Arturia Spark LE Test

Dass Arturia nicht nur gut klingende Synthesizer-Emulationen herstellt, sondern auch in Sachen Trommelmaschinen Studio und Stage rocken kann, sollte seit dem „hybriden“ Beat-Production-Center Spark aus dem Jahr 2011 klar sein. Und genau wie Native Instruments Maschine seinerzeit, bekommt nun also auch die Spark-Serie Familienzuwachs in Form eines kleineren, portableren Modells, getauft auf den Namen Spark LE – oder zu Deutsch: „Fünkchen“. Herzstück des Gespanns ist die Spark-Software mit ihrem Pattern/Step-Sequencer, Studio und Mixer sowie den zahlreichen Tools zur Klangmanipulation. An der Hardware finden sich ein 16-tastiger 64-Step-Sequenzer mit Lauflichtprogrammierung, acht anschlagdynamische Pads, ein XY-Touchpad für Live-Effekte und einige weitere Performance-Tools ein.

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Spark läuft als eigenständiges Programm (stand alone) oder als Plug-In in einer Host-Software. Die mitgelieferte Sound-Bibliothek umfasst über 100 Kits mit insgesamt 1620 Instrumenten, darunter „True-Analoge“ Vintage-Drum-Emulationen, die das Spielen von und Experimentieren mit Klassiker-Sounds, unter anderem der legendären Roland TR-Serie (909, 808, 707, etc.) erlauben. Oder akustische Sets, die sich der Physical Modeling – Technik und Samples bedienen. Die Sounds der Electronic-Kits fokussieren Genres wie House, Techno, Hip-Hop, Dubstep und Bigbeat, sind aber auch für Latin, Disco, Industrial oder Pop & Rock einzusetzen. Die mitgelieferte Bibliothek lässt sich bei Bedarf um kostenlose und kostenpflichtige Soundpacks erweitern.  
249 Euro ruft der Hersteller für die „Taschenausgabe“ seiner Drum Maschine auf, was knapp die Hälfte des Vorgängers (zur Zeit des Release-Datums) bedeutet und knapp ein Drittel weniger beträgt, als NI für seine Mikro-Maschine verlangt. Eine Kampfansage mit Zugeständnissen an den Funktionsumfang? – Nun, zumindest die Software unterliegt keinerlei Einschränkungen, Kompromisse gilt es allerdings bei der Hardware-Ausstattung zu machen, wie wir im Folgenden noch sehen werden. Kann Arturia mit dem Spark LE der Konkurrenz das Wasser abgraben und neue Anhänger für das Spark-Konzept rekrutieren? – Wir sind gespannt…

Details

Keine Frage, was die visuelle Präsenz der Trommelflunder angeht, unterscheidet sich diese vom Gros der angebotenen Drumpads Marke AKAI und Korg oder von Tools wie Maschine Micro (okay, die gibt’s jetzt auch in Weiß). Statt dem sonst vorherrschenden schwarzgrau, erweckt das eierschalenfarbene Finish echte Panton-Assoziationen bei mir, hebt sich in der Studioumgebung ab und gefällt mir mit seinen silbergrauen und blauen Modulen noch einen Ticken besser, als die leicht gelblichen Geschwister Spark (Test hier) oder das 61er-Laboratory-Keyboard (Test hier).
Fakt ist, dass das Case gerade mal 885 x 175 x 18 Millimeter misst, das Teil laut meiner Elektrowaage 785 Gramm wiegt und so einen deutlichen Fokus auf mobile Produzenten und Performer mit wenig Platz im Gepäck oder Studio setzt. Mensch, Ist es wirklich so leicht? Es vermittelt mit seinem stabilen Bodenblech und der kompakten Größe irgendwie mehr „Gewicht“ und eine Stage-taugliche Robustheit, wenn man es in der Hand hält. Die Kombination aus Kunststoff und Metall ist grundsolide verarbeitet und biegt auch bei großer Belastung nicht durch – da ist die innen liegende Platine gut aufgehoben. Ferner steht das Gerät rutschsicher auf vier großen Gummifüßen. Wer zu impulsiveren Performances neigt, braucht sich wahrlich keine Sorgen zu machen. Das Geschwistermodell ist da um einiges rutschiger – vor allem, wenn man wie ich, nach wenigen Wochen bereits die winzigen Füße verloren hat.
Ungenauigkeiten bei der Fertigung kann ich an der Hardware nicht ausmachen. Die milchtrüben Kunststofftaster haben ihren jeweiligen Funktionen entsprechende Größen, verkanten nicht in den Gehäuseaussparungen und ragen in gleicher Höhe aus diesen hinaus. Die neuerdings gummierten und kürzeren Poti-Kappen sind nun griffiger geraten und sitzen durchweg auf Metallstiften anstatt auf Plastik. Schön!
Wo wir schon mal beim Vergleich sind, erlaube ich mir noch einige weitere Unterschiede zum großen Bruder festzustellen. Hier fällt bei der visuellen Inspektion des Backpanels zunächst auf, dass die beiden Standard-MIDI-I/Os wegrationalisiert wurden, was schade ist, sollte man den Spark LE im MIDI-Controller-Modus als Steuereinheit für externe MIDI-Hardware einsetzen wollen, denn damit sieht´s dann mau aus. Statt der USB-Buchse TYP-B kommt nun eine seitlich angebrachte Minivariante zum Vorschein, über die der Spark auch mit Strom befeuert wird. Praktisch, wenn der Stellplatz nach hinten heraus wieder einmal knapp bemessen ist. Netzteilbuchse und Powerswitch segneten demzufolge das Zeitliche. Ein klares Votum für den mobilen Einsatz.

