Blackmagic Design ATEM Mini und ATEM Mini Pro und Extreme ISO Test

Streaming ist das heiße Ding in Zeiten von Corona. Weil die Clubs dicht sind, streamen DJs ihre Sets aus dem Bedroom ins Netz und das Interesse an der notwendigen Technologie ist groß. Mit einem potenten Laptop und kostenloser Software wie OBS Studio oder Streamlabs OBS ist Streaming auf die populären Plattformen wie YouTube, Facebook oder Twitch sofort möglich.

Blackmagic Design ATEM Mini und ATEM Mini Pro und Extreme Test Bild


Für professionelles, computerbasiertes Streaming benötigt DJ allerdings noch entsprechende Hardware wie USB-Kameras und ein Audiointerface. Wird dann noch die DJ-Software auf dem gleichen Rechner an den Start gebracht und der Livestream auf YouTube oder Twitch kontrolliert, kommt die CPU schnell ins Schwitzen und der Stream ins Stocken. Da muss es doch auch geeignete bezahlbare Streaming-Hardware geben. Hier kommen Blackmagic Design ATEM Mini und ATEM Mini Pro und ATEM Extreme ISO ins Spiel.

Details

Hier kommt die ATEM-Mini-Serie von Blackmagic Design ins Spiel. Die australische Firma ist auf hochwertige Kameras und professionelle Videolösungen spezialisiert. Ihre neuen superkompakten Minivideomischer sind mit der Technik viel teurerer Blackmagic-Produkte bestückt, gehen aber für 319,– Euro für den ATEM Mini bzw. ungefähr das Doppelte für den ATEM Mini Pro über den Ladentisch. Einmal konfiguriert regeln die kleinen Alleskönner alle Streaming-Vorgänge: Sie sind Video-Capture-Karte, Switcher, Soundkarte mit internem Fairlight-Mischpult, es können Overlays und Effekte hinzugegeben und schließlich das enkodierte Signal in hoher Qualität ausgegeben und aufgenommen werden.
Bei der Basisvariante geschieht das ausschließlich per USB: Der ATEM Mini beschränkt sich voll und ganz auf die Idee, dem Computer eine USB-Webcam mit vier HDMI-Signalen und zwei Audiosignalen vorzugaukeln, sodass er mit einer beliebigen Streaming-Software genutzt werden kann. Für viele Use-Cases dürfte das auch völlig ausreichen. Der große Bruder ATEM Mini Pro kann das alles ebenfalls, aber eben auch Stand-alone per direkten RTMP-Upload via Ethernet ins Netz senden und auf USB-C-Flashspeicher aufnehmen.
Warum das für uns DJs durchaus wichtig sein kann und was man sonst mit den ATEM Minis anstellt, soll dieser ausführliche Test zeigen.
(Update 05/2021) Ungefähr ein Jahr später stellt Blackmagic Design mit dem ATEM Mini Extreme Hardware-Update vor, das viele Features mitbringt, die manche beim großartigen ATEM Mini Pro vermisst haben. Der Extreme macht schon mit seiner Größe und der schieren Anzahl der Bedienelemente seinem Namen alle Ehre. Es gibt von allem einfach: mehr!

Fotostrecke: 3 Bilder Der ATEM Mini Pro Switcher hat eine klar strukturierte Oberfläche.

Die Verpackung

Der ATEM Mini Pro, der uns im Test vorliegt, kommt in einem kompakten, glänzenden Karton. Im Lieferumfang befindet sich neben einem Netzteil und vier Steckeradaptern keine weitere Hardware. Auch auf eine SD-Karte mit dem Software-Installer hat Blackmagic Design verzichtet. Den gibt’s im Internet, genauso wie das Manual und die kostenlose Videoschnitt-Software Blackmagic Design DaVinci Resolve. Die aktuelle ATEM Control Software (derzeit ATEM Switchers 8.6.1 Update) findet sich im Support-Bereich der Website.

Fotostrecke: 5 Bilder Der bunte Karton preist die vielen Möglichkeiten an.

Das Gehäuse

Das 235 x 105 x 35 mm kompakte und robuste Plastikgehäuse ist mit etwas über 600 Gramm zwar angenehm leicht, liegt aber trotzdem solide genug auf dem Tisch. Links und rechts gibt es Lüftungsschlitze, um die nicht unerhebliche Betriebswärme ohne störenden Lüfter abgeben zu können.

Fotostrecke: 4 Bilder Blackmagic Design ATEM Mini Pro von vorn

Die Anschlüsse

Rückwärtig bietet der ATEM Mini Pro vier Eingänge für HDMI-Geräte. Dies können neben Kameras z. B. auch Game-Konsolen, Blu-ray-Player und Computer sein. USB-Webcams finden keinen Anschluss. Für Audioquellen wie Mikrofone oder Line-Signale stehen zwei analoge Stereominiklinkeneingänge zur Verfügung. Die Impedanz zwischen Mikro- oder Line-Signal wird in der Software gewählt und bleibt nach dem Ausschalten erhalten.
Ausgangsseitig gibt es einen HDMI-Ausgang, der beim ATEM Mini Pro auch Multiview unterstützt, sodass über einen entsprechenden Monitor alle Eingänge und auch der Audiopegel überwacht werden können.
Einen Powerschalter gibt es nicht, die ATEM Minis werden über den Anschluss für das Netzteil ein- und ausgeschaltet.
Doch halt, one more thing: Beide ATEM-Mini-Modelle haben einen Ethernet- und einen USB-C-Anschluss, jedoch mit unterschiedlichen Bezeichnungen. Beim ATEM Mini heißt der LAN-Anschluss „ATEM Control“ und dient zur Verbindung mit der Software auf gleichnamigen Steuersoftware auf dem Computer. Der USB-C-Anschluss ist mit „Webcam Out“ betitelt und dient zum Senden des gemischten Videostreams an den Computer, wo er als Webcam erkannt wird. Beim ATEM Mini Pro dienen beide Anschlüsse noch für andere Zwecke: Über den USB-C-Anschluss kann stand-alone auf einen (möglichst schnellen) USB-Flashspeicher aufgenommen und via LAN direkt ins Internet oder ein geschlossenes Produktionsnetzwerk gestreamt werden. Beim Basis-ATEM Mini geht beides nicht ohne angeschlossenen Computer. 

Die Rückseite des ATEM Mini Pro bietet Anschluss für vier HDMI-Signale.
Die Rückseite des ATEM Mini Pro bietet Anschluss für vier HDMI-Signale.

