Anzeige

Aclam Pedalboard Smart Track S2 Test

Unter Gitarristen gehört es mittlerweile zum guten Ton, die Effektpedale fertig konfektioniert und verkabelt auf einem Pedalboard mitzuführen. Aber auch viele elektronische Acts nutzen kleine Effekte, Synths und Grooveboxen. Wie sinnvoll ist es, solche Geräte auf ein Pedalboard zu montieren? Um das praxisgerecht zu testen, habe ich mir das Pedalboard der Firma Aclam aus Barcelona genauer angesehen.

Aclam Pedalboard Smart Track S2 Test. (Foto: Christine Mangels)
Das Aclam Pedalboard ist gut geeignet für traditionelle Stompboxen mit seitlichen Ein-und-Ausgängen. (Foto: Christine Mangels)

Details

Live-Set fertig vorkonfektionieren

In meinem Keller steht immer noch ein großes Flightcase, mit dem ich Ende der 1990erJahre mein Live-Equipment fest verbaut und fest verkabelt von Rave zu Rave transportiert habe. Darin enthalten waren Sequenzer, Synths, Effekte, eine Steckdosenleiste mit den notwendigen Netzteilen für die installierten Geräte und eine Mini-Patchbay für die Audiokabel. Alles war verschraubt oder mit Klettband befestigt. Deckel auf, ein paar Strippen ziehen und sofort war ein recht umfangreiches Hardware-Set verlässlich spielbereit.
Auch ein Line-Soundcheck bei laufender Party war dann schon mal möglich, weil das umständliche Aufbauen und Verkabeln vieler kleiner Geräte auf einer dunklen Bühne entfiel.Der Preis für diesen Komfort: Ein sehr schweres und großes Flightcase, das vollgepackt nur knapp das zulässige Sperrgepäckgewicht von 32 kg unterschritt. Deswegen bin ich jetzt seit vielen Jahren wieder mit kleinem Koffer und platzsparend verstauten Einzelgeräten unterwegs.
Die Idee eines fertig konfigurierten Livesetups, das mit wenigen Handgriffen spielbereit ist, reizt mich jedoch nach wie vor. Deswegen kam mir die Möglichkeit gerade recht, zu prüfen, ob das Aclam Pedalboard meinen Anforderungen entspricht.

Fotostrecke: 2 Bilder Das Aclam Pedalboard mit Schraubklemmen, noch nicht bestückt. (Foto: Christine Mangels)

Das Board – erster Eindruck

Im Lieferumfang enthalten sind neben dem Pedalboard aus mattschwarzem eloxiertem Aluminium diverse Klemmschrauben mit einer breiten gummierten Klemmseite, eine Tragetasche und zwei höhenverstellbare Gummifüße. Letztere konnte ich leider nicht anbringen, da die dafür notwendige Aufnahmehülse nicht in der Verpackung enthalten war.
Das Board zeigt eine Größe von 59 x 30 cm und verfügt über zehn eingelassene Schienen, um die Schraubmuttern zu versenken. Zwischen typischerweise vier Schrauben wird dann ein Gerät so platziert, dass es fest von den gummierten Halteflächen eingeklemmt wird. Beim Einschrauben neigt sich die Klemmseite noch leicht zum Gerät hin, sodass es sehr fest und ruckelfrei gehalten wird. Die Schlitze der Schrauben sind so breit, dass auch eine Münze hineinpasst, denn mal ehrlich: Wer hat schon ständig einen Schraubendreher dabei?
Bestückt mit 20 Klemmschrauben ist das Bord dann ca. 2,5 kg schwer. Die Schienen bieten sich übrigens auch als Kabelkanäle an. Mit dem separat erhältlichen ‚Tidy Cables Pack‘ können die verlegten Kabel sauber in den Kanälen fixiert werden.
Unten hat das Board zwei dicke runde Gummifüße sowie zwei Gewinde für die einschraubbaren und höhenverstellbaren Füße, um das Board in Schräglage zu bringen. Das Smart Track Board selbst ist flach. Wer eine zweite Ebene benötigt, sollte sich einmal das modulare Aclam Evo Track System anschauen.
Ebenso ist separat ein Power Supply Support Pack erhältlich, mit dem eine Universalstromversorgung für die Pedale unter dem angehobenen Teil des Boards befestigt werden kann. Eine smarte Idee.

