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Play-Alike Iron Maiden – Gitarren Workshop

Die späten 70er und 80er Jahre waren zweifelsohne die bedeutendste Zeitspanne für eine Musikrichtung, die als “Heavy Metal” in die Musikgeschichte eingehen sollte. Weltweit sprossen Bands diverser Couleur und Härtegrade aus dem Boden, doch die Vereinigten Staaten und Großbritannien sollten den fruchtbarsten Nährboden für diese neu aufkommende Gattung bereitstellen.

Playalike_IronMaiden_01

In England sprach man sogar vom NWOBHM – New Wave of British Heavy Metal und subsumierte damit britische Formationen, die stark in der Rocktradition von Bands wie Deep Purple oder Black Sabbath verwurzelt waren, aber auch die Attitüde und Energie des Punk aufgriffen. Die prominentesten Vertreter dieser Gruppierung waren Bands wie Saxon, Def Leppard und allen voran Iron Maiden.

History

Iron Maiden wurde 1975 von dem Londoner Bassisten Steve Harris gegründet. Nach einigen Besetzungswechseln kristallisierte sich bereits Dave Murray als Gitarrist, Clive Burr als Drummer und Paul DiAnno als Sänger heraus. Als Adrian Smith von seinem Schulfreund Murray für den zweiten Gitarristenposten gefragt wurde, lehnte dieser zum damaligen Zeitpunkt noch ab und Dennis Statton erhielt den Job.
1980 hatte die Band bereits einen Majordeal bei EMI in der Tasche und noch im selben Jahr erschien das Debutalbum “Iron Maiden”, das sofort die UK-Charts stürmte und dort auf Platz 4 landete. Bereits auf diesem Albumcover finden wir das Iron Maiden Maskottchen “Eddie”.
Nur ein Jahr später sollte bereits “Killers” folgen und Adrian Smith teilte sich mit Murray den Gitarristenposten. Aufgrund der Drogenprobleme des Sängers DiAnno wurde dieser durch den ehemaligen “Samson” Frontmann Bruce Dickinson ersetzt. Das Album “The number of the beast” wurde Maidens erster Nummer 1 Hit in den UK, auch wenn die Thematik des Titelsongs und das Albumcover einigen christlichen Aktivisten, sagen wir mal, missfiel. Hier zeichneten sich bereits Charaktermerkmale der Band ab, so das textliche Aufgreifen historischer Themen z.B. in “Run to the Hills”, progressivere Elemente wie in monumentalen Songs á la “Children of the Damned” bzw. die krummen Takte in “The number of the beast”, zweistimmige Gitarrenparts, Tempowechsel und der Harris’sche 16tel Bassgalopp.
Als 1982 der Drummer Clive Burr seinen Stuhl für Nicko McBrain räumte, war die Maidenmaschinerie bereits im vollen Gange. Es erschienen “Piece of Mind”, “Powerslave”und das Livealbum “Live after Death” das auf der insgesamt 13-monatigen Tour aufgenommen wurde und der Band eine Auszeit abverlangte. Nach dem Break zeichnete sich bereits ein kleiner Paradigmenwechsel in der Band ab – Adrian Smith brachte synthi-lastige Elemente in das Songwriting ein und schrieb Stücke wie z.B. “Wasted Years” komplett auf eigene Faust. Darum darf es auch nicht überraschen, dass das 1986 veröffentlichte Album “Somewhere in time” die Fangemeinde etwas überraschte, doch der Stilwandel wurde konsequent auf “Seventh son of a seventh son” fortgeführt. 1989 verließ Adrian Smith die Band und wurde durch Janick Gers ersetzt, der bereits auf Dickinsons Soloalbum “Tattoed Millionaire” mitwirkte. Es erschienen “No prayer for the dying” und “Fear of the dark”.
1993 verließ Bruce Dickinson die Band und Blaze Bayley, zuvor Frontmann bei “Wolfsbane”, übernahm seinen Posten. Die beiden Alben mit ihm, The X Factor und Virtual XI wurden von den Fans jedoch weniger enthusiastisch aufgenommen. 1999 stieß Adrian Smith erneut zu seinen alten Kollegen, was dazu führte, dass Maiden nun ein Drei-Gitarren Line-Up hatte. Schließlich konnte auch Steve Harris überzeugt werden, Bruce Dickinson erneut in die Band aufzunehmen, sodass die alte Erfolgsbesetzung wieder komplett war – lediglich bereichert um einen weiteren Gitarristen.
Und seit diesem Zeitpunkt macht Iron Maiden das, was die Band am besten kann: Erfolgreich touren, Alben produzieren und zu einer der bedeutendsten Metalbands der Welt zu zählen.

