Diana Ross hatte in den 60er-Jahren bereits eine äußerst erfolgreiche Karriere als Frontfrau der Supremes hinter sich gebracht. Wie viele Künstler und Künstlerinnen waren sie auch beim legendären Motown-Plattenlabel unter Vertrag. Ganze zwölf Nummer-1-Hits brachte diese Liaison hervor. 1970 trennten sich die Wege und Diana Ross machte als Solokünstlerin mit einem neuen Team und Label weiter. Mitte der 70er-Jahre kam es dann zum Paradigmenwechsel in der Musik und „Disco“ wurde das neue große Ding. Diana stellte sich auch diese Herausforderung, vor allem ihr Album „The Boss“ etablierte sie als „Disco Queen“. Doch erst die Kooperation mit dem genialen Duo Nile Rodgers und Bernard Edwards brachte im Jahr 1980 Dianas erfolgreichstes Album mit dem schlichten Titel „Diana“ hervor. Die Single „Upside Down“ wurde zu ihrem erfolgreichsten Song und ist ein absoluter Disco-Klassiker. Daher – und natürlich, weil Bernard Edwards die Bassline dazu beitrug – nehmen wir „Upside Down“ in diesem Bass-Workshop unter die Lupe!
„Upside Down“ – Video
Hier gibt es den Song zu hören:
„Upside Down“ – Rhythmik
Der Song ist eine absolute Disco-Hymne, verlässt sich aber nicht auf die sonst so häufig verwendete Formel „Puls-orientierter Drumbeat plus melodisch wie rhythmisch prägnante Bassline“. Vielmehr sind Bassdrum und Bassline hier super tight und spielen nahezu sämtliche Akzente zusammen. Im Zentrum stehen die Downbeats – also die Zählzeiten 1 und 3. Selbst die Überleitung von der 1 zur 3 des siebten Taktes im Vers spielen Bernard und die Bassdrum unisono. Ebenfalls auffällig ist, dass die Zählzeit 1 immer eine Sechzehntel und die Zählzeit 3 immer eine Achtel als Auftakt haben.
Der Vers konzentriert sich noch mehr auf die Downbeats 1 und 3. Diese werden von Bass und Drums mit einer fast schon willkürlichen Auswahl an Achtel- und Sechzehntel-Auftakten anvisiert. Ich bin mir aber ziemlich sicher, die beiden hatten einen genauen Plan! Entscheidend ist hier die Länge der Töne, der Auftakt wird stets legato (lang) und die 1 und 3 staccato (kurz) gespielt.
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„Upside Down“ – Tonmaterial
Die Tonart der Strophe ist G-Dorisch mit den Tönen G, A, Bb, C, D, E und F. Dies entspricht der F-Dur-Tonleiter von G nach G gespielt. Der Akkord G-Moll steht aber eindeutig als harmonisches Zentrum fest, da er alle zwei Takte einen neuen Loop startet und immer wieder auf ihn aufgelöst wird.
Bernard beschränkt sich hauptsächlich auf die Grundtöne der einzelnen Akkorde. Nur beim Übergang von G-Moll nach C-Dur nutzt er die Terz Bb sowie einen chromatischen Leitton (B). Ansonsten kommen ausnahmslos diatonische (zur Tonleiter gehörige) Leittöne zum Einsatz. Im Chorus wechseln wir dann mit einem chromatischen Aufgang Bb-Dorisch. Akkordwechsel finden jedoch nicht statt und Bernard Edwards reduziert sich komplett auf den Grundton.
„Upside Down“ – Spieltechnik und Basssound
Bernard Edwards spielte zwar auch immer wieder mal einen Fender Precision Bass, sein Favorit war aber sicherlich ein 1977er Music Man Stingray, den er mit Flatwound-Saiten bespannt hatte – und diesen hört man auch auf „Upside Down“. Der knurrig-tiefmittige Sound mit nicht zu viel Low End und mithilfe der Flatwounds abgerundeten Höhen ist unverkennbar. Wie fast immer spielt Bernard auch diesen Hit mit den Fingern, was den extrem knochig-runden Sound ebenfalls unterstützt.
Zu dieser Zeit war Bernard noch ein treuer User von Ampeg-Amps. Der Basssound auf „Upside Down“ hat mit dem runden Top End und der organischen Kompression schon etwas von einer mikrofonierten Bassbox – ein Muss ist das jedoch nicht. 1980 war es nämlich auch schon sehr üblich, den Bass direkt über das Pult oder einen Preamp aufzunehmen.
„Upside Down“ – Transkription
Hier findet ihr wie immer die Noten und TABs sowie das von mir eingespielte Klangbeispiel.
Viel Spaß mit „Upside Down“ und bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt