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Crumar Performer Test


In Synthesizer-Kreisen hat der italienische Hersteller Crumar keinen großen Namen. Dabei sind der Crumar Spirit sowie der Crumar Bit99 durchaus respektable Synthesizer. Heute finanzieren die Italiener ihr tägliches Brot hauptsächlich mit elektronischen Orgeln wie Crumar Mojo und anderen Tasteninstrumenten. Eine Ausnahme macht nun eine Software, die sich der Emulation eines bislang eher unterschätzten 49-Tasten-Keyboards annimmt: der Crumar Performer, eine Vintage Strings/Brass Machine. Es ist eine dieser zahlreichen String Machines, die zwischen Mitte der 70er und Anfang der 80er Jahre wie Pilze aus den Böden schossen. Dabei handelte es sich um ein günstiges und polyfon spielbares Keyboard für Live-Keyboarder. Da wohl die allermeisten Leser diese analoge Maschine nie selber angespielt haben, stellen wir sie hier mit einem Video von RetroSound kurz vor:

SW_Test_B01_Crumar_Perf_Test

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Das gleichzeitige Erklingen der 49 Stimmen wurde beim Original mit einem Frequenzverteiler erreicht. Nach dem ersten Release des Crumar Performer folgte bald eine neue Version (Rev B), bei der SSM-Chips für die paraphone Bläsersektion verwendet wurden. Bis heute werden diese Chips bei analogen Synthesizern geschätzt.
Bei der Emulation des Crumar Performer schaut es technisch natürlich anders aus: Schon beim Downloaden und Installieren der kleinen Datei wird klar, dass hier keine Unmengen an Samples verbraucht werden, sondern dass die Klänge offensichtlich modelliert werden. Die Software ist schnell heruntergeladen, installiert und mit einer Lizenznummer auf bis zu drei verschiedenen Rechnern online autorisiert. Sie läuft ab Windows 7 und Mac OS X 10.9 als Plugin oder Stand-alone-Programm und wird speziell für Linux sogar kostenfrei angeboten – che sorpresa!

Details

Crumar Performer bietet zwei Sektionen: String und Brass

Der Crumar Performer kombiniert die analoge Tonerzeugung von Streichern und Bläsern. Auf dem Panel finden sich 15 Slider und fünf Knöpfe – lange suchen muss man beim Editieren also nicht. Im Mittelpunkt steht die String Section, die über zwei Tasten (8’ und 16’) aktiviert werden kann. Zur Klangformung dient ein Drei-Band-Equalizer, mit dem sich ebenso strahlende wie auch düstere Streicherklänge erzielen lassen. Der Lautstärkeverlauf ist per Crescendo (entspricht dem „Hüllkuven-Attack“) und Sustain einstellbar – eine klassische Hüllkurve wäre praktischer.
Mehr an einen klassischen Analogsynthesizer erinnert die Brass-Sektion. Hier dreht sich alles um das Filter: Justierter sind Attack und Decay sowie die Eckfrequenz („Range“) und Resonanz. Die Sektion „Modulation“ (Slider: Delay Length, Rate und Depth) sorgt bei den Streicher- und Bläserklängen außerdem noch für mehr Lebendigkeit durch Filter-(VCF) oder Pitch-(FM)Modulation.
Eine weitere Seite ist mit virtuellen Effekt-Pedalen gefüllt, die es beim originalen Crumar Performer nicht gibt. Im Angebot sind ein grafischer 7-Band-Equalizer mit Laustärkekontrolle, ein Phaser, ein Chorus/Flanger sowie ein Analog-Delay-Effekt.

Maßgeblich am Sound des Crumar Performer beteiligt sind die internen Effekte.
Maßgeblich am Sound des Crumar Performer beteiligt sind die internen Effekte.

Auf der Edit-Seite gibt es die Möglichkeit, die zwölf Halbtonschritte unterschiedlich zu stimmen und so mikrotonale Skalen zu spielen. Außerdem können einige Klangparameter wie „Noise Level“, „Sustain Mod“, „Brass VCF Type“ sowie Chorus- und Reverb-Effekt bearbeitet werden. Die gesamten Einstellungen lassen sich als Programme speichern und mit anderen Usern teilen.

Der Crumar Performer ist kein Instrument für intensives Sounddesign. Einige Parameter bietet er aber auf einer separaten Seite.
Der Crumar Performer ist kein Instrument für intensives Sounddesign. Einige Parameter bietet er aber auf einer separaten Seite.

Bei den globalen Einstellungen finden sich neben der gewünschten Darstellungsgröße des Crumar Performer insbesondere die Controller-Zuweisungen, die man dank „MIDI Learn“-Funktion schnell im Griff hat. Einige wichtige Parameter wie „Brass Filter Attack“ oder „Strings Length Crescendo“ sollte man dem Modulationsrad oder einem anderen physikalischen Controller zuweisen.

Die Setting-Seite ermöglicht vor allem eine umfangreiche Controller-Zuordnung der Klangparameter.
Die Setting-Seite ermöglicht vor allem eine umfangreiche Controller-Zuordnung der Klangparameter.
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Praxis

Wie klingt der Crumar Performer als Software?

