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EBS MultiDrive Studio Edition Test

Wie wir bereits in einigen aktuellen Tests erfahren haben, hat die schwedische Firma EBS zum Pedaleffekt-Rundumschlag ausgeholt und diverse Klassiker im Produktprogramm technisch überarbeitet und in neue Gewänder gekleidet. Die Pedale der bisherigen Black Label-Serie werden sukzessive durch die neue Studio Edition ersetzt. Man kann sich natürlich bezüglich der EBS-Effektpedale durchaus berechtigt die Frage stellen, was es überhaupt noch zu verbessern gibt, denn EBS hat mit der hohen Qualität der erfolgreichen Black Label Serie die eigene Messlatte enorm hoch gelegt.

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Im umkämpften Sumpf der Bassverzerrer- und Fuzz-Pedale ist EBS seit geraumer Zeit sehr gut aufgestellt und hält nahezu für jeden Geschmack ein passendes Overdrive Pedal im Produkt-Portfolio bereit. Das EBS MultiDrive Pedal ist dabei in der alten Black Label- und der nun neuen Studio Edition-Version als “Basis-Verzerrer” anzusehen. Ein Allround Overdrive-Pedal also, das weiträumige Einsatzbereiche abdeckt und dabei sehr einfach zu handhaben ist. Von allen verfügbaren EBS Fuzz-Pedalen ist es wahrscheinlich das einfachste und universellste. Wir haben es unter die Lupe genommen!

Details

Der EBS MultiDrive Studio Edition-Verzerrer, basierend auf analoger Class-A Transistorschaltung, residiert in einem schwarz glänzenden stabilen Metallgehäuse mit roter Farbmarkierung auf der Frontseite. Alle Pedale der neuen EBS Studio Edition sind durch große, farbliche Quadratmarkierungen und markante Symbole gekennzeichnet. So lassen sich die Pedale schnellen Blickes deutlich voneinander unterscheiden, auch wenn sie ansonsten optisch identisch aufgebaut sind. Alle Pedale besitzen zwei Potis, einen Minischalter zwischen den Potis, eine mittig positionierte Funktions-LED – sowie natürlich den obligatorischen Fußtaster. Dieser Taster wurde technisch von Grund auf neu gestaltet und schaltet nun nicht mehr – wie bisher – mechanisch, sondern mittels Relais. Dies bringt zwei entscheidende Vorteile mit sich:
– der Schaltvorgang erfolgt absolut geräuschlos
– der Relaisschalter ist nahezu verschleißfrei und garantiert daher eine sehr lange Lebensdauer
Die glänzende Gehäuse-Lackierung mag vielleicht nicht jedermanns Sache sein, denn sehr schnell ist sie mit Fingerabdrücken und Schlieren übersät. Wer sich allerdings einen Verzerrer zulegt – also einen Effekt für weniger zarte Gemüter, der wird wohl in dieser Hinsicht weit über den “hochglanzpolierten Dingen” stehen.

Wie alle neuen EBS-Pedale macht auch das neue MultiDrive optisch einen tollen Eindruck - doch auch unter der Haube hat sich Einiges getan!
Wie alle neuen EBS-Pedale macht auch das neue MultiDrive optisch einen tollen Eindruck – doch auch unter der Haube hat sich Einiges getan!

Das Mono-Pedal verfügt über zwei Klinkenbuchsen. Rechts liegt der Eingang, links der Ausgang, zusätzlich sehr deutlich durch richtungsweisende Pfeile gekennzeichnet. Interessanterweise befindet sich ein Druckschalter zur Anpassung zwischen passiven und aktiven Bässen neben dem Klinkenausgang des Pedals und nicht neben dem Eingang. Die Position des Schalters wirkt sich jedoch natürlich auf die Eingangsempfindlichkeit des Pedals aus. In der Passivstellung ist die Eingangsempfindlichkeit höher als in der Aktivstellung und ermöglicht dadurch eine stärkere Verzerrung. Wer also aktive Bässe mit höherem Output anschließt, kann mit der Anwahl des passiven Modus den Grad der möglichen Verzerrung erhöhen. Im Gegenzug kann man mit einem passiven Bass unter der Anwahl “active” die Verzerrung subtiler bis kaum hörbar gestalten.

