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Entertainer-Keyboards in der Band nutzen Workshop | Teil 2

Moderne  Keyboards mit Begleitautomatik, auch Arranger- oder Entertainer-Keyboards genannt sind äußerst leistungsfähige Instrumente deren Ausstattung sie nicht nur im Stand-alone-Betrieb auszeichnet, auch für den Einsatz im Band-Kontext zeigen sie sich als überaus praktisch ausgerüstet. Während ich im ersten Teil des Workshops auf die Vorzüge der schnellen und intuitiven Sound-Programmierung eingegangen bin, möchte ich im zweiten Teil die Themen Backingtracks, Voice Prozessor und Sampling ausführlich behandeln. 

Workshop: Entertainer-Keyboards in der Band nutzen | Teil 2
Workshop: Entertainer-Keyboards in der Band nutzen | Teil 2


In der Auswahl der Instrumente beziehe ich mich auch in diesem Teil des Workshops auf die Arranger Flaggschiffe Ketron SD9, Korg Pa4X (International und Musikant) und Yamaha Genos.

Inhalte
  1. Einsatz von Backingtracks
  2. Eigene Samples verwenden
  3. Vocal-Prozessor nutzen
  4. Schlusswort
Fotostrecke: 3 Bilder Drei Entertainer-Keyboards mit viel Potenzial: Ketron SD9 …

Einsatz von Backingtracks

Heutzutage verwendet man auf der Bühne ganz selbstverständlich Laptops mit DAWs, wie Ableton oder Logic Pro X, um Backingtracks oder Loops mit in das Livespiel zu integrieren, wobei der Drummer ein Click-Signal erhält, um synchron zum Track mitzuspielen. Es wäre doch recht praktisch, könnte man auf den Einsatz des Rechners auf der Bühne verzichten. Arranger-Keyboards bieten da durchaus Möglichkeiten, die ich mit unseren Kandidaten Ketron SD9, Korg Pa4X und Yamaha Genos vorstellen möchte.

Ketron SD9 [LaunchPad]

Mit der LaunchPad Funktion bietet Ketron SD9 ein echtes Alleinstellungsmerkmal! Damit lassen sich MIDI- und Audio-Sequenzen über das Touch-Display abfeuern und steuern. Bis zu zwölf Pads können auf dem Launchpad-Screen gleichzeitig mit MIDI-Pattern und WAV-Files belegt werden und bis zu sechs Szenen mit jeweils unterschiedlichem Material lassen sich laden. Im ersten Teil des Workshops habe ich in einem Video mit einem werkseitigen LaunchPad Preset experimentiert und die Filter-Funktion eingesetzt, mit der DJ-artige Effekte realisiert werden können. Das Launchpad bietet dazu unendlich viele Möglichkeiten. Man kann auf unzählige Drumloops und MIDI-Pattern für verschiedene Instrumente zurückgreifen, die auch auf die gespielten Akkorde reagieren können. Es lassen sich auch eigene Phrasen einspielen und auf ein Pad legen, also eine Art Baukasten-System, mit dem man Songs in Echtzeit Loop-basiert komponiert.
Die Akkordfolgen können pro Scene aufgenommen und abgespeichert werden, im Song-Mode lassen sich sogar ganze Abläufe programmieren. Dabei werden die Scenes in beliebiger Reihenfolge in einer Liste angeordnet. Auch die Anzahl der Wiederholungen der Scenes ist festlegbar. Pro Scene sind maximal drei WAV-File-Pads erlaubt. Will man also das LaunchPad verwenden, um komplette Backingtracks für die Band aufzubauen, sind drei Tracks möglich. Zuvor müssen die Audio-Daten einmalig von einem USB-Stick in den entsprechenden WAV-Ordner des LaunchPads geladen werden. Zur Nutzung wird der interne Klick dann über den Kopfhörerausgang ausgegeben und dem Schlagzeuger geschickt.

Fotostrecke: 5 Bilder Im Ketron werden die Audio-Daten im Disk Edit Mode vom Stick in den internen Speicher geschoben. (Foto: Andreas Recktenwald)

Liegen die Tracks im internen Speicher, kann die Scene programmiert werden. Im nächsten Video habe ich Akustik-Gitarre, Bass und Drums als Stereo-WAV-Dateien auf die ersten drei Pads gelegt und den internen Klick aktiviert. Die zwei Takte Klick zu Beginn dienen dem Schlagzeuger dazu, die Band einzuzählen. Man kann übrigens das Tempo im Launchpad – ähnlich wie bei Ableton Live – relativ stark verändern, ohne dass sich störende Verzerrungen ergeben. Das ist praktisch, wenn man beispielsweise den Song im Tempo nachträglich verändern will. Die Volumenwerte der einzelnen Tracks lassen sich anpassen, den Reverb habe ich auf Null gesetzt. 

Hier müssen die Backingtracks zusammen mit den gespielten Keyboard-Sounds über den Main Output herausgeschickt werden, denn der alternative Kopfhörer-Ausgang ist bereits mit dem Klick belegt. In der Praxis wird man sicherlich nicht unbedingt Drum-Spuren abspielen, ich habe im Video nur deshalb ein Schlagzeug-Signal genommen, um das Synchron-Verhalten zwischen Backingspuren und Klick zu prüfen.

Ketron SD9 [Multitrack-Player]

Eine weitere interessante Möglichkeit des Ketron SD9 besteht darin, den integrierten Audio-Multitrack-Player zu verwenden. Spezielle WAV-Files beinhalten nicht nur eine Stereo-Spur, sondern können – wie beim 5.1-Surround-Prinzip – noch weitere Spuren in einem File enthalten. In diesem Beispiel habe ich eine Stereo-Spur (Akustik-Gitarre) und vier weitere Mono-Spuren (Drums, Bass, E-Git. und Klick) mit der Freeware „SoundFilesMerger“ zu einem Multitrack-WAV-File zusammengefasst.

Mit der App 'SoundFilesMerger' lassen sich mehrere WAV-Dateien zu einem Multitrack-File mischen. (Foto: Andreas Recktenwald)
Mit der App ‘SoundFilesMerger’ lassen sich mehrere WAV-Dateien zu einem Multitrack-File mischen. (Foto: Andreas Recktenwald)

Wählt man dann im Player-Modus des Ketron SD9 dieses Multitrack-File aus, werden alle fünf Spuren abgespielt. Ich habe die Akustikgitarre für die Stereo-Spur gewählt, weil sie eine breite stereophone Grundlage für die übrigen Mono-Signale darstellt. Die fünf Einzelspuren können in der Lautstärke mit den Fadern auf der linken Seite des SD9 geregelt werden. Praktisch: Hat man mehrere solcher Files am Start, bleiben die eingestellten Volumenwerte während des Gigs erhalten. Die Drums können also z. B. dauerhaft deaktiviert bleiben, weil ja ein Schlagzeuger synchron zum Klick mitspielt. Ist der Kollege beim nächsten Auftritt nicht dabei, wird der entsprechende Fader hochgezogen und der Drummer trommelt aus der Retorte. Die im Multitrack-File enthaltene Klick-Spur wird auf den Kopfhörer-Ausgang gelegt, ich habe sie nur für das Video hörbar gemacht, um die Vorgehensweise zu verdeutlichen.

Ich hätte auch zwei Stereo-WAV-Files, einen Mono-Bass und einen Mono-Klick zusammenmischen können. Dann hätten die Fader drei und vier die Lautstärke des zweiten Stereo-Signals gesteuert. Die Klick-Spur kann selbstverständlich Hinweise und Einzähler wie „Chorus – two – three – four“ enthalten, sie ist ja eine Audio-Spur. Dieses Feature des Ketron SD9 ist – neben dem LaunchPad – ein weiteres wirklich praktisches Werkzeug um Backingtracks abzuspielen. Im Gegensatz zum LaunchPad kann man mit dem Multitrack Player das Tempo nicht beeinflussen. Auch die Filter-Funktion steht hier nicht zur Verfügung.

