ANZEIGE

Mehr als nur Noten: Was macht ein Musikverlag und wann macht er Sinn?

Bestimmt ist dir der Begriff “Musikverlag” schon einmal über den Weg gelaufen. Aber was macht der Verlag überhaupt und ist das nicht eigentlich die Plattenfirma? Warum bekommt man scheinbar schneller einen Deal für einen Musikverlag als einen Labeldeal? Für wie lange schließt man so einen Vertrag? Und ist ein Verlag für mich überhaupt sinnvoll? In diesem Beitrag erklären wir dir heute, was ein Musikverlag ist.

2101_Was_macht_ein_Musikverlag_1260x756_v01-1077522 Bild


Ein Musikverlag (oft tritt in dem Zusammenhang auch der Begriff Publishing auf) vertritt Musikautoren und -texter. Damit kommt ein Musikverlag überhaupt nur in Frage, wenn du Songs schreibst und Urheber bist. Was passiert nun, wenn ein Verlag Songs in seinen Katalog aufnimmt? Ein Musikverlag will den größtmöglichen Einsatz der Werke erreichen und wird an den eingespielten Erlösen dann beteiligt. Wer sich durchgelesen hat, was die Gema genau macht, der weiß noch, dass jedes Mal, wenn ein Lied öffentlich aufgeführt wird (live oder im Radio/Fernsehen), Gema-Abgaben fällig werden, die als sogenannte Tantiemen an die Urheber ausgeschüttet werden. Ein Verlag wird an deinen Gema-Tantiemen beteiligt.

Was tut ein Verlag dafür?

Ein Verlag…

  • kümmert sich darum, dass alle Musikfolgen von gespielten Konzerten bei der Gema eingereicht und abgerechnet werden.
  • überprüft Gema-Abrechnungen und reklamiert gegebenenfalls (z. B. wenn Veranstaltungen noch nicht abgerechnet wurden oder die angesetzten Tarife je Veranstaltung zu niedrig wirken).
  • bemüht sich darum, dass deine Songs in Filmen oder Werbespots eingesetzt werden (Erlösteilung i.d.R. 50:50).
  • bietet Songs anderen Künstlern an, die Songmaterial benötigen bzw. erhält Pitch-Ausschreibungen für Songs, TV-Sendungen etc.
  • veranstaltet Songwriting-Camps mit anderen Songwritern.
  • veröffentlicht deine Songs als Sheets oder im Notendruck.
  • zahlt Vorschüsse, die du zur Finanzierung der Platten- oder Videoproduktion nutzen kannst.
  • unterstützt den schreibenden Künstler bei der Labelsuche, schickt ihn auf Musikkonferenzen oder zu Showcases. Diese klassische Aufgabe wird allerdings heute nur noch selten erfüllt.

Pauschal wird ein Verlag mit 40 % deiner Gema-Tantiemen vergütet. Das ist ganz schön viel und daher ist es um so wichtiger, dass du sorgfältig überlegst, einen Verlagsvertrag zu unterzeichnen oder nicht. Die pauschalen 40 % sind noch ein Relikt aus der Zeit des Notendrucks, da die Verlage viel höhere technische Kosten hatten, die mit der Digitalisierung logischerweise wegfallen und heute auch Sheets vor allem digital bezogen werden. Ein Gerichtsurteil des Kammergerichts Berlin (14.11.2016, 24 U 96/14) hat die pauschale Beteiligung von 40 % als willkürlich bezeichnet und somit den Weg geebnet, damit sich dieser Usus eventuell bald ändert. Bisher zeigt sich aber keine Entwicklung. Da die Künstler meistens der schwächere Verhandlungspartner sind, werden die 40 % Beteiligung vermutlich noch lange ein gängiges Modell bleiben.

Macht ein Verlag überhaupt Sinn für mich?

