fach auf der Rückseite, das mit zwei Schrauben relativ schnell zu öffnen ist. Diese laufen sogar in kleine Metallgewinde – daran könnte sich so mancher amerikanische Nobelbassbauer ein Beispiel nehmen. Das Verarbeitungsniveau des Dimension aus amerikanischer Fertigung ist generell ziemlich hoch, die Holzarbeiten sind ohne Tadel und der Hals sitzt bombenfest in der Ausfräsung, der schwarze Hochglanz – Polyester Lack ist fehlerfrei aufgetragen und das Öl-Finish auf dem Halsrücken hat eine natürliche und geschmeidige Haptik – wirklich tipptopp. 

Anzeige

Praxis

Mit dem Klang des Dimension Basses verhält es sich ungefähr so wie mit seiner Optik, er hat nicht allzu viel mit dem der anderen Bässe des Fender Portfolios gemein. Das ist aber durchaus eine gute Nachricht, denn der „Neue“ klingt wirklich sehr gut. Seinen perkussiven und sonoren Grundcharakter bezieht er zweifelsohne aus der klassischen Kombination eines resonanten, mittelschweren Esche-Korpus mit einer Schraubhalskonstruktion und durch die immense Stabilität des Halses hat der Fünfsaiter zusätzlich ein tolles Sustain in allen Lagen und absolut keine Deadspots, nicht einmal im Ansatz. Auch die H-Saite ist völlig gesund und klingt wie die anderen Saiten, nur logischerweise eben tiefer. Das alles wird schon klar, wenn man den modernen Dimension trocken spielt, aber an der Bassanlage zeigt sich letztendlich erst, was er wirklich drauf hat, und eines schon vorweg: Mir gefällt die Performance am Verstärker außerordentlich gut! Die neu entwickelten Fender Humbucker sind absolut gelungen und produzieren einen sehr schön ausbalancierten, aber trotzdem markanten Klang mit einem fetten Bassbereich, relativ ebenmäßigen Mitten und ausreichend Höhen für die nötige Transparenz. Was danach an Klangveränderungsmöglichkeiten durch die Spulenschaltungen und den On-Board Preamp hinzukommt, ist absolut nicht im extremen Bereich, aber ungeheuer nützlich und wirklich geschmackvoll. In den zwei Singlecoil-Modi wird der Sound etwas schlanker und fokussierter, der Steg-Tonbnehmer im Solo-Modus produziert einen mittenstarken Jaco-Sound, und mit dem Halstonabnehmer im Solobetrieb geht es eher in die Precision-Richtung. Das ist an sich nicht überraschend, all diese Sounds funktionieren aber in der Praxis überraschend gut und sind überhaupt nicht langweilig, weil sie ihren eigenen Charakter haben, für den in der Hauptsache die hervorragenden „Dimension Humbucker” verantwortlich sind. 

Audio Samples
0:00
PU-Schalter 1 mit Bass- und Mid-Boost PU-Schalter 2 PU-Schalter 3 mit Bass- und Treble-Boost PU-Schalter 4 PU-Schalter 5

Noch mehr Flexibilität gibt es mithilfe des 3-Band-EQs, der sehr wirksam, aber vor allem auch geschmackvoll in den Klang eingreift. Es ist extrem einfach, mit ihm den Sound in eine positive Richtung zu verändern, weil er schlichtweg keine unpassenden Frequenzen oder zu extreme Frequenzkurven produziert. Die ganze On-Board-Elektronik arbeitet außerdem sehr nebengeräuscharm, auch bei extremsten EQ-Einstellungen nervt kein Rauschen oder Brummen. Aber nicht nur die Tonabnehmer- und Preamp-Abstimmung ist beim neuesten Fender-Spross gelungen, auch in Sachen Ergonomie leisten sich die Konstrukteure keine großen Patzer. Mein Testbass bringt  4,4 Kilo auf die Waage und liegt damit im Fünfsaiter-Durchschnitt. Das Gewicht hängt leider nicht ganz ausbalanciert am Körper, der Hals zieht leicht nach unten und belastet die linke Schulter, was vermutlich dem ganzen Schwermetall in Form von Mechaniken und Saitenniederhaltern an der Kopfplatte geschuldet ist. Schön ist das nicht, aber mit einem gut gepolsterten und breiten Gurt lässt sich der Dimension ganz komfortabel über die Schulter hängen, allzu schwer ist er ja nicht. Auch im Sitzen gibt es eine kleine Einschränkung, denn das untere Korpushorn ist weit ausgeschnitten und deshalb sehr kurz. Das führt dazu, dass der Bass nicht stabil auf dem Oberschenkel sitzt, sondern die Tendenz hat, nach rechts wegzurutschen. Allerdings zeigt sich der Vorteil des weit ausgeschnittenen und etwas nach hinten versetzten Horns darin, dass die hohen Lagen total angenehm bis zum letzten Bund zu spielen sind, und das finde ich persönlich wichtiger. Generell spielt sich der Fünfsaiter sehr komfortabel, man muss in keiner Lage um die Töne kämpfen oder besondere Kraft aufwenden. Auch fühlt sich der Hals genau richtig dimensioniert an – nicht ganz so flach wie bei manchem Boutique-Bass, aber auch nicht unangenehm dick. Das asymmetrische Halsprofil und der größer werdende Griffbrettradius tragen einen großen Teil zur komfortablen Handhabung und der angenehmen Bespielbarkeit des Instruments bei, obwohl die Optimierungen relativ dezent sind und nicht vordergründig in Erscheinung treten. 

