ANZEIGE

5 Survival-Tipps für Blues-Sessions

Der Blues: Früher oder später kommt jede(r) von uns mal in die Verlegenheit, einen spielen zu müssen! Die zwölftaktige Bluesform ist häufig der kleinste gemeinsame Nenner auf Sessions. Trifft man sich spontan mit anderen Musikern, mit denen man unter Umständen noch nie gespielt hat, so ist der Blues oft jene Akkordfolge bzw. Songform, die jeder halbwegs kennt und daher unweigerlich die kleinste gemeinsame Schnittmenge. Man kann daher sofort loslegen, ohne lange darüber diskutieren zu müssen, was gespielt werden soll. Umständliche Erklärungen über Abläufe, B- oder C-Teile, Breaks etc. entfallen somit. In diesem Workshop gibt es die wichtigsten Bass-Tipps für sämtliche anstehenden Blues-Sessions!

Bass-Workshop: 5 Survival-Tipps für Blues-Sessions
In diesem Artikel bekommst du Tipps für die nächste Blues-Session!
Auch interessant: Erlerne die Basslines deiner Lieblings-Hits!
Auch interessant: Erlerne die Basslines deiner Lieblings-Hits!
Das Bassriff der Woche – die besten Bassriffs in Noten und Tabs

Bei nicht wenigen Bassisten wird in Blues-Sessions nämlich im Handumdrehen der Panikmodus aktiviert: Aus dem Stegreif eigene Basslines zu kreieren – das macht man in der Regel nicht jeden Tag! Eigentlich wollte man sich ja auch schon längst mit der Bluesform beschäftigt und ein paar interessante Basslines dazu gelernt haben, aber das neueste Slaplick hatte natürlich wieder mal Priorität.

Und dann steht man plötzlich da – mit einem Haufen Fragen, die einem durch den Kopf schießen: Wie war gleich nochmal der Ablauf dieser Blues-Akkorde? Und was kann ich über den Blues an Tonleitern spielen? War da nicht was mit dieser Pentatonik? Was war noch gleich ein Dominantseptakkord? Was werden die anderen über mich denken, wenn ich nicht mal einen Blues richtig spielen kann? Kann man schon meinen Angstschweiß sehen?

Heute zeige ich dir ein paar ganz einfache Werkzeuge, wie man nahezu ohne Kenntnisse über Harmonielehre, Tonleitern, Akkorde etc. schon sehr interessante und authentische Basslines über die Bluesform spielen kann. Und das Beste: vieles davon lässt sich natürlich auch auf andere Situationen anwenden!

Inhalte
  1. Die Bluesform
  2. Chromatik im Blues
  3. Noch mehr Blues-Chromatik
  4. Untrennbar verbunden: Pentatonik und Blues
  5. Mix It Up!

Die Bluesform

Um eines kommt man dabei freilich nicht herum: Die Bluesform (bzw. das Blues-Schema) muss man einfach lernen, daran führt kein Weg vorbei! Allerdings funktioniert dies auch am besten mit viel Hören und Spielen und weniger mit “Lernen” im herkömmlichen Sinn.

Was versteht man unter dem Begriff “Bluesform”?

Die gebräuchlichste Bluesform besteht aus 12 Takten, die sich in drei Gruppen à vier Takten unterteilt. Dies stammt aus den Ursprungstagen des Blues. Hier wurde in den ersten vier Takten über ein bestimmtes Thema sein Leid geklagt, ein Statement gemacht, eine Frage gestellt … In den zweiten vier Takten wurde dies wiederholt. Und die dritten vier Takte stellen zuletzt quasi eine “Antwort” auf die ersten beiden da.

Schauen wir uns als Beispiel der bekannten Blues-Titel “Crossroads” an. Daran kann man diese Aufteilung sehr gut sehen:

  • Erste vier Takte: “I went to the crossroad, fell down on my knees”
  • Zweite vier Takte: “I went to the crossroad, fell down on my knees” (Wiederholung)
  • Dritte vier Takte: “Asked the lord above ‘Have mercy, save poor Bob, if you please!'” (Antwort)

Harmonisch basiert das Blues-Schema auf einer bestimmten wiederkehrenden Abfolge der 1., 4. und 5. Stufe einer Tonleiter. Diese kennt ihr möglicherweise noch aus dem Schulunterricht unter den musikalischen Fachbegriffen Tonika, Subdominante und Dominante.