Gear Talk

Dave Murray

Dave ist ein klassischer Marshallspieler. In der Anfangszeit sieht man ihn mit Marshall 50W und 100W Plexis oder JCM 800er Modellen, bis er aktuell auf die programmierbare Marshallvorstufe JMP1 über eine 9200er Endstufe oder auf JCM 2000er Modelle umstieg. Die 4×12″ Marshall Cabs haben EV- oder Celestion-Speaker, an Effekten findet man ein Pete Cornish System, ausgestattet mit CryBaby, TC Electronic G Force und einer Mike Hill Univibe/Tubescreamer-Einheit.
Über eine so ausgedehnte Schaffenszeit gingen natürlich einige Gitarrenmodelle durch Murrays Hände, von ESP bis Gibson, wobei sein bevorzugtes Modell jedoch die Fender Stratocaster mit Floyd Rose Tremolo war und ist. Anfangs waren diese Gitarren noch mit zwei DiMarzio Super Distortion in der der Hals- und Stegposition ausgestattet, mittlerweile sind es Seymour Duncan Hot Rails in allen Positionen. Übrigens existiert auch ein erschwingliches Mexiko-Modell dieser Signature Serie, allerdings mit einem JB Jr. in der Mitte.

Adrian Smith

Adrians Setup ist hinsichtlich der Amps nahezu identisch. Auch er benutzt die obige Marshallbatterie und setzt Tubescreamer zum Boosten ein und für die Effekte ein Lexicon MX200. An Gitarren finden wir Ibanez Destroyer Modelle in den Anfangstagen, Gibson Les Pauls und natürlich seine Signature-Strat von Jackson, die ebenfalls mit einem Super Distortion in der Halsposition und einem Floyd Rose Tremolo ausgestattet ist. Auch dieses Modell gibt es in einer geldbeutelfreundlichen Ausführung.

Janick Gers

Janick passt sich hinsichtlich seines Setups seinen beiden Mitstreitern an. Ein Cornish System mit Marshall JMP1 Vorstufe und 9200er Endstufen. Ein Mesa Boogie Studio-Preamp kommt ebenfalls zum Einsatz und Effekte stammen vom Marshall JFX 1 Multi Effekt. An Gitarren findet man Fender Stratocaster und Sandberg Strats mit JB Pickups oder Hot Rails.

Workshop:

Anmerkung: In den Playbacks habe ich euch lediglich die Hauptgitarrenstimme gemutet, die zweite Stimme habe ich belassen, sodass ihr auch zu Hause den zweistimmigen Effekt genießen könnt.
Zu Beginn betrachten wir den Opener des Debutalbums, nämlich das Stück “Prowler”. Hier hören wir eine schönes melodisches Single Note Riff, gespielt mit Wah Wah:

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Prowler – Playback mit Gitarre Prowler – Playback