Seit der stetig sinkenden Verkaufszahlen der Tonträger sind deine Gema-Tantiemen bzw. Verlagsanteile im Business wohl die größte und lukrativste Verhandlungsmasse, die du einbringen kannst. Ein Verlag sollte dir daher einen Mehrwert bringen, wenn du bei ihm unterzeichnest. Kurz zusammengefasst, wann ein Verlag für dich sinnvoll sein kann:

  • Du schreibst viele Songs, auch gerne für andere und würdest diese gern besser unter die Leute bringen.
  • Deine Band spielt mittlerweile schon so viele Auftritte und hat so viel Airplay, dass es gut wäre, eine kontinuierliche Prüfungsinstanz für deine unübersichtlichen Abrechnungen und einzureichenden Musikfolgen zu haben.
  • Du bist dir sicher, dass deine Songs auch wunderbar für Werbespots und Filme funktionieren könnten und brauchst jemanden, der sie an Agenturen vermittelt.
  • Du brauchst einen Vorschuss für die nächste Produktion. Achtung: Der Vorschuss muss vom Künstler zurückgezahlt werden. Üblicherweise fließen mit einer sogenannten Zession sämtliche Gema-Tantiemen an den Verlag bis die Summe getilgt ist. Und dabei fließen nur die 60 % Gema-Anteil des Künstlers in die Tilgung ein. Geht es dir also nur um eine mögliche Finanzierung einer Produktion, solltest du überlegen, ob es nicht vielleicht eine andere Möglichkeit gibt.
  • Du benötigst Unterstützung beim Finden eines Labels.

Anders gesagt: Wenn du deine Abrechnungen selbst noch verstehst, mit deiner eigenen Band dein eigenes Repertoire spielst, dann brauchst du nicht unbedingt einen Verlag.

Augen auf bei der Verlagswahl

Wenn du viel live spielst und mit deinen Songs auftrittst, muss ein Verlag, plump ausgedrückt, nicht einen Finger krümmen, um 40 % deiner Gema-Einnahmen, zu erhalten. Genau das haben auch viele Trittbrettfahrer erkannt. Es gibt eine Vielzahl kleiner Musikverlage, die ganz gezielt kleine Bands ansprechen, die viel live spielen und zu einem Verlagsvertrag ermuntern wollen. Oft koppeln sie dieses Angebot mit der Mär von der fehlerhaften Gema-Abrechnung, die dank ihrer Prüfung wesentlich höher ausfallen. Bei solchen Angeboten heißt es: “Finger weg!”
Eben weil du auf einen hohen Anteil verzichtest, solltest du bei der Wahl des Verlages nicht voreilig sein. Checke, ob der Verlag Songwriter und Bands vertritt, die du kennst. Konnte der Verlag bereits mehrere Titel in Film, Funk und Fernsehen platzieren? Hat der Verlag Kontakt zu Songwritern, die du toll findest, und könnte er Co-Writings organisieren? Wie groß ist der Verlag? Ein besonders großer Katalog ist nicht automatisch gut, denn je größer das Repertoire, desto undurchsichtiger wird es auch und eventuell werden deine Songs zu Karteileichen.
Viele Plattenfirmen haben auch einen eigenen Verlag oder eine Verlagsabteilung, daher kommt man mit Verlag und Plattenfirma gern durcheinander. Wie oben bereits aufgezeigt, kämpft die Plattenindustrie seit Jahren mit sinkenden Verkäufen und dementsprechend weniger Einnahmen. Um dies zu kompensieren, stellen sich viele, auch kleinere Plattenfirmen breiter auf und sehen die Verlagseinnahmen als Nebenerlös für ihr Geschäft – so sichern sie sich möglichst viele Einnahmequellen für ihr Business. Häufig signen sie neue Bands für einen Verlags- und Plattenvertrag bzw. machen das Signing überhaupt davon abhängig, ob die Verlagsrechte der Band noch frei sind. Dies ist angesichts der Branchenentwicklung einerseits verständlich, andererseits läuft eine Band Gefahr, dass direkt auf zwei Ebenen nichts mehr läuft, falls das Label keine gute Arbeit macht. Ein Verlag kann so keine unabhängige Kontrollgröße mehr für die Arbeit des Labels sein.

Vertragslaufzeit Lebenslang?