Der Minischalter zur Signalanpassung aktiver und passiver Bässe liegt seitlich neben dem Klinkeneingang.
Der Minischalter zur Signalanpassung aktiver und passiver Bässe liegt seitlich neben dem Klinkeneingang.

Die beiden Potiknöpfe wurden optisch ebenfalls gegenüber den runden Gummiknöpfen der Black Label-Serie verändert. Nun befinden sich größere, optisch deutlicher in ihrer Position/Stellung erkennbare Kunststoffknöpfe auf der Bedienoberfläche, für die Funktionen Drive (Verzerrungsgrad) und Volume, also die Gesamtlautstärke. Die Potiknöpfe sind relativ schwergängig und dadurch gut geschützt gegen versehentliches Verstellen. Ist das Pedal ausgeschaltet, befindet es sich um True Bypass-Modus, das Signal umgeht hier also sämtliche elektronische Schaltkreise und wird direkt zur Ausgangsbuchse geroutet. Auch bei Stromverlust durchläuft das Basssignal das Pedal ungehindert und automatisch im True Bypass-Modus.
Zwischen den Potis befindet sich ein Dreiwege-Minischalter für drei Betriebsarten:
STD: Standardmodus. Hier verwendet das Pedal eine Röhrensimulation für den Overdrive. Zusätzlich durchlaufen die tiefen Bassfrequenzen das Pedal im Bypass, um den Tiefbassanteil und Definition im Effektsignal zu erhalten. Der Tiefbassanteil bleibt also in dieser Einstellung unverzerrt.
TUBESIM: Entspricht weitgehend der Standardeinstellung, jedoch wird hier eine zweite Röhrensimulation aktiviert. Das Signal wird zusätzlich mit Obertönen angereichert, die Kompression wird erhöht und die hohen Frequenzen werden minimal abgesenkt.
FLAT: Bei dieser Einstellung durchläuft das komplette Frequenzspektrum das Overdrive-Signal, also nun auch die tiefen Frequenzen. Daraus resultiert bei dieser Einstellung der höchste Verzerrungsgrad. Hier werden auch drastische Overdrivesounds realisierbar.

Fotostrecke: 3 Bilder Das EBS-Pedal verfügt über drei verschiedene Betriebsmodi, die auf die Namen …

Bezüglich der Stromversorgung hat man ebenfalls Verbesserungen gegenüber dem Vorgänger integrieren können: Das Pedal kann stufenlos von 9V bis 12V verarbeiten, was die Verwendung verfügbarer Netzteile deutlich erweitert und daher einen durchaus hohen praktischen Nutzen darstellt. Manche analoge Netzverteiler offerieren eine Kombination mit 9V- und 12V-Versorgung, das Pedal kann also wahlweise beide Anschlüsse nutzen. Zusätzlich wurde zudem ein Überspannungsschutz integriert. Sollte eine Spannung anliegen, die 18V überschreitet, kann also nichts passieren. Die Polarität betreffend, muss allerdings generell die Minusbelegung des Netzsteckers innen (Center) und die Plusbelegung außen (Ring) liegen.

Unflexibel war gestern: das MultiDrive kann mit Netzteilen von 9 bis 12 Volt Spannung gleichermaßen gut arbeiten.
Unflexibel war gestern: das MultiDrive kann mit Netzteilen von 9 bis 12 Volt Spannung gleichermaßen gut arbeiten.

Das Pedal kann auch mit einer 9V-Batterie versorgt werden. Hierfür muss die Bodenplatte mit vier zu lösenden Kreuzschlitzschrauben entfernt werden. Die Batterie sitzt in einer Aussparung zwischen Gehäusewand und Platine. Vier aufgeklebte Gummipolster verleihen dem Pedal zuletzt einen sehr rutschfesten Stand.