Fotostrecke: 6 Bilder Schicker, flacher, billiger: Der Spark LE stellt sich vor.

Hier lohnt es sich anzumerken, dass die Software auch ohne Controller läuft. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil, wenn man in der Bahn, im Flieger oder auf der Couch ein bisschen skizzieren oder programmieren möchte. By the way: Wie steht’s denn eigentlich um eine iOS-App, liebe Arturias? Ich würde sie sehr begrüßen – wenn der Datenaustausch von Projekten zur Vollversion gegeben wäre.
Ein Blatt an den Lorbeerkranz heften möchte ich auch aufgrund der im Lieferumfang enthaltenen, gut gepolsterten Transporttasche aus Neopren, die den Probanden auf Reisen vor äußeren Schadeinwirkungen schützt. Fast bin ich aber geneigt, besagtes Blatt wieder abzureißen und in den Mörser zu werfen, denn das dreisprachige Benutzer-Handbuch (EN, FR, JAP) sollte man wohl eher als Quickstart-Manual verstehen, weil es Installation und erste Inbetriebnahme abdeckelt, weniger jedoch Funktionen oder Arbeitsabläufe detailliert dokumentiert. Eine deutsche Übersetzung ist auch nach zwei Jahren Spark nicht erhältlich und wird daher wahrscheinlich auch zukünftig wohl nicht erscheinen. Allerdings ist die vorliegende Hardware-Software-Kombination kein Buch mit sieben Siegeln – vor allem dann nicht, wenn der potenzielle Käufer zuvor schon einmal mit einer Drum Maschine gearbeitet hat. Und falls nicht, sollten die Momente, in denen sich eine Horde Fragezeichen daran macht, einem die Sicht vor dem geistigen Auge zu vernebeln, rar gesät sein: Der Workflow ist einfach, intuitiv und „straight forward“. Aber eins nach dem anderen.

Spark LE mit seinem Gefolge, zu dem auch eine praktische (und stylische) Tasche gehört.
Spark LE mit seinem Gefolge, zu dem auch eine praktische (und stylische) Tasche gehört.

Bei der ersten Begutachtung fällt mir auf, dass sich Arturia beim Redesign offensichtlich nicht nur aufs Abspecken für den mobilen Einsatz konzentriert, sondern sich zudem einige Gedanken um die Bedienergonomie gemacht hat, denn der Step-Sequencer liegt nun unten – berühmte analoge und virtuelle Vorbilder lassen grüßen. Anstelle des bedauerlicherweise nicht mehr vorhandenen Displays kommt nun dem FX-Pad  (neuerdings mit optischer Unterteilung in vier Bereiche) der Platz in der Mitte zu. Die Loop-Sektion ist in den Süden gewandert und die ehemals zentrale Poti-Riege für den Mixer wird hier über die Instruments-Buttons in Kombination mit dem Pad gesteuert. Das ist nicht so taktil, wie mit den Drehreglern beim Top-Modell, dafür kann ich über das Pad dann zwei Parameter mit einem Finger manipulieren – nur nicht wahlfrei, da die Kenngrößen Filter-Cutoff & -Resonanz fest mit dem Filterknopf einhergehen, und die Sends – genau wie Volume und Pan – aneinander gekoppelt sind.
Gerade beende ich diese Zeilen, da erreicht mich auch schon das Update Version 1.6.1, mit dem Arturia den Latch-Modus für das Instrument FX-Pad einführt, woraufhin sich die Instrumentenparameter des FX-Pads über die Drehregler P1 und P2 steuern lassen, also Volume/Pan, Cutoff/Resonanz, Aux1/Aux2 – aber auch in diesem Fall nicht wahlfrei untereinander kombinierbar. Die Regler für die Instrumentenparameter P1-P3 sitzen im Übrigen an der südöstlichen Außenflanke: Geblieben ist einer von acht Slots, was einen Kanal-übergreifenden Direktzugriff auf mehrere Parameter limitiert. Umschalten ist angesagt. Und Zweitbelegungen per „Select“. Doch ich will dem Praxisteil an dieser Stelle nicht zu weit vorgreifen und komme erst mal auf die seit der Erstausgabe erstaunlicherweise bereits auf das Vierfache angewachsene Library zu sprechen.

Sounds zum Ersten

Spark nutzt drei unterschiedliche Synthesizer-Engines. Basierend auf Arturias TAE-Technologie (True Analog Emulation) umfasst die virtuelle Analogsynthese hauptsächlich Vintage-Drums mit analogen Attributen. Die Physical Modeling Engine spezialisiert sich auf akustische Drums, experimentelle Sounds und Effekte. In dieser Kategorie sind auch Kombinationen aus virtuell-analoger Synthese und Physical Modeling, Modeling und Sampling oder Modeling, Sampling und virtuell-analoger Klangerzeugung zu finden. Ferner enthält der Kandidat eine Auswahl an Sampling-Instrumenten, die zum Teil mit virtuell-analogen Parametern ausgestattet sind und einen kleinen Sample-Editor mit sechsfachen Sample-Layern enthalten, welche über die Anschlagstärke getriggert werden. Die Samples liegen klanglich auf hohem Niveau und entstanden in Kooperation mit zum Beispiel Überschall, Sonic Reality, Ultimate Soundbank und Modernbeats. Mittlerweile kommt das System auf 110 Kits mit 1620 Einzelsounds. Für meinen persönlichen Geschmack dürften die Kits und Patterns indes ruhig abwechslungsreicher und inspirierender gestaltet sein. Aber das muss ja nicht auf jeden zutreffen. Hier mal einige Auszüge:

Audio Samples
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Race2Break Just Dope Brazilian Fuzzy Resistance Miami Club Lemon Silk Engage Red Planet French Toasts Voltage Gasp

Praxis

Systemvoraussetzungen und Installation

Die CD mit dem 930 MB großen Installer (1.6) ist löblicherweise beigefügt, doch da es auf der Website des Herstellers bereits eine Fassung 1.6.1 gibt, beschließe ich kurzerhand, die ohnehin benötigte, neue Version herunterzuladen und aufzuspielen. Spark läuft als eigenständiges Programm oder als Plug-In im Host. Unterstützte Schnittstellen sind VST, Audio Unit und RTAS. Hinweise zur Einrichtung in Cubase/ Nuendo, Pro Tools, Digital Performer, Ableton und Logic finden sich im Handbuch. Sowohl beim Gebrauch als PlugIn wie auch „stand alone“ lassen sich die Kanäle separat ausgeben. Damit die Session reibungslos abläuft, empfiehlt der Hersteller einen PC oder Intel-Mac mit zwei Gigahertz Taktfrequenz, zwei Gigabyte Arbeitsspeicher und ebenfalls zwei Gigabyte freien Festplatten-Speicherplatz. Da Spark LE wie erwähnt mit der 1.6 ins Rennen geschickt wurde, verweise ich Besitzer der Spark „creative drum maschine (nachstehend „CDM“ genannt), falls sie sich schon länger kein Update mehr gezogen haben, auf die Website von Arturia, wo es hinreichend Dokumentation über die Neuerungen der letzten drei Updates von 1.4 bis 1.6 gibt. Für Spark LE-Käufer sicherlich eher interessant ist, was sie neben einigen Bugfixes eingespielt bekommen – und das ist ein Accent-Button im grafischen Benutzerinterface, der meiner Meinung nach auch sicherlich noch neben dem Divider an der Hardware hätte Platz finden können, zumal er ja kein „Unbekannter“ ist, respektive in der Sequenzer-Sektion der CDM zu finden ist. Weiterhin implementiert Arturia den bereits zuvor erwähnten Latch-Mode.

