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Jake E. Lee: Biografie, Spielweise und Equipment des Ausnahmegitarristen

Egal, wie man zu den 80ern stehen mag, eines ist unbestreitbar: Sie brachten eine Fülle an tollen Guitar-Heroes hervor, die teilweise mit sehr individuellen Sounds und Spielweisen hervorstachen. Dazu setzten sie in Sachen Rhythmus- und Soloparts extrem hohe Standards. Einer von ihnen ist Jake E. Lee, der in der Ozzy-Osbourne-Band als Nachfolger des viel zu früh verstorbenen Randy Rhoads  bekannt wurde. Das Riff von „Bark at the Moon“ stand bereits im Mittelpunkt eines Workshops. Heute wollen wir uns intensiver mit einigen von Jakes archetypischen Spielweisen beschäftigen.

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Bildquelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Jake_E._Lee
Inhalte
  1. Biografie von Jake E. Lee
  2. Die Gitarrenverstärker von Jake E. Lee
  3. Eine umgebaute 73er Fender Sunburst Stratocaster als Gitarren-Ideal
  4. Der Jake E. Lee Workshop
  5. “Rock ’n’ Roll Rebel“ war Jake E. Lees erstes Werk für Ozzy
  6. Bei „The Ultimate Sin“ stand Jake auch als Songwriter auf dem Cover
  7. „Killer of Giants“ kommt mit einem interessanten Akkordpicking
  8. Beim „Bark at the Moon“-Solo liefert Jake E. Lee einen klassischen Stilmix
  9. Die Outro-Arpeggios von „Bark at the Moon“
  10. Get the Jake E. Lee Sound

Biografie von Jake E. Lee

Jake E. Lee, eigentlich Jakey Lou Williams, wurde 1957 in Norfolk, Virginia geboren. Später zog er mit seiner Familie nach San Diego, wo er klassischen Klavierunterricht erhielt, aber sein Interesse für die E-Gitarre entdeckte. Bands wie Led Zeppelin, Black Sabbath oder Jimi Hendrix zählten zu seinen größten Einflüssen. 1980 stieg er bei der Band “Mickey Ratt” ein, mit der er nach Los Angeles zog. Aus dieser Formation ging die Glam Rock Band „Ratt“ hervor, in der Jake E. Lee von Warren de Martini ersetzt wurde. Ein sehr kurzes Intermezzo bei Dio folgte, der nach Black Sabbath seine eigene Band formen wollte. Eine Empfehlung brachte ihn schließlich zu Ozzy Osbourne, der einen Nachfolger für den verstorbenen Randy Rhoads suchte. Bei diesem Casting waren einige Gitarristen wie z. B. George Lynch im Gespräch, dennoch machte Jake 1982 das Rennen. Er wirkte auf den Alben “Bark at the Moon” und “The Ultimate Sin” mit, bis es 1986 zum Rauswurf kam.

Jake gründete daraufhin 1988 die Band “Badlands”, die sich 1993 nach dem Aids-Tod von Sänger Ray Gillen auflöste. In den Folgejahren spielte er in diversen Formationen, blieb jedoch relativ unsichtbar und hatte offensichtlich vom Music-Business die Nase voll. Zuletzt gründete er seine Band “Red Dragon Cartel”, die 2018 ihr neuestes Album “Patina” veröffentlichten.

Die Gitarrenverstärker von Jake E. Lee

Jake war in seiner Anfangszeit ein klassischer Marshall-Player. So kam z. B. auf „Bark at the Moon“ noch ein 77er 100 Watt Marshall Plexi-Topteil zum Einsatz. Und das, auch wenn Jake auf einigen Live-Fotos mit 1980ern Marshall JCM800 100 Watt Tops gesichtet wurde. Zwischendurch sattelte er auf einen Peavey bzw. EVH 5150 um, bevor er bei Friedman landete. Der zimmerte ihm ein Signature-Topteil auf Basis des BE-100 mit klarer Plexi- und JCM800er-DNA auf den Leib.

Eine umgebaute 73er Fender Sunburst Stratocaster als Gitarren-Ideal

Was seine Gitarren anbelangt, war Jakes Urmodell eine stark gemoddete 73er Fender Sunburst Stratocaster. Diese Gitarre sollte ihm dann quasi als Blaupause für seine folgenden Instrumente dienen. Die Strat wurde komplett weiß lackiert, die Kopfplatte verkleinert, die Bünde geändert und mit einer Hardtail-Bridge, zwei abgewinkelten Singlecoils sowie einem Allan-Holdsworth-Humbucker ausstaffiert. Seine späteren Gitarren waren z. B. eine 1974 “Charvel Whitey”, ebenfalls mit Hardtail, die mittlerweile wieder als Jake E. Lee Custom Modell erhältlich ist. Des Weiteren benutzte er zwei Charvel Allan-Holdsworth-Modelle mit festgestelltem Vintage-Tremolo sowie ESP- und Fernandez-Gitarren.
Die Effekte kamen überwiegend aus dem Hause Boss, wie z. B. der OD-1 Overdrive, der BF-2 Flanger, der GE-7 Equalizer und der PH-2 Super Phaser.

Der Jake E. Lee Workshop

Jake E. Lee ist ein klassischer 80er-Jahre Hardrock-Gitarrist, dessen Spielzutaten sich aus Blues und Classic Rock speisen. Aber auch die damals aufkommenden Guitar Heroes wie Eddie Van Halen trugen dazu bei. Als wichtigste Einflüsse nennt er Acts wie Led Zeppelin, Jimi Hendrix, Van Halen, Aerosmith und Black Sabbath. In seinen Riffs findet man die typischen Powerchords, aber auch Quint-, Quart- und Terz-Doublestops auf der g- und d-Saite. Diese Elemente waren Bestandteile vieler Rhythm-Gitarrenparts der 80er-Jahre. In seinen Soli zeigt sich eine intelligente Verquickung aus lyrischen Melodiebausteinen, Arpeggios, Blueslicks und Three-Note-per-String Skalensequenzen. Dabei verwendete Jake, ähnlich wie seine Zeitgenossen und enge Freunde Warren deMartini oder George Lynch häufig Patterns mit immensen Stretches. Das Ganze wird mit sehr viel Autorität gespielt, mit Artificial Harmonics gespickt und mit einem weiten Vibrato versetzt.

“Rock ’n’ Roll Rebel“ war Jake E. Lees erstes Werk für Ozzy

„Rock ’n’ Roll Rebel“ erschien 1983 als Opener des Albums „Bark at the Moon“, dem ersten Ozzy-Werk mit Jake an der Gitarre. Um dieses Album rankt sich der Mythos, dass Jake nahezu alle Songs zumindest zu einem erheblichen Teil mitgeschrieben hat. Allerdings soll er vom Management, also von Sharon Osbourne, dazu gedrängt worden sein, auf alle Songwriting-Credits zu verzichten. Wer sich mit Jakes Spiel auseinandergesetzt hat, erkennt hier jedoch ganz deutlich seine Handschrift. Denn der Song bietet neben dem tollen Riff in F#m einige seiner typischen Stretches.

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Rock ’n’ Roll Rebel – Original Rock ’n’ Roll Rebel – Playback

Bei „The Ultimate Sin“ stand Jake auch als Songwriter auf dem Cover

Drei Jahre nach „Bark at the Moon“ erschien das Album „The Ultimate Sin“. Bei ihm erhielt Jake E. Lee auch endