Große analoge Modular-Synthesizer der frühen 70er Jahren kompakt und bezahlbar machen: Was Moog schon selbst mit erfolgreichen Instrumenten wie dem Moog Grandmother musikerfreundlich umsetzt, hat auch Behringer zu einem nächsten Release veranlasst. Der Behringer Model 15 ist im Handel und landet natürlich bei uns im Test.
Behringer Model 15 – das Wichtigste in Kürze
- Semimodular Analogsynthesizer nach Vorbild des Moog Model 15
- Zwei VCOs mit Sync, PWM und Noise
- 24dB-Tiefpass-Filter
- Federhall-Emulation
- Arpeggiator und Step-Sequenzer
Wir treffen nicht auf ein großes edles Möbelstück, sondern auf einen Desktop-Synthesizer für wenig Geld. In jüngerer Zeit kamen beeindruckende Geräte von Behringer. Wir sprechen hier vom Behringer Pro-800 oder vom Behringer Kobol Expander. Und gerade auch der mit dem Model 15 namensverwandte Behringer Model D braucht sich vor seinem ehrwürdigen Original nicht zu verstecken. So gesehen sind die Erwartungen an das Testgerät hoch. Ob es diesmal wieder für die volle Punktzahl reicht?
Der Behringer Model 15 hat Vorbilder
Ein Moog Model 15 Modular gab es wirklich in den 70er Jahren. Es besteht aus einer Ansammlung von unterschiedlichen Modulen wie dem 921 Voltage Controlled Oscillator, dem 902 Voltage Controlled Amplifier oder dem 904A Voltage Controlled Low Pass Filter. Selbst heute hat man die Möglichkeit, ähnliche Modularsysteme als Replikat zu erwerben. Der Moog Model 10 Modular Synthesizer hat aber einen stolzen Preis von über 13.000 Euro und ist damit noch teurer als der Minimoog Model D 2022.
Solche technischen Meisterwerke haben eine gewisse Magie und so wünscht man sich aktuelle, bezahlbare Geräte, mit denen man ähnliche Klangwelten erschaffen kann. Moog begibt sich insbesondere mit dem Moog Grandmother auf die Vintage-Reise und Behringer folgt auffällig mit dem Model 15. Die Frage, ob sich der Behringer Model 15 als Moog Grandmother-Clone ohne Tastatur bewährt, stellen wir nicht. In der Praxis und im Preis geben sie sich zu unterschiedlich.
Das Model 15 als Plugin
Bevor wir uns mit dem Behringer Model 15 befassen, schauen wir nochmal kurz über den Tellerrand. Der Moog Model 15 machte vor einigen Jahren sogar bereits als iOS-App von sich reden. Im Moog Model 15 iOS App Test konnten wir unsere Begeisterung für diese App kaum zurückhalten. Für iPad-Musiker ist es jedenfalls eine günstige Chance, sich dem Modular-System virtuell zu näheren und ein bisschen etwas über das Wesen modularer Systeme zu lernen. Aber gut, die Haptik eines analogen Desktop-Synthesizers wie dem Behringer Model 15 kann diese Software wohl kaum ersetzen.
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Behringer Model 15 im Überblick
Der Behringer Model 15 ist ein monofoner Analog-Synthesizer mit zwei Oszillatoren (VCO 2 als Sub verwendbar, Hard Sync, PWM) plus Rauschgenerator (White/Pink), einem 24dB-Tiefpass-Filter (VCF) und frei disponierbarem Hochpass-Filter ohne Resonanz, einer ADSR-Hüllkurve sowie mit einem LFO mit vier Wellenformen und einem dreikanaligen Mixer.
Die wichtigen analogen Klangbausteine wie VCO, VCF und VCA mit Drone-Mode sind für einen guten Start beim Patchen fest verdrahtet. Ansonsten bietet das Patchfeld nicht weniger als 48 Ein- und Ausgänge für Modulationen. Hierfür liefert Behringer zwei kurze Patch-Kabel mit.
Ein klassischer Arpeggiator und ein Step-Sequencer mit bis zu 256 Schritten sind beim Behringer Model 15 ebenfalls vorhanden. Als interner Effekt steht eine Federhall-Emulation bereit. Mit der kostenfreien App „Synthtribe“ lassen sich globale Einstellungen treffen oder auch Firmware Updates durchführen. Zudem lässt sich der 1,76 kg leichte Behringer Model 15 ins Eurorack verfrachten. Das benötigte Kabel ist im Lieferumfang enthalten.
Behringer Model 15 ist kompakt
Klassisch präsentiert sich auch dieser Behringer-Desktop-Synthesizer. Die kompakte Hardware mit hölzernen Seitenteilen macht einen robusten Eindruck und gefällt durch eine sinnvolle farbliche Gestaltung. Häufig benutzte Module wie VCO, Mixer, LFO oder Hüllkurve findet man sofort. Das Panel bietet über 28 Drehregler und weitere Bedienelemente. Alle Patch-Punkte liegen auf der rechten Seite sehr dicht beisammen, was zwar einerseits Platz spart, bei umfangreicher Nutzung andererseits aber schnell unübersichtlich werden kann.
