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ADAM Audio P11A Test

Dass die Stadt Berlin eine der deutschen Hochburgen ist, wenn es um die Entwicklung professioneller Audio-Technik geht, ist schon lange klar. In jüngster Zeit wartet unsere Hauptstadt aber zusätzlich zu den etablierten Größen mit recht jungen und vor allem sehr innovativen Firmen auf. Eine von diesen hört auf den Namen ADAM Professional Audio. ADAM – das steht für Advanced Dynamic Audio Monitors, ein Name, der viel verspricht.

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Bereits von Beginn an (1999) schrieb sich ADAM auf die Fahnen, nicht einfach nur die gängigen Markt-Standards zu kopieren, sondern durch eigene Schaltungsdesigns und neue Technologien frischen Wind in die Branche zu bringen. Der Plan ging auf, und innerhalb kürzester Zeit vermehrten sich ihre Produkte in den renommiertesten Tonstudios weltweit. Bereits für die kleinste Produktreihe, die A-Serie, erhielt die junge Berliner Firma international renommierte Preise. Ein Beispiel dafür stellt der TEC-Award dar, der für herausragende Innovationen in der Audio-Branche steht. Wenn nun aber bereits der kleinste ADAM prämiert wird, was müssen dann erst seine großen Brüder zu leisten im Stande sein? Dieser Frage werden wir nachgehen und wagen den Vorstoß in die nächst größere Klasse. Dabei fiel unsere Wahl auf das Einstiegsmodell der P-Serie.

Mit dem ADAM P11A-Lautsprecherboxenpaar siedelt sich das Unternehmen in der oberen Mittelklasse der Kategorie „Aktive Studiomonitore“ an. Entwickelt wurde das Boxenpaar vorrangig für Projekt- und Post Production Studios. Aber auch für den audiophilen Musikliebhaber bieten die Lautsprecher eine interessante Alternative zu Regallautsprechern aus dem HiFi-Bereich. Doch was genau stellen die Unique Selling Points der P11A-Lautsprecher dar, die dieses Produkt so besonders machen? Denn eine robuste Konstruktion, gepaart mit manuellen Eingriffsmöglichkeiten zur individuellen Raumanpassung, gehören heutzutage schließlich schon zur Grundausstattung. Um die Frage zu beantworten, kommen ADAMs selbst entwickelte ART (Accelerated Ribbon Technology) Bändchenhochtöner, basierend auf ihren Air Motion Transformern ins Spiel. Letztendlich erlangte die Berliner Firma durch dieses patentierte System weltweite Anerkennung. Heute verbaut ADAM standardmäßig Bändchenhochtöner in allen Produkten der Pro Audio Serie. Ob das P11A-Lautsprecherpaar  lediglich einen Einstieg in die professionelle Musikwelt darstellt oder ob es durchaus größeren Modellen Konkurrenz machen kann, haben wir getestet.

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Details

In ihrer Standardausführung kommen die ADAM P11A-Lautsprecherboxen in einem schwarz lackierten Holzgehäuse daher. Dieses besteht aus robustem MDF-Material und wartet mit einer massiven, schwarzglänzenden Frontplatte auf. Wem diese Optik nicht so recht zusagt, der kann das Lautsprecherpaar gegen einen Aufpreis auch in einem schicken Buchen- oder Birkenfurnier bekommen, was sie zu einem echten Blickfang werden lässt. Mit ihren kompakten Maßen von 33 cm Höhe, 21 cm Breite und 28 cm Tiefe erfüllen die Boxen den inoffiziellen Standard von Studiolautsprechern, die für das Nahfeldabhören konstruiert wurden. Auch ihr Kampfgewicht von 10 kg pro Box kann als regelkonform gewertet werden.

"Bitte einmal unten rum frei machen!" Um stehende Wellen und Kammfilter im Gehäuseinneren zu vermeiden, wurden die P11As mit ausreichend Dämmmaterial ausgestattet.
“Bitte einmal unten rum frei machen!” Um stehende Wellen und Kammfilter im Gehäuseinneren zu vermeiden, wurden die P11As mit ausreichend Dämmmaterial ausgestattet.

Zuerst ins Auge fallen die abgeschrägten Ecken an der Gehäusefront, die nicht nur das Gesamtbild der Boxen, sondern gleich auch den Frequenzgang mit abrunden. Tatsächlich dienen sie nämlich dazu, den Schall zu brechen, was zu einem ausgewogeneren Klangbild führen soll. In die Frontplatte sind zwei Lautsprecher-Chassis, für den Hochton- und für den Mittel-Tieftonbereich sowie ein Bassreflexrohr eingelassen. Dieser Aufbau wird deshalb auch als 2-Wege-Bassreflex-System bezeichnet. Das Herzstück sowie Haupterkennungsmerkmal der Lautsprecher bildet der auf ADAMs patentierter ART Technologie beruhende Hochtöner. Hierbei besteht die Lautsprechermembran im Gegensatz zu einer herkömmlichen aus einer lamellenförmig gefalteten Folie, die sich im Takt der Musik öffnet und schließt. Das Besondere an diesem Prinzip ist, dass die Luft dabei bis zu vier Mal schneller ein- und ausgesogen wird. Neben dem schnelleren Luftantrieb sollen sich die Air Motion Transformer, rein praktisch gesehen, in einem weicheren Klangbild und mehr Dynamik äußern. Technisch nicht uninteressant ist, dass die Übergangsfrequenz zwischen den beiden Chassis bei 1,8 kHz liegt und mittels eines Butterworth Filters von 24 dB / Oktave getrennt wird.