Auch interessant: So klingst du wie der legendäre James Jamerson!
Auch interessant: So klingst du wie der legendäre James Jamerson!
7 Tricks, die dich wie James Jamerson klingen lassen

Zusätzlich kommen alle drei Tonstufen als sogenannte Dominantsept-Akkorde (Dur-Akkord mit zusätzlicher kleiner Septime) daher und wirken daher vom Klang her etwas “dreckiger”. Soweit wollen wir hier aber gar nicht gehen – uns interessiert vielmehr, wie wir das Ganze ohne großes Wissen sofort auf dem Griffbrett umsetzen können.

Sobald uns die Tonart bekannt ist, in der unser Blues gejammt werden soll, suchen wir den entsprechenden Grundton auf dem Griffbrett. In unserem Beispiel ist dies “G” (dritter Bund E-Saite oder fünfter Bund G-Saite). Dieser repräsentiert auch gleichzeitig die erste Stufe (wird in Musik immer mit der römischen Ziffer “I” dargestellt).

Auf dem folgenden Foto kannst du sehen, wo sich dann die vierte (IV) und fünfte (V) Stufe dazu befinden. Das Tolle: Da unser Griffbrett symmetrisch ist, gilt dieses Griffbild für alle Tonarten. Super, schon ein Problem weniger!

Lage der Grundtöne der drei Akkordstufe im Blues
Hier seht ihr die Lage der Grundtöne zu den drei Akkordstufen im Blues.
Auch interessant: So spielst du ein tolles Blues-Basssolo!
Auch interessant: So spielst du ein tolles Blues-Basssolo!
5 Tipps für ein gelungenes Blues-Basssolo

Zunächst geht es uns hier nicht um große Kunst, sondern um das “nackte Überleben”! Es ist wichtig, dass wir als Bassisten unseren Job erfüllen – und dieser ist eben zumeist rhythmischer Natur: Wir sollen das “Ding zum Grooven bringen”! Deine Mitmusiker sind in der Regel eher unsensibel (um nicht zu sagen: gleichgültig) gegenüber der melodischen Gestaltung deiner Bassline. Auf der anderen Seite sind sie aber umso empfindlicher, wenn der Bassistöne rhythmisch ständig daneben liegen!

Daher beschränken wir uns an dieser Stelle zunächst ausschließlich auf den Grundton des jeweiligen Akkords und spielen diesen in Viertelnoten. Das ist auch überhaupt keine Schande, sondern nicht selten sogar genau das Richtige! Nebenbei hilft diese Limitierung, dass wir uns auf das Erlernen der Form konzentrieren können. Das klingt und sieht so aus:

Audio Samples
0:00
Akkord-Grundtöne als Viertelnoten Begleit-Track ohne Bass zum üben

Das klingt doch schon mal gar nicht mal so übel, oder? Hier kannst du die Bluesform bzw. deren spezifische Akkordfolge in Noten und im Video nachvollziehen:

Die Abfolge der Stufen gilt gleichermaßen für jede Tonart. Natürlich gibt es darüber hinaus noch diverse Variationen dieses Blues-Schemas. Dieses hier ist allerdings am gebräuchlichsten und am häufigsten die Grundlage einer Jam-Session, wenn nichts anderes abgesprochen wurde. Mit dem Satz: “Spielen wir doch einfach einen Blues!” ist zu 99% eben dieses Schema gemeint.

Chromatik im Blues

Nachdem man die Form einigermaßen intus hat, kommt schnell der Punkt, dass man außer dem Grundton noch etwas mehr spielen möchte. Aber was? Ein einfaches, schnelles Mittel, bei dem man nichts über Harmonielehre wissen muss und das trotzdem authentisch klingt, ist die Chromatik, also die Bewegung in Halbtonschritten.

Auch interessant: Der Precision Bass – alle Vor- und Nachteile!
Auch interessant: Der Precision Bass - alle Vor- und Nachteile!
Warum du einen Fender Precision Bass brauchst – pros & cons Precision Bass

Wir nähern uns daher dem Zielton in Halbtonschritten, was auf den Bass übertragen heißt: Bund für Bund. Auf diese Weise haben wir statt Harmonielehre lediglich eine simple Matheaufgabe zu lösen, denn alles, was wir dafür beherrschen müssen, ist, bis vier zu zählen. Das klingt doch machbar, oder?