Software Spark LE

Die Software ist in drei Teilbereiche untergliedert. Beim ersten Aufruf ist nur das Spark LE-Fenster zu sehen, Sequenzer (Top-Panel) und Studio (Bottom-Panel) werden mit den Pfeiltasten ausgefahren. „Preferences“ ruft das softwareseitige Konfigurationsfenster auf den Plan. In der Toolbar sitzt die CPU-Auslastungsanzeige, ein Output-Pegelmeter, das Metronom und das obligatorische Dateimenü zum Laden und Abspeichern von Projekten.

Fotostrecke: 2 Bilder Installationsroutine der Spark Software

Das Hauptfenster ist, mal abgesehen vom frisch hinzugekommenen Accent-Button und dem Info-Display links oben, eine 1:1-Abbildung des Controllers. Sämtliche Aktionen, die ich an der Hardware auslöse, werden mir umgehend in der grafischen Benutzeroberfläche aufbereitet. Dieses Status-Feedback erfolgt ebenfalls in umgekehrter Reihenfolge, wenn ich etwas mit der Maus befehle. Einige Bedienelemente reagieren auf Rechtsklicks – so etwa, die Drehregler, mit denen sich die Automation der Spur allgemein ein- und ausschalten oder Automationsdaten aufrufen und editieren lassen. Am „Mov“e-Regler stelle ich beispielsweise ein, ob immer um einen Schritt geschoben oder lieber in Loop-Länge versetzt wird. Die „Instrument“-Buttons eröffnen über den Rechtsklick zum Beispiel das Einschalten der Latch-Funktion. Im Grunde sind dies meist die Funktionen, die ich an der Hardware über die Taste „Select“ erreiche. Wer möchte, kann auch auf das komplexere CDM-Layout umschalten.

Das Pattern Tab der Spark-Software mit seinem Step-Sequencer
Das Pattern Tab der Spark-Software mit seinem Step-Sequencer

Der Pattern/Song-Sequenzer läuft standardmäßig im Vierviertel-Takt mit 1/16 Auflösung, einer Taktlänge und 16 Steps. Der maximale Umfang pro Pattern beträgt 64 Schritte, die auf vier Seiten verteilt sind. Für die Walzerfreunde unter den Lesern sei hier angemerkt, dass auch ungerade Taktarten möglich sind. Events erstelle ich, indem ich sie live über den Recorder oder Step-Sequenzer einspiele, respektive per Mausklick, sollte der Controller gerade einmal nicht verfügbar sein. Im Automationsfenster („+“) editiere ich live geschraubte Instrumenten-Parameter. Aufgrund mangelnder Skalier-Funktionen oder der Option, ein Panel abzudocken und in der Größe frei zu positionieren, sind immer nur acht Instrumente oder eine Page sichtbar. Schalte ich an der Hardware auf CH.9-16, passt sich die Software-Oberfläche automatisch an.

Das Arrangement umfasst maximal 64 Pattern
Das Arrangement umfasst maximal 64 Pattern

Im Song-Tab arrangiere ich meine Patterns zu einem Song. Generelle Informationen, wie Titel, Länge, Tempo und Cover, sind in der rechten oberen Hälfte zu finden. Die Auswahl aus dem eigentümlichen Pattern/Bank-Kreis orientiert sich am großen Bruder und geht ganz simpel per Drag & Drop. Im Arrangement stehen mir Funktionen zum Duplizieren, Löschen, Ersetzen und Insertieren bereit. Nach 64 Patterns ist die maximale Länge des Songs erreicht. Beim Song-Aufbau stört mich, dass ich keine Shortcuts über meine Mac-Tastatur nutzen kann, denn die Schaltflächen sehen immerhin verdächtig nach Keyboard-Tasten aus. Da ein Song aus 64 Patterns mit jeweils maximal 64 Schritten bestehen kann , sind summa summarum bis zu 4096 Schritte pro Titel möglich. Im Song-Modus werden die Patterns linear abgespielt. Also so, wie sie im Song-Fenster arrangiert wurden. Nur dort können sie auch editiert werden. Das Live-Recording einer Abfolge von Patterns zu einem Song, bei dem der Spark speichert, wie oft und wann ein Pattern gelaufen ist und welches als Nächstes abgespielt wurde, ist nicht möglich.
Rechts springt mir der Preferences-Tab für das Konfigurationsmenü ins Auge, über den ich Zugriff auf diverse Einstellungen bezüglich des Sequenzers, File-Handlings, Jogdials, Controllers und des Imports/Exports habe. Beispielsweise kann ich hier eine grundlegende Velocity für die Pads festlegen, die Quantisierung bei der Live-Aufnahme aktivieren, den Zeitpunkt eines Pattern-Wechsels vorgeben oder bestimmen, ob ich ein MIDI-,  Wav- oder MIDI-File per Drag’n’Drop exportiere.

