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Ampeg SCR-DI Test

Wer in der Vergangenheit einen kompakte Bass-Preamp bzw. eine DI-Box mit Ampeg-Sound-Charakter suchte, griff in der Regel zu den VT-Produkten aus der TECH21 Sansamp-Serie. Obwohl diese Pedale wirklich überzeugend klingen, habe ich mich immer wieder gefragt: Warum überlässt Ampeg eigentlich seit Jahren der Konkurrenz dieses Feld? Schließlich wissen sie selbst am besten, wie der Ampeg-Sound funktioniert!

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Auf der Namm 2015 präsentierte der amerikanische Traditionskonzern endlich sein lange herbeigesehntes SCR-DI Preamp-Pedal. Ampeg hat seinem neuesten Spross dabei den Preamp und die Scrambler Overdrive-Schaltung seiner aktuellen BA-Comboserie eingepflanzt. Mit an Bord sind aber auch sämtliche Anschlüsse, die für den Einsatz zu Hause, im Studio oder auf der Bühne sinnvoll sind. Die neue DI/Preamp-Lösung scheint also ein richtiger Alleskönner zu sein. Ich bin wirklich gespannt, wie sich das lang ersehnte Ampeg-Pedal im bonedo-Test schlägt!

Details

Nachdem ich das SCR-DI aus dem Karton geholt habe, bin ich erstmal überrascht über die Größe und das Gewicht des Pedals. Auf den Bildern im Internet sah der Treter irgendwie zierlicher aus. Aber eigentlich sollte ich mich nicht wundern, denn schließlich handelt es sich beim SCR-DI um einen Verzerrer, einen Preamp und eine DI-Box mit insgesamt sieben Anschlüssen – alles in einem Gerät! Das Pedal ist zudem wirklich ungeheuer robust gebaut: “built like a tank” sozusagen. Es ist also durchaus verschmerzbar, dass sich das SCR-DI auf dem Pedalboard etwas breiter macht und ein paar Gramm mehr auf die Waage bringt als so manch anderer Preamp.

Fotostrecke: 3 Bilder Ampegs neuester Spross ist etwas größer, als man zunächst annehmen könnte.

Die Klangzentrale des SCR-DI kommt, wie oben bereits erwähnt, von der Ampeg BA-Serie und setzt sich aus einem Dreiband-EQ mit Reglern für Bässe, Mitten und Höhen und den zwei EQ-Presets mit den Bezeichnungen “Ultra Lo” und “Ultra Hi” zusammen. Ampeg-Freaks kennen diese Presets natürlich längst von den großen Ampeg-Verstärkern. Der Ultra-Lo Switch hebt die Bässe leicht an und senkt vor allem die Mitten deutlich ab (+1dB@40Hz, -10dB@500Hz), damit ein wuchtiger Klangeindruck entsteht, und mit dem Ultra-Hi Switch lässt sich der Höhenbereich per Knopfdruck verstärken (+5dB@8kHz). Der normale Dreiband-EQ bearbeitet (mit Ausnahme des Höhenreglers) die gleichen Frequenzen wie die EQ-Presets. Bei 40Hz greift also der Bassregler, die Mitten kann man bei 500Hz justieren, und der Höhenregler bietet Zugriff auf die Frequenzen um 4kHz, ist also deutlich tiefer abgestimmt als das Ultra Hi-Feature.

Ein Blick auf die EQ-Sektion.
Ein Blick auf die EQ-Sektion.

Eingerahmt wird der Equalizer von zwei Laustärkereglern: “Volume” ist für die Gesamtlaustärke des Preamps zuständig und wirkt sowohl auf den XLR-Ausgang, als auch auf den Line-Out und den Kopfhörerausgang. Mit “AUX-Level” lässt sich die Lautstärke einer externen Klangquelle einstellten, die man an einen der beiden AUX-Anschlüsse hängen kann (MP3-Player z.B.).
Der Preamp wird schließlich mit einem üblichen Fußtaster aus- oder eingeschaltet, wobei eine violette LED-Leuchte den Betriebszustand signalisiert.

Das Gerät ist mit zwei soliden Fußtastern und einer Betriebs-LED ausgestattet.
Das Gerät ist mit zwei soliden Fußtastern und einer Betriebs-LED ausgestattet.

Auf der linken Seite des Pedals findet sich die Scrambler-Einheit – eine Overdrive-Schaltung, die wir auch schon von den BA-Combos kennen. Wie bei den Combos ist die Scrambler-Schaltung beim SCR-DI mit den zwei Reglern “Drive” für den Zerrgrad und “Blend” für das Mischverhältnis mit dem sauberen Signal ausgestattet. An und ausgeschaltet wird der Effekt (genau wie der Preamp) mit einem eigenen Fußtaster samt Betriebs-LED. Die Scrambler-Schaltung funktioniert übrigens auch völlig unabhängig vom Preamp und wirkt dann auf das komplett unbearbeitete Bypass-Basssignal.