Oberhalb des Hochtöners befindet sich eine LED, die bei angeschaltetem Lautsprecher „grünes Licht“ gibt. Es handelt sich hier also um ein aktives System. Eine externe Endstufe ist nicht von Nöten: Die beiden passenden 100 W Verstärker (PWM) lauern bereits im Gehäuseinneren. Jeweils ein Verstärker für Hoch- und einer für den Tieftöner. Dies macht sich gegenüber einem passiv aufgebauten System in der Regel positiv im Bereich der Kanaltrennung bemerkbar.

Fotostrecke: 2 Bilder Der ART Bändchenhochtöner, die Status LED …

Da die ADAM P11A-Lautsprecher konstruktionsbedingt als Nearfield-Lautsprecher ausgelegt sind, befindet sich ihre ideale Abhörposition innerhalb des direkten Hallradius. Gerade bei kleineren und akustisch weniger optimierten Abhörräumen ist dieses System von Vorteil, da der Raum so weniger Einfluss auf das Audio-Signal nehmen kann. Generell versprechen uns die Entwickler der P11As einen für die Boxengröße recht beeindruckenden Frequenzgang von 48 Hz – 35 kHz (+/- 3 dB) bei einem maximalen SPL Wert von 107 dB in 1 Meter Entfernung.

Der Frequenzgang macht bei +/- 3 dB eine äußerst gute Figur
Der Frequenzgang macht bei +/- 3 dB eine äußerst gute Figur
Bitte einmal wenden!
Bitte einmal wenden!

Betrachten wir die Rückseite der Gehäuse, bieten sich uns einige nützliche Kontrollmöglichkeiten, um zusätzliche Eingriffe auf die Eingangsempfindlichkeit sowie die Raumanpassung vorzunehmen. Im Detail sind dies: INPUT GAIN, um die Lautsprecher an unterschiedliche Eingangspegel anzupassen (+/- 10 dB), HIGH GAIN für eine zusätzliche Verstärkung des Hochton-Chassis (+/- 4 dB), sowie zwei Shelving Filter (> 6 kHz /

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Praxis

Laut ADAM steht das P im Namen der Lautsprecher für Präzision. Passend dazu bewirbt die Firma ihr Produkt mit dem Leitspruch „Höchstmögliche Präzision der musikalischen Wiedergabe“. Man darf also gespannt sein, ob dies nur das Statement einer findigen Marketingabteilung ist, oder ob die Lautsprecher dem auch in der Praxis standhalten können.

Wirft man einen Blick in die Bedienungsanleitung, liefert ADAM darin noch einige, generelle Empfehlungen zur Aufstellung. So sollten die Boxen nicht näher als 40 cm zu umliegenden Wänden aufgestellt werden, um ungewollte „early reflections“ zu vermindern. Zusätzlich dazu rät Adam, die Lautsprecher im Optimalfall vertikal zu positionieren, sodass sich der Hochtöner auf Ohrhöhe über dem Tieftöner befindet. Auf diesem Weg soll ein größtmöglicher Sweet Spot erreichet werden.

Ebenso ist eine waagerechte, liegende Aufstellung denkbar, bei der sich die Hochtöner auf den jeweiligen äußeren Seiten befinden. Dies verringert allerdings den Sweet Spot um einige Grad. Den Anweisungen Folge geleistet werden die Lautsprecherboxen in unserem ca. 20 m² großen Hörraum vertikal auf zwei Ständern positioniert und mit jeweils einem XLR-Kabel in unser Setup integriert. Ein sich bereits in vergangenen Hörtests etablierter umliegender Wandabstand von 90 cm steht akustisch auch den beiden ADAMs gut. Nach dem Anschalten leuchtet die grüne LED erwartungsvoll auf. Jetzt noch im Sweet Spot Platz genommen und die Musik langsam aufgedreht.

Auch ein Rücken kann entzücken...
Auch ein Rücken kann entzücken…

Nach nur wenigen Hörminuten und den ersten gesammelten Höreindrücken kommt auch schon das erste „Wow!“ über meine Lippen, und es folgt ein erneuter Blick in die Preisliste. Denn der hier angegebene Verkaufspreis scheint für das, was man geboten bekommt, fast schon zu günstig zu sein. Bei Rockmusik kommt die Snare schön plastisch, hell und snappy rüber, die Gitarren klingen chunky und angenehm unaufdringlich. Auch das Bassfundament wird sauber übertragen, und die Bassgitarre groovt schön knorrig über die Lautsprecher.

Gesang und Sprache sind klar, neigen jedoch zu einer leichten Überhöhung bei zu starken S-Lauten. Generell scheint die ART Bändchenhochtöner Technologie dem Lautsprecher etwas mehr Biss im Presence-Bereich zu verleihen, was dem Rock-Musikbereich keinesfalls schlecht steht.

Bei sinfonischer Musik ist das Bass-Impulsverhalten aufgrund der hohen Dynamik sehr gut, was sich in einer angenehmen Aufgeräumtheit widerspiegelt. Auch der Audioclip eines startenden Propellerflugzeuges (soll Aufschluss über die Reproduktion tiefster Töne geben) wird sehr sauber und ohne jegliches Dröhnen wiedergegeben.

Und nocheinmal von vorn!
Und nocheinmal von vorn!

Klangbeispiele einer Triangel werden ebenso detailreich an die Luft gesetzt, was sich in einem angenehm frischen und offenen Klangbild äußert. Besonders punkten kann die ADAM P11A in ihrer Abbildung der räumlichen Tiefe sowie der Stereobreite. In einer vollen Orchesterbesetzung ist jedes einzelne Instrument sehr gut zu orten, was das Lautsprecherboxenpaar zu einem perfekten Begleiter beim Mixdown werden lässt. Dies macht sich ebenso positiv bei sehr impulsfreudigen Instrumenten, wie etwa einer Kesselpauke, bemerkbar.

Auch dem Gewitterregen Test kann die P11A mit einer realistischen Wiedergabe standhalten. Hierbei wird nichts verfälscht, eine Tatsache, die das Boxenpaar als äußerst realistische und ehrliche Lautsprecher auszeichnet. Auch beim Bewegen des Kopfes in der Abhörposition gibt es keine Veränderungen im Klang des Regens. Der Donner grollt lebendig aus den Boxen, und die Regentropfen scheinen direkt vor dem klanglichen Auge zu zerplatzen.

Die Lautsprecher verfremden das Audiosignal also nicht und sind deshalb auch keine Schönmaler mit einem Frequenzgang in Badewannen-Optik, wie wir ihn von so manch anderen Kollegen kennen. Das ADAM P11A Lautsprecherboxenpaar macht nämlich genau das, was von einem Studiomonitor verlangt wird: Audiomaterial exakt so wiederzugeben, wie es einst im Tonstudio aufgenommen wurde.

Neben all den genannten positiven Eigenschaften musste jedoch irgendwann auch ein Haken auftauchen. Denn bei der Wiedergabe von elektronischer Musik mit einem starken Tiefbassanteil stieß der Lautsprecher auf Grund seiner Bauform und Gehäusegröße an seine Grenzen. Im Datenblatt wird schließlich auch ein Frequenzgang von 48 Hz – 35 kHz (+/- 3 dB) angegeben. Im Praxistest stellte sich der Frequenzverlauf auch genau so dar. Signalanteile unter 50 Hz wurden schwächer wiedergegeben.

Dies sollte aber kein all zu großes Problem darstellen, da ADAMs P-Serie mit dem Sub-P Subwoofer auch dafür eine passende Lösung bereitstellt. Wer also in der Post Production oder beim Audio Mixdown auf einen linearen Frequenzgang unter 50 Hz Wert legt, kann mit dem Subwoofer den Tiefbassbereich der P11A erweitern. Weiterhin lässt sich mit der Kombination aus P11A Lautsprecherboxen und dem Subwoofer ein komplettes Surround Setup realisieren, das keine Wünsche mehr offen lassen sollte.

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Zieht man nun ein abschließendes Resümee aus den gesammelten Eindrücken, steht eines ganz eindeutig fest: unbedingt anhören! Das ADAM P11A Lautsprecherboxenpaar sucht in seiner Klasse nach seinesgleichen und braucht keinen Vergleich mit größeren Modellen zu scheuen. Denn wenn man es nicht wüsste, könnte der Lautsprecher locker aus einer größeren Serie der ADAM Produktpalette stammen. Die Lautsprecher machen einfach Spaß beim Hören, ohne dabei das Audio-Material zu verfälschen.
Die P11As haben kristallklare Höhen, knackige Mitten und ein tightes Bassfundament mit ordentlich Punch. Dies lässt die Lautsprecher selbst bei höheren Abhörlautstärken zu absoluten Allroundern werden. In der Preiskategorie von Lautsprechern mit einem Stückpreis bis 1000 Euro, könnte dieser locker zum Preis-Leistungs-König gewählt werden. Wer das überzeugende P11A Paar noch nicht gehört hat, sollte auf jeden Fall einen Test wagen und sich am Ende des Tages nicht wundern, wenn er in seinem Studio Platz für ein neues Lautsprecherpaar machen müsste.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • sehr gute Klangeigenschaften von Bass- bis Hochtonbereich
  • individuelle Raumanpassung möglich
  • saubere Verarbeitung
  • Preis-Leistung
Contra
  • “S”-Laut Überzeichnung
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ADAM Audio P11A Test
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