Voreinstellungsmenü
Voreinstellungsmenü

Mixer

Der Mixer verfügt über sechzehn automatisierbare Spuren, zwei Returns und den Masterbus. Jeder der sechzehn Hauptkanäle wartet mit Solo- und Mute-Schaltern (aktuelle Mutes und Solos lassen sich gemeinschaftlich (de-) aktivieren), Aux- und Panoramareglern auf. Ein EQ ist als Insert-Effekt einzubringen –  zwei pro Channel sind angedacht. Zur Auswahl stehen 12 Bread´n´Butter-FX, die mit mehr oder weniger umfangreichen Presets ausgestattet sind: Crush, Chorus, Comp, Delay, Dist, EQ, Flanger, Destroy, Phaser, SPPan, SubGe und Limiter. Über die Select-Taste kann ich durch Drehen der Parameterregler P1-P3 auch die Mixer- und die Effekt-Kenngrößen auf die Regler P1-P3 legen. Für die Return-Spuren gibt es acht Effekte, für den Master elf. Der Mixer ist „straight forward“ in der Handhabung. Die Effekte klingen standesgemäß, da habe ich nichts dran auszusetzen. Eventuell ließe sich bemängeln, dass Spark keine VST-FX einbindet, wie es bei Maschine der Fall ist. Außerdem wäre es schön, wenn man in Zukunft nicht nur aktuelle Effekteinstellungen als Projekt übergreifende Presets ablegen könnte, sondern komplette Mixer-Snapshots.

Der 16 Spur Mixer kann in der DAW zur Einzelausgabe bewegt werden
Der 16 Spur Mixer kann in der DAW zur Einzelausgabe bewegt werden

Studio und Library

Im Studio lassen sich Instrumente im Detail anpassen. Wie dies für Samples, Physical Modelings und die virtuell analogen Vertreter aussieht, könnt ihr am besten den nachfolgenden Screenshots entnehmen. Hier stellt ihr auch eure eigenen Kits zusammen und importiert Sounds. Dummerweise gibt es hier leider keine Vorhöroption für die Samples, sodass sie immer ins aktive Kit geladen werden müssen. Auch fehlt mir hier eine klassische Listenauswahl für die Sounds.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Library-Ansicht

Zunächst ein paar Worte zum Dateiaustausch. Wave-Samples finden ihren Weg in die Spark-Software, indem ich sie kurzerhand auf ein Drumpad meiner Wahl ziehe. MIDI-Dateien und Rex-Files importiere ich über die Library. Spark-Patterns können sowohl via Drag-Drop, wie auch über den klassischen Exportdialog als MIDI- oder Audiodatei (WAVE) exportiert werden. Somit kann ich die Pattern/Loops einerseits auf einfachem Weg in eine externe Library verfrachten, sie aber auch direkt in eine Audio- oder MIDI-Spur meiner DAW ziehen. Der MIDI-Export einzelner Spuren ist ebenfalls möglich, indem ich die gewünschte Spur aus dem Sequenzer heraus in die DAW ziehe.
Projekte werden als Spark-Datei gespeichert und enthalten das Instrumenten-Kit sowie meine 64 Patterns mit Einstellungen, Effekteinstellungen und Parameter-Automationen. Das Dialogfenster fragt beim Exportieren, ob die Audiosamples als Kopie gespeichert werden sollen, womit ich problemlos Daten zwischen einer Workstation und einem Notebook austauschen kann. Der Ordner landet beim Mac von Haus aus in Library/Arturia/Spark/Spark Library, was sich in den Preferences ändern lässt. Ein Export mit Collect-Funktion und variabler Pfadangabe wäre in diesem Zusammenhang sehr wünschenswert.

Voreinstellungsmenü
Voreinstellungsmenü

Expansion Packs

Ferner gibt es natürlich auch für den kleinen Spark, im Gegensatz zu den Editionen EDM und Dubstep (Tests hier) einige Expansion-Packs. Insgesamt zähle ich auf der Arturia Website neun kostenlose und vier kostenpflichtige Erweiterungen, wobei sechs der kostenlosen Plug-Ins bereits ab Spark 1.4 mit der Installation enthalten sind. Arturia verkauft das Hollywood-Essentials, Hiphop Essentials sowie das EDM- und Dubstep-Pack für je 29 Euro/Dollar. Summer Sound Set, French Nu Touch und Galactik-Beats könnt ihr euch für Windows und Mac kostenlos ziehen.

