Der Plug-in-Entwickler D16 Group hat sich in der Szene einen Namen für hervorragende Emulationen gemacht. Die Software-Nachbildungen kommen nah an die Originale heran und werden von der polnischen Softwareschmiede oftmals durch zeitgemäße Features ergänzt. So auch geschehen bei der Drum-Machine-Legende TR-808 des Herstellers Roland. Die Hardware wird im Internet mittlerweile zu Preisen im vierstelligen Bereich gehandelt und auch die Neuauflagen Aira TR-8 von Roland selbst übertreffen so manches Budget. Da kommen kostengünstige Software-Alternativen gerade recht.
Die virtuelle Reinkarnation von D16 Group hört auf den Namen Nepheton und wurde zu den Funktionen des japanischen Vorbilds durch weitere Features ergänzt. Neben ausgeklügelten Sequencer-Erweiterungen soll Nepheton weitaus mehr Parameter zur Klanggestaltung bereithalten. Wie gut sich die neuen Features in der Praxis schlagen und für wen sich das Plug-in lohnt, erfahrt ihr in diesem Testbericht.
Details
Kompatibilität und Verfügbarkeit
Nepheton kann in jeder VST- und AU-kompatiblen DAW verwendet werden (32- und 64-Bit). Das Plug-in gibt es für Windows ab Version 7 sowie für Mac 10.07 oder höher.
Roland TR-808 – Das Original
Die echte TR-808 Rhythm Composer ist seit ihrer Erscheinung in den 80er-Jahren beliebt für subbasstiefe Bassdrums, markante Toms, frische Hats sowie knackige Claps, Snares und Claves und – nicht zu vergessen – die elektronische Cowbell. Wer irgendwann zwischen den 80ern und heute das Radio eingeschaltet hat, wird um den Sound dieser Drum Machine nicht herumgekommen sein, da sie ihre Klänge in etlichen Chart-Hits zum Besten geben durfte, darunter Marvin Gaye – Sexual Healing und Phil Collins – In The Air Tonight. Und auch heute gibt es viele Songs und sogar ganze Musikstile, in denen die Klänge der Rhythmusmaschine nicht fehlen dürfen – beispielsweise gibt es kaum einen Trap Beat, der ohne 808-Sounds auskommt.
Was die 808 sicherlich ebenfalls so beliebt gemacht hat, ist das simple Bedienkonzept, das mit ihrem unverwechselbaren Sound einhergeht: Für jeden Drumsound stehen nur zwei bis drei Drehregler bereit. Dabei ist es unerheblich, wie man an den Parametern dreht, es klingt immer amtlich – man kann also nichts falsch machen. Das Erstellen der Beats verläuft ebenfalls simpel: Die Drumsounds werden nicht live eingespielt, sondern mit einem Step-Sequencer programmiert. Das bedeutet, dass selbst ohne Taktgefühl immer tighte Beats entstehen, da die Drum Machine die Rhythmen im perfekten Timing abfeuert.
Nepheton – Emulation und mehr
D16 Groups Nachbildung emuliert eben dieses 808-Konzept, sowohl was Optik als auch den Sound betrifft. Die Entwickler haben den virtuellen Nachbau jedoch mit weiteren Features ergänzt, wodurch die Bedienoberfläche wesentlich mehr Parameter hervorbringt und auf den ersten Blick unübersichtlicher wirkt. Schauen wir uns die neuen Features einmal genauer an.
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Mehr Sequencer!
Vorab: Wer auf den Step-Sequencer verzichten möchte, kann diesen deaktivieren und die Beats direkt in der DAW bauen oder live mit einem MIDI-Controller einspielen. Der aus dem analogen Vorbild bekannte Sequencer läuft in Nepheton als sogenannter Native Mode, der zudem über A/B-Variationen verfügt, mit denen durch Umschalten eines virtuellen Hebels eine zuvor programmierte Variation abgefeuert wird.
Ein Randomizer fügt zufällige Patterns hinzu, weiterhin lassen sich automatisch mehr oder weniger aufwendige Intro- bzw. Fill-in-Patterns generieren.
Roland sagt:
#1 - 08.08.2022 um 14:51 Uhr
Das markante Drumpattern von In the Air Tonight ist auf einer Roland CR-78 entstanden.