Mit der Veröffentlichung des DSP-Wavetable-Synthesizers Hydrasynth sorgte die junge chinesische Firma „Ashun Sound Mashines“ 2020 für großes Aufsehen in der Synthesizer-Welt. Die großzügige Ausstattung mit unter anderem drei Oszillatoren, jeweils fünf LFO’s und Hüllkurven sowie einer vierstufigen Effekt-Sektion ließ die Herzen von Sound Designern und Keyboarder*innen höherschlagen. Mittlerweile gibt es den Hydrasynth in vier verschiedenen Ausführungen. Seinerzeit hatten wir die erste Tastatur-Variante des Hydrasynth bereits ausgiebig getestet. Neben der erweiterten Deluxe-Version bietet ASM nun auch die leicht abgespeckte Explorer-Variante an, mit der wir uns hier näher beschäftigten wollen. Da sie technisch und klanglich nahezu identisch zur größeren Keyboard-Version ist, verweise ich für zusätzliche Informationen und Details auf den Test des ASM Hydrasynth Synthesizers. In diesem Artikel beschäftigen wir uns vor allem damit, inwiefern der kleine Explorer sich von seinem großen Bruder unterscheidet und welche Kompromisse oder auch Vorzüge einhergehen.
Details
Äußere Erscheinung
Mit seinem kompakten Gehäuse, den 37 Medium Size-Tasten und der aufgeräumten Bedienoberfläche erinnert der Explorer rein optisch stark an den virtuell-analogen Korg-Klassiker Microkorg. Die ähnlichen Maße (B x T x H : 554 x 247 x 58 mm) sowie das nur unwesentlich höhere Gewicht (3,46 kg) bestätigen diesen Verdacht. Obwohl es bis auf die Unterseite hauptsächlich aus Plastik gefertigt ist, wirkt das Gehäuse sehr solide und stoßfest. Die Potis fühlen sich mit ihren gummiartigen, geriffelten Außenflächen sehr griffig und präzise an, während die orangefarbene Beschriftung auf schwarzem Untergrund den modernen Charakter des Synths unterstützt.
Explorer vs. Keyboard Edition: Wo liegen die Unterschiede?
Die Gemeinsamkeiten zwischen dem kompakten Explorer und der etwa doppelt so teuren Keyboard-Version des Hydrasynth liegen erfreulicherweise deutlich über den Unterschieden. Die komplette DSP-Engine der Keyboard-Version ist auch im Explorer übernommen worden: Dazu zählen unter anderem die achtstimmige Polyphonie, die drei Wavetable-Oszillatoren sowie die jeweils fünf vielseitig zuweisbaren Hüllkurven und LFO’s. Auch die vier für den Hydrasynth charakteristischen „Mutators“, die sich beispielsweise um FM oder Pulse Width-Modulation kümmern, sind mit von der Partie. Durch die vier unabhängigen Effekt-Slots behält der Hydrasynth auch im kleineren Gewand die Oberhand in Sachen On Board-Effekte. Die wesentlichen Unterschiede zur größeren Keyboard-Version liegen durch das kleinere Gehäuse vor allem im Bereich der Tastatur sowie der Bedienung des Synthesizers.
Tastatur und Bedienung
Statt der 49 Full-Size Tasten des größeren Bruders wurde beim Explorer eine 37 Tasten umfassende Mid-Size-Tastatur verbaut. Das Besondere für eine Tastatur dieses Formats ist, dass die innovative „Polytouch“-Methode vom Geschwisterchen übernommen wurde. So kann jede Taste ein unabhängiges Aftertouch-Event senden, was gerade bei polyphonen Sounds eine riesige Klangvielfalt und Ausdrucksstärke ermöglicht. Der für gleitende Lead-Sounds so prädestinierte Ribbon-Controller hat im kompakten Explorer leider keinen Platz gefunden. Das Gleiche gilt für die Pitch/Mod-Wheels, an deren Stelle sich nun zwei Touch-Slider befinden. Die ausführliche Arpeggiator-Sektion mit dem innovativen Phrase-Modus sind 1:1 von der Keyboard-Edition in den Explorer gewandert. Im Control-Bereich der beiden Multimode-Filter fehlen die Potis zum Envelope 1- sowie für den LFO 1-Amount. Auch bei den variablen Encodern hat ASM auf vier Regler verzichtet, um die Portabilität des Explorers zu gewährleisten. Die „Main Systems“-Sektion liefert mit dem großen Poti zur Preset-Anwahl und dem kompakten Display wie gehabt eine solide Gesamt-Übersicht über die Vorgänge im Hydrasynth. Besonders freue ich mich über die Initialize- und Random-Buttons, die den Workflow erleichtern und die Kreativität fördern.
Anschlüsse
Die Full Size Keyboard-Version des Hydrasynth besitzt zusätzlich zu den rückseitigen Anschlüssen vorne links noch zwei 3,5 mm-Klinkenbuchsen samt separatem Volume-Regler für die Kopfhörer-Nutzung. Ein nettes, aber nicht unbedingt lebensnotwendiges Feature, auf welches beim Explorer problemlos verzichtet werden kann. Dafür wurde insgesamt auf die oft kritisierte Einbuchtung auf der Rückseite verzichtet, wodurch sich die Anschlüsse nun mit weniger Handverrenken erreichen lassen. Auf der Rückseite gibt es die ein oder andere Einsparung zu verbuchen. Im Bereich der MIDI-Anschlüsse musste „Thru“ weichen, was aber theoretisch über Umwege mittels USB-MIDI gelöst werden kann. Auch der Expression-Pedal-Anschluss fehlt, hier ist jetzt nur noch ein Sustainpedal anschließbar. Erfreulicherweise wurden die Anschlüsse für CV/Gate-Verbindungen übernommen, auch wenn hier auf die Inputs verzichtet wird und nur Outputs verbaut wurden. Im Hinblick auf die praktische Nutzung der Anschlüsse vermisse ich allerdings kaum etwas im Vergleich zum großen Bruder des Explorer. Im Gegenteil: Für einen Synthesizer von dieser Größe ist der ASM hier erstaunlich gut ausgestattet. Neben dem Betrieb über das mitgelieferte Netzteil ist der Hydrasynth Explorer jetzt auch per Batterie nutzbar, was ihn abermals von seinen Geschwistern abhebt.