Korg Pa4X [MP3-Player]

Beim Korg Pa4X lassen sich leider keine langen Samples auf Pads legen. Hier müssen wir daher zu den beiden MP3-Playern greifen und die Backingtracks – umgewandelt im MP3-Format – mit diesen abspielen. Da sich im Song-Modus kein Metronom einschalten lässt, habe ich zunächst ein Klick-Pattern auf Pad 1 aufgenommen. Dazu musste ich ins Pad-Record-Menü gehen und konnte mit den Sounds eines Drumkits einen eintaktigen MIDI-Loop aufnehmen. Dieser Klick kann dann über das Global-Menü auf die separaten Audioausgänge gelegt werden.

Fotostrecke: 3 Bilder Im Record Edit Menü wählt man im Pad-Fenster den Button „NEW“. (Foto: Andreas Recktenwald)

Danach wurden die Player 1 und 2 mit zwei Backingtracks belegt, die sich auf dem USB-Stick befanden. Zuerst startet man dann den Klick mit Pad 1, anschließend muss man zeitgenau die beiden Player einstarten. Das klappt mit etwas Übung recht gut. Mit dem X-Fader lässt sich auch zwischen den beiden MP3s überblenden.

Es gibt jedoch noch eine Möglichkeit, einen Backingtrack abzuspielen, ohne dass man aufpassen muss, zeitgenau zum Klick einzustarten: Drückt man beim Start von Player 1 auch die Shift-Taste, so startet zeitgleich auch Player 2! Leider lassen sich beide MP3-Player nicht auf unterschiedliche Audio-Ausgänge legen, sonst wäre ein Audio-Klick-Track möglich. So muss einer der beiden Player ein MIDI-File mit einem Klick-Track abspielen, denn das kann man auf Output 1+2 routen.
Verwendet man zwei MP3s, so laufen auch beide Songs synchron ab, wenn man die Shift-Taste benutzt. Läuft aber auf Player 1 ein MIDI-File (Klick) und auf Player 2 ein MP3, so hört man einen zeitlichen Versatz: Das Audio-File startet etwas früher. Also muss man das MP3 durch einen Trick später loslaufen lassen: Hierbei hilft eine Audio-Bearbeitungssoftware (z. B. Audacity) mit der man in der Audio-Datei vorne ein bisschen Stille einfügt. Durch Probieren kam ich auf einen optimalen Wert von ca. 70 ms. Das MP3 auf Player 2 startet also 70 ms später als der Klick. Ergebnis: Beide Signale laufen synchron. 

Yamaha Genos [Multi Pads]

Auch beim Yamaha Genos ist ein solcher Betrieb nicht unbedingt vorgesehen, der sich dennoch, wie im im folgenden Video zu sehen, mit den Audio-Link-Multi Pads realisierbar ist. Hier lassen sich Wav-Dateien, die sich z. B. auf einem angeschlossenen USB-Stick befinden auf die Pads legen und zeitgenau zum eingeschalteten Metronom einstarten. Ist „Simultaneous Play“ aktiviert, können so bis zu vier Stereo-Spuren laufen. 

Fotostrecke: 4 Bilder Wenn man den Multi Pad Creator aufruft und eine neue Audio-Link-Multi-Pad-Bank erstellt, … (Foto: Andreas Recktenwald)

Beim Yamaha Genos lassen sich die Multi Pads synchron zum Arranger zu starten, allerdings war das Ergebnis ähnlich wie beim Korg Pa4X: Klick und Audio-Files starten nicht zeitgleich. Auch hier musste ich das Audio-File vorne in der Länge ändern, damit es synchron zum Klick lief. Im Gegensatz zum Pa4X starten beim Genos die Audiofiles später als der Klick. Nach ein paar Versuchen kam ich auf den Wert von 25 ms, die ich bei den WAV-Dateien vorne abschneiden musste, um ein optimales Ergebnis zu erzielen. Mehrere Audi-Link-Multipads konnte ich allerdings auf diese Weise nicht simultan starten lassen, weil Ungenauigkeiten entstanden.
Bei nur einem Backingtrack klappte das Prinzip aber sehr gut. Im folgenden Video habe ich einen Track mit Synchro-Start gestartet. Dazu habe ich vorher auf dem Genos ein Klick-MIDIfile eingespielt, bei dem ich auch Einzähler in das MIDIfile eingebaut habe, um die Übergänge zum Pre-Chorus und Chorus für die Band-Musiker deutlich zu machen. Damit dieses MIDIfile genau wie das Audio-Link-Multi-Pad zeitgleich mit dem Arranger startet, muss man im Song-Menü das entsprechende Symbol aktivieren und natürlich die Begleitautomatik stumm schalten.