Workflow

Im Gegensatz zu reinen Software-Lösungen, die nicht speziell auf einen bestimmten Hardwarecontroller zugeschnitten sind, überzeugt das Spark-Konzept mit einer engen, fast nahtlos verzahnten Kombination aus quasi analoger Arbeitsweise und digitalen Workflow. Üblicherweise beginnt die Session mit dem Anlegen eines leeren Projektes und der Auswahl eines Kits, respektive der Zusammenstellung eines eigenen Kits, was sich am besten im Studio-Tab erledigen lässt. Ob Projekt, Kit oder Drum: Der Ladevorgang selbst geschieht recht schnell – im Durchschnitt sind es um die zwei bis drei Sekunden. Die LCD-Anzeige des großen Bruders vermisse ich schon ein wenig, obgleich sie mit ihrer niedrigen Auflösung vielleicht nicht das „Non-Plus-Ultra“ ist. Ich bin gezwungen, weitaus häufiger bei der Auswahl von Instrumenten oder Parametern zum Bildschirm zu schauen als beim großen Bruder Spark. Mit dem Push-Encoder, Tasten und einem Blick zum Screen geht die Sache aber gut von der Hand. Die ersten acht Instrumente liegen auf den Pads. „9-16“ schaltet auf den zweiten Layer, das visuelle Feedback in Soft und Hardware folgt auf dem Fuß. Möchte ich nun den Klang eines Instruments anpassen, wähle ich dieses über „Select + Pad“ aus und manipuliere die ersten drei Parameter meines Sounds über die Regler P1 bis P3 oder hangele mich mittels der Select-Kombination durch alternativ steuerbare Parameter. Ich darf also jedes Attribut steuern, nur nicht alle im Direktzugriff. Stimmt der Klang, kann ich unmittelbar und höchst intuitiv loslegen: Zum Beispiel starte ich über die Record-Taste eine Aufzeichnung bei eingeschaltetem Metronom und spiele die Drums Live über die anschlagdynamischen Pads ein, für die ich zudem eine globale Velocity vorgeben kann. Einen Count-In beim ersten Start gibt es bedauerlicherweise allerdings (noch) nicht. Die Drumpads sind in der „Revision“ etwas kleiner geraten, lassen sich aber für meine Begriffe gut spielen, denn Druckpunkt, Velocity und Response-Verhalten sind gut. Dort, wo bei der CDM die Beschriftungen für die Pads sitzen, (Bass, Snare, HH …) finden sich nun Status-LEDs ein, die das aktive Instrument kennzeichnen. Für Aufkleber ist kein Platz mehr da.

Fotostrecke: 2 Bilder Das Display segnete leider das zeitliche, obwohl es schon praktisch war.

Die Aufnahme erfolgt auf Wunsch quantisiert in das Pattern, dessen Länge sich in vier Schritten über die Pfeiltasten „Pattern Length“ von 16 auf 64 ausdehnen lässt. Ferner stehen auch „Undo“, „Redo“ und „Save“-Funktionen zur Verfügung sowie die Option, die Anschlagdynamik abzuschalten. „Pattern“ springt zum nächsten Abschnitt. A, B, C und D schalten durch die gleichnamigen Bänke. Beim Umschalten eines Musters kann dieses zuvor komplett ablaufen oder unverzüglich an fortlaufender Position wechseln. Prima. So bleibt man immer im Takt, wenn man will. Eine besondere Funktion kommt der „Tune-Taste“ zu, denn sie ermöglicht dem Anwender, über die Tasten des Step-Sequencers (optional auch den Pads) ein Instrument, ähnlich wie bei einer Keyboard-Tastatur in einem Rahmen von minus sieben bis plus acht Semitönen einzuspielen.

Fotostrecke: 3 Bilder Fetter Encoder zur Auswahl von Parametern …

Wer nicht live einspielen möchte, nutzt die erwartungsgemäß unkomplizierte Lauflicht-Programmierung, bei der ich mit der Select-Taste und einem Druck auf das entsprechenden Pad (z. B. 1 = Bassdrum) das Instrument für den Step-Sequencer anwähle, der über die Taste SEQ zum Leben erwacht. Ein Tastenhieb auf „Play“ und das Licht beginnt entsprechend der voreingestellten Länge (16, 32, 48 oder 64 Schritte) zu wandern. Events platziere ich entweder im Pausen- oder Abspielmodus, sollte ich eine Akzentuierung wünschen, ist ein Ausflug in die grafischen Benutzeroberfläche nötig. Das Tempo stelle ich mit dem Drehknopf ein, der „Tap“-Button zur manuellen Tempoeingabe wurde wegrationalisiert. „Shuffle“ (Global) und „Shift“ (Note) lassen den Track grooven.

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Effekte

Der Spark hat drei globale Touch-FX im Gepäck, die sich hinter den Buttons „Filter“, „Slicer“ und „Roller“ verbergen. Um sie in Lauerstellung zu schalten, genügt ein Tastendruck auf den entsprechenden Typus, woraufhin ich zwei Kenngrößen über die Pad-Achsen „tweaken“ darf und der Touch-Impuls selber den Effekt aktiviert. Betätige ich die Effektauswahl und Select-Taste simultan, treten spezielle Spezies oder Untergruppen hervor. Beim Filter sind dies Hoch-, Tief- und Bandpass sowie deren Oberheim-Derivate OBF-L, OBF-H und OBF-B und die Multimodefilter MMF1 und MMF2. Die Horizontale steuert hier die Grenzfrequenz, die Vertikale die Höhe der Resonanz. Obwohl das Pad in seltenen Fällen auch mal „verspringt“ (was wohl eher am Größenverhältnis von sensitiver Oberfläche zum Finger liegt), muss ich sagen, dass sich mit diesem zum Beispiel die Resonanz des OB zwischen null und eins im Hundertstel-Bereich (!) variieren lässt – wer hätte das gedacht!? Die Filter klingen schön schmutzig und sind über das Pad intuitiv zu steuern. Schön, dass eine Hand frei bleibt, denn so kann man zum Beispiel während einer Filterfahrt ins nächste Pattern wechseln, einen Loop aktivieren oder was einem gerade so durch den Kopf geht. Eine Hold-Funktion friert auf Wunsch die aktuellen Pad-Koordinaten ein.

Fotostrecke: 2 Bilder Gut aufgelöstes, aber etwas kleines Pad …
Audio Samples
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Filter OBF Lowpass Filter OBF Hipass Filter OBF Bandpass Filter MultiMode1 Filter MultiMode2

Der Slicer kennt die Betriebsarten Repeat, Tape, Reverse, Strobe, Pan, Bitcrusher oder Repeat Mixed, wobei das Feld in sechs sensitive Bereiche unterteilt wird. Einzig der Roller-Modus (acht Unterteilungen) hat keine Untergruppen und fährt Standard-Rolls in Viertel- bis Zweiunddreißigstelnoten (auch Triolen) auf. Das Pad kann aber nicht nur für die Master-FX eingesetzt werden, sondern auch für die Instrumentenkanäle (Filter, Send 1 & 2, Volume und Pan). Leider findet nach wie vor keine Aufzeichnung von XY-Fahrten statt.

Audio Samples
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Slicer Tape Slicer Reverse Slicer Distorted Roller

Stabilität und Performance

Das Testsystem ist ein Core i5 Mac mit 4 x 2,7 GHz und 16 GB RAM. Als Interface kommt ein Audio 6 von Native Instruments zum Einsatz. Mit den gewählten 256 Samples Buffer (5,8 ms) konnte ich während des Testzeitraums frei von Störungen arbeiten. Der Spark genehmigte sich etwa 14 Prozent CPU-Power. Auch in der DAW waren keine signifikanten Verzögerungszeiten auszumachen, denn selbst beim Einsatz von drei Spark-Instanzen, die ich mittels Controller-Connect angewählt habe, ging die Systemlast nicht über 35 Prozent. Erwähnung finden sollte an dieser Stelle auch, dass Spark in Ableton alle Spuren einzeln ausgeben kann.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Spark macht nicht nur Laune, sondern auch …

Die Tastenkombination “Filter+Slicer+Roller” katapultiert mich in den MIDI-Modus, woraufhin der Proband sich einsatzbereit für Drittherstellersoftware gibt und für jedes Bedienelement auf der Oberfläche ein Steuersignal sendet. Die Controller und die obere Hälfte der Buttons senden bis auf wenige Ausnahmen (etwa die Transportsektion, die SysEx-Befehle sendet!) Control Change -Nachrichten. Notenbefehle übermitteln die Sequencer-Tasten (On/Off) und Pads (On/Off, Velocity). Der Controller lässt sich mit jeder anderen lernfähigen Software einsetzen und bis ins Detail mit Spark LEs MIDI-Editor konfigurieren.

