Der italienische Hersteller Dexibell fokussiert sich vollständig auf Digitalpianos und -orgeln – mit dem T2L Piano veröffentlich er nun sein erstes Plugin, das gleich acht verschiedene Pianomodelle umfasst. Obendrein läuft es auf drei verschiedenen Betriebssystemen – Windows, Mac und Linux.

Seit dem Firmenstart 2013 hat sich Dexibell bereits mit der VIVO Serie, verschiedenen Sakralorgeln und diversen klassischen Instrumenten einen Namen gemacht. Darunter waren zum Beispiel das Stage- und Homepiano Dexibell Vivo S10 und die Sakralorgel Dexibell Classico L3. Sowohl das Preis-Leistungs-Verhältnis als auch das Produktdesign von Dexibell kommen bei vielen Musikern gut an.
Im Sommer 2025 hat Dexibell nun also sein erstes virtuelles Instrument vorgestellt. Was das Dexibell T2L Piano kann und wie es klingt, haben wir für euch ausprobiert.
DETAILS & PRAXIS
Dexibell T2L Piano mit „True to Life“ Technologie
Das Plugin ist nach einer Technologie benannt, die Dexibell schon länger verwendet: T2L bedeutet True to Life (T2L). Dahinter steckt eine Engine, die hochauflösende Samples mit einer Dauer von bis zu 30 Sekunden bei 24 bit und 48 kHz nutzt. Sie kombiniert diese dann mit physikalischem Modellierung für Resonanzen, Saitenausschwingungen oder Pedalresonanzen.

Durch diesen hybriden Syntheseansatz soll das T2L Piano wie ein akustisches Instrument klingen. Dazu modelliert es wichtige Klangelemente wie Hammer- und Pedalgeräusche sowie Saiten- und Gehäuseresonanzen in Echtzeit. So spart sich das T2L Piano Unmengen von Samples – die Library ist gerade einmal 5 GB schwer und performt daher selbst auf etwas betagteren Rechnern wirklich gut.
Acht Pianomodelle – darunter eins à la Chopin
Offensichtlich bemüht sich Dexibell um eine große klangliche Bandbreite. So enthält das TL2 Piano nicht weniger als fünf Konzertflügel, die anlehnend an ihre Herkunft nach Nationen benannt sind: USA, Japan, Italian, German, French und zudem gibt es noch drei Klaviere, die einfach Upright, Ragtime und Hong Tonk heißen.
Wahrscheinlich haben Steinway & Sons, Yamaha, Bechstein und Fazioli die Flügel aufgezeichnet. Der USA Grand bietet sich überwiegend für Rock und Pop an, der German Grand für Klassik, während die Konzertflügel aus Italien und Frankreich einen lyrischen, romantischen Touch haben.

Das French Grand Piano fällt als historisches Instrument deutlich aus der Reihe. Hierbei hat ein privater Sammler Dexibell mit einem Konzertflügel aus dem frühen 19. Jahrhundert unterstützt – so einer, wie ihn Frédéric Chopin gespielt haben soll. Damit dürfte es wunderbar zur impressionistischen und romantischen Klaviermusik aus jener Zeit passen.
Stimmungen, Effekte und weitere Edit-Features
Das GUI wirkt zwar nicht besonders elegant, bewährt sich dafür aber in der Praxis. Hat man einen Pianosound ausgewählt, lässt er sich übersichtlich bearbeiten und als eigenes Programm speichern. Mit dem T2L Piano sollten eigentlich alle Musiker zurechtkommen –verschiedene Einstellungen auszuprobieren, fällt hier nicht schwer.
Dexibell geizt nicht: Über 20 Velocity-Kurven und Tonsysteme stehen zur Auswahl. Die Ambience-Sektion trumpft mit 24 Nachhall-Typen wie Concert Hall, Chambers oder Cathedral auf. Zudem gibt es noch eine dreifache Effektsektion, die jeweils eine Reihe der beliebtesten FX-Typen mitbringt. So habt ihr mal eben fix einen Delay-Effekt hinzugefügt und könnt beispielsweise das Piano aus „Children“ von Robert Miles nachbauen. Leider lassen sich die Effekte nicht einfach zum Songtempo synchronisieren.

