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Ashdown ABM-C110 und ABM-C115 Test

Mit der ABM Serie, zu der auch unsere beiden Testkandidaten ABM-NEO C110 und ABM-NEO C115 gehören, kreierte der ehemalige Trace Elliott Mastermind Mark Gooday für seine britische Ampschmiede Ashdown wahre Klassiker. Sound, Features und Design der Ashdown Bass Magnifier Amps, kurz ABM, erhielten bei der Markteinführung in den späten 90ern sehr viel Lob und Anerkennung. Paul McCartney, Nate Mendel (Foo Fighters) oder Adam Clayton (U2) zählen zu den vielen namhaften Usern, die diese Amps live und im Studio zur Verewigung ihrer Basslinien verwenden. Auch Comboverstärker zählten einst zum Produktlineup der ABM-Serie, verschwanden dann aber aus dem Katalog. 2013 verkündete Ashdown dann auf der NAMM-Show die Wiederkehr der ABM-Combos in einer überarbeiteten, leichteren, aber leistungsfähigeren Version. 

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Diese sollte Neodymlautsprecher und Class D Endstufen mit all den beliebten Features der klassischen ABM-Vorstufe kombinieren und  im United Kingdom hergestellt werden und nicht etwa in Fernost. Seit Kurzem sind sie nun lieferbar und auch in Deutschland erhältlich. Im Angebot sind drei 400 Watt Comboverstärker in den Versionen 1×10“, 2×10“ und 1×15“ sowie ebenfalls erhältliche Erweiterungsboxen mit den Lautsprecherkombinationen 4×8“, 2×10“ und 1×15“. Für unseren Test erhielten wir die ABM NEO Combo Versionen C110 und C115 zum Vergleich.

Details

Die beiden hier vorgestellten Ashdown ABM NEO Combos kann man unter der Rubrik Basscomboverstärker der professionellen Bühnenklasse einstufen. Die Ausstattung und damit auch die Preisklasse gehen also weit über die Kategorie „Übungsamp“ hinaus. Herstellerseitig werden sie als Leichtgewicht-Combos deklariert. Sie sind sehr solide gebaut und trotz Bestückung mit Neodymlautsprechern des italienischen Herstellers „Sica“ und gewichtssparender Class-D Endstufe mit Schaltnetzteil wiegen sie aufgrund ihrer robusten Gehäuse aus 15 mm lettischem Birkensperrholz, Metallfrontgitter und auf zwei Höheneinheiten verteilten Vorstufenkomponenten immer noch einiges – runde 25 kg sind es beim C115, knapp 19 kg beim C110. Das macht sie nicht unbedingt zu Mitgliedern der Fliegengewichtsfraktion, allerdings sind sie in ihrer Leistungsklasse wiederum leichter als einige Mitbewerber und dabei durchaus immer noch kompakt. Die Abmessungen des ABM NEO C110 belaufen sich auf 500 x 465 x 335 mm, die des C115 auf 630 x 465 x 330 mm. Die mit schwarzem Kunstleder überzogenen Combos sind mit ebenfalls schwarzen Metallecken versehen. Der Gehäuseüberzug wirkt haptisch etwas dünn, also ohne jegliche Polsterungseigenschaften, wie es dickeres Material mit sich bringen würde. Dadurch scheinen die Combos entlang der Kanten etwas fragil, bzw. stoßempfindlich. Trotzdem sind die Gehäuse sehr gut verarbeitet, keine Fugen sind sichtbar. Das heißt, der Schall tritt nur dort aus, wo es auch gewollt ist. Hinter dem Metallgitter an der Front findet sich, neben einem nicht regelbaren Ashdown-Hochtöner, beim C110 ein 10“ Neodymlautsprecher beziehungsweise ein 15“ Neodymlautsprecher beim C115. Beide entstammen der Fertigung des italienischen Lautsprecherherstellers „Sica“, der sich 1996 einen Namen durch die Wiederbelebung der berühmten Marke Jensen machte, deren Lautsprecher man nach mehreren Jahren Research detailgetreu nachbaute. Aufgrund der kleineren Abmessungen befindet sich am C110 ein Ledertragegriff (Koffergriff) auf der oberen Gehäusemitte, während der etwas größere C115 mit zwei seitlichen Muldengriffen ausgestattet ist. Letzterer lässt sich etwas bequemer transportieren, wenn man ihn an den Schalengriffen packt und beidhändig trägt. Mit seinem Einzelgriff an der Oberseite gestaltet sich die Fortbewegung mit dem C110 nur bedingt komfortabel, denn der Combo ist fast würfelförmig, weswegen er zwangsläufig gegen das Bein drückt, an dessen Seite der Amp gehalten wird. Für kleine Distanzen ist das kein Problem. Für größere Distanzen oder Treppentransporte muss man sich schon etwas mehr anstrengen, kommt aber noch ohne Fremdhilfe oder Rollwagen zurecht, was ich an einem Comboverstärker grundsätzlich sehr schätze.