Fotostrecke: 4 Bilder Das Board kommt im Flachkarton. (Foto: Christine Mangels)

Die Tragetasche

Das bestückte Board passt flächenmäßig genau in die mitgelieferte schwarze 66 x 35 x 18 cm große Nylontragetasche hinein. Nach oben hin ist jedoch, je nach transportiertem Gerät, noch viel Luft, die man mit Kabeln, Schaumstoff oder anderem Dingen füllen kann. Vorne auf dem Softbag befindet sich eine flache, ebenfalls 66 cm breite Außentasche für Kabel, Zeitungen oder Laptop.
Die Ecken der Tasche sind innen deutlich verstärkt, damit die kantigen Ecken des Boards keinen Schaden anrichten können. Die Tasche selbst wirkt aber nicht besonders robust, das Material ist ziemlich dünn und ungepolstert. Für den Transport auf dem PKW-Rücksitz ist das ok, aber im Kofferraum des Bandbusses oder gar eingecheckt im Flieger hat das Aclam-Softbag nichts zu suchen.

Der Handgriff der Tasche ist aus robustem Stoff gefertigt. Der Schultergurt riss leider gleich zu Anfang des Tests irreparabel aus der Plastikhalterung. Warum Aclam für den Gurt eines Softbags, dass ein womöglich mehrere Kilo schweres Pedalboard tragen soll, ein solch fragiles Plastikteil verwendet, ist mir ein Rätsel.

Fotostrecke: 4 Bilder Aclam-Pedalbordtragetasche, bereit zum Beladen. (Foto: Christine Mangels)
Anzeige

Praxis

Was soll im Case untergebracht werden?

Zuerst geht’s an die Planung. Schließlich möchte ich möglichst viele kleine Geräte festverkabelt auf dem Board installieren. Hier kommt schon das erste kleine Problem des Schraubkonzepts ins Spiel: Die gesamte Breite von 59 cm steht nicht zur Verfügung, weil natürlich auf beiden äußeren Enden des Boards Schraubsockel platziert werden müssen. Dadurch sind effektiv nur 53 cm Breite nutzbar. Damit zwischen den montierten Geräten nicht jeweils 6 cm durch zwei Klemmschrauben wegfallen, sollte man die Schrauben so auf die Schienen verteilen, dass sie untereinanderliegen. Und dafür bedarf es einiger Planung und etwas Glück, dass die Klemmschrauben keine seitlichen Ein-und Ausgänge der Geräte verdecken. Auf diese Weise habe ich dann doch fünf Geräte untergebracht: Eine Roland TB-303, einen Roland SBX-1-Synchronizer, ein typisches kleines Boss Effektpedal, die Erica Synth Fusionbox und den Twisted Electrons Acid8 Mk II.

Fotostrecke: 2 Bilder Das befüllte Aclam Pedalboard, alles sitzt fest: Roland SBX-1 Synchronizer, Boss Touch-Wah, Erica Synth FusionBox, Roland TB-303 und Twisted Electrons Acid8 Mk.II (von links nach rechts und oben nach unten). (Foto: Christine Mangels)

Worauf man achten sollte

Ein schönes, schlagkräftiges Setup, welches genau auf das Aclam Pedalboard passt. Ich versuche jedes Gerät nach oben abzuheben, aber alle sind gut und fest verklemmt. Doch die Freude währt nur kurz: Irgendwie sollen die Geräte ja nicht nur fest verankert sein, sondern müssen auch verkabelt werden. Und da wird es bei den vorderen Teilen dann leider schwierig: Die rückwärtigen Ein-und Ausgänge werden durch die darüber installierten Geräte versperrt.
Bei der TB-303 konnte ich das Audiosignal noch durch ein Kabel mit Winkelstecker herausführen, aber für den Sync-Eingang hatte ich nur Kabel mit ungewinkelten Steckern griffbereit. Und selbst dann kann es eng werden. Für Geräte mit MIDI-Klinkenbuchsen schließlich sind mir keine entsprechenden Adapter mit gewinkelten Steckern bekannt. Die Acid8 benötigt also definitiv genug Platz für die gesteckten Kabel.
Was für Gitarristen dank seitlicher Effektpedal Ein-und Ausgänge und dafür gebräuchlicher kurzer Kabel mit Winkelklinkensteckern überhaupt kein Problem darstellt, führt bei elektronischen Musikern dann zur unüberwindbaren Hürde. Diesen baulichen Umstand sollten Pedalboard-User und Interessenten beim Aclam Pedalboard, wie auch bei anderen Fabrikaten unbedingt einplanen und sich geeignete Kabel mit gewinkelten Steckern besorgen, oder aber das Setup so raffiniert planen, dass den Kabeln keine Geräte im Weg stehen. 

Fotostrecke: 4 Bilder Kabel des Anstoßes: Rückwärtige Kabel könnten gegen die dahinter positionierten Geräte stoßen. (Foto: Christine Mangels)

Die Klemmschrauben fixieren die Geräte eigentlich gut. Bei Effektpedalen, die wie der hier verbaute Boss-Effekt eine dick gummierte Unterseite haben, ist also alles prima. Bei Teilen ohne solch eine Gummisohle wie Acid8, SBX-1 und Fusionbox liegt jedoch das Metallgehäuse direkt auf den Metallschienen des Pedalboards, bei der TB-303 sogar nur das nackte Plastik. Ich würde mir unbedingt irgendeine dämpfende Unterlage zwischen Board und den Geräten wünschen, die natürlich auch nicht zu dick sein darf, um die Klemmstabilität nicht zu gefährden. Hier ist jetzt Eigeninitiative angesagt.

Die Tasche im Einsatz

Gute Dämpfung der verklemmten Geräte ist auch deswegen notwendig, weil die mitgelieferte Tasche keinerlei Polsterung aufweist. Sie ist geräumig genug, um oben und unten Schaumstoffpolster einzusetzen (nicht im Lieferumfang enthalten). Allerdings nicht an den Seiten, denn das Pedalboard passt nach Breite und Tiefe ziemlich genau in die Tasche hinein. Stößt man mit der Ecke der Tasche gegen eine harte Kante, wird der Aufprall sehr direkt an das Board und damit auch an die Geräte weitergegeben. Auch aufgrund der dünnen Hülle, des fummeligen Reißverschlusses und des (wie weiter oben beschriebenen) abgerissenen Schultergurthalters, möchte ich die mitgelieferte Tasche lediglich als Notlösung betrachten.

Fotostrecke: 2 Bilder Gähnende Leere: Die Aclam Pedalboardtasche ohne Befüllung. (Foto: Christine Mangels)

Eignet sich das Aclam Pedalboard für elektronische Live-Acts?

Wer das Aclam Pedalboard professionell transportieren möchte, kommt also um ein von innen gepolstertes und somit gewichtiges Flightcase nicht herum. Für tourende Bands ist das sowieso die ideale Lösung. Für allein oder zu zweit reisende Liveacts ist Gepäck jedoch ein Thema. Einen Mixer kann man sich stellen lassen, aber bestimmte Geräte müssen einfach mitgeführt werden.
Ich kenne diverse Kollegen, die den Fluggesellschaften nur noch höchst ungern ihr Equipment zum Checkin-In anvertrauen, fast jeder kann mindestens eine dazu Geschichte erzählen, dass er seinen Auftritt absagen musste, weil das Live-Set Gepäck unterwegs verloren gegangen ist. Das ist der Hauptgrund, warum viele Liveacts nur noch mit Equipment unterwegs sind, das ins Kabinengepäck passt.
Das Aclam Pedalboard in seiner 66 x 35 x 18 cm großen Nylontragetasche ist leider für die empfohlene IATA-Cabin-Size von 56 x 45 x 25 cm ganze 10 cm zu lang und dürfte bei Kabinengepäckkontrollen durchfallen. Einchecken darf man die Tasche auf keinen Fall, dafür ist sie viel zu soft.

