In der letzten Folge unserer Workshop-Reihe haben wir uns damit beschäftigt, wie wir einen 12-Bar Blues mit verschiedenen Akkordvoicings etwas interessanter gestalten können, da wir hier ein und dieselben Akkordfolge über einen langen Zeitraum lebendig halten müssen. Bei Funk, R´n´B und Soul stellt sich uns ein anderes Problem. In diesen Styles ist ziemlich viel “los”. Wir bekommen es häufig mit Gesang, Tasteninstrumenten und einen sehr aktiven Bass zu tun – und die Gitarre muss nun ihren Platz innerhalb dieses Gesamtarrangements finden, ohne das Stück zu überfrachten oder den anderen Instrumenten in die Quere zu kommen.
Um uns entsprechend stromlinienförmig zu machen, helfen uns zwei Komponenten: eine schlanke Rhythmik und ausgedünnte Voicings. Am sinnvollsten ist, nicht alles mit 16tel Noten zu zudengeln, sondern ein Gespür dafür zu entwickeln, wo im Rhythmus Platz für Einwürfe ist. Unsere Akkorde sollten wir nicht über alle sechs Saiten im Barré-Stil greifen. Viel sinnvoller ist es, auf den höheren Saiten ein paar interessante 3- bis 4-Ton Voicings zu finden.
Doch betrachten wir zunächst unsere Akkordfolge – hier eine klassische I – VI – II – V Verbindung in Ab-Dur:
Wie oben erwähnt, wollen wir jetzt versuchen, alle Akkorde auf den höchsten drei oder vier Saiten zu spielen. Um Mollakkorde schlank aber dennoch interessant klingend zu gestalten, bieten sich im Funk Erweiterungstöne wie die kleine Septime, die große Sexte und die große None an – also Voicings aus dem dorischen Moll. Ähnlich verhält es sich beim Dominantseptakkord, der mixolydisch aufgefasst wird und ebenfalls, 7, 9 und 13 als Erweiterung erlaubt. Den Tonikaakkord Ab erweitern wir hier mit der Major 7 und das F7 führt uns schließlich zurück nach Bbm, weshalb hier HM5 oder alteriert die Tonleiter der Wahl ist.
Und so sehen unsere neuen Griffbilder aus:
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Hören wir uns nun den Funktune nun mit den neuen Voicings an. Die Noten/Tabs findet ihr unterhalb des Audio-Players als PDF.
Und hier ist euer Playback:
Funkartige Stücke oder Jams werden natürlich auch häufig nur über einem oder zwei Akkorden komponiert. Auch auf Open-Stage Sessions bekommen wir es gerne mit dem einen oder anderen Funkgroove zu tun, der 8 Minuten lang ausschließlich über E-Moll stattfindet. Darum ist es sehr sinnvoll, viele Voicings für ein und denselben Akkord parat zu haben (natürlich auch in allen Tonarten), darum verwendet diese Voicings wo ihr könnt, dann bleiben sie in eurem aktiven Akkordwortschatz. Es lohnt sich!
In diesem Sinne – viel Spaß, beim 7-Voicing Funk !