Im Gegensatz zu den anderen Probanten gelingt es beim Genos drei Stereo-Outputs zu nutzen: Die gespielten Keyboard-Sounds können z. B. auf den Main-Out gelegt werden, die Backing-Spuren auf die Separaten Ausgänge 1 und 2 und das Metronom auf 3 oder 4.

Fotostrecke: 2 Bilder Beim Genos kann man die Backingtracks (Audio Link Multi Pad) auf die separaten Ausgänge Sub 1 und 2 legen … (Foto: Andreas Recktenwald)

Eigene Samples verwenden

Als Band-Keyboarder muss man gelegentlich kleine Sound-Schnipsel vom Instrument aus spontan einwerfen können. Diesen Fall möchte ich hier anreißen und mit Ketron SD9, Korg Pa4X und Yamaha Genos demonstrieren. Hierbei geht es um den simplen Fall eine stereophone WAV-Datei (16 Bit/44,1kHz ) auf der Tastatur abzurufen.

Ketron SD9

Im Ketron SD9 muss eine Stereo-Audio-Datei zunächst in zwei Mono-Files aufgesplittet werden. Vom USB-Stick werden die beiden Files dann im DISK MODE in den Ordner SAMPLE des internen Speichers kopiert. Jedes Sample darf maximal 16 Sekunden lang sein. Jetzt kann im Sample Edit Menü jeweils für den linken und rechten Anteil ein eigenes Multisample (GM-Instrument) erstellt und abgespeichert werden. Dabei sind weitreichende Editierungen der Wellenform möglich. Aus diesen beiden Instruments wird dann im Voice Edit Menü ein Stereo-Sound zusammengebaut. Das nachfolgende Video zeigt den gesamten Vorgang.

Fotostrecke: 3 Bilder Im Sample Editor des Ketron SD9 werden die einzelnen Samples zu einem Multisample zusammengefasst. (Foto: Andreas Recktenwald)

Korg Pa4X

Korgs Pa4X ist mit einem vollwertigen Sampler ausgestattet, der das am Eingang anliegende Audiosignal aufnehmen und als Sample ablegen kann. Das können die Kollegen von Ketron und Yamaha nicht! Beim Pa4X kann das Stereo-Sample auch direkt vom Stick gelesen werden.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Stereo-File wird im Sample Editor bearbeitet… (Foto: Andreas Recktenwald)

Das Instrument erzeugt beim Speichern der Wellenform automatisch eine rechte und eine linke Mono-Version in Form von zwei Multisamples, die im Sound-Menü unter Verwendung von zwei Oszillatoren wieder zu einem Klang zusammengeführt werden. Hierbei muss – wie auch beim Ketron – das Panorama der beiden Elemente entsprechend nach rechts und links gedreht werden.

Fotostrecke: 4 Bilder … ein Oszillator mit der linken und … (Foto: Andreas Recktenwald)

Yamaha Genos

Yamaha Genos-User müssen Voices mit eigenen Wellenformen unter Zuhilfenahme des YEM (Yamaha Expansion Manager) auf dem Computer erstellen. Im Instrument selbst ist das nicht möglich. Der YEM dient hauptsächlich dazu, von Yamaha oder Drittanbietern gekaufte Expansion Packs in den Speicher des Genos zu übertragen. Für eigene Voices mit eigenen Samples wird ein Pack erstellt, das dann wie ein Expansion Pack zum Instrument übertragen wird. Die neuen Voices findet man im Expansion-Ordner. 

Fotostrecke: 2 Bilder Über das Expansion Menü werden beim Genos neue Packs eingeladen. (Foto: Andreas Recktenwald)

Dem Pack habe ich auch die reine Wellenform zugefügt. Dadurch landet das nackte Sample im Expansion-Bereich und kann für ein Audio-Link-Multipad verwendet werden. Dieses Sample könnte allerdings auch auf einem Stick, oder im User-Speicher des Instruments liegen. 