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Praxis

Ob man nun das optische Design der neuen EBS Studio Edition gegenüber dem der ersetzten Black Label-Serie bevorzugt, ist natürlich jedem selbst überlassen. Technisch sind die Unterschiede zum Vorgängermodell nicht unbedingt sofort erkennbar, sie liegen sozusagen “unter der Haube” verborgen. Die Funktionalität und Bedienung des neuen MultiDrive Studio Edition-Pedals ist unverändert und es sind auch keine neuen Schaltvarianten oder Sounds gegenüber dem Vorgänger hinzugekommen. Die augenscheinliche Innovation ist für mich zweifelsohne die Substitution des mechanischen Fußschalters durch einen geräuschlosen und verschleißarmen Relaisschalter. Ich besitze einige alte Bodentreter, bei denen der kleine mechanische Schalter nach gar nicht langer Zeit den Geist aufgab und ersetzt werden musste. Abgesehen davon war ich nie ein Fan dieser doch meist preiswerten Bauteile, die häufig beim Schaltvorgang ein deutlich hörbares Knacken von sich geben. Das ist mit den im neuen EBS MultiDrive Studio Edition-Pedal verbauten Relaisschaltern endgültig behoben und der Schaltvorgang ist zudem erfreulich geschmeidig und ohne jeglichen störrischen mechanischen Widerstand ausführbar.

Die Bedienung des EBS MultiDrive Studio Edition ist kinderleicht und vollkommen intuitiv. Sehr schön finde ich die Wahlmöglichkeit zwischen den drei Einstellungen Standard, Tube Simulation und Flat, die per se drei verschiedene Klang-Charakteristika bereitstellen. Alleine diese drei Varianten klingen hörbar unterschiedlich, wie man den ersten Vergleichsbeispielen entnehmen kann (gespielt bei mittlerer Overdrive-Stufe auf einem passiven Standard Fender Precision Bass).

Audio Samples
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Bypass, Drive-Regler auf 12 Uhr (50%) Standard Modus, Drive-Regler auf 12 Uhr (50%) TubeSim Modus, Drive-Regler auf 12 Uhr (50%) Flat Modus, Drive-Regler auf 12 Uhr (50%)

Alleine durch die Wahlmöglichkeit zwischen den drei Grundeinstellungen lässt sich also der Sound bereits stark variieren, wobei der Flat-Modus die drastischsten Overdrive-Einstellungen zulässt. Allerdings mit dem Kompromiss, etwas an Tiefbass und Definition einzubüßen, weil in dieser Einstellung der Sound nicht über eine Frequenzweiche aufgesplittet wird. Den Unterschied kann man deutlich hören, wenn man einmal die Einstellung TubeSim und Flat direkt miteinander vergleicht:

Audio Samples
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TubeSim Modus, Drive-Regler auf 3 Uhr (75%) Flat Modus, Drive-Regler auf 3 Uhr (75%)

Die Potis sind schwergängig, aber sanft gleitend – ideal, um sie gezielt einzustellen und dann auch in der gewählten Position nicht wieder versehentlich zu verstellen.
Unterm Strich könnte man den EBS MultiDrive Studio Edition-Verzerrer sicher als die neutralste Ausführung der EBS Overdrive-Pedale bezeichnen. Nicht ohne Eigencharakter, aber wohl mit der geringsten Färbung des Originalsignals und von daher ideal für den multifunktionalen Einsatz. Vom nahezu unauffälligen Aufpeppen des Basissounds mit ein wenig Röhrencharakter, bis hin zu bereits sehr drastischen Fuzz-Sounds ist schon Vieles möglich.
Als Regelmöglichkeit für den Sound existiert neben dem erwähnten Dreifachschalter mit den drei Charakterstufen, lediglich der Drive-Regler für den Grad der Verzerrung. Ich persönlich schätze diese unkomplizierte Bedienung sehr! Wer zusätzlich noch Parameter wie Filterkurven etc. verändern möchte, der wird übrigens ebenfalls bei EBS fündig: Die Pedale Billy Sheehan Drive und FuzzMo verfügen beide über einen zusätzlichen Shape-, bzw. Tone-Regler.