Volle Kontrolle über den Spark LE im MIDI-Betrieb
Volle Kontrolle über den Spark LE im MIDI-Betrieb

Kommen wir noch zum Preis von aktuell 249 Euro – in meinen Augen ein echter Kampfpreis. Zwar bietet Native Instruments mit seiner Workstation für knapp 80 Euro on Top deutlich mehr Funktionen und Sounds sowie VST-Support, ich denke jedoch, wie so oft spielen auch individuelle Präferenzen eine große Rolle. Mir jedenfalls macht die Arbeit mit Arturias Drum-Teil Laune.
Was natürlich ein bisschen schade bei einem Hybridkonzept ist: Das Notebook ist immer Pflichtbegleiter. Sich einfach die Kiste untern Arm klemmen und ohne Computer im Gepäck loslegen, wie es zum Beispiel bei Beatkangz Beathang – getestet hier von meinem geschätzten Kollegen Daniel Wagner – der Fall ist, das geht nicht.

Fazit

Arturias Spark LE überzeugt konzeptionell und macht richtig Laune. Der stylische, kompakte, flache und überaus robuste Controller mit seinen anschlagdynamischen Pads und der Lauflichtprogrammierung ist die perfekte Trommelflunder, um in Kombination mit der Spark-Software Beats zu basteln und Live zu performen. Drei Sound-Engines (virtuell analog, Physical Modeling, Sample-basiert) mit über 1600 gut produzierten Einzelsounds bekommt man gleich mitgeliefert. Das Arrangement darf bis zu 64 Patterns mit jeweils maximal 64 Schritten umfassen. Die 100 Kits dürften für meinen persönlichen Geschmack ruhig abwechslungsreicher und inspirierender sein. Das Controller-Layout ist auf den ersten Blick schlüssig, die Lernkurve der Software ist wohl dimensioniert, sodass sich bereits nach wenigen Proberunden erste Ergebnisse erzielen lassen. Auch die Effekte klingen gut – der Looper und die Touchpad-FX bringen Abwechslung in die Live Performance, können aber nicht mit so manchem DAW- oder DJ-Beat-FX mithalten. Natürlich lasen sich die meisten Parameter auch im Sequenzer automatisieren und die Sounds individualisieren. Zwar gibt es durchaus Konkurrenten, bei denen zur Klangverformung und zum Arrangieren mehr Parameter zur Verfügung stehen, doch gerade darin liegt auch der Charme des Spark-Konzepts. Denn sieht man ihn eher als Groove-Tool und nicht als Music-Production Center, erfüllt er seine Aufgabe sowohl in der DAW als auch Stand-Alone souverän – Einzelspurenausgabe sowie Drag’n’Drop-Export von Patterns und Audio inklusive. Im Vergleich zum großen Bruder fehlt mir das Display am meisten, denn so schaue ich häufiger auf den Screen. Auch muss man einige Einschränkungen hinsichtlich des Direktzugriffs auf die Parameter in Kauf nehmen und ich hätte mir einige kosmetische Feinheiten, wie die Unterteilung des Step-Sequencers, der nun da liegt, wo er hingehört (danke dafür), einen Tap- und einen Accent-Button und dockbare Panels in der Software gewünscht. Bleibt noch der Preis von 249 Euro. Da kann ich nur sagen: Klasse!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Hoher Spaßfaktor
  • Schlankes und robustes Design
  • Intuitives Layout mit gutem visuellem Feedback
  • Plug & Play-System
  • Hochwertige Sounds
  • Integrierter Step-Sequencer
  • Software läuft auch ohne Controller
  • Looper, Channel- und Live-Effekte mit Direktzugriff
  • Multiple Klangsynthesen
  • Parameterautomation
  • Im- und Export von Audio- und MIDI-Files per Drag & Drop
  • MIDI-Controller-Funktion mit Editor-Softwarepanel
Contra
  • Größe des Touchpads
  • Song-Modus ohne Keyboard Shortcuts
  • Panels können nicht skaliert & an- oder abgedockt werden
  • Keine optische Beat-Unterteilung des Step-Sequencers
  • Rudimentärer Sample-Editor
  • Keine Standard MIDI-Schnittstelle
  • Sound-Kits etwas unspektakulär
Artikelbild
Arturia Spark LE Test
Für 165,00€ bei
Arturia_Spark_LE_1_teaser Bild
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Profilbild von mr.meier

mr.meier sagt:

#1 - 29.12.2013 um 15:58 Uhr

0

kann man das ding auch mit eigenen samples in form von wav datein füttern und die über die pads abfeuern? und hat das gerät eine recording funktion?

Profilbild von Peter

Peter sagt:

#2 - 30.12.2013 um 20:45 Uhr

0

Hallo mr.meier - dreimal ja und Gruß

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