Bevor man sich für ein richtig großes Controller-Keyboard entscheidet, lohnt sich ein genauer Blick auf das Herzstück: das Keybed. Besonders 88-Tasten-Modelle mit gewichteter Hammermechanik sind für Musiker spannend, die ein möglichst authentisches Spielgefühl suchen – nah am Charakter eines akustischen Klaviers oder Flügels. Wir haben drei wichtige Hersteller miteinander verglichen!
Graduierte Hammermechanik: Der Widerstand ist im Bassbereich schwerer und nimmt zum Diskant hin ab. Das vermittelt ein sehr authentisches Klaviergefühl und bietet maximale Ausdruckskraft, ist jedoch oftmals teurer.
Hammermechanik ohne Abstufung: Alle Tasten haben denselben Widerstand. Diese Variante ist günstiger und häufiger anzutreffen. Zwar fehlt die feine Differenzierung, dennoch genügt sie den Ansprüchen vieler pianoaffiner Musiker.
Neben der Anschlagdynamik (Velocity) spielt auch die Druckdynamik zunehmend eine zentrale Rolle. Viele Controller-Keyboards bieten Aftertouch, bei dem sich Tasten nach dem Anschlag erneut drücken lassen, um Parameter wie Filter, Vibrato oder Modulation zu steuern – ein unverzichtbares Ausdrucksmittel besonders für Synth-Performer. Auch hier gibt es zwei Varianten:
Channel Aftertouch: Der Nachdruck gilt für alle Tasten gleichzeitig. Vorteil: einfacher, günstiger und weit verbreitet.
Polyphoner Aftertouch (Poly AT): Jede Taste sendet individuelle Werte. Das eröffnet ein Höchstmaß an Ausdruck und Kontrolle, ist jedoch technisch aufwendiger und damit teurer.
Wichtig: Sowohl Velocity als auch Aftertouch sollten sich am Keyboard benutzerfreundlich einstellen lassen. Alternativ bieten manche Plugins – etwa Native Instruments Kontakt oder Spectrasonics Omnisphere – die Möglichkeit, Druck- und Anschlagdynamik nachträglich anzupassen.
Für eine besseres Spielerlebnis lassen sich Velocity und Aftertouch bei einigen Plugins individuell einstellen – hier bei NI Kontakt 8.
Unterschiedliche Versionen der gleichen Tastatur
Aufgepasst, tatsächlich baut der renommierte Hersteller Fatar für einige Marken wie Arturia, Native Instruments, Nord oder Studiologic unterschiedliche Tastaturen mit der gleichen Modellbezeichnung. So gibt es etwa vom Modell TP/40 schon vier Versionen: Graded Hammer, mit Holztasten, leichtere oder schwerere Gewichtung.
Auch das Modell TP/100LR ist über Jahre immer wieder bezüglich der mechanischen Konstruktion verändert worden. Zudem gibt es Unterschiede beim Aftertouch – manchmal berücksichtigt Fatar eben auch Sonderwünsche der Hersteller.
Wichtig: Gehäuse und Anschlüsse
Abmessungen, Gewicht und die Oberfläche des Controller-Keyboards sind ebenfalls nicht unwichtig: Live-Keyboarder sind mit einem leichteren Keyboard besser beraten. Bei den Abmessungen im Studio sollte man darauf achten, dass die Hardware auch wirklich passt: eine ausziehbare Schublade verlangt nach einem Gerät mit niedriger Höhe. Praktisch außerdem, wenn auf der Gehäuseoberfläche Platz für Keyboard, Maus oder andere Controller bleibt.
Manches Controller-Keyboard bietet Platz zur Ablage von Tastatur, Maus und anderen Controllern – wie hier das Studiologic SL88 mk2.
Nicht zuletzt: Passen die Anschlüsse zum eigenen Setup? Zumindest ein Sustainpedal und ein Fußschweller für Volume oder Expression sollten sich noch anschließen lassen. Ferner lohnt sich ein Blick darauf, ob der Hersteller auch eigene Pedale anbietet, welche optimal auf das Controller-Keyboard abgestimmt sind.
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PRAXIS
Studiologic SL88 GT mk2 und Studiologic SL88 mk 2
Mit dem Studiologic SL88 GT mk2 gibt es quasi einen aktuellen Nachfolger des Studiologic SL88 Grand, das über eine gewichtete Hammermechanik TP/40Wood mit Aftertouch verfügt. Dieses Auslaufmodell integriert mechanisch hochwertige Tasten mit Holzkern und “Ivory Touch”-Tastenoberfläche.
Das neuere Studiologic SL88 GT mk2 ist mit der gewichteten Hammermechanik TP/400 Wood Graded Hammer Action ausgestattet. Diese Holztasten mit Ivory-Touch Oberfläche und Holzkern (Hybrid-Design) von Fatar fühlen sich damit deutlich anders an und lassen sich etwas leichter spielen.