Fotostrecke: 2 Bilder Fertig zum Bestücken. (Foto: Christine Mangels)

Im Laufe meines Tests hat sich bestätigt, dass Pedalboards für Drummachines und Synthesizer andere Umstände berücksichtigen müssen, als Boards für Gitarreneffekte, die ausschließlich klassische Stompboxen aufnehmen müssen. Da jeder Elektronik-Liveact andere Geräte mitführt, ist es kaum möglich, ein universell geeignetes Pedalboard zu konzipieren. Dazu kommt, dass auch die benötigten Netzteile irgendwo ihren gut gepolsterten Platz finden müssen. Ich werde also vorerst mein Equipment bei meinen nächsten Live-Acts wieder in meinem üblichen Rollkoffer verstauen und erst vor Ort aufbauen und verkabeln.Und auch die Alternativen in Betracht ziehen, denn Pedalboards gibt es mittlerweile viele, wie die nachfolgende Aufstellung zeigt:

  • Rockboard

  • Harley Benton

  • Gator

  • Rockcase

  • Pedaltrain

  • Temple Audio Design

  • Palmer

  • Behringer

  • Und wer auf dem Markt überhaupt keine passende Alternative findet, der wird vielleicht mit der Bonedo-Eigenbauanleitung glücklich, oder geht gleich zum Pedalboard-Profi.
    Anzeige

    Fazit

    Das Aclam Pedalboard ist für Gitarristen mit traditionellen Stompboxen eine stabile Basis für die geliebten Bodentreter. Das Klemmschrauben-System funktioniert gut, die Effektpedale werden gut auf den Schienen gehalten Für elektronische Liveacts ist das Aclam-Variante aber leider nur bedingt geeignet, hier muss der interessierte genau abmessen, ob die Geräte auch wie gewünscht darauf passen, und ob alle Kabel gut geführt werden können. Die mitgelieferte Tragetasche taugt nur als Notlösung, wer professionell unterwegs ist, sollte sich um ein Flightcase kümmern.

    Unser Fazit:
    3,5 / 5
    Pro
    • Robustes Klemmsystem
    • Gut geeignet für traditionelle Stompboxen mit seitlichen Ein-und-Ausgängen
    • Individuell konfigurierbar
    • Pedalboard kann stufenlos schräg positioniert werden
    • Extra-Packs zum Ausbau der Funktionalität erhältlich
    Contra
    • Fertigungsqualität der Tragetasche
    • Keine Aufpralldämpfung für Geräte ohne unterseitige Gummierung
    • Nur bedingt geeignet für Geräte mit rückwärtigen Ein-und Ausgängen
    Artikelbild
    Aclam Pedalboard Smart Track S2 Test
    Das Aclam Pedalboard ist gut geeignet für traditionelle Stompboxen mit seitlichen Ein-und-Ausgängen. (Foto: Christine Mangels)
    Das Aclam Pedalboard ist gut geeignet für traditionelle Stompboxen mit seitlichen Ein-und-Ausgängen. (Foto: Christine Mangels)

    Weitere Informationen zu diesem Produkt gibt es auf der Webseite des Herstellers undhier.

    Kommentieren
    Profilbild von Nikola

    Nikola sagt:

    #1 - 02.01.2019 um 18:50 Uhr

    0

    Für Geräte mit MIDI-Klinkenbuchsen schließlich sind mir keine entsprechenden Adapter mit gewinkelten Steckern bekannt.Gibt es jede Menge, entweder No-name aus Fernost, oder von Warwick: RockBoard FlaX Plug MIDI Cable. Bei diesem kann man sogen den Winkel in vielen Stufen verstellen.

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.