Das Frontpanel

Alle Bedienelemente sind rot und weiß hintergrundbeleuchtete Gummibuttons, über die der Stream prinzipiell ohne angeschlossenen Computer direkt gesteuert werden kann. Es gibt keine mechanischen Teile wie beispielsweise einen Transition-Hebel. Blackmagic Design haben vor allem hier Kosten gespart, um die ATEM Minis zu diesem sehr attraktiven Preis anbieten zu können.
Vier besonders dicke Pads mit den Nummern 1 bis 4 dienen zur Anwahl einer der vier HDMI-Eingangsquellen. Über jedem der Buttons befinden sich sechs kleine Schalter für den Audiomixer. AFV steht für „Audio follows Video“, hiermit wird das Audiosignal des HDMI-Eingangs automatisch zugeschaltet, wenn der Eingang angewählt wird. Ansonsten gilt ON oder OFF. Mit den Up/Down-Pfeiltasten wird die Lautstärke des Kanals in 3-dB-Schritten geregelt, mit dem Reset-Button bei Bedarf wieder auf die Ausgangseinstellung gebracht.

Nach ein paar Minuten geht die Bedienung der ATEM Mini Pro narrensicher vonstatten.
Nach ein paar Minuten geht die Bedienung der ATEM Mini Pro narrensicher vonstatten.

Rechts des vierten HDMI-Buttons befinden sich noch zwei kleine Schalter, die dennoch sehr wichtig sind: Mit STILL wird das jeweils angewählte Bild aus der Media-Library angewählt, mit BLACK wird ein schwarzes Hauptbild erzeugt.
Wie die Übergänge dieser sechs Quellen vonstattengehen, regeln die drei großen Gummischalter auf der rechten Seite. CUT erzeugt einen scharfen Schnitt, AUTO einen Übergang von 0,5, 1, 1,5 oder 2 Sekunden, auswählbar mit den vier dedizierten kleinen Buttons darüber. In der Software können auch längere Fades eingestellt werden. FTB steht für „Fade to Black“, hier wird bei Bedarf der komplette Bildschirm ausgeblendet, z. B. am Ende eines Streams.
Als Übergangseffekte stehen sechs gebräuchliche Transitions wie „Mix“, „Dip to White“ oder „Push“ zur Verfügung. 

Make your transition – sechs Übergangseffekte und vier Übergangszeiten sind direkt von der Hardware aufrufbar.
Make your transition – sechs Übergangseffekte und vier Übergangszeiten sind direkt von der Hardware aufrufbar.

Schließlich befinden sich bei beiden ATEM-Mini-Versionen über dem FTB-Button noch die Videoausgabeformate für den angeschlossenen Monitor. Das ist nicht das Ausgabeformat, sondern so etwas wie der Cuemix in einem DJ-Mischpult. Hier lassen sich die vier HDMI-Quellen anwählen, über M/V wird auf dem Monitor ein Multiview-Fenster angezeigt und über PGM sieht man das Programm, das letztlich ins Internet gesendet wird. Der ATEM Mini hat einen internen Video Converter, sodass auch verschiedene Eingangsformate auf der gewünschten Framerate gestreamt werden können. 

Zwei Audio- und vier HDMI-Videoquellen mit oder ohne Ton können über wenige klar definierte Buttons verwaltet werden.
Zwei Audio- und vier HDMI-Videoquellen mit oder ohne Ton können über wenige klar definierte Buttons verwaltet werden.

ATEM MINI EXTREME ISO 

Acht statt vier HDMI-Eingänge und vier statt nur einem Upstream-Chromakeyer
Nun können noch mehr Kameras und Bildquellen angeschlossen werden und bis zu vier Kameras mit je einen Upstream-Chromakeyer kombiniert werden, zum Anschließen von Computern oder Mediaplayern für die Hintergründe eines virtuellen Sets. 
Zwei statt ein HDMI-Ausgang
Nun kann das Bildsignal sowohl auf einen Monitor als auch zu einem HDMI-Aufnahmegerät oder auch einen weiteren ATEM Mini gesendet werden.
Zwei statt nur ein USB-C-Anschluss
Endlich muss man sich nicht mehr zwischen der Aufnahme auf eine USB-SSD und der Webcam-Funktionalität (z. B. für OBS) entscheiden, denn es geht jetzt beides. Auch bei Nutzung der neuen Tethering-Funktion, bei der man z. B. bei Live-Produktionen on Location per mobiler Datenverbindung von Apple oder Android Handys übertragen kann, belegt das Handy beim Extreme nur einen von zwei USB-Anschlüssen.
Weitere neue Anschlüsse
Endlich gibt es auch eine Kopfhörerbuchse zum Abhören vom Sound direkt am ATEM Mini. Bislang benötigte man dafür z. B. einen HDMI-Monitor mit Kopfhörerausgang.
Und der Stromanschluss lässt sich per Schräubchen verriegeln, so dass er nicht aus Versehen abgezogen werden kann.

Fotostrecke: 9 Bilder Nicht nur größer, sondern auch bunter – die Verpackung zählt schon mal alle Vorzüge des ATEM Mini Extreme ISO auf

Software

Um das komplette Feature-Set der ATEM Minis zu nutzen, benötigen wir die ATEM Switcher Software. Für diesen Test habe ich Versionen 8.3 und 8.4 genutzt. Der Installer enthält die ATEM Software Control und das ATEM Setup. Als minimale Systemvoraussetzungen gelten macOS 10.14 Mojave oder Microsoft Windows 10 64-bit.
Dies ist keine exklusive App für den ATEM Mini, es ist die gleiche Software, die auch viel teurere Blackmagic Switcher nutzen. Mit der vergleichsweise kleinen ATEM Mini lassen sich daher auch nur einige Funktionen per Hardwareschalter bedienen. Für weitere Funktionen ist ein Elgato Stream Deck eine pragmatische Option. Verbunden finden wir vier Panels: das Hauptfenster, eine Medien-Library, einen Audiomixer und eine Kamerakontrollseite.
Das Mischer-Hauptfenster spiegelt viele Funktionen der ATEM-Mini-Hardware, hier finden sich rechts auch alle Paletten für Upstream- und Downstream -Key, Streaming-Schlüssel und so weiter.
Der Medienpool kann bis zu 20 Stills aufnehmen. Hier werden z. B. Overlays für das Programmbild abgelegt. Der Audiomixer mit vollparametrischem Sechsbandequalizer, Expander/Gate, Kompressor und Limiter stammt von Fairlight. Die „Kamera“-Page schließlich dient zur Kontrolle für angeschlossene Kameras, so diese das denn zulassen.

Fotostrecke: 4 Bilder Die ATEM Control Software ist die gleiche App, die auch die viel teureren professionellen Blackmagic Design Switcher nutzen.

Um es nochmals zu betonen: Die ATEM Software Control ist keine Streaming-Software wie OBS Studio. Sie dient lediglich zur Einstellung und Kontrolle. Die ATEM Mini benötigt zum Streamen OBS Studio oder ähnliches und erscheint dort mit all ihren angeschlossenen HDMI-Quellen als eine (!) USB-Webcam. Die ATEM Mini Pro kann stand-alone streamen. Für das Setup wie z. B. Eingabe der RMTP-Keys wird die ATEM Control Software benötigt. Der Start-up-Status mit Overlays und Medien lässt sich in der Hardware abspeichern, so dass man zum Beispiel beim Gig den Laptop zu Hause lassen und nur mit der Hardware arbeiten kann.