Studiologic SL88 GT mk2
Einen polyfonen Aftertouch wie das NI KONTROL S88 MK3 unterstützt die Holz-Tastatur aber nicht, sie beschränkt sich auf den Channel Aftertouch. Trotzdem: Pianisten finden hier wohl die am besten geeignete Tastatur unter aktuellen 88er Controller-Keyboards. Auch Velocity und Aftertouch lassen sich noch direkt am Gerät justieren.
Das SL88 GT mk2 ist das Glanzstück der aktuellen SL-Klasse der italienischen Firma Studiologic. Im Mittelpunkt des Controller-Keyboards steht die Fatar TP/400 Wood-Tastatur mit graduierter Gewichtung, auf die auch das Kürzel GT hinweist. In diesem Test checken wir die Tastatur sowie alle weiteren Features des Studiologic SL 88 GT mk2.
Anstelle der klassischen Pitch/Mod-Räder muss man jedoch mit einem recht kleinen Joystick- sowie Stick-Controller zurecht kommen – gewöhnungsbedürftig. Viele Controller oder gar Pads gibt es bei Studiologic auch nicht. Das Display ist ebenfalls klein geraten und so hat man viel ungenutzten Platz auf der Oberfläche. Optional kann man sich ein Magnetschienensystem für Noten- und Laptophalterung hinzukaufen.
Die Joysticks des Studiologic sind etwas gewöhnungsbedürftig …
Eine günstigere und auch mobilere Variante hat Studiologic ebenso im Sortiment: Das Studiologic SL88 mk2 unterscheidet sich praktisch nur in puncto Keybed vom SL88 GT mk2. Hier gibt es eine Fatar TP/110 mit Hammer Action und Channel Aftertouch. Mit seinen rund 13 Kilogramm ist das Instrument rund acht Kilogramm leichter als sein großer Bruder.
Ein praktisches Extra: Studiologic hat auch eigene Pedale im Sortiment. Empfehlenswert ist das SLP3-D, ein Dreifachpedal für alle SL Masterkeyboards. Damit lässt sich auch ein Una Corda und Sostenuto steuern – etwa bei Piano Libraries. Weiter Informationen findet ihr auch auf der Herstellerseite.
Native Instruments KONTROL S88 MK3
Das Native Instruments KONTROL S88 MK3 ist die Premiumvariante der NI Kontrol Keyboards und basiert auf einer Fatar TP100 Hammer-Action. Diese Tastatur verzichtet auf eine gestufte Hammermechanik, verarbeitet aber polyfonen Aftertouch. Die Tastatur lässt sich gut und differenziert bei vielen Klängen spielen.
Das Native Instruments KONTROL S88 MK3 ist ein solides Masterkeyboard mit umfangreicher Kontakt und NKS-Plugin Steuerung.
Anwählbar sind sieben Dynamikkurven: Linear sowie Soft 1–3 und Hard 1–3. Unter den Fingern spürt man allerdings den Kunststoff – für anspruchsvolle Pianisten ein möglicher Kritikpunkt.
Der Aftertouch lässt sich deaktivieren oder wahlweise monofon nutzen. In der Werkseinstellung spricht er sehr früh an, was beim Spielen auch unbeabsichtigt passieren kann. Positiv: Die Druckdynamik lässt sich in vier Parametern (Curve, Sensitivity, Threshold, Delay) feinjustieren – diese Anpassung lohnt sich in jedem Fall.
Ein echtes Highlight ist der Light Guide: Oberhalb der Tastatur visualisieren RGB-Lichter nicht nur Keyswitches und Zonen der Kontakt-Instrumente, sondern auch Skalen und Akkorde. Der Play Assistant funktioniert inzwischen auch standalone und bringt neben Akkord-Sets und Skalen einen umfangreichen Arpeggiator mit.
Der große Farbbildschirm (1280 × 480 Pixel) nimmt viel Platz auf der Oberfläche ein. Für die Ablage von Maus oder Tastatur bleibt eher wenig Platz, zudem erweist sich die glatte Oberfläche anfällig für Fingerabdrücke. Die Modulations- und Pitchräder liegen wiederum gut in der Hand. Ergänzend erlaubt der Touchstrip oberhalb, gehaltene Klänge per Expression dynamisch zu formen.
Mit den aktuellen Komplete Kontrol S MK3 Controller-Keyboards stellt Native Instruments auch gleich NKS2 für das automatische Mapping von Plugins vor – hier im Test!
Das Arturia KeyLab 88 mk3 bringt eine spürbar verbesserte Tastatur gegenüber der Vorgängerversion Mk2 mit der Fatar TP100LR Klaviatur. Mit dem Fatar TP/110-Keybed kommt man nun ein realistischeres Piano Feeling. Die gewichtete Hammer-Action-Tastatur reagiert auf monofonen Aftertouch.