Sehr interessant bei Iron Maiden ist die Tatsache, dass die Band unglaublich viel Druck in der Bass- und Drum-Sektion aufbaut, ohne dass die Gitarren fette Powerchord-Begleitungen liefern müssen – das lässt natürlich viel Spielraum für zweistimmige Melodieparts, wohl ein Haupt-Erkennungsmerkmal dieser Band. Hier zu hören bei “Purgatory” vom zweiten Album “Killers”, die zweistimmigen Parts finden übrigens meistens in Terzen oder wie hier in Sexten statt, da die Terz und die Sexte ja Komplementärintervalle sind, d.h. eine Terz c – e entspricht einer umgedrehten Sexte e – c:

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Purgatory – Playback mit Gitarre Purgatory – Playback

Druckvolle Powerchords findet man bei Maiden natürlich genauso, wie z.B. hier beim Riff zu “The number of the beast”. Lasst euch von dem eingeschobenen 2/4 Takt nicht irritieren und vertraut eurem Gehör. Gitarre 1 spielt das Riff als Single-Notes, während Gitarre zwei in der Strophenhälfte die Powerchords liefert:

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The number of the beast – Playback mit Gitarre The number of the beast – Playback

Auf dem gleichen Album finden wir bei “Run to the Hills” einen schönen zweistimmigen Gitarrenpart, der schließlich in das maidentypische Galoppieren mündet, verbunden mit einem Tempowechsel. Am Anfang gibt es Powerchords in der 2. Stimme, während man in der ersten Stimme Unisonbends vorfindet:

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Run to the hills – Playback mit Gitarre Run to the hills – Playback

Im Aufbau ganz ähnlich verhält es sich mit “The Trooper”. Der Textinhalt bezieht sich übrigens auf den ersten Krimkrieg 1846, bei dem die britische “leichte Brigade” einen sehr verlustreichen Kampf gegen eine russische Streitmacht führen musste, den “Todesritt der leichten Brigade”.

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The Trooper – Playback mit Gitarre The Trooper – Playback

Die Kriegsthematik wird in dem Song “Aces High” vom Album Powerslave ebenfalls aufgegriffen, diesmal geht es um den Fliegerangriff auf Großbritannien im 2. Weltkrieg. Nach dem zweistimmigen Intro in einem Medium Groove zieht das Tempo drastisch an.
Es folgt eine weiteres harmonisiertes Riff und anschließend sehr schnell gespielte Powerchords, die die Gesangslinie unisono begleiten. Auch hier finden wir eine kleine rhythmische Finesse: Das Riff beginnt auf die 4+, und dadurch, dass Bass und Drums ebenfalls beim Einstieg die 4+ stark akzentuieren, nimmt man die erste Note gerne als die 1 wahr:

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Aces High – Playback mit Gitarre Aces High – Playback

Der orientalisch-ägyptischen Thematik des Stückes “Powerslave” wird natürlich auch in der Gitarrenbegleitung Rechnung getragen. Der Sound speist sich aus der A phrygisch-dominant oder A HM5 Scale und natürlich darf auch der “Maiden-Galopp” nicht fehlen:

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Powerslave – Playback mit Gitarre Powerslave – Playback

Tempowechsel in Kombination mit Terzharmonik in der Art von “Aces High” finden wir auch beim Opener des Albums “Somewhere in time” mit dem Titel “Caught somewhere in time”:

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Caught somewhere in time – Playback mit Gitarre Caught somewhere in time – Playback

Das Stück “Wasted Years” sticht im Repertoire von Iron Maiden sicherlich etwas heraus. Die stärkere “AOR”- Prägung sowie das Single Note Leersaitenriff sind bestimmt nicht typisch für die Band, dennoch erreichte diese Komposition Platz 18 der UK Single-Charts. Adrian Smith spielt hier ein melodisches Leersaitenlick in Em:

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Wasted years – Playback mit Gitarre Wasted years – Playback

Die erste Single des siebten Albums “Seventh son of a seventh son” war “Can I play with madness”, stürmte sofort Platz 3 der Single Charts und sollte der wohl bekannteste Song des Albums werden:

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Can I play with madness – Playback mit Gitarre Can I play with madness – Playback

“Fear of the Dark” vom gleichnamigen Album ist wieder ein monumentales Maidenwerk im Stile von “Rime of the ancient mariner” oder “Alexander the great”. Hier das Hauptriff dazu:

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Fear of the dark – Playback mit Gitarre Fear of the dark – Playback

Auf dem neuen Album “Book of Souls” aus dem Jahre 2015 finden wir mit “Speed of Light” einen Rocker der alten Schule mit sehr rauem, fast maidenuntypischem Sound. Los geht’s mit einem Unisono-Lauf in der G Bluesscale und einem Riff um einen G Powerchord mit dem Tritonus C#:

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Speed of light – Playback mit Gitarre Speed of light – Playback

Betrachten wir nun einige klassische Maidensoli. In vielen Kompositionen finden wir davon zwei, eines gespielt von Dave Murray und das andere von Adrian Smith, wobei die Harmonien oder die Songparts, über die jeweils soliert werden, oftmals unterschiedlich sind, um ein höheres Maß an Abwechslung zu gewährleisten. Generell scheint es bei dieser Band eine sehr harmonische Aufteilung der Soloparts zu geben, sodass keiner zu kurz kommt.
Betrachten wir die beiden Soli in “Aces High”, zuerst ist Dave Murray am Zuge:

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Aces high (Solo Dave Murray) – Playback mit Gitarre Aces high (Solo Dave Murray) – Playback

Dann darf Adrian Smith das Staffelholz übernehmen – die Harmonik moduliert einen Ganzton nach oben:

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Aces high (Solo Adrian Smith) – Playback mit Gitarre Aces high (Solo Adrian Smith) – Playback

Und damit möchte ich mich auch vom Iron Maiden Play Alike verabschieden.
Ich hoffe, die hartgesottenen Maidenfans verzeihen mir, dass ich eine rein subjektive Stücke-Auswahl aus der produktivsten Schaffenszeit der Band auswählen musste. Aber ich denke, dass ihr einen einigermaßen umfassenden Einblick in die charakteristischen Stilmerkmale dieser legendären Band gewinnen konntet.
Ich wünsche euch viel Spaß beim Auschecken der Maidenriffs!

Studio:

  • 1980 Iron Maiden
  • 1981 Killers
  • 1982 Number of the beast
  • 1983 Piece of Mind
  • 1984 Powerslave
  • 1986 Somewhere in time
  • 1988 Seventh son of a seventh son
  • 1990 No prayer for the dying
  • 1992 Fear of the dark
  • 1995 The X Factor
  • 1998 Virtual XI
  • 2000 Brave New World
  • 2003 Dance of Death
  • 2006 A matter of life and death
  • 2010 The Final Frontier
  • 2015 The Book of Souls

Live:

  • 1985 Live after Death
  • 1993 A real Live one; A real dead one; Live at Donington
  • 2002 Rock in Rio
  • 2003 Visions of the Beast
  • 2005 Death on the Road
  • 2009 Flight 666

Sowie unzählige Compilations, EPs und Maxisingles, auf denen zum Teil sehr interessante Songs und Coverversionen als B-Saiten vertreten sind.

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Christopher Arndt sagt:

#1 - 05.06.2016 um 08:50 Uhr

0

Wie immer ein schöner Workshop von Haiko! Zum Gear-Talk ist vielleicht noch interessant, dass auf "Somewhere in Time" das erste Mal Synthesizerklänge eingesetzt wurden, die aber durch Gitarren- und Basssynthesizer erzeugt wurden, während auf "Seventh Son..." danach Keyboards eingesetzt wurden. Ich persönlich finde es etwas schade, dass diese Progressive Rock/Metal-Richtung danach nicht fortgesetzt wurde, aber man hat wohl versucht, sich dem Grunge-Zeitgeist, der gerade seine Erfolgswelle startete, anzupassen.

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