Fotostrecke: 2 Bilder Aus der Serie der BA-Combos wurde…

Viele Hersteller statten ihre Preamps ja mittlerweile mit zahlreichen Anschlüssen aus, damit die kompakten Geräte möglichst flexibel im Studio, live oder im heimischen Wohnzimmer als Übe-Tool eingesetzt werden können. Ampeg folgt diesem Trend verständlicherweise und hat dem SCR-DI die komplette Anschlusspalette für ein sorgenfreies Bassistenleben mit auf den Weg gegeben. Für externe Audioquellen gibt es – wie bereits erwähnt – gleich zwei Anschlüsse und man hat so die Wahl zwischen einer normalen Klinke und einer Miniklinke. Das Aux-Signal wird sinnvollerweise nur über den Kopfhörerausgang ausgegeben, der in Form einer Miniklinke links am Pedal sitzt. Der symmetrische XLR-Ausgang inklusive Groundlift-Schalter eignet sich zur Signalweiterleitung an Recording-Equipment oder ein Mischpult. Wer das SCR-DI einfach zwischen Bass und Bassanlage klemmen möchte, benutzt dafür einfach die Line Out-Klinkenbuchse.

Fotostrecke: 4 Bilder Auch an Anschlussmöglichkeiten wurde nicht gespart, denn…

Unter der Input-Klinkenbuchse auf der rechten Seite des Pedals hat Ampeg sogar noch einen Thru-Ausgang untergebracht, der ein komplett unbearbeitetes Signal beispielsweise für ein Stimmgerät oder ein anderes Effektgerät bereithält. Zur Stromversorgung benötigt das SCR-DI neun Volt, wahlweise von einer Batterie oder einem geeigneten Netzteil. Die Batterie besitzt leider kein eigenes Fach, sodass man die Bodenplatte abschrauben muss, um den Stromlieferanten zu wechseln. Das geht jedoch aber relativ zügig vonstatten und man benötigt dafür praktischerweise kein Werkzeug, denn die vier Gummifüße fungieren auch als Schrauben – eine clevere Lösung, wie ich finde! Weniger praktisch ist allerdings der PAD-Switch im Inneren des Gerätes. Der Eingangspegel kann damit um 15dB abgesenkt werden, falls man einen sehr lauten Bass mit aktiver Elektronik oder einem Piezotonabnehmer verwendet. Dafür muss man aber ebenfalls zunächst die Bodenplatte entfernen. Warum Ampeg den Switch nicht nach Außen gelegt hat, bleibt wohl ein Rätsel, denn Platz wäre hierfür ausreichend vorhanden gewesen.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Betrieb per Batterie ist zwar auch möglich, aber…
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Praxis

In den letzten Wochen habe ich das Ampeg SCR-DI mit verschiedenen aktiven und passiven Bässen gespielt, die zum Teil sehr unterschiedliche Ausgangspegel haben. Ich musste die Eingangsempfindlichkeit mit dem Pad-Jumper im Inneren des Pedals allerdings für keinen der Bässe reduzieren, denn das SCR-DI klang immer gleich und verarbeitete auch höhere Pegel in der Werkseinstellung ohne negativen Nebeneffekt. Wer also befürchtet, dass man jedes Mal die Bodenplatte abschrauben muss, wenn man den Bass wechselt, kann sich entspannt zurücklehnen. Als Übetool habe ich den Treter in meiner Testzeit wirklich zu schätzen gelernt: das Signal ist im Kopfhörer nahezu frei von Nebengeräuschen, und mit dem AUX-Regler kann man bequem den Level der externen Audioquelle an das eigene Basssignal anpassen. Die doppelte Ausführung der AUX-Eingänge als Miniklinke und als normale 6,3mm-Klinke erspart einem zudem das Hantieren mit Adaptern, wenn man verschiedene Geräte zum Einspielen von Playbacks nutzt. Auch bei einer Live-Show, für die ich in der Regel keine Bassanlage verwende, hat mich das Ampeg SCR-DI überzeugt. Der Tonmann war sehr zufrieden mit dem hochwertigen und rauschfreien Signal aus dem symmetrischen Ausgang des Pedals, und ich hatte meine Hörsituation jeweils sehr schnell im Griff, denn das Kopfhörersignal war laut genug und die Lautstärke der Band konnte ich problemlos meinem Basspegel anpassen.
Soweit, so gut! Aber das beste und wichtigste Feature des neuen Ampeg-Pedals ist der wirklich überzeugende Sound des Preamps. Ein Tritt auf den Fußtaster genügt, um dem Basssound jenen typischen Ampeg-Vibe zu verpassen. Die Obertonstruktur des Basssounds erscheint deutlich komplexer, der Höhenbereich wird (ähnlich wie bei einer Lautsprechersimulation) weicher und runder, und das Fundament kommt SVT-mäßig fett und solide wie ein Fels daher!