Computer auf der Bühne oder Keyboard im Studio: Arturia KeyLab 88 gibt es ab sofort als MK3 – schicker, feiner und noch besser zu bedienen!
Subjektiv fühlt sie sich nicht so hochwertig an wie das Keybed von NI Kontrol S88 mk3 und Studiologic SL 88 mk2. Die Hardware von Arturia, mit dem Alu-Gehäuse und hölzernen Seitenteilen, macht aber einen soliden und hochwertigen Eindruck. Zusätzlich im Lieferumfang sind ein Notenständer sowie Laptop-Halter enthalten. Holzfüße gibt es gegen Aufpreis
Zum Lieferumfang gehören eine neben der Laptop-Erweiterung für sicheren Stand, auch der durchsichtige Acryl-Notenhalter sowie ein USB-Kabel!
Eine Stärke der Hardware des Arturia KeyLab 88 mk3 sind die 12 beleuchteten Performance-Pads – sie reagieren sogar auf Velocity und Aftertouch. Ebenso praktisch sind die berührungsempfindlichen Fader.
Das Modulation/Pitchbend-Rad überzeugt haptisch, liegt aber ungünstig oberhalb auf der Tastatur platziert. Musikalisch kann man sich mit Skalen, Arpeggios und Chords inspirieren lassen.
Großer hochauflösender Farbbildschirm, 1280 x 480 Pixel
2,8“ LCD-Display
2,8“ LCD-Display
Software
Analog Lab Pro, Ableton Live Lite, etc.
NI Komplete Select, Komplete Control, etc.
Numa Player
Numa Player
MIDI 2.0
Nein
Ja
Ja
Ja
Anschlüsse
USB-C, MIDI In/Out, Sustain, Expression, Aux
USB-C, MIDI In/Out, Sustain, Expression, zwei weitere Pedale
USB-C, MIDI In/Out, Audio, Kopfhörer, drei Pedale
USB-C, MIDI In/Out, Audio, Kopfhörer, drei Pedale
Zubehör
Noten/Laptop-Stand inklusive
Noten/Laptop-Halterung, Pedaleinheit, alles optional
Noten/Laptop-Halterung, Pedaleinheit, alles optional
Maße und Gewicht
1295x323x113 mm, 15,7 kg
1353x347x120 mm, 13,5 kg
1265x310x123 mm, 13,3 kg
1265x310x123 mm, 21 kg
Preis
959 €
1.099 €
499 €
899 €
Bewertung
4,5
4
4,5
4,5
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FAZIT: Master-Keyboards mit Hammermechanik & 88 Tasten
Rein von der Klaviatur hat Studiologic sowohl für Studio- und den Live-Einsatz einfach die besten Argumente. Die italienische Firma profitiert offensichtlich von der räumlichen Nähe zum italienischen Hersteller Fatar: wer die beste Hammermechanik mit graduierter Gewichtung sucht, findet sie mit dem Studiologic SL 88 GT mk2.
Mit den beiden großen Controller-Keyboards ist aber nicht Schluss, das leichtere und günstigere Studiologic SL 73 mk2 ist für viele Keyboarder ebenfalls eine tolle Alternative unter den seltenen Master-Keyboards mit 73 oder 76 Tasten.
Native Instruments ist für Power-User von Kontakt und NKS die beste Lösung. Die Tastatur des KONTROL S88 Mk3 ist dabei ein gelungener Mix aus Gewicht und Spielbarkeit für Synth/Piano-Perfomer – eine universelle Lösung.
Das Arturia KeyLab 88 mk3 in Schwarz oder Weiß bietet eine ähnliche Fatar-Tastatur wie das Studiologic SL88 mk2. Der Aufpreis rentiert sich, wenn man Wert auf die zusätzlichen Pads, den Arpeggiator, ein größeres Display sowie die gezielte Kontrolle von Arturia Plugins und DAW belegt. Zu diesem DAW-Thema seinen deshalb explizit unsere Specials zu den DAWs: Live, Logic, FL Studio und Cubase genannt.
Welches Masterkeyboard, welcher Motorfader-Controller sind für Logic Pro am besten geeignet? KeyLab? Launchkey? NI Komplete Kontrol? Oder darf es gar Nektar, SSL, Softube oder Behringer sein? Alle Infos im Vergleich!
NI hat es bis heute nicht geschafft, die farbigen LED`s der eigenen MK2 Keyboards mit dem eigenen Kontakt zu verbinden. Fazit: Die lassen Dich im Stich. Keine Weiterentwicklung, hauptsache du zahlst...
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Profi sagt:
#1 - 02.09.2025 um 13:22 Uhr
NI hat es bis heute nicht geschafft, die farbigen LED`s der eigenen MK2 Keyboards mit dem eigenen Kontakt zu verbinden. Fazit: Die lassen Dich im Stich. Keine Weiterentwicklung, hauptsache du zahlst...