Die wichtigste Frage ist natürlich, ob diese Emulation eigenständig klingt und das bereits vorhandene Software-Arsenal innerhalb der DAW bereichern kann. Anhand von 18 Hörbeispielen haben wir einige der wichtigsten klanglichen Eigenschaften eingefangen. Erstellt wurden sind anhand der werkseitigen Programme. Sie demonstrieren, wie unterschiedlich der Crumar Performer klingen kann. Das reicht von einer nasalen Streicherfläche (01 Welcome to Performer), einem anschwellenden Filtersweep (02 Lost In NowhereLand) oder einem „Saw-Filter-Lead“ (03 Paow Lead) über einen wirbelnden Phaser-Synth (04 Acid Psycho), einen schmutzigen Synthbass (05 Dirty Tuba Bass), ein LoFi-Pad (06 LoFi Perfomer) oder einem ruhenden Pad (08 Purple Pad) bis hin zu leicht schmatzenden Keyboardsounds (14 Another Piano). Eine solche Vielfalt an charismatischen Klängen hätte man diesem einfachen Vintage-Keyboard kaum zugetraut.
Allgemein klingt das Instrument eher dünn, aber im positiven Sinne. Es bietet eine reizvolle Alternative zu fetten Synthesizerklängen à la Oberheim, Sequential oder Moog. Die Effekte verhelfen öfter zu einem guten Sound, wie die Factory Presets immer wieder demonstrieren.

Über 80 Factory Presets sind bereits anspielbereit, eigene Klänge lassen sich erstellen und als Program speichern.
Über 80 Factory Presets sind bereits anspielbereit, eigene Klänge lassen sich erstellen und als Program speichern.
Audio Samples
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01 Crumar Performer Preset „Welcome to Performer“ 02 Crumar Performer Preset „Lost in NowhereLand“ 03 Crumar Performer Preset „Paow Lead“ 04 Crumar Performer Preset „Acid Psycho“ 05 Crumar Performer Preset „Dirty Tuba Bass“ 06 Crumar Performer Preset „LoFi Performer“ 07 Crumar Performer Preset „Purple Pad“ 08 Crumar Performer Preset „Fairy Blows“ 09 Crumar Performer Preset „Mellow Strings“ 10 Crumar Performer Preset „Blowing Cello“ 11 Crumar Performer Preset „Strings Psycho“ 12 Crumar Performer Preset „Van Ghezzi“ 13 Crumar Performer Preset „Talking Bass“ 14 Crumar Performer Preset „Another Piano“ 15 Crumar Performer Preset „Brass for Arpeggios“ 16 Crumar Performer Preset „Groungy Call Type B“ 17 Crumar Performer Preset „Fast Funky Keys“ 18 Crumar Performer Preset „The Scale“

Was könnte verbessert werden?

Der Crumar Performer folgt seinem Originalvorbild deutlich. Einige kleine Modifikationen würden die Softwareversion allerdings noch etwas zugänglicher machen. Vor allem sollte er seinem Namen gerecht werden und die „Performance“ durch ein vordefiniertes Controller-Setting vereinfachen. Es würde schon reichen, wenn Modulationsrad und Sustain-Pedal bei den Presets eingebunden wären. Die Effekte, zumindest das Analog-Delay, sollte sich temposynchronisieren lassen.

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Fazit

Der Crumar Performer ist als Software äußerst verlockend, denn es ergibt vermutlich kaum einen Sinn, nach einem gebrauchten Exemplar zu schauen, weil die Chancen recht schlecht stehen dürften, überhaupt noch eins zu finden. Die Parametrisierung dieser Strings/Brass-Maschine ist zwar insgesamt ziemlich überschaubar, der Klang aber charaktervoll. Als Zielgruppe kommen hauptsächlich die Lo-Fi-Producer oder Liebhaber alter elektronischer Tasteninstrumente in Frage. Für rund 100 Euro ist diese Emulation bestimmt kein Schnäppchen, aber ihren Preis wert. Vielleicht stellt Crumar ja noch eine Demoversion bereit? – alles in allem ein gelungenes Debüt im Softwarebereich – molto bene!

SW_Test_B01_Crumar_Perf_Test
Pro
  • Gelungene Emulation eines Vintage-Instruments
  • Sehr eigenständiger Klang
  • Polyfonie
  • Interne Effekt
Contra
  • kein Contra
Features
  • Hersteller: Crumar
  • Name: Performer
  • Typ: Virtuelle String Machine
  • Emulation der String Machine Crumar Performer
  • Polyfon spielbar
  • Interner Chorus- und Revere-Effekt
  • Interne Effekt-Pedale (Grafik-EQ, Phaser, Flanger, Analog Delay)
  • Systemvoraussetzungen: Ab Windows 7 (64-bit), Mac OS X (64-bit) ab 10.11, Online-Aktivierung
  • VST2/3, AU, Standalone
Preis
  • 99 Euro (Mac/Win), für Linux kostenfrei.
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Gelungene Emulation eines Vintage-Instruments
  • Sehr eigenständiger Klang
  • Polyfonie
  • Interne Effekt
Contra
  • kein Contra
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Crumar Performer Test
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