Mit der Resonance-Sektion hat man Zugriff auf die modellierten Strings, Damper und die Noise-Anteile des Pianos. Nicht zuletzt kann man die Deckelposition zwischen 0 und 127 variieren – und den Flügel so direkter oder dumpfer klingen lassen.
So klassisch klingt das Dexibell T2L Piano
Das Dexibell T2L Piano enthält 38 Factory Presets, die alle acht Pianomodelle in unterschiedlichen Schattierungen zeigen: Classic, Bright, Live sowie Memory oder Reverb. Sie geben eigentlich alle nur den Filter- beziehungsweise Reverb-Effekt zum Besten.
Insgesamt wirkt das Aufgebot eher sachlich. Tatsächlich fallen die klanglichen Unterschiede zwischen den einzelnen Grand Pianos etwas subtiler aus, als man sich das eigentlich wünscht. Das Upright-Piano könnte schon etwas mehr Charakter vertragen, spielt sich dafür aber sehr gut als Beigabe.

Zu den Stärken zähle ich den klaren, prägnanten Soundcharakter, der aus den meisten Pianomodellen von Dexibell herauszuhören ist – eine lebendig interpretierbare Brillanz für Klassik, Pop und vielleicht auch Rock. Für die Audio-Demos habe ich sämtliche Modelle des Dexibell T2L Piano kurz angespielt. Auf YouTube und auf der Webseite gibt es viele weitere Hörproben – hört bitte unbedingt rein, eine Demo-Version gibt es von diesem Plugin nämlich leider nicht.
Eine günstige Alternative zu großen Piano-Kollektionen
Obwohl es Piano-Plugins in Hülle und Fülle gibt, muss sich Dexibell nicht verstecken. Das T2L Piano ist mindestens um die Hälfte günstiger als etablierte Piano-Kollektionen wie Garritan CFX Concert Grand, C.Bechstein Digital Grand, Best Service Galaxy III, EastWest Quantum Leap Pianos Platinum, Vienna Symphonic Library Yamaha CFX Standard Library oder auch Spectrasonics Keyscape und Synthogy Ivory II Grand Pianos. Dafür bieten die Premium-Libraries mehr Klangvielfalt und eine weitreichendere Parametrisierung.












Schaut man sich hingegen bei vergleichbaren Piano-Plugins für rund 100 Euro um, enthalten diese meist nur ein bestimmtes Piano, so wie beispielsweise beim Steinberg Etude. Hier punktet Dexibell mit ein bisschen mehr an Klangauswahl.
FAZIT – Dezibel T2L Test
Das Dexibell T2L Piano ist eine solide Kollektion und empfiehlt sich als kostengünstige Alternative zu großen Libraries. Das virtuelle Instrument enthält diverse Effekte, Stimmungen und andere Features fürs individuelle Sounddesign, ohne dass es überfordert. Über den Preis brauchen wir sowieso nicht zu diskutieren.
Ob einem das Plugin zusagt oder nicht, hängt entscheidend von der Soundästhetik ab. Wer sich einen klaren und kraftvollen Pianoklang für Klassik und Pop wünscht und ihn lebendig spielen möchte, findet beim T2L Piano das nahezu perfekte Instrument. Für moderne, charismatische (Felt)Pianos mit einem dunklen, weichen und intimen Klangcharakter sollte man sich besser anderweitig umschauen.
Trotzdem geht der Pianistendaumen nach oben für diese gelungene Premiere – da Capo und auf weitere vielversprechende Plugins von Dexibell!
Features
- Piano-Plugin mit acht Grand/Upright-Pianomodellen
- Engine mit Sampling und Physical Modeling kombiniert
- 23 Ambience-Typen, 18-FX-Typen
- 23 historische und moderne Stimmungen
- 21 Velocity-Kurven mit drei User-Slots, Halbpedal-Funktion, Skalierbares GUI
- Ab Windows 10, Mac OS X 10.13 (M1 Support), Online-Aktivierung, VST2, VST3, AU, AAX, CLAP Standalone.
- Webseite: www.dexibell.com/en/t2l-piano/
- PREIS: 99 Euro (Straßenpreis vom 18.09.2025)
- Solide Engine inklusive Modeling
- Klarer und kraftvoller Pianosound
- Simple Klangbearbeitung
- Viele Stimmungen und Dynamikkurven
- Preis-Leistungs-Verhältnis top
- Pianomodelle klanglich nicht sehr verschieden