Korg Pa4X [Time Slice] / Yamaha Genos [REX-Files]

Im Korg Pa4X kann ein rhythmisch dominiertes Sample mit der Time-Slice-Funktion zerhackt und dann im Tempo verändert werden, ohne die Tonhöhe zu verändern. Dabei wird ein MIDIfile erzeugt, welche die einzelnen Slices im richtigen Moment steuert. 

Fotostrecke: 4 Bilder Im Pa4X können rhythmusbasierte Samples … (Foto: Andreas Recktenwald)

Für das Video wurde ein 4-taktiger Drum-Loop aus dem Backingtrack geschnitten, im Pa4X verarbeitet und auf ein Pad gelegt:

Sogenannte REX-Files können über den Yamaha Expansion Manager (YEM) in den Yamaha Genos geladen und in Multipads und Audio-Styles eingebunden werden. REX-Files sind vom Prinzip ähnlich wie die Time-Slice-Resultate bei Korg. Das REX-Dateiformat kommt von der Software „Recycle“, die in den 1990er Jahren von ‚Propellerheads‘ aus Schweden entwickelt wurde. Das bedeutet aber auch, dass man sich diese Software kaufen muss, um die Slice-Technik für den Genos nutzbar zu machen. 

Die Software Recycle ist mittlerweile in Version 2.2.4 erhältlich. (Foto: Andreas Recktenwald)
Die Software Recycle ist mittlerweile in Version 2.2.4 erhältlich. (Foto: Andreas Recktenwald)

Vocal-Prozessor nutzen

Oft werden Backingtracks durch im Studio aufgenommene Chorspuren realisiert. Mit den leistungsstarken Voice-Prozessoren der Arranger-Keyboards lässt sich allerdings ein erstaunlich gut klingender Chor-Ersatz auch ohne Backingtracks direkt aus der Singstimme generieren. Alle drei Instrumente dieses Workshops bieten dafür Möglichkeiten und einen XLR-Mikrofon-Anschluss auf der Rückseite. In den folgenden Video-Beispielen kann ich nicht alle Möglichkeiten der Voice-Prozessoren demonstrieren, aber durchaus einen Eindruck der Klangmöglichkeiten vermitteln. 

Ketron SD9

Beim Ketron SD9 wird das angeschlossene Mikrofon über die Bedienfeld-Taste MICRO aktiviert. Drückt man diese Taste länger, gelangt man ins Hauptmenü der Micro- und „Voicetron“-Abteilung. Hier stellt man die Grundlautstärke, den Hallanteil und weitere Parameter des Direktsignals (MICRO) sowie des Harmonizers (VOICETRON) ein, dabei können Presets ausgewählt, oder eigene Einstellungen vorgenommen werden. Im MICRO-Edit Menü sind wiederum die Funktionen Noise Gate, Equalizer, Compressor, Echo, Pitch Shift und Talk Room geboten, die das direkte Mikrofonsignal weitreichend verändern können. Der Equalizer lässt sich frei einstellen und abspeichern. Neben den vielen anderen Features erzeugt der Pitch Shifter interessante Stimmverfremdungen. Schaltet man den VOICETRON Harmonizer dazu, kann dem Mikrofonsignal ein dreistimmiger Chor zugefügt werden, wobei die Harmonie-Erkennung entweder von der rechten oder linken Hand gesteuert wird, der Klangcharakter des Harmonizers jedoch nicht veränderbar ist. 

Fotostrecke: 6 Bilder Das Micro- und Voicetron-Fenster des Ketron SD9. (Foto: Andreas Recktenwald)

Korg Pa4X

Der Korg Pa4X verwendet einen Voice Prozessor des bekannten Herstellers TC Helicon. Zur Verwendung aktiviert man das Mikrofon mithilfe der MIC-Taste. Über das Menü „Voice Preset“ gelangt man dann zu der Seite, auf der man alle wichtigen Einstellungen des Voice Prozessors vornehmen kann. 