Wie bei Behringer üblich, bekommen wir auf dem Panel eine klassische MIDI-In-Buchse. Auf der Rückseite finden sich die Netzteil-Buchse ein Mono-Ausgang (6,3 mm Klinke), Kopfhörer-Buchse (ebenfalls 6,3 mm Klinke), ein 5-Pol-MIDI Out/Thru- und ein USB-MIDI-Port. Auf Wunsch lässt sich der MIDI-Kanal per DIP-Schalter einstellen. Der Behringer Model 15 kann in ein Standard-Eurorack-Gehäuse montiert werden.
Behringer Model 15 bietet klassische Oszillatoren und Filter
Der Behringer Model 15 bietet zwei Oszillatoren, jeweils mit Dreieck, Sägezahn, Rechteck, Pulsbreitenmodulation und unsymmetrischer Pulswelle. Als Zugabe lässt sich OSC 2 mit der gleichen Wellenform als Suboszillator einsetzen. Die Oszillator-Sektion erlaubt auch die harte Synchronisation und sorgt für einen guten klassischen Basisklang. Im Mixer liegen aber Werk die Audio-Signale von OSC 1 und OSC 2 sowie der Ausgang des Noise-Generators (weiß und rosa). Alternative Routings über die Patchbay ermöglichen auch die Regelung externer Signale.
Die Klangformung übernimmt ein Tiefpass-Filter nach dem Vorbild der Moog-Kaskade. Zur Auswahl stehen Cutoff- und Resonanz-Regler, Key Tracking (off, 1:2, 1:1) und Hüllkurven-Intensität. Das Filter des Behringer Model 15 wirkt akustisch organisch und musikalisch, eine tonal spielbare Selbstoszillation darf man aber nicht erwarten. Als Bonbon serviert Behringer einen Hochpass-Filter, das sich frei verschalten lässt und sich in vielen Situationen effektiv einbringen lässt.
LFO, Hüllkurven und weitere Parameter des Behringer Model 15
Der Behringer Model 15 bietet eine LFO-Sektion mit vier klassischen Wellenformen und drei Reglern: Pitch Mod (Vibrato), Pulse Width (Pulsbreitenmodulation) und Filter Mod (Wah). Damit lässt sich viel anfangen. Leider gibt es nur eine Hüllkurve (ADSR) für Filter und Lautstärke. Der VCA-Block kommt bei der Hüllkurve schnell zur Sache und lässt sich auch für Drones („Orgel-Hüllkurve“) einstellen. Abrunden lässt sich der Klang mit einem Federhall-Effekt. Auch diese Emulation hören wir uns im Praxisteil an.
Schließlich wollen die zahlreichen Patch-Punkte des Behringer Model 15 erforscht werden. Bevor man darüber externe Geräte mit dem Desktop-Synthesizer verbindet, kann man intern nach Herzenslust verschalten. Freilich braucht man ein bisschen Geduld, bis man ein paar Verbindungen für seine eigenen Patches herausgefunden hat. Behringer vereinfacht die Nutzung durch eine klare Einteilung (Eingänge links, Ausgänge rechts) und verschiedene Farben.
Behringer Model 15 kann arpeggieren und sequenzen
Entweder einen Arpeggiator oder einen Step-Sequenzer kann man zum Erstellen von Phrasen in beliebigen Tempi verwenden. Bei Bedarf folgen sie einer MIDI-Clock und somit dem Songtempo eines DAW-Projekts. Der Arpeggiator bricht Akkorde bis zu drei Oktaven aufwärts, abwärts oder in zufälliger Noten-Abfolge. Das zündet zwar kein großes Feuerwerk, ist aber immer wieder praktisch. Der Step-Sequenzer nimmt bis zu 256 Schritte auf. Die Noten werden über die MIDI-Tastatur eingegeben, wobei auch Pausen, Akzente und übergebundene Noten möglich sind. Immerhin sind ganze drei Speicherplätze für eigene Sequenzer-Phrasen vorhanden. Auch hier sagt man leise Dankeschön und nimmt es als Zugabe.
Behringer Model 15 im Team mit der Software Synthtribe
Typisch Behringer: Ohne die Freeware „Synthtribe“ geht es eigentlich nicht. So auch beim Behringer Model 15. Der via USB angeschlossene Synthesizer wird automatisch erkannt, sofern man Synthtribe in der aktuellen Version (V 2.8.1) benutzt. Natürlich wird man zunächst eine Firmware-Aktualisierung durchführen, was problemlos klappt. Ansonsten kümmert man sich mit Synthtribe um typische System-Einstellungen. Einstellbar sind MIDI-Kanal, Umfang des Pitchbendings, Key Priority (Low, High, Last), MIDI Clock Out, CV Range und andere typische System-Parameter.
Wie bei vergleichbaren Desktop-Synthesizern von Behringer finden wir die Funktion „Poly Chain“. Damit können bis zu 16 Units des Behringer Model 15 per MIDI verbunden und mehrstimmig gespielt werden. Zumindest in der Theorie ist das Chaining verlockend.