In Verlagsverträgen gibt es eine kleine, aber sehr wichtige Klausel zur Vertragslaufzeit. Oft steht dort, dass die Verwertungsrechte für die “Dauer der gesetzlichen Schutzfrist” an den Verlag übertragen werden. Das hört sich erstmal besonders juristisch und deswegen scheinbar in Ordnung an, besagt aber, dass deine Werke “bis 70 Jahre nach Tod des Urhebers” übertragen werden. Dies ist nämlich die gesetzliche Schutzfrist im Urhebergesetz.
Üblicherweise verhandelt man diese Klausel einfach weg und du solltest diese Vertragsdauer auch nicht unterzeichnen. Je nach Verhandlungsposition sind Laufzeiten zwischen 3 bis 10 Jahren üblich.

Vertragsarten

Auch bei der Vertragsart solltest du vorsichtig sein. Es gibt zwei übliche Vertragsarten bei Musikverlagen: den Autorenexklusivvertrag und den Einzeltitelvertrag. Bei erstem landen automatisch alle Songs, die du schreibst, im Verlag. Bei zweitem gibst du lediglich einzelne Titel weiter. Letzterer macht für eine Band, die bspw. ihr Album bei einer Plattenfirma inklusive der Verlagsrechte signt, mehr Sinn, als sein gesamtes Oeuvre weiterzugeben.

Fazit:

Offen gesagt ist ein Musikverlag wohl für die meisten von euch erst einmal nicht relevant. Ich hoffe aber, dass ihr mit dem Beitrag ein paar Kriterien an die Hand bekommen habt, mit denen ihr checken könnte, wann und ob ein Verlag für euch eine Option wäre und bei welchen Angeboten ihr eher kritisch sein solltet.

Interessante Inhalte:

Hot or Not
?
2101_Was_macht_ein_Musikverlag_1260x756_v01-1077522 Bild

Wie heiß findest Du diesen Artikel?

von nina.graf

Kommentieren
Profilbild von Denis Kontrec

Denis Kontrec sagt:

#1 - 10.09.2019 um 19:11 Uhr

0

Hi,
hat jemand hier schon Erfahrung mit Verlagen gesammelt? Würde mich freuen mich mit jemandem diesbezüglich austauschen zu können.
Wie kontaktiert man einen der großen Verlage am besten? Außer dass bei Warner in den FAQs steht man solle die Songs einfach zuschicken findet man keine offiziellen Hinweise.
Hab irgendwo gelesen dass man einen Link per Mail schicken soll...galt aber für die USA. Jemand in Deutschland Erfahrung gesammelt?
Vielen Dank
LG
Den0

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Für dich ausgesucht
Fick dich ins Knie, Melancholie: Warum dich traurige Musik eigentlich glücklich macht
Magazin / Feature

Das Hören trauriger Musik macht viele Menschen glücklich. Was hinter dem Paradox steckt erfährst du hier!

Fick dich ins Knie, Melancholie: Warum dich traurige Musik eigentlich glücklich macht Artikelbild

Der scheinbare gesellschaftliche Konsens gebündelt auf der Brust eines stolzen T-Shirtträgers: „Sad Songs Make Me Happy“. Wie bitte? Was auf den ersten Blick wie ein gehöriges Paradox daherkommt, klingt auf den zweiten gar nicht mehr so abwegig. Denn wer suhlt sich nicht gerne mit Wohlgefühl im akustischen Leid von Schmerz gequälter Musiker? Der englische Schriftsteller Robert Burton stellte bereits vor über 400 Jahren in seinem Werk zur Anatomie der Melancholie fest: „Many men are melancholy by hearing music, but it is a pleasing melancholy that it causeth; and therefore to such as are discontent, in woe, fear, sorrow, or dejected, it is a most present remedy." Dieser scheinbare Widerspruch beschäftigt auch Experten, die an der Schnittstelle von Musik und Emotion forschen. Ein Versuch, etwas Licht in die Sache zu bekommen.

Bonedo YouTube
  • Meinl | 10" Compact Side & Compact Jingle Snares | Sound Demo
  • First notes on the ESP LTD AP-4 #shorts
  • Rupert Neve Designs Newton Channel Review – RND Newton vs. Shelford