Fotostrecke: 5 Bilder Über die drei Regler und Taster des Mikrofon-Bereichs lassen sich beim Korg Pa4X die wichtigsten Funktionen direkt einstellen. (Foto: Andreas Recktenwald)

Besonders gut hat Korg den Hardtune-Effect implementiert. Diese Tonhöhenkorrektur wird mittlerweile in übertriebener Form als Stilmittel in vielen Produktionen eingesetzt. Zusammen mit dem vierstimmigen Harmonizer, der im Detail verändert werden kann, entstehen so interessante Chor-Effekte. Mit dem Preset „Spiel + Sing 1“ wird die Tonhöhe der eigenen Stimme auf die Tonhöhe der gespielten Noten gesetzt. Wenn man dann den Parameter LEAD LEVEL auf Null setzt, wird die Originalstimme abgeschaltet. Nun kann man über die gesamte Tastatur einen Chor oder eine Einzelstimme mit der Hüllkurve der eigenen Stimme spielen.

Yamaha Genos

Beim Voice-Processor des Yamaha Genos lassen sich grundlegende Mikrofon-Einstellungen auf der Menü-Seite „Mic Setting“ vornehmen, während die „Vocal Harmony“-Seite Parameter für eine detaillierte Einstellung des Harmonizers liefert.

Fotostrecke: 5 Bilder Im Mic Setting Window des Genos werden grundlegende Mikrofoneinstellungen gemacht. (Foto: Andreas Recktenwald)

Der Voice Prozessor des Genos unterscheidet zwischen dem normalen Vocal-Harmony für Chor-Effekte (Modus „Chordal“) und dem Synth-Vocoder für moderne Vocoder-Effekte (Modus „Vocoder“). 

Fotostrecke: 4 Bilder … und auch andere Parameter detailliert verändern kann. (Foto: Andreas Recktenwald)

Im folgenden Video werden ein Chor- und ein Vocoder-Preset angewählt und editiert. Im Vocoder lassen sich sogar die Ausgangsverstärkungen der zehn einzelnen Bandpass-Filter (Formanten) einstellen. 

Abschließend lässt sich attestieren, dass alle drei Keyboards unter Nutzung der zur Voice-Prozessor-Funktion hervorragende Ergebnisse im Bereich der Chor-Effekte liefern. Hier überzeugen Korg mit dem Hardtune-Effekt und Yamaha mit Vocoder-Sounds.

Schlusswort

Die Möglichkeiten und die Klangqualität eines Profi-Entertainer-Keyboards prädestinieren diese Spezies geradezu für den Einsatz im Bandkontext. Dabei ist die Multitrack-WAV-Funktion des Ketron SD9 die praktikabelste Methode, um Backingtracks abzufeuern. Bei Korg und Yamaha verwendet man die beiden MP3-Player bzw. die Multi Pads, um Tracks zeitgenau einzustarten. Da Yamaha dem Genos drei Stereo-Ausgangspaare spendiert hat, können die Backingtracks und der Klick hier separat ausgegeben werden. Bei Korg und Ketron werden die Backingtracks mit den Keyboard-Sounds zusammengemischt. Das LaunchPad im SD9 hat mich sehr positiv überrascht! Ein solch flexibler Loop-orientierter Sequenzer für Samples und MIDI-Pattern in einem Keyboard ist einzigartig. Korg bietet immerhin die Time-Slice-Funktion und Yamaha den Import von REX-Files, um Audio-Loops einzubinden.
Im Bereich Sampling zeigt Korgs Pa4X die umfangreichsten Möglichkeiten. Der Genos muss hier leider den Umweg über den YEM gehen. Die Voice-Prozessoren sind für einen Band-Keyboarder ein nice-to-have, die man sonst nur durch ein externes Effektgerät realisieren könnte. Die intuitive Bedienung der Profi-Arranger im Vergleich zu den Profi-Synthesizer/Workstations habe ich schon im ersten Teil des Workshops erwähnt. Natürlich bieten Korg Kronos und Yamaha Montage viele kreative Tools um noch viel tiefer in die Klangerzeugung einzudringen, aber ein Großteil der Anwender nutzt diese komplizierten Werkzeuge nur selten. Insofern kann man als Band-Keyboarder erfolgreich Bühnen-Einsätze mit Entertainer-Keyboards bestreiten und dabei Funktionen nutzen, die man bei Synthesizern vergeblich sucht. 

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