Fotostrecke: 3 Bilder Beide Combos sind aus lettischem Birkensperrholz hergestellt. Der ABM C110…

Optisch ist das opulent am Frontgitter angebrachte Ashdown-Logo eine wahre Wonne, das ursprünglich durch das Kofferraumemblem eines der schönsten Sportwagen aller Zeiten inspiriert war, einem Austin Healey 3000. Dazu passend ist die Farbe der ABM EVO III Vorstufenblende ebenfalls diesem Sportwagenmodell entliehen, nämlich Austin Healey Ice Blue Metallic. So zieht sich ein Hauch Nostalgie durch das Ashdown ABM-Design. Insbesondere ein spezielles Detail lässt die Herzen des einen oder anderen höher schlagen, der sich nicht so recht mit LED-Anzeigen anfreunden möchte: Das beleuchtete VU-Meter des Vorstufeneingangs, ein weiteres Markenzeichen von Ashdown. Zeitzeugen der prädigitalen Ära werden beim Anblick des VU-Meters vermutlich eine wohlige Vertrautheit empfinden, weil sie sich an Tonbandgeräte und analoge Mischpulte erinnert fühlen, während die postanalogen Emporkömmlinge darin eher ein sympathisches, vielleicht sogar nützliches Gimmick sehen mögen. Natürlich ist das VU-Meter zweckgebunden und dient als optische Anzeige zum Einpegeln der Eingangsempfindlichkeit. Dabei darf man den Zeiger auch durchaus in den roten Bereich treiben, ohne sich Sorgen machen zu müssen, denn die Vorstufe, zu deren Features wir nun kommen, verhält sich durchaus gutmütig gegenüber hohen Eingangspegeln. Bei passiven Bässen muss der Gain des Inputreglers sogar relativ weit hochgezogen werden, damit sich das VU-Meter in Bewegung setzt, ohne dass ich dabei eine nennenswerte Zunahme an Rauschen feststellen kann. Die komplette Verstärkereinheit ist in allen ABM NEO Combos identisch, sowohl die EVO III Vorstufe als auch die Class D Endstufe.  

Fotostrecke: 3 Bilder Das Design des Emblems orientiert sich an der Sportwagenlegende Austin Healey.

Die ABM EVO III Vorstufe bietet viele Features, die allesamt frontseitig zu bedienen sind: Links vom VU-Meter liegt über der Eingangsklinkenbuchse der Eingangslautstärkeregler. Ein Druckschalter eröffnet die Option einer Absenkung der Eingangsempfindlichkeit für aktive Bässe. Direkt darüber befindet sich ein Schalter, mit dem sich das Eingangssignal mit einer fest vorgegebenen „Shape“ EQ-Kurve modifizieren lässt. Dahinter verbirgt sich eine Mittenabsenkung mit zeitgleicher Bass- und Höhenanhebung, wie sie gerne für Slapsounds verwendet wird, aber auch für andere Anwendungen sinnvoll und hilfreich ist. Mittlerweile sind solche Preshape EQ-Schaltungen schon als Standard in Vorstufen anzusehen. Etwas gewöhnungsbedürftig finde ich dabei, dass die Einstellung Flat durch Drücken des Schalters aktiviert wird, während die Shape-Funktion aktiv ist, wenn der Schalter nicht gedrückt ist. Normalerweise wird durch das Hereindrücken eines Schalters etwas „aktiviert“ und nicht „de-aktiviert“. Da alle anderen Schalter der Vorstufe sich normal verhalten, liegt die Vermutung nahe, dass Ashdown davon ausgeht, dass man die Shape-Funktion als Standardsetting wählt und die Flat-Einstellung eher als Ausnahme. Wie auch immer, es ist nichts, was die Funktionalität oder den Komfort der Vorstufe in Frage stellt.

EQ, Compression und Subharmonics (hier beim C110).
EQ, Compression und Subharmonics (hier beim C110).