Der Dimension lässt sich gut bespielen, ist aber etwas kopflastig.
Der Dimension lässt sich gut bespielen, ist aber etwas kopflastig.
Anzeige

Fazit

Der „Fender American Deluxe V HH“ ist rundum gelungen – alle Konstruktionsdetails und Komponenten passen hervorragend zusammen und bilden zusammen einen modernen Fünfsaiter mit bester Bespielbarkeit, erstklassigen Soundqualitäten und – neu für Fender – großer Sound-Flexibiltät. Ob dieser professionelle und zeitgemäße Bass ein neuer Fender Klassiker wird, hängt nicht zuletzt auch von der Akzeptanz der Bassspieler ab, ich bin aber zumindest überzeugt davon, dass wir den Dimension Bass in Zukunft häufig auf den großen Bühnen rund um den Globus sehen werden. Absolute Empfehlung für alle vorurteilsfreien Freunde moderner Fünfsaiter-Bässe!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • viele tolle Sounds
  • Abstimmung der Tonabnehmer/Preamp/EQ-Kombination
  • klasse Bespielbarkeit
  • 1a Verarbeitung
  • gelungene Optik
Contra
  • leicht kopflastig
  • kein Passivbetrieb
Artikelbild
Fender American Deluxe Dimension V HH Test
Für 1.688,00€ bei
Es muss nicht immer Precision oder Jazz Bass sein: Fender Dimension.
Es muss nicht immer Precision oder Jazz Bass sein: Fender Dimension.
Spezifikationen
  • Hersteller: Fender
  • Land: USA
  • Modell: Fender American Deluxe Dimension V HH
  • Mensur: 34“ Long Scale
  • Hals: Ahorn, Ahorn Griffbrett, Posiflex Graphitstäbe, asymmetrisches Profil, Compound Radius, 21 Bünde, Öl-Finish
  • Korpus: Esche, Gloss-Polyester schwarz, Pickguard weiß
  • Tonabnehmer: 2x Dimension Humbucker
  • Elektronik: 18Volt mit Dreiband-EQ
  • Schalter/Regler: Master Volume, Treble Boost/Cut, Mid Boost/Cut and Bass Boost/Cut, 5-Positionen Tonabnehmer-Wahlschalter
  • Hardware: Knochensattel, Fender/Hipshot Vintage Tuner, Fender Hi-Mass Bridge, Schaller Security Locks
  • Gewicht: ca 4,4 kg
  • Zubehör: Koffer, Ledergurt, Kabel, Werkzeug, Straplocks.
  • Preis: € 2378,80 (UVP)
Hot or Not
?
Nicht unbedingt Fender-typisch: Das Korpus-Design des Dimension Bass

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Profilbild von stephan

stephan sagt:

#1 - 05.02.2017 um 19:19 Uhr

0

Hallo Rainer, danke für den Test, dass ist der Sound nach dem ich schon immer gesucht habe!!! Kannst Du bitte mitteilen, mit welchem Equipment genau, der Sound für diese Aufnahmen entstanden ist? Wäre Dir äußerst dankbar. Gruß
Stephan

    Profilbild von rainer.bonedo

    rainer.bonedo sagt:

    #1.1 - 06.02.2017 um 13:30 Uhr

    0

    Hallo Stephan, danke für deinen Kommentar ! Der Bass ging direkt in ein Apogee Audiointerface und wurde mit Logic X aufgenommen. Für die Audios verwende ich sonst keinerlei Equipment wie Preamps, EQ's etc.Viele Grüsse
    Rainer

Profilbild von Ernesto

Ernesto sagt:

#2 - 30.01.2023 um 17:31 Uhr

0

Hallo, ich bin ein MM Spezialisten und wollte, mal einen Fender 5 Saiter haben , die sich wie MM verstellen lässt. Hatte einen , wie hier schwarz 4,6 Kg, ließe sich nicht so einstellen wie ich wollte. Ab wieder verkauft . Jetzt habe ich einen Dim AM DeLuxe V Natur erwischt 4,15 Kg. Klingt nach richtige Einstellung hervorragend, wie BigAl5 und 25Anni, der die wie einen Reflex aussieht, 1e Generation. Klar Fender wollte MM konkurrieren, hat aber wie MM die beste Modellen, zu teuer? herausgenommen. Getestet GenzBenz Streamliner 900 + Mesa Diesel Box.

Profilbild von Ernesto

Ernesto sagt:

#3 - 30.01.2023 um 17:33 Uhr

0

wollte sagen die Beste Modellen aus der Produktion genommen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Sire Marcus Miller F10-6 NT - Sound Demo (no talking)
  • First notes on the Sire Marcus Miller F10-6 NT #shorts #sirebass #marcusmiller #siremarcusmillerf10
  • First notes on the Marleaux Consat Custom Bolt-On #bassguitar #marleaux #bass #bassbonedo