Der heute behandelte Song läuft etwas außer Konkurrenz, denn er beinhaltet nicht wirklich eine der berühmtesten Basslines der Musikgeschichte. Dafür ist er einer der berühmtesten Weihnachtshits ‑ und das noch ganze 30 Jahre vor “Last Christmas”! 1957 veröffentlichte der amerikanische Sänger Bobby Helmes den Song und bis heute läuft “Jingle Bell Rock” in der Weihnachtszeit in Dauerschleife. Ob wir wollen oder nicht ‑ dem einen oder anderen wird es derzeit garantiert warm ums Herz und man bekommt vielleicht Lust, doch einen Weihnachtssong auf dem Bass zu spielen. “Jingle Bell Rock” ist dafür recht gut geeignet, denn man hat den Song schnell drauf und er ist nicht ganz so klischeehaft wie so manches deutsche Weihnachtslied. Vor allem eines kann man aber anhand dieses Klassikers wunderbar lernen: Eine Songform richtig zu lesen! Wer schon immer mal wissen wollte, wie denn Dal Segno, Coda etc. interpretiert werden, kann dies heute mit “Jingle Bell Rock” lernen.
“Jingle Bell Rock” – Originalvideo
Wie immer gibt es hier zum Einstieg erst einmal das Video zum Original:
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Weitere InformationenSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Für dich ausgesucht
- Bass spielen nach Leadsheets
- 5 leichte Solobass-Arrangements für Weihnachtslieder
- Die besten Bass Riffs in Tabs und Noten – „The Chicken“ (Solobass-Arrangement)
- Die besten Bass Riffs in Noten und Tabs – Paul Simon: „You Can Call Me Al“
- Die besten Bass Riffs in Noten und Tabs – „Last Christmas“ (Solobass-Arrangement)
“Jingle Bell Rock” – Rhythmik und Form
Der schöne Klassiker “Jingle Bell Rock” wird im Swingfeeling gespielt, die Achtelnoten in der Transkription müssen daher ternär interpretiert werden. Ansonsten bleibt im Song unterm Strich alles recht überschaubar: Zumeist wiederholt sich das Rhythmuspattern, welches gleich zu Beginn des Tracks eingeführt wird. Lediglich ab und zu wird werden einige kleine Variationen dieses Patterns angeboten, darunter findet sich aber nichts besonders Erwähnenswertes.
Neben der drohenden Weihnachtszeit habe ich “Jingle Bell Rock” aber auch aus einem weiteren ganz bestimmten Grund ausgewählt: Seiner Form bzw. seinem Ablauf und wie man diese vom Blatt liest. Vier wichtige Dinge kommen hier vor: Wiederholungszeichen mit Klammer 1 und 2, “Dal Segno”-Zeichen, “Da Capa al Segno senza Repititione” – und die allseits beliebte Coda.
Hier ist der Fahrplan: Zunächst spielen wir von Beginn mit allen Wiederholungen (Klammer 2 ersetzt bei Wiederholung die Klammer 1) bis zu “D.S. al Coda senza Rep”. “D.S.” bedeutet “Dal Segno”, wir sollen also in den Noten zum “Dal Segno”-Zeichen zurückspringen. Dieses ähnelt einer Kreuzung zwischen einem S und dem Zeichen für Prozent (siehe Anfang Takt 5).
“Al Coda” bedeutet “bis zum Coda-Zeichen spielen”, welches wie ein Fadenkreuz aussieht (siehe Takt 26). “Senza Rep” (ital. senza Repititione) bedeutet “ohne Wiederholung”, es geht also bei den Takten zwischen den Wiederholungszeichen (5-12) direkt in die Klammer 2.
Nachdem wir vom “Dal Segno”-Zeichen (Takt 5) ohne Wiederholungen bis zum Coda-Zeichen (Takt 26) gelangt sind, springen wir von diesem direkt weiter zum nächsten Coda-Zeichen in Takt 31 – wir lassen also die Takte 27-30 ersatzlos aus. Von da aus geht es weiter in den Schluss des Songs.
“Jingle Bell Rock” – Tonmaterial
Der Song steht in D-Dur – aus der zugrundeliegenden Tonleiter (D, E, F#, G, A, B, C#) generiert sich auch die Bassline. Häufig werden nur Grundtöne oder die Töne des entsprechenden Dreiklanges verwendet, siehe Takt 5 und 6. Über den Akkord D-Dur hören wir die Töne D (Grundton), F# (Terz) und A (Quinte). Dieses Prinzip wird ebenfalls auf andere Akkorde übertragen, oft bleibt es aber bei Grundton und Quinte.
“Jingle Bell Rock” – Sound
Da im Original von “Jingle Bell Rock” ein Kontrabass zum Einsatz kam, haben wir mit einem modernen E-Bass in Sachen Authentizität vergleichsweise schlechte Karten. Ich würde aber sagen: Alles, was dumpf und mit wenig Sustain aufwarten kann, sollte den Job wunderbar erledigen und dem Original durchaus nahekommen. Flatwound-Saiten sind natürlich von Vorteil; ein Schwamm oder Ähnliches an der Brücke kann den Muting-Effekt zusätzlich unterstützen.
Bei passiven Bässen würde ich die Höhenblende weit zudrehen, bei einer aktiven Elektronik am EQ die Höhen dämpfen – dasselbe gilt natürlich auch für den Amp. Am Kontrabass spielt man einen Song in D-Dur immer mit möglichst vielen Leersaiten, am E-Bass klingt das aber für den heutigen Zweck zu drahtig, daher habe ich die Tabs weitgehend ohne Leersaiten notiert.
“Jingle Bell Rock” – Transkription
So, auf geht’s: Nachfolgend findet ihr die Bassline in Noten und TABs sowie zwei von mir erstellte Soundfiles mit und ohne Bass zum Mitjammen.
Um mit dem genialen Karl Valentin zu schließen: “… und wenn die stade Zeit vorüber ist, dann wird’s auch wieder ruhiger!” In diesem Sinne: Viel Spaß mit “Jingle Bell Rock” und bis demnächst!
Euer Thomas Meinlschmidt