Die jeweils aktuellste ATEM Control Software befindet sich auf der Support-Page von Blackmagic Designs unter „ATEM Live Production Switchers“ und dann findet sich unter „Latest Downloads“ das aktuelle „ATEM Switchers Update“.
Die jeweils aktuellste ATEM Control Software befindet sich auf der Support-Page von Blackmagic Designs unter „ATEM Live Production Switchers“ und dann findet sich unter „Latest Downloads“ das aktuelle „ATEM Switchers Update“.

Praxis

Auf geht’s ins Internet. Ich habe in meiner heimischen DJ-Booth eine GoPro Hero über dem DJ-Pult und eine Zoom Q2n schräg an der Seite positioniert und über deren Micro-HDMI-Ausgänge mit entsprechenden Kabeln ans ATEM Mini Pro angeschlossen. Als dritte Kamera dient ein iPhone mit dem Apple-empfindlich-teuren Lightning-to-HDMI-Adapter. Da „per default“ der erste HDMI-Eingang für Bild-in-Bild zugewiesen ist, hängt da die GoPro dran. Die Bild-in-Bild-Quelle kann in der Software geändert werden.

Übersichtlich: Mic1-Eingang und HDMI-Eingang 1 sind aktiv, das Bild-in-Bild sitzt oben links, Videoübergänge mergen im Mix über 2 Sekunden übereinander und es wird weder aufgenommen noch gestreamt. Auf dem Video-Out-Kontrollmonitor müsste das Multiview-Fenster zu sehen sein, aber gerade sieht man nur schwarz, weil Fade-To-Black.
Übersichtlich: Mic1-Eingang und HDMI-Eingang 1 sind aktiv, das Bild-in-Bild sitzt oben links, Videoübergänge mergen im Mix über 2 Sekunden übereinander und es wird weder aufgenommen noch gestreamt. Auf dem Video-Out-Kontrollmonitor müsste das Multiview-Fenster zu sehen sein, aber gerade sieht man nur schwarz, weil Fade-To-Black.

Über den Record-Out des DJ-Mixers gehe ich in den ersten Audiokanal, schalte ihn über den „ON“-Button ganz oben links scharf und schmecke das Signal vom DJ-Mischpult mit EQs und Kompressoren ab.
Im Output-Tab auf der Hauptseite wird die Plattform ausgewählt, auf die gestreamt werden soll, der Stream-Key eingetragen und schon ist das ATEM Mini bereit für die erste Sendung, die Pro-Version sogar via Ethernet-Ausgang direkt über den heimischen Web-Router, ganz einfach über den „On Air“-Button auf der Hardware.
ATEM Mini Pro merkt sich die Streaming-Destination. Wenn wir also wieder auf den gleichen Kanal streamen wollen, müssen wir in der Software keine weiteren Einstellungen mehr vornehmen: Einfach „On Air“ drücken und man ist es. Um völlig softwarelosgelöst zu streamen, kann z. B. auf YouTube in den zusätzlichen Einstellungen „Enable Auto-Start“ festgelegt werden. Dann reicht es aus, allein auf dem ATEM Mini Pro „on air“ zu gehen.
Standardmäßig sind RTMP-Presets für YouTube, Twitch und Facebook Live vorgegeben. Es können aber auch andere Dienste direkt aus der Hardware angesprochen werden, was allerdings etwas Programmierarbeit voraussetzt.
Um völlig legal und ohne Angst vor Takedowns oder Strikes auf Mixcloud Live zu streamen, habe ich mir einen Mixcloud-Pro-Account zugelegt (90-tägige kostenlose Testaktion) und das Script in der ATEM Software erweitert. Schon taucht nach dem Software-Neustart mit Mixcloud Live eine vierte Option auf. RTMP-Key eingeben und los geht’s.

In der ATEM Control Software wird der RTMP-Key eingestellt und schon kann der ATEM Mini Pro stand-alone auf Sendung gehen.
In der ATEM Control Software wird der RTMP-Key eingestellt und schon kann der ATEM Mini Pro stand-alone auf Sendung gehen.

TIPP

In der Grundeinstellung sind im ATEM Mini Pro nur Facebook, Twitch und YouTube als Stream-Ziele anwählbar. Aber da geht mehr. Über Mixcloud Live ist Streaming dank UK-Radiolizenz für Mixcloud-Pro-Anwender ohne die ständig drohende Gefahr eines Takedowns möglich.
Und mit Restream.io können wir sogar auf verschiedenste Plattformen gleichzeitig streamen: Twitch, YouTube, Facebook Live und viele, viele andere wie z. B. die hierzulande unbekannten chinesischen Giganten Huya und Douyu, leider aber (noch?) nicht Mixcloud Live. Da im ATEM Mini selbst nur ein einziges Ziel angewählt werden kann, ist Restream natürlich eine sehr interessante Option.
Dafür müssen wir das XML-Script umschreiben und das geht für Mac-Anwender so:
Öffnet das File „Streaming.xml“, welches ihr unter Macintosh HD > Library > Application Support > Blackmagic Design > Switchers findet.
Windows-User finden das entsprechende Script im Program Files Directory.
Danach kopiert man einfach das Facebook-Script, fügt es peinlich genau in das XML-File und ändert den Namen des Service z. B. auf „Restream“, tauscht die Facebook RTMP-URL gegen die von Restream aus, startet die ATEM Control Software neu und kann dann z. B. Restream im Pulldown-Menü auswählen. Nur noch den Key einfügen und los geht’s.

Grundsätzliche Bedienung

Zuerst musste ich mir vergegenwärtigen, dass am ATEM Mini niemals an-und ausgeschaltet, sondern immer nur umgeschaltet wird. So wird man einen Button niemals zweimal drücken, um seine Funktion wieder zu deaktivieren, sondern eine neue Funktion mit einem anderen Schalter anwählen. Das Featureset ist aufgrund der Anzahl der Bedienelemente überschaubar. Jedoch befinden sich die grundlegenden Funktionen alle übersichtlich auf der Hardware und sind durch die beleuchteten Taster auch mitten in der Hitze des Mixes intuitiv verständlich.

Auch in the Mix alles unter Kontrolle, dank der übersichtlichen Oberfläche.
Auch in the Mix alles unter Kontrolle, dank der übersichtlichen Oberfläche.