Die mittlere Sektion der EVO III Vorstufe unserer ABM NEO Combos bildet die Klangforschungszentrale. In der oberen Zeile finden wir einen klassischen Dreiband-EQ mit den Frequenzbändern Bass (60 Hz), Mitten (660 Hz) und Höhen (5 kHz), jeweils bis zu 20 dB absenk- oder anhebbar. Diese drei Frequenzbereiche werden über reguläre Drehpotis bedient. Die Klangregelung verfügt jedoch noch über vier zusätzliche Schieberegler (Slider) zur Feinabstufung weiterer Frequenzbänder (+/- 15 dB): 180 Hz, 340 Hz, 1,3 kHz und 2,6 kHz. Optisch sind die Schieberegler für 180 und 340 Hz zwischen dem Bass- und Mittenpoti angesiedelt, während die Schieberegler für 1,3 und 2,6 kHz zwischen dem Mitten- und dem Höhenpoti sitzen. Insgesamt ergeben sich also sieben Frequenzregelbereiche um die Centerfrequenzen 60, 180, 340, 660, 1300, 2600, 5000 Hz. Der EQ wird mittels Druckschalter oder optionalem Fußschalter an- und ausgeschaltet. Natürlich hätte man auch für alle Regler entweder ausschließlich konventionelle Potis oder Schieberegler verwenden können, aber genau die Mischung der beiden Varianten kreiert die optische Übersichtlichkeit und – zumindest gilt das für mich – auch einfach ein Element der Besonderheit für Liebhaber unkonventionellen Designs. Das Auge hört mit, sozusagen.

In der unteren Zeile, unterhalb der EQ Sektion, befinden sich nebeneinander angeordnet die Schalter und Regler der Zusatzfunktionen:
1) Valve-Drive: Mit dieser Funktion wird eine 12AX7 Vorstufenröhre in den Signalweg geschaltet, deren Sättigung mittels des Drive Regler stufenlos von „clear“ bis „grind“ justiert werden kann. Dieser Regler dient laut Ashdown nicht dazu, drastische Overdrivesounds zu generieren, sondern den Sound subtil mit Wärme und dezenter Zerrung anzureichern. Intensität und Wirkungsgrad der Röhre sind zusätzlich abhängig von der Stellung des Eingangslautstärkereglers, verzerrte Sounds sind dennoch durchaus zu erzielen. Die Drive-Funktion ist optional schaltbar per Fußschalter.
2) Compression: Der zuschaltbare und regulierbare 2-Band Kompressor regelt laut Ashdown das Kompressionsverhalten zwischen oberen und unteren Frequenzen mit unterschiedlichen Attackzeiten, um die Wirkungsweise zu optimieren. Auch der Kompressor lässt sich via Fußschalter bedienen.
3) Sub-Harmonics: Hinter dieser Schaltung verbirgt sich ein Oktaver, also ein Effekt, bei dem der Originalfrequenz eine weitere, eine Oktave tiefer liegende hinzuaddiert wird. Die Lautstärke dieser parallelen Suboktave wird über den Sub-Harmonics Regler justiert. Auch diese Funktion ist via Fußschalter abrufbar.

Rechts neben der EQ-Sektion sitzt der frontseitig montierte XLR DI-Ausgang, wahlweise schaltbar pre/post EQ. Unterhalb des DI pre/post Schalters findet man den Schalter für die Mute-Funktion, also zum Stummschalten der Vorstufe. Ist der Schalter „Mute“ aktiv, wird dies durch die einzige vorhandene LED in sehr hell scheinendem Blau angezeigt. Es empfiehlt sich, das XLR-Kabel vom DI-Ausgang über den Combo zur Rückseite zu führen, denn sonst hängt es sichtblockierend genau vor dem Muteschalter und der LED. Zuletzt finden wir rechts den Master-Lautstärkeregler, einen 6,3 mm „Tuner“-Klinkenausgang für den Anschluss eines externen Stimmgerätes und schließlich einen weiteren 6,3 mm Klinken Line-Ausgang zur Speisung externer Signalempfänger oder den Chainbetrieb mit einem weiteren Verstärker.

Für verschiedene Studio- und Bühnensituationen sehr praktisch: DI-, Line- und Tuner-Out liegen bei beiden Combos auf der Frontplatte.
Für verschiedene Studio- und Bühnensituationen sehr praktisch: DI-, Line- und Tuner-Out liegen bei beiden Combos auf der Frontplatte.