Die Modus-Einstellungen Std und TubeSim basieren auf analoge Class-A Röhrensimulation-Schaltkreisen, und diesen Charakter kann man auch deutlich hören. Dabei behält das Basssignal aber erfreulicherweise eine gute Portion Mittenpunch. Andere Overdrive-Pedale, die ähnliche Simulationsziele verfolgen, rücken die EQ-Kurve nicht selten in die Gegenrichtung mit einer Mittenabsenkung, was nicht unbedingt förderlich für einen druckvollen Zerrsound ist. Hier bietet das EBS MultiDrive Studio Edition Pedal auf jeden Fall jenen Overdrive-Fans eine Plattform, die sich besonders in dieser mittenbetonten Soundästhetik zuhause fühlen. Insgesamt erfüllt das Pedal eine breite Palette an Fuzz-Sounds, universell einsetzbar, mit einer klaren Grundtendenz zu druckvollen Mitten.

Audio Samples
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Standard Modus, Tap und Finger, Drive Regler auf 5 Uhr (90%) TubeSim Modus, Pick, Drive Regler auf 5 Uhr (90%)
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Fazit

Der EBS MultiDrive Studio Edition-Bassverzerrer ist das charakterlich neutralste und dadurch auch universellste Overdrive-Pedal der EBS-Familie. Klanglich ist es mit druckvollen Mitten ausgestattet, die dafür sorgen, dass selbst stark verzerrte Basssounds definiert und tonal erfassbarer bleiben. Vor allem Vintage-orientierte und weniger drastische Overdrive-Sounds gehören zu den Stärken des kleinen “Unruhestifters”. Ein weiterer Vorteil: Das EBS-Pedal verhält sich für einen Verzerrer äußerst geräuscharm!
Neben innovativen Verbesserungen gegenüber dem Vorgängermodell der Black Label-Serie, wie Überspannungsschutz ab 18 Volt und flexiblerer Stromakzeptanz zwischen 9 und 12 Volt, ist es vor allem die Ausstattung mit einem geräuschlosen und verschleißarmen Relais-Fußschalter, die klar zur positiven Evolution des EBS MultiDrive Studio Edition-Pedals beiträgt. Klare und effektive Bedienung, optische Eleganz und die EBS-typische Top-Verarbeitung summieren den Gesamteindruck zu einer “Antestempfehlung Stufe A”.

PRO
  • tolle Verarbeitung
  • sehr gute Definition im Bassbereich, gute Vintage-Sounds
  • analoge Class-A Röhrenemulation
  • Dreiwege-Schalter für die Modi Standard, Tube Simulation, Flat
  • True Bypass (bei Stromverlust schaltet Relais auf Bypass)
  • geräuschloser und verschleißfreier Relaisschalter
  • Betrieb mit 9 – 12V möglich
  • Überspannschutz ab 18V
CONTRA
  • Keins
Gelungene Weiterentwicklung: das EBS MultiDrive weiß zu gefallen!
Gelungene Weiterentwicklung: das EBS MultiDrive weiß zu gefallen!
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: EBS
  • Modell: MultiDrive Studio Edition
  • Nominale Eingangslautstärke: – 8 dBv/-20 dBv
  • Eingangsimpedanz: 700 kOhm
  • Bandweite: +0/-3 dB; 20 Hz – 20 kHz
  • Effekt-Bandweite: +0/-3 dB; 35 Hz – 12 kHz
  • Verzerrer Gain Umfang: 0 – 60 dB min.
  • Typen: Standard, TubeSim, Flat
  • Bypass: True Bypass
  • Maße (L x B x H): 70 x 115 x 35 mm
  • Gewicht: 400 Gramm
  • Strom: 9-12V Gleichstrom reguliert, 30 mA max. (alternativ 9V-Batterie)
  • Preis: 242,76 Euro (UVP)
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • tolle Verarbeitung
  • sehr gute Definition im Bassbereich, gute Vintage-Sounds
  • analoge Class-A Röhrenemulation
  • Dreiwege-Schalter für die Modi Standard, Tube Simulation, Flat
  • True Bypass (bei Stromverlust schaltet Relais auf Bypass)
  • geräuschloser und verschleißfreier Relaisschalter
  • Betrieb mit 9 - 12V möglich
  • Überspannschutz ab 18V
Contra
  • Keins
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EBS MultiDrive Studio Edition Test
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