Audio

Denn wir wollen ja DJ-Sets streamen. Und dazu benötigen wir Audioeingänge. Der ATEM Mini Pro verfügt über zwei Mikrofon-Eingänge in 3,5-mm-Miniklinkenausführung. Hier können Mikrofone mit Monominiklinke oder auch Line-Signale mit Stereominiklinke angeschlossen werden. Phantompower gibt es nicht. Dazu kommen die Audiosignale der vier HDMI-Eingänge, die alle in einem Sechskanal-Softwaremixer zusammengeführt werden. Pro Kanal stehen ein Gain-Regler, ein Pan-Regler und ein Volume-Fader zur Verfügung. Und mehr: Das digitale Mischpult mit sechs Stereokanälen kommt von keinem geringeren als Fairlight, der australischen Firma, die die Sampling- und DAW-Welt in den frühen Achtzigern mit dem Fairlight CMI revolutionierte und die von Blackmagic im Jahre 2016 gekauft worden ist.
Mit Sechs-Band-Equalizer, Expander, Gate, Kompressor und Limiter stehen dem kleinen ATEM Mini reichhaltige und hervorragend klingende Audiobearbeitungsmöglichkeiten zur Verfügung. Das Bedienen der virtuellen Potis mit der Maus ist aber leider etwas hakelig.
Mit der Firmware 8.2.3 hat Blackmagic Design endlich eine einstellbare Audioverzögerung an den analogen Eingängen einführt, wichtig, um den Versatz von Bild und Ton zu egalisieren. Das kann z. B. erfolgen, indem ihr ein Mikrofon an das DJ-Mischpult anschließt, eine Aufnahme mit perkussiven Sounds wie Fingerschnipsen macht und euch anhand des Versatzes immer weiter dem optimalen Audiodelay-Wert annähert.

Fotostrecke: 2 Bilder Aufnahme auf SSD mit kleinem Besteck und ohne Streaming

Die einzigen Bedienelemente für das Mischpult auf den ATEM Minis sind Buttons zum Aktivieren und Stummschalten, AFV (Audio follows Video) und Plus-Minus-Taster zur Anhebung oder Absenkung des Volume-Faders in 3-dB-Schritten. Über die ATEM Control Software ist es jedoch sehr ausführlich bedienbar und diese Settings können abgespeichert werden.
Wichtig für DJ-Streams: Die Mikrofon-oder-Line-Empfindlichkeit wird für jeden der beiden Kanäle in den Audiosettings eingestellt. Diese bleibt auch nach dem Ausschalten erhalten. 

Vier HDMI-Inputs und ein Audio-Fall: Der Sound vom DJ-Mischpult wird über ein Miniklinkenkabel zugeführt.
Vier HDMI-Inputs und ein Audio-Fall: Der Sound vom DJ-Mischpult wird über ein Miniklinkenkabel zugeführt.

Software-Tricks

Transitions können auch manuell mit dem virtuellen Transition-Hebel im Main-Panel der Software durchgeführt werden, zum Beispiel um zwei Bilder im MIX-Modus zu überlagern. So in etwa wie der Crossfader am DJ-Pult. Dieser Hebel wäre natürlich auch auf der Hardware schön gewesen, hätte aber wahrscheinlich den Preis des Gerätes gleich um einiges empor katapultiert. An der Hardware selbst funktionieren Übergänge also nur im Cut oder mit vierstufiger Automatik. Ich kann damit bei DJ-Set-Streams aber gut leben, denn letztlich kommt es mir da eher um die musikalischen Übergänge an und ich empfinde es als sehr angenehm, superspontan und ohne großes Nachdenken zwischen den Kameras umschalten zu können, je nachdem, was ich gerade zeigen (oder auch nicht zeigen) möchte.
Grundsätzlich wird also immer nur ein Bild angezeigt. Mit dem „Picture in Picture“-Feature ganz oben über dem CUT-Button wird in der Grundeinstellung das Signal von Kamera 1 klein in einer der vier Ecken gezeigt. Sowohl die Größe und Position wie auch die Bildquelle lassen sich in der Switcher-Page der ATEM Software Control im Bedienfeld „Palettes > DVE > Upstream Key 1“ verändern, ebenso der Rahmen des Bilds im Bild. Leider merkt sich der ATEM Mini nicht das Resizing. Hier sind die 100 Macros hilfreich, in denen Aktionen aufgenommen und wieder abgerufen werden können, wie z. B. automatische Kamerawechsel und eben auch die Größe des PiP-Fensters.

Fotostrecke: 3 Bilder Auf der ATEM Mini Hardware stehen sechs verschiedene Übergangseffekt-Typen mit vier fixen Transition-Zeiten zur Verfügung. In der Software geht deutlich mehr.

Auch richtiges Green-Screen-Keying ist möglich. Alle Einstellungen dazu befinden sich im „Chroma“-Reiter des Upstream Keys. Das per Greenscreen separierte Bild (meist eine Person) kann mit diversen Parametern optimiert werden.
Manchen Anwender könnte es stören, dass es nur einen Upstream Key gibt. Ich empfinde das bei Solo-DJ-Sets jedoch als völlig ausreichend und freue mich darüber, dass ich Bild-in-Bild über die Hardware sehr einfach dazufügen kann, weil ich ja vor allem mit dem Mixen beschäftigt bin. Schön wäre allerdings ein Setting, dass Bild-In-Bild unterdrückt, wenn die PiP-Quelle dieselbe ist wie das aktuelle Programmbild.

Weitere Goodies

Die ATEM Software installiert auch ein Photoshop-Plugin, mit dem DJ-Grafiken direkt aus Photoshop an die IP-Adresse des ATEM Switcher in einen Slot des Media-Pools exportieren kann. Möchtet ihr also beispielsweise eurer Logo über das gesendete Programm legen, benötigt ihr einen Downstream-Key (DSK).
Aber auch ohne Photoshop können wir Overlays in den ATEM Mini Media Pool laden. Ich nutze dazu Pixelmator, erzeuge ein 1920 x 1080 Pixel großes File, lade ein transparentes Logo von mir hinein, positioniere es, exportiere als PNG und lade es per Drag-and-Drop in den Media-Pool. Immer darauf achten, dass das PNG transparent bleibt.

Fotostrecke: 2 Bilder Transparente Overlays mit eurem Logo …

Um zwischen mehreren Overlays zu wechseln, müssten wir im Software-Media-Pool immer neue Stills in den Media-Player ziehen. Eleganter geht das mit Macros, die z. B. via Elgato Stream Deck abgerufen werden.
„Ach nee, nicht noch ne weitere Hardware kaufen“, höre ich manchen seufzen. Zur Anregung: Elgato Stream Decks kommen in mehreren Größen für unter 100,– Euro für neun programmierbare Macro-Buttons bis hin zu 24 Macros für knapp unter 250,– Euro und können auch an der DAW oder in der DJ-Software gewinnbringend eingesetzt werden. Ein „Double Investment“ sozusagen.
Und mit der der kostenlosen Software Companion lässt sich auch ein virtuelles Streamdeck konfigurieren.

Bis zu 20 Stills werden im Media-Pool abgelegt.
Bis zu 20 Stills werden im Media-Pool abgelegt.

So mache ich das!

Ich persönlich benötige weder animierte Grafiken noch will ich einen Extra-Computer nur dafür abstellen und bin für meine DJ-Streams sehr glücklich mit der transparenten Logo-Variante. Bei einer neuen Stream- oder Recording-Session verbinde ich den ATEM Mini Pro kurz mit der ATEM Control Software auf dem Laptop (USB oder LAN), ziehe das gewünschte Overlay aus dem Media-Pool in das Downstream-Key-Fenster und kann danach den Laptop auch schon wieder abziehen und für andere Dinge nutzen. Solange die Session läuft, ist auch das Overlay zu sehen.
Die Verbindung vom Computer zum ATEM Mini per LAN ist eleganter, dazu müssen sich nur beide im gleichen Netzwerk befinden. Ist kein Netzwerk vorhanden, kann die Connection auch per USB hergestellt werden, allerdings steht dann der USB-C-Anschluss des ATEM Mini Pro nicht mehr für Dis-Recording zur Verfügung.
Aber auch das ist kein arges Problem: Nach erfolgtem Setup kann der ATEM Mini Pro ja wieder vom Laptop getrennt werden und läuft autark. Bei erneut erfolgter Verbindung finden sich Hardware und Software automatisch wieder.  Selbst ein Absturz des Computers bleibt daher für den ATEM Mini Pro ohne Folgen. Bei einer computergestützten Lösung wie OBS Studio wäre der Stream weg gewesen. Und genau das ist der Unterschied zwischen Software-Lösungen und hochwertiger Hardware. Schöne neue Technikwelt.

Streaming-Setup: Der Computer dient nur noch als Fernbedienung, die rechenintensive Arbeit erledigt der ATEM Mini Pro Switcher.
Streaming-Setup: Der Computer dient nur noch als Fernbedienung, die rechenintensive Arbeit erledigt der ATEM Mini Pro Switcher.

USB Disk-Recording

Wird der USB-C-Anschluss nicht zur ATEM-Software-Kontrolle genutzt, steht er zum Aufnehmen auf FHS+ oder ExFAT-formatierte Festplatten zur Verfügung. Der Aufnahmevorgang wird ganz einfach über den entsprechenden REC-Button ausgelöst. Gleichzeitig kann „on air“ auch gestreamt werden, muss aber nicht. Die Aufnahmequalität entspricht dabei exakt den Stream-Settings.
Wer auf einen USB-C-Stick aufnehmen möchte, sollte bedenken, dass das Platzangebot auf der Rückseite sehr eng ist, wenn links das HDMI-Ausgangskabel und rechts das Ethernetkabel gesteckt sind. Ein schmaler Adapter ist hier ratsamer.
Um auch hohe Videostreaming-Qualität von 9.0 Mb/s verlustfrei einzufangen, habe ich mich jedoch gleich für eine SANDISK Extreme Pro Portable SSD entschieden, die Schreibgeschwindigkeit von rund 700 MB/s sowie eine Leserate von rund 800 MB/s zulässt. 

Einfaches Aufnehmen auf superschnelle SSD-Flash-Speicher
Einfaches Aufnehmen auf superschnelle SSD-Flash-Speicher

ATEM Mini Pro ISO

Damit ist man dann auch für den gerade angekündigten ATEM Mini Pro ISO gerüstet, der alle vier Kamerafeeds und das Livesignal gleichzeitig aufnehmen kann
Das ca. 1.000,– Euro teure brandneue Top-Modell macht alles, was der ATEM Mini Pro kann, sieht auch bis auf den Namenszug exakt gleich aus, sichert aber zusätzlich fünf separate H.264-Videos (viermal HDMI-Eingang und Programm-Mix) auf der angeschlossenen Festplatte plus ein Projekt-File für DaVinci Resolve, Blackmagic Designs ausgezeichnete Videoschnittsoftware. So kann das aufgenommene Programm optimal nachbearbeitet werden.

Software

DaVinci Resolve kostet in der Version Resolve 17 überraschenderweise kein Geld. Wer die DaVinci Neural Engine Features sowie Multiuser-Kollaboration, stereoskopische 3D-Tools, Dutzende ResolveFX und FairlightFX Plug-ins, Effekte für Filmkörnung, Weichzeichnung, Nebel und mehr benötigt, bekommt all dies mit DaVinci Resolve Studio 17 für immer noch akzeptable 319,– Euro. Tipp: Wer den DaVinci Resolve Speed Editor für das gleiche Geld kauft, erhält derzeit noch ein Resolve Studio 17-Lizenz umsonst dazu.
Da in DaVinci Resolve auch VST-Plug-ins eingebunden werden können, dürften die Bedürfnisse im Audiobereich für die meisten musikproduzierenden User allerdings schon mit der eigenen Plug-in-Sammlung abgedeckt sein.

Streaming-Setup: Der Computer dient nur noch als Fernbedienung, die rechenintensive Arbeit erledigt der ATEM Mini Pro Switcher.
Streaming-Setup: Der Computer dient nur noch als Fernbedienung, die rechenintensive Arbeit erledigt der ATEM Mini Pro Switcher.

ATEM vs OBS? Nein: gemeinsam!

In OBS Studio können auch Quicktime-Movies eingebunden werden und entweder in einem separaten Fenster laufen oder je nach Scene komplett auf den Screen geschaltet werden, z. B. wenn DJ sich ein neues Getränk holt oder bisher getrunkenes entsorgt.
Das geht beim ATEM Mini Pro nicht vom angeschlossenen Computer, sondern lediglich via HDMI, beispielsweise mit dem Blackmagic Design HyperDeck Studio Mini. Diesen kann der ATEM Mini Pro sogar kontrollieren. Die Videos vom HyperDeck werden exakt dann gestartet, wenn es ON AIR geschaltet wird. Es spricht allerdings absolut nichts dagegen, den ATEM Mini in egal welcher Variante zusammen mit OBS zu betreiben.

Externe Blackmagic Design Hyperdecks dienen als Zuspieler und werden in der ATEM Control Software konfiguriert.
Externe Blackmagic Design Hyperdecks dienen als Zuspieler und werden in der ATEM Control Software konfiguriert.

Peripherie

Ihr seht schon, wenn man mit dem ATEM Mini Pro erst mal anfängt, kommt schnell noch das eine oder andere Peripheriegerät dazu. Es ist nicht so suchtgefährdend wie bei modularen Synthesizer-Systemen, aber bis zu vier HDMI-Kameras und -Zuspieler, eine möglichst schnelle USB-C-SSD und ein Monitor zur Überwachung des Programmsignals gehören fast schon zur notwenigen Grundausstattung. Dafür bekommt der geneigte Videostreamer dann allerdings auch kompakte Hardware zum kleinen Preis auf Profi-Niveau.  

Fotostrecke: 2 Bilder Ein Monitor mit HDMI-Eingang ist notwendig, um die einzelnen Videoquellen und das ausgespielte Signal zu begutachten. Auch die Audipegelanzeige ist für DJ-Streams unerlässlich.

TIPP:

Transparente Overlays sind auch mit dem ATEM Mini Pro möglich, wenn auch nicht ganz so vielfältig wie in OBS Studio & Co. Hierzu erzeugen wir in Photoshop oder einem ähnlichen Grafikbearbeitungsprogramm wie Pixelmator ein transparentes Bild im Format 1920 x 1080 Pixel und fügen z. B. ein freigestelltes Logo ein, exportieren dies als PNG, importieren dieses File in den ATEM Software Control Media-Pool und legen es ins Media-Player-Fenster. Auf der Main-Page (Switcher) schalten wir es im Feld DSK1 „on Air“ und schon erscheint es als Overlay im gesendeten Programm.
Animierte Overlays sind auch machbar, müssen aber via HDMI zugespielt werden, z. B. von einem Computer und der App H2R Graphics oder von einem Blackmagic Design HyperDeck und dem kostenlosen Tool Companion.
Hier werden mit Templates z. B. sogenannte „Lower Thirds“ erstellt, also Banner, die das untere Drittel des Programm-Screens einnehmen und über dem gesendeten Programm-Bild liegen. Diese werden via HDMI in den ATEM Mini gespielt. Hier lohnt es sich, einen Computer nur für diese Aufgabe zu nutzen. Da H2R Graphics für die Animation jedoch die Chroma Key-Funktion des ATEM Mini Pro nutzt, steht diese nun nicht mehr zur Verfügung, um z. B. mit einer Kamera vor einem Green-Screen zu senden. Stimmt genau, das geht auch mit dem ATEM Mini. Ja, es ist krass!
Die Chroma-Grafiken werden ebenfalls mit dem Downstream-Key über das Programmbild gelegt. Leider stellt der ATEM Mini lediglich einen Downstream-Key zur Verfügung. Es geht also nur die eine oder die andere Overlay-Variante. 

Einsatzbereiche

Hier sind tatsächlich nur der Fantasie Grenzen gesetzt. Die Hauptzielgruppe von Blackmagic Design dürften tatsächlich Firmen und Gamer sein, die HDMI-Medien wie Computer mit Powerpoint-Präsentationen, Blu-Ray-Player oder Playstations mischen und präsentieren wollen. Diese können dann über HDMI- oder USB-C-Ausgang gezeigt oder aufgezeichnet werden.
Da der ATEM Mini vom Computer als USB-Webcam erkannt wird, eignet er sich auch als Videomischer für Skype-Calls, Zoom-Chats, Online-Tutorials. Und dank der zwei Audioeingänge und dem per Software bedienbaren Audiomixer können wir auch sehr einfach externe Audioquellen wie das DJ-Mischpult oder einen DAW-Ausgang ohne zusätzliche Audiokarte einbinden. 

Das iPhone wird mit einem Lightning-to-HDMI-Adapter und der App FiLMic zur Kamera mit HDMI-Ausgang.
Das iPhone wird mit einem Lightning-to-HDMI-Adapter und der App FiLMic zur Kamera mit HDMI-Ausgang.

Setup für Tutorials

Um das Ausgangssignal auf Video und Audio zu checken, benötigt man einen x-beliebigen HDMI-Monitor mit Audioausgang. Das kann der sehr vielseitige Blackmagic Video Assist 4K sein oder auch der HDMI-Monitor der DAW. Streamer, die Video-Tutorials geben, sollten mal folgendes Setup ausprobieren: Der Ausgang des DAW-Computers geht erst in einen HDMI-Eingang des ATEM Mini Pro und dann per HDMI-Out auf den Monitor. Ein Monitorweg des Computers wird in den Audioeingang des ATEM Mini Pro geführt. Im Normalbetrieb wählt man einfach den DAW-Eingang und den PGM-Ausgang an und sieht ganz normal den Ausgang des Computers. Sobald aber eine Tutorial-Aufnahme oder ein Stream ansteht, schaltet man nach Belieben auf die angeschlossenen Kameras um und nimmt auf den angeschlossenen Flashspeicher auf und/oder streamt in die Welt hinaus, nur durch Umschalten und ganz ohne irgendetwas neu verkabeln zu müssen. Und für das schnell gezockte Spiel schalten wir rasch auf den Eingang mit der PlayStation um.
Apropos PlayStation: Eine weitere typische Anwendung des ATEM Mini Pro sind natürlich kommentierte Game-Walkthroughs. Der PlayStation-Screen im Programm-Fenster und der Gamer und Kommentator im kleinen PiP. Dazu schließe ich meine HDMI-fähige Zoom Q2n-Kamera am HDMI-Ausgang 1 und die PlayStation 4 am Eingang 2 an. Wichtig: In den PlayStation-Settings muss die Auflösung am Videoausgang 1080p betragen und HDCP (Hi-Bandwith Digital Copy Protection) muss abgeschaltet sein, sonst gibt’s kein Bild.

Audio folgt Video – mit dieser Funktion wird der Ton einer Quelle stets mitübertragen, wenn sie als Videosignal angewählt wird.
Audio folgt Video – mit dieser Funktion wird der Ton einer Quelle stets mitübertragen, wenn sie als Videosignal angewählt wird.

ATEM MINI EXTREME ISO

Mehrkanalaufnahme
Die ISO-Funktion bietet auch der „kleine“ ATEM Mini Pro ISO, aber sie sei hier trotzdem erwähnt: Neben dem Programmvideo können alle Clean-Feeds sowie die beiden Audiospuren aufgenommen werden. Gleichzeitig wird eine DaVinci-Resolve-Projektdatei erstellt, mit der das Projekt später im Computer sehr bequem nachbearbeitet werden kann. Geniale Sache.

Supersource

Der SuperSource-Multilayer-Prozessor ist ein zusätzlicher integrierter Multilayer-fähiger VFX-Mischer und fügt zu den beiden DVE-Prozessoren vier weitere DVE-Ebenen hinzu, z. B. für Bild-im-Bild-Anzeigen von jedem beliebigen Videoeingang des ATEM Mini Extreme.

Fotostrecke: 3 Bilder Größenvergleich: Der ATEM Mini Extreme ISO ist breiter und tiefer als der ATEM Mini Pro

Viele zusätzliche Schalter auf der Oberfläche

Die schiere Größe des ATEM Mini Extreme ließen die Blackmagic Design-Entwickler nicht ungenutzt. Auf der Oberfläche befinden sich viele weitere Schalter, die auf dem kleinen Bruder keinen Platz fanden und die Bedienung des Extreme noch intuitiver machen. Beispielsweise gibt es jetzt Kamera-Kontrolle über Gain, Fokus, Black und Shut pro HDMI-Eingang, acht Transition-Presets im direkten Zugriff und sechs Macro-Schalter, so dass man sich den Klick in die Software oder das Elgato Streamdeck sparen kann, um auf Macros zuzugreifen. 
Gerade bei Produktionen, wo Standalone-Funktionalität zählt, ist dieser direkte Zugriffe Gold wert. Schließlich möchten sich Streamer auf die eigene Performance konzentrieren und nicht live an der Technik rumfummeln, egal ob sie Games zocken, Gäste interviewen oder DJ-Sets auflegen.
Zwar war ich erst einmal von der Anzahl der Schalter schier überwältigt, aber nach kurzer Eingewöhnungsphase fragte ich mich unwillkürlich, wie mir das sehr überschaubare Feature-Set des Ur-ATEM-Mini jemals ausreichen konnte.

Fotostrecke: 3 Bilder Die kleinen Taster lassen sich zielsicher bedienen

What’s not to like?

Das einzige, was mich etwas stört, ist der namensgebende „extreme“ Formfaktor. Die doppelte Anzahl an HDMI-Quellen und die Fülle an Tasten machen das Gerät nicht nur signifikant größer, sondern lassen auch schneller mal eine Fehlbedienung zu. 
Ich persönlich würde mir daher einen ATEM Mini Pro ISO MkII wünschen, der vom ATEM Mini Extreme die zusätzlichen Anschlüsse wie den zweiten USB-C und HDMI-Out und den Kopfhöreranschluss sowie Features wie mehrere Chroma-Keys und On-Board-Macro-Kontrollen erbt, aber das kompakte Format des ursprünglichen Mini mit nur vier HDMI-Inputs beibehält. Am Extreme ISO selbst fehlt mir eigentlich nur noch eine LED-Anzeige für den Audiopegel. Natürlich ist das Gerät für die sehr komfortable Nutzung mit der ATEM Control Software ausgelegt, aber im Standalone-Betrieb wären simple Aktivitäts-und-Peak-LEDs zumindest für die Mastersumme schon wertvoll. Das alles trübt jedoch nicht den hervorragenden Gesamteindruck.

Tipp

Die ATEM Mini Pro-Datei mit allen Einstellungen und Mediadaten lässt sich fast 1:1 in den ATEM Mini Extreme ISO importieren. Trotzdem solltet ihr noch mal alles kontrollieren und z. B. die ISO-Aufnahme aktivieren.
Generell solltet ihr nach JEDEM Update der ATEM Software Control oder auch nach einem Import eurer Settings aus dem ATEM Mini Pro unbedingt im Live Stream-Fenster der Switcher-Seite die Streaming Quality checken. Wenn dort kein Eintrag zu sehen ist, dann wählt einen aus. Denn egal, ob ihr streamen oder auf die optionale SSD aufnehmen wollt, wenn dort kein Eintrag zu sehen ist, erhaltet ihr nur eine sehr schlechte Klangqualität, ohne Bass und so leiernd wie aus einem zerstörten Kassettenrekorder. Klingt cool? Nein, ganz bestimmt nicht.

Fotostrecke: 2 Bilder Wichtig: Die Quality im Live-Stream-Fenster MUSS eine Qualitätsstufe anzeigen Steht dort z. B. nach einem Update nichts, funktioniert die Sound-Engine nicht richtig

Streaming Bridge

One more thing! Ein weiteres Argument für den ATEM Mini Pro bringt Blackmagic Design gerade an den Start: Die ATEM Streaming Bridge kann einen H.264-Stream von einem beliebigen ATEM Mini Pro via Netzwerk oder Internet empfangen und in SDI- und HDMI-Video zurückwandeln.
Ab sofort können wir also nicht nur zu YouTube oder Facebook streamen, sondern auch zu anderen ATEM Mini Pros. So können mehrere Livestreams zu einem Stream zusammengeführt werden. Stellt euch einen Online-Rave vor, wo jeder DJ aus seinem eigenen Wohnzimmer einen Livestream sendet, der von einem zentralen ATEM Mini Pro zu einem Stream zusammengefasst und ins Internet übertragen wird. Low-Cost-Live-Video-Kooperationen in Broadcast-Qualität werden plötzlich Realität. Schnapp-Atmung: Gerade in diesen fragilen Zeiten ist das eine kleine Sensation.

Die neue Streaming Bridge macht es möglich, den Streaming Output eines ATEM Mini Pro zu einem anderen zu senden, via Netzwerk oder auch via Internet.
Die neue Streaming Bridge macht es möglich, den Streaming Output eines ATEM Mini Pro zu einem anderen zu senden, via Netzwerk oder auch via Internet.

Wer braucht das?

Wie schon die verschiedenen Einsatzbereiche zeigen, kann fast jeder Videostreamer ein ATEM Mini in seinem Leben gebrauchen. DJs streamen ihre Sets und haben direkte Kontrolle auf die aufnehmende Kamera. Ist man offline, kann man das Set auf Flashspeicher aufnehmen, nachbearbeiten und später hochgeladen. Tutorial-Aktivisten können easy HDMI-fähige Cams mit dem Ausgang von der DAW (oder der PS4) mischen. Video-Profis nutzen den ATEM Mini Pro als kompakten Multiviewer am Videoproduktions-Set. Und selbst als luxuriösen Switcher für einen einzelnen Monitor im Musikstudio ist sich der ATEM Mini nicht zu schade.
Der Einstieg mit den vorhandenen Funktionen ist supereinfach und die Ergebnisse sofort professionell. Wer mehr will, kann tiefer eintauchen und das riesige Potential unter der Haube des kleinen Switchers entdecken.
Natürlich ist vieles, was die ATEMs können, auch mit OBS Studio oder ähnlicher Software machbar. Aber die narrensichere Hands-On-Bedienung ist gerade für DJs im Live-Mix ein echter Vorteil.
Selbst für all jene, die mit OBS streamen und über HDMI-fähige Kameras verfügen, könnte sich die Anschaffung des ATEM Mini allein als HDMI-Hub schon lohnen: Eine GoPro Hero 3 – 6, ein Zoom-Camcorder, eine HDMI-fähige Systemkamera, ein iPhone, quasi jedes HDMI-fähige Gerät kann an den ATEM Mini angeschlossen werden. Dazu gibt’s on top professionelle Videomix-Tools mit bequemer Bedienung via dedizierter Taster, einer Soundkarte mit zwei Eingängen und klarem Plug-and-Play.

Simples und doch hochqualitatives ATEM Mini Pro Streaming-Setup: Audio vom DJ-Mischpult, iPhone und Zoom Q2n als Kameras, ein LAN-Kabel zum Streamen sowie eine Sandisk-SSD als Aufnahmemedium.
Simples und doch hochqualitatives ATEM Mini Pro Streaming-Setup: Audio vom DJ-Mischpult, iPhone und Zoom Q2n als Kameras, ein LAN-Kabel zum Streamen sowie eine Sandisk-SSD als Aufnahmemedium.

Fazit

ATEM Mini Pro ist ein Traumstart in professionelles Video-Streaming-und-Mixing. Selbst blutige Anfänger (wie ich) kommen schnell damit klar und haben ihren Stream ruckzuck online oder auf der SSD-Platte. Alle Funktionen auf der Oberfläche sind superintuitiv zu nutzen und funktionieren perfekt und ohne Macken. Unter der Haube befindet sich aber noch so viel mehr geballte Video-Stream-Power, die zwar erst durch die ATEM Control Software (oder weitere externe Hardware) genutzt werden kann, aber dann ebenso zuverlässig zur Verfügung steht. Dabei sind die Ergebnisse von Anfang an einfach auf Industriestandard.
Ob für Game-Walkthroughs, Skype-Konferenzen, DAW-Tutorials oder euren nächsten DJ-Stream: Der ATEM Mini Pro funktioniert sofort out-of-the-box, liefert professionell ab und macht sich schnell unentbehrlich. Mit der Streaming Bridge schließlich wird der ATEM Mini Pro das persönliche universelle Video-Tor zur Welt: Live-Videostreams in Broadcast-Qualität aus den eigenen vier Wänden zu Internet-und-TV-Stationen am anderen Ende des Planeten werden plötzlich Realität. 
Der ATEM Mini Extreme ISO ist das perfekte Hardware-Upgrade des ATEM Mini/Pro/ISO und erfüllt alle Wünsche, die ATEM Mini-User der ersten Generation noch haben konnten und das zu einem Preis, der trotz der vielen Extra-Features nur knapp 200,- Euro höher liegt als der des bisherigen Topmodells ATEM Mini Pro ISO bei Markteinführung. Und wer es lieber kompakt mag, kann sich über signifikant gesunkene Straßenpreise für die nicht ganz so extremen ATEM Minis freuen.
Kurzum: Zum Mischen von HDMI-Quellen in professioneller Top-Qualität zum kleinen Preis gibt es aktuell nichts Vergleichbares.

PRO
  • professionelle Hardware-Videomischer
  • werden im Computer als USB-Webcam erkannt
  • professionelle Videomischer-Tools an Bord
  • hochwertiger interner digitaler Fairlight-Audiomischer
  • zwei Audioeingänge für Mikrofon- oder Line-Signale
  • sehr viele mögliche Einsatzbereiche
  • bequeme Bedienung über ATEM Control Software
  • direktes Streaming von der Hardware ohne Computer (nur ATEM Mini Pro)
  • ISO Mehrkanalaufnahme (nur ATEM Mini Pro ISO und ATEM Mini Extreme ISO)
  • sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
  • nur ATEM Mini Extreme ISO:
  • doppelte Anzahl von HDMI-Eingängen, Ausgängen, USB-Anschlüssen
  • sehr viele Schalter für maximalen Direktzugriff
  • vier Chromakeyer
CONTRA
  • keins
Blackmagic Design ATEM Mini & ATEM Mini Pro: Videomixer, auch für das Next Level DJ-Set Video Streaming eine Empfehlung
Blackmagic Design ATEM Mini & ATEM Mini Pro: Videomixer, auch für das Next Level DJ-Set Video Streaming eine Empfehlung
Technische Spezifikationen
  • ATEM Mini Pro
  • RTMP-fähig für direktes Live-Streaming via Ethernet
  • Multiview über HDMI-Ausgang mit Ansichten für vier Kameras, Vorschau und Programm sowie für den Status von Aufzeichnung, Streaming und Audio
  • ideal für Streaming, Aufzeichnung und Mixing
  • ideal für YouTube, Skype oder Geschäftspräsentationen
  • USB-Ausgang für Web-Streaming und HDMI Ausgang für Präsentationen vor Ort
  • USB-Ausgang funktioniert wie eine Webcam
  • vier skalierbare HDMI-Eingänge für Videoquellen wie Videokameras
  • Frameraten- und Formatwandler an allen vier Eingängen
  • DVE-Prozessor für Bild-in-Bild Effekte und DVE-Übergänge in vollem HD
  • Übergänge in Broadcast-Qualität einschließlich Mix, Dip-to-White und Wipe
  • zwei Stereoaudioeingänge zum Anschluss von Tisch- oder Ansteckmikrofonen
  • interner Medienspeicher für 20 RGBA-Grafiken für Titel, Eröffnungstafeln und Logos
  • umfasst einen ATEM Advanced Chroma Keyer für die Arbeit mit Green- oder Bluescreens
  • Audiomixer mit Limiter, Kompressor, Sechs-Band-Equalizer und mehr
  • Direktaufzeichnung auf USB-Flashspeicher in H.264 mit AAC-Audio
  • HD-Videonormen für die Ein- und Ausgabe bis 1080p/60
  • 4 HDMI Anschlüsse (Typ A, 10-bit-HD, umschaltbar, 2 eingebettete Audiokanäle)
  • 1 HDMI (Typ A) Videoausgang
  • 1 USB-C 3.1 Anschluss für Softwaresteuerung, Aufzeichnung, Updates und Streaming
  • Ethernet 10/100/1000 BaseT
  • 2 Audioeingänge 3,5-mm-Stereo-Miniklinke
  • inkl. Netzteiladapter
ATEM Mini Extreme ISO:
  • verfügt über alle Features des ATEM Mini Pro
  • acht HDMI-Eingänge
  • zwei HDMI-Ausgängen
  • zwei USB-C Ports
  • vier Chromakeyer
  • sechs DVE für Bild-im-Bild-Darstellungen
  • zwei Mediaplayer
  • Multiviewer mit bis zu 16 Ansichten
  • Aufzeichnung von neun separaten H.264-Videostreams (Programmvideo und acht Clean-Feeds) sowie zwei Audioquellen in Echtzeit
  • Spannungsversorgung: 1 externes 12-V-Netzteil
  • Leistungsaufnahme: 36 W
  • Maße: 370 x 136,6 x 39,6 mm
  • Gewicht: 1,235 kg
  • inkl. externem 12 V DC Netzteil mit internationalen Steckeradaptern
  • Preis: 265,– Euro (ATEM Mini)
  • Preis: 545,– Euro (ATEM Mini Pro)
  • Preis: 1219,- Euro (Blackmagic Design ATEM Mini Extreme ISO)
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Profilbild von Ben

Ben sagt:

#1 - 13.01.2021 um 15:49 Uhr

0

Hallo zusammen,ich habe ein ATEM Mini pro an meinem Win10 Rechner (i7,32GB ram) angeschlossen und wegen eines Overlays versucht, mit OBS zu streamen.
Bild war wunderbar, allerdings kam der ans Mini angeschlossene Ton - obwohl in der ATEM Control Software mit Ausschlägen angezeigt, nicht in OBS an. Am Laptop abgespielte Musik funktionierte jedoch und wurde auch in OBS angezeigt.
Nach Recherche im Netz tauchte ich tiefer in die Toneinstellungen von OBS ein. Der Audioeingang wurde als Blackmagic erkannt und angezeigt, gleich welche Einstellung (Spuren 1-6, Wechsel von 48 auf 44,1kHz) kam aber kein Ausschlag vom Mini in OBS an.
Hat jd. vielleicht einen Tipp bzw. einen Link für mich?
Danke, Benp.s.s.: Bitte keine MAC/Windows Diskussion.

    Profilbild von Mijk van Dijk

    Mijk van Dijk sagt:

    #1.1 - 14.01.2021 um 10:25 Uhr

    0

    Ich nehme mal an, dass Du den Ton vom ATEM MiniPro separat in OBS angewählt hast (Sources > Audio Input Capture).
    Dann müsste das eigentlich funktionieren.
    Alternativ könntest Du auch den Ton über eine andere Soundkarte in OBS führen.
    Und natürlich sind Overlays auch im ATEM Mini Pro möglich, leider nur eins zur Zeit. Mit der aktuellen Firmware kann das aktuelle Setup incl. Overlay mittlerweile auch in der Hardware gespeichert werden.

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