Bei zwei Tönen (C1, C2 im PDF genannt) starte ich dann auf der 3, um richtig auf der 1 des folgenden Taktes zu landen. Keine Sorge, das klingt jetzt vielleicht erst einmal verwirrend. Wenn ihr euch aber parallel die Noten/Tabs dazu anschaut, erklärt sich alles schnell von selbst.

Audio Samples
0:00
Chromatische Annäherung – WAV

Hat man das Prinzip einmal verstanden, ist diese Herangehensweise ziemlich einfach und klingt sofort nach einer authentischen Bluesline.

Noch mehr Blues-Chromatik

Nachdem wir das Prinzip gemeistert haben, erweitern wir es einfach abermals um einen weiteren Ton. Bei drei chromatischen Leittönen muss ich natürlich wieder eine Viertelnote (und einen Bund) früher starten, das wäre dann also die Zählzeit 2. Hier eine mögliche Bassline:

Audio Samples
0:00
Chromatik erweitert – WAV

Das klingt doch schon ziemlich gut, und wissen mussten wir dafür eigentlich gar nichts. Naja, fast nichts: Bünde und Viertelnoten abzählen, das war es aber auch!

Untrennbar verbunden: Pentatonik und Blues

Zur Abwechslung nehmen wir uns nun ein wenig Tonmaterial vor. Die sogenannte Pentatonik ist ein äußerst beliebtes Mittel im Blues. Auch hier interessieren wir uns an dieser Stelle nicht für den theoretischen Hintergrund, sondern gleich um die praktische Umsetzung.

Ich gebe euch als Beispiel eine melodische Idee, welche auf der Pentatonik beruht. Von dieser Idee lernen wir nur das Griffbild und übertragen es 1:1 auf alle Stufen. So sieht das Griffbild in Bild und Noten aus:

Pentatonisches Griffbild
Pentatonisches Griffbild

Und so klingt diese Idee:

Audio Samples
0:00
Pentatonisches Bluespattern – WAV

Dieser Sound kommt euch sicherlich bekannt vor, denn auf der Pentatonik basieren unzählige Basslines. Tatsächlich ist diese Idee auch recht cool, wird aber über die Dauer eines ganzen Songs sicher zu statisch. Deshalb gehen wir nun zum nächsten und letzten Schritt über:

Mix It Up!

Auch interessant: Die 80er lassen grüßen – wir präsentieren euch 10 coole NDW-Basslines!
Auch interessant: Die 80er lassen grüßen - wir präsentieren euch 10 coole NDW-Basslines!
Die 10 coolsten “Neue Deutsche Welle”-Basslines

Soweit, so gut! Im nächsten Schritt werfen wir alles, was wir bis zu diesem Punkt gelernt haben, in einen Topf – und rühren alles einmal kräftig um! Das pentatonische Riff aus dem letzten Beispiel ist dabei unsere melodische Grundlage, und als Übergang von einem Akkord zum nächsten dienen uns verschieden lange chromatische Überleitungen.

Und siehe da: Heraus kommt eine absolut authentische Bassline, die rein gar nichts vermissen lässt! Toll, oder? Immerhin haben wir diese Linie fast ohne theoretisches Wissen erreicht, sondern durch simple Logik und Mathematik bzw. dem Zählen bis 4.

Audio Samples
0:00
Kombination aller Tipps – WAV
Auch interessant: Coole Bassgrooves, die nur aus zwei Tönen bestehen!
Auch interessant: Coole Bassgrooves, die nur aus zwei Tönen bestehen!
10 Bass Riffs mit nur zwei Tönen – Bass Quickies (Teil 3)

Natürlich ist es immer besser, wenn man auch über die Hintergründe dessen, was man da so treibt, informiert ist. Aber in diesem Workshop geht es ja um das “nackte Überleben” – also um Survival-Tipps am Bass, die dazu führen, dass man schnell authentisch klingende Lines ohne großen Aufwand spielen kann, falls man sich mal unvorbereitet in einer Session wiederfindet.

Probiert zum Playalong auch möglichst viele eigene Ideen, denn das ist der eigentlich wichtigste Teil dieses Workshops!

Viel Spaß bei der Blues-Session und bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt

Hot or Not
?
TEASER2_5_Survival_Tipps_fuer_Blues_Sessions_1260x756px_v01b-1 Bild

Wie heiß findest Du diesen Artikel?

Kommentieren
Profilbild von Kathrin

Kathrin sagt:

#1 - 04.02.2023 um 17:18 Uhr

0

Vielen Dank für die hilfreiche Lektion! So ist FAS Bluesschema auch für mich als Anfänger nachvollziehbar!