Audio Samples
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Ampeg SCR-DI Flat Preamp An

Unter dem klassischen Dreiband-Equalizer sitzen zahlreichen Varianten des legendären Ampeg-Sounds. Die Bandbreite reicht von vintage-artigen warmen und gedeckten Sounds im Portaflex-Stil bis zu ultra durchsetzungstarken und aggressiven Rocksounds. Durch den einfachen Aufbau des Tone-Stacks bekommen auch Anfänger ihren Sound in den Griff, ohne stundelang die Bedienungsanleitung studieren zu müssen. Die beiden EQ-Presets sind mit persönlich allerdings eine Spur zu extrem in der Abstimmung. Besonders der Ultra Lo-Switch kann den Sound mit seiner heftigen Mittensenkung um 10dB je nach Raum schnell ins Abseits befördern. Die Konturen gehen dabei dann etwas verloren und der wuchtige Bassbereich bringt zwar die Bühne zum Vibrieren, wird aber speziell in schwierigen Räumen auch schnell etwas undifferenziert. Aufgenommen klingen allerdings beide Presets “Ultra” absolut klasse – für den Live-Einsatz kann man ja jederzeit mit dem normalen EQ gegen den Verlust der Durchsetzungskraft nachregeln.

Audio Samples
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Ampeg SCR-DI Ultra Lo Ampeg SCR-DI Ultra Lo & Ultra Hi
Etabliert: Die Schalter "Ultra Lo" und "Ultra Hi" kennen Ampeg-Freunde schon seit Jahren von den großen Topteilen der Company.
Etabliert: Die Schalter “Ultra Lo” und “Ultra Hi” kennen Ampeg-Freunde schon seit Jahren von den großen Topteilen der Company.

Der Scrambler Overdrive kann den Bass mit voll aufgedrehtem Drive-Regler richtig stark verzerren und Metal-mäßige Overdrives produzieren, klingt aber mit Abstand am überzeugendsten, wenn man die Verzerrung im Zaum hält und mit dem Blend-Regler das saubere Basssignal ordentlich hinzumischt. Auf diese Art lässt sich im Handumdrehen ein leicht übersteuerter SVT-Bolide simulieren – die leichte Zerrung klingt sehr organisch und versorgt den Basssound mit einer warmen Röhrencharakteristik. Für das folgende Audiobeispiel habe ich den Drive- und den Blendregler halb aufgedreht und mit den Equalizer die Bässe und die Mitten leicht angehoben.

Audio Samples
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Ampeg SCR-DI Scrambler Drive & Blend halb, Bass & Mid Boost
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Fazit

Ich fasse mich mal kurz: Alles richtig gemacht, Ampeg! Zum einen klingt das SCR-DI sowohl über Bühnenlautsprecher als auch im Kopfhörer erstklassig und reproduziert die amtlichen Ampeg-Sounds wirklich überzeugend, zum anderen kann das Pedal mit einer kompletten Anschlusspalette punkten und deshalb ungeheuer flexibel als Übetool zu Hause oder unterwegs, im Studio zum Aufnehmen und live als Klangzentrale und Monitor eingesetzt werden. Hand aufs Herz: Was will man da noch mehr? Wobei, mit dem 5-Positionen-Mittenwahlschalter vom SVT und einer etwas kompakteren Bauform durch den Verzicht auf die Scrambler-Schaltung hätte ich mir das Pedal ebenfalls sehr gut vorstellen können. Dennoch gibt es eine absolute Ancheck- und Kaufempfehlung für Fans von feinen Basssounds im beliebten Ampeg-Stil!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • tolle Ampeg-Sounds in vielen Variationen
  • hervorragende Soundqualität an allen Ausgängen
  • stabile Konstruktion, tadellose Verarbeitung
  • integrierter Verzerrer
  • sehr flexibel einsetzbar
Contra
  • Pad Switch im Gerät
Artikelbild
Ampeg SCR-DI Test
Für 247,00€ bei
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Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Ampeg
  • Model: SCR-DI Preamp/Verzerrer/DI-Box Pedal
  • Land: China
  • Gehäuse: Alu-Guss, schwarz, Gummifüße
  • Regler/Schalter: Drive, Blend, Volume, Bass, Mid, Treble, AUX Level, Ground Lift, Ultra Lo, Ultra Hi, Scrambler On/Off, Preamp On/Off
  • Anschlüsse: Aux In Minklinke/Klinke, Thru Klinke, Input Klinke, Phones Miniklinke, XLR-Out
  • Sonstiges: 2 x LED
  • Stromversorgung: 9 Volt, Netz oder Batterie
  • Maße: 56 x 193 x 110 mm
  • Gewicht: ca. 1,2 kg
  • Preis: 296,- Euro (UVP)
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