Auf der Rückseite positioniert ist der Netzschalter, der das 400 Watt starke Class-D Aggregat in den Betriebsmodus versetzt, daneben die mit Sicherung versehene Netzkabelbuchse und zwei Speakon/Klinke-Kombiausgänge, wobei einer davon mit dem internen Lautsprecher verbunden ist. Ein weiterer Lautsprecher kann optional an die zweite Buchse angeschlossen werden. Diese Erweiterungsbox sollte mindestens 8 Ohm Widerstand besitzen, um die optimale Leistung in Kombination mit dem internen 8 Ohm Lautsprecher zu erreichen, denn die volle Wattleistung erzielt die Endstufe an 4 Ohm. Etwas irritierend ist die Leistungsangabe auf den Rückseiten beider Combos, die mit 500 Watt RMS und 1000 Watt Peak beziffert wird, während die Spezifikationen in der Bedienungsanleitung hingegen 400 Watt an 4 Ohm nennen. Auch nach Rückfrage bei Ashdown erhielt ich hierzu keinerlei Informationen. Meine Vermutung ist, dass hier eventuell fertig beschriftete Chassis von ABM 500 Topteilen verwendet worden sein könnten und später ausgelieferte Modelle korrekt beschriftet sein werden. Zum Zeitpunkt dieses Test befand sich die Firma Ashdown in England mitten im Umzug.

Fotostrecke: 4 Bilder Der kleinere der beiden in der Rückansicht.

Weitere vier 6,3mm Klinkenanschlüsse auf der Rückseite sind:
Footswitch: zum Anschluss des optional erhältlichen Ashdown-Fußschalters, der dann die Funktionen „Sub-Harmonics“, „Drive“, „EQ“ und „Compressor“ schaltet.
Line In: zum Einspeisen externer Klangquellen, bzw. Chainverbindung mit einer externen Vorstufe
FX Send: der Send-Ausgang des seriellen Effektweges
FX Return: Der Return-Eingang des seriellen Effektweges.
Der Effektweg ist rein seriell ausgelegt und nicht regelbar, wie das bei seriellen Einschleifwegen üblich ist. Zuletzt befindet sich ein relativ geräuscharmer Lüfter an Bord, der die Kühlung über die Rückseite des Combos vollzieht.

Kommentieren
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Frank sagt:

#1 - 04.11.2014 um 15:42 Uhr

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Der regelbare Octaver des Ashdown ist entgegen der Mutmassung des Testers kein Alleinstellungsmerkmal, er findet sich auch beispielsweise am "Behringer BXR1800H", und nicht nur dort.

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Oliver (Bonedo - Red. Bass) sagt:

#2 - 05.11.2014 um 01:22 Uhr

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Lieber Frank,mea culpaDu hast natürlich recht, es ist kein Alleinstellungsmerkmal. Vielmehr sollte es heißen, dass Ashdown der einzige Hersteller ist, bei dem der Oktaver serienmäßig in nahezu allen Verstärkern, bzw. Vorstufen (zumindest den größeren) als Standardfeature installiert ist. Ausnahme bilden vor allem Verstärker anderer Hersteller auf Modelingbasis, die neben dem Oktaver auch noch viele weitere Effekte serienmäßig enthalten. Bei konventionellen Verstärkern auf analoger Basis ist ein vorinstallierter Oktaver wohl eher die Ausnahme als die Regel. Ashdown hat dieses Feature zu einem traditionellen Design-Trademark werden lassen, wie auch die Verwendung des VU Meters.mit herzlichen GrüßenOliver Poschmann (Bonedo - Red. Bass)

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Sven sagt:

#3 - 10.11.2014 um 05:20 Uhr

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Ja, die guten Behinger Amps, bekannt für ihre Innovationen ;-DIch bin ein großer Fan von Ashdowns ABM Sound aber die Combos sagen mir irgendwie gar nicht zu. Preislich finde ich sie auch extrem hoch angesetzt, ich vermute mal die schieben in England nur ein in China gebautes ABM Top in die Holzkiste und bauen den/die Speaker ein. Inwiefern das jetzt "Made by UK custom shop" ist, sei dahin gestellt. Wenn die sich damit mal nicht ins Bein geschossen haben...

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Andy Franke sagt:

#4 - 02.08.2017 um 17:42 Uhr

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Ich find es total klasse, dass endlich mal ein Soundbeispiel dabei ist, wo der Bass mit einem Fick gespielt wurde. :-)

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