Profilbild von DaDomas

DaDomas sagt:

#2 - 13.03.2024 um 15:11 Uhr

0

Danke für den Artikel! Zwei Kleinigkeiten: 1) Gleich zum Einstieg: Bei "fünfter Bund G-Saite", ist vermutlich die D-Saite gemeint, oder? 2) ein PDF Download frägt nach einem Password Ansonsten sehr schöner Beitrag.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Für dich ausgesucht
Klangvergleich: Jazz Bass vs. Precision Bass
Feature

Wie klingt ein Jazz Bass / Precision Bass? Wir haben es verglichen und beide Bassmodelle in verschiedenen Genres gegeneinander antreten lassen!

Klangvergleich: Jazz Bass vs. Precision Bass Artikelbild

Klangvergleich Jazz Bass vs. Precision Bass: "Soll ich einen Jazz Bass oder einen Precisison Bass kaufen?" Schon klar - am besten natürlich beide! Es ist schon ein durchaus bemerkenswerter Umstand, dass die zwei berühmtesten E-Bässe vom selben genialen Schöpfer stammen: Leo Fender! Fender war zwar nicht der Erfinder des E-Basses, brachte aber 1951 mit dem Fender Precision Bass den ersten seriell in nennenswerten Stückzahlen gefertigten E-Bass auf den Markt und sorgte so maßgeblich für den Siegeszug des Instrumentes. Zehn Jahre später folgte mit dem Fender Jazz Bass der zweite Geniestreich. Die Beliebtheit beider Modelle ist bis heute ungebrochen - ob als Original oder in Form eines der unzähligen Derivate in allen erdenklichen Preisbereichen. In diesem Artikel wollen wir untersuchen, wie groß die Unterschiede beim Thema "Jazz Bass vs. Precision Bass" im direkten Klangvergleich ausfallen.

P-Bass: Ein Bass für alle Sounds?
Feature

Ein Bass für alle Sounds? In diesem Experiment wollen wir herausfinden, ob man nur mit einem P-Bass verschiedene musikalische Herausforderungen meistern kann.

P-Bass: Ein Bass für alle Sounds? Artikelbild

Bei nicht wenigen Gigs wäre es zweifellos von Vorteil, mehrere Instrumente dabei zu haben. Eine typische Situation wäre z. B. eine Coverband, in der man verschiedene Genres aus unterschiedlichen Epochen und Stilistiken abdecken muss. Doch wer macht sich schon den Aufwand, gleich mehrere Instrumente mit zum Gig zu nehmen? In diesem Artikel möchten wir herausfinden, wie flexibel man mit nur einem Bassmodell in unterschiedlichen musikalischen Situationen agieren kann. Zu diesem Thema gab es vor einiger Zeit schon einmal ein Experiment mit einem Jazz Bass, der aber bekanntermaßen über zwei Tonabnehmer verfügt. Heute gehen wir noch einen Schritt weiter und untersuchen, ob auch der mit nur einem Pickup ausgestattete P-Bass (Precision Bass) diese verschiedenen Herausforderungen meistern kann. Zur Gestaltung der unterschiedlichen Sounds kommen abermals nur unsere Hände und die absolut notwendige Grundausstattung „Bass - Kabel - Amp“ zum Einsatz.

Die 10 wichtigsten E-Bass-Modelle aller Zeiten
Feature

Was sind die wichtigsten E-Bass-Modelle der Musikgeschichte und welche Bassisten haben sie bekannt gemacht? Wir stellen euch die zehn wichtigsten E-Bässe vor!

Die 10 wichtigsten E-Bass-Modelle aller Zeiten Artikelbild

Der E-Bass ist nach wie vor ein relativ junges Instrument, denn seine Geschichte beginnt erst so richtig ab dem Jahr 1951. In dieser Zeitspanne hat sich eine hohe Vielfalt verschiedener E-Bass-Modelle entwickelt. Einige E-Bass-Modelle haben sogar regelrecht Musikgeschichte geschrieben. Zehn dieser Klassiker wollen wir euch in diesem Artikel vorstellen!

Bonedo YouTube
  • Sooo easy to play: Franz Bassguitars Merak 5 LTD 2024 #shorts #reels #franzbassguitars
  • Franz Bassguitars Merak 5 Spalted Alder LTD 2024 - Sound Demo (no talking)
  • Sire Marcus Miller Z7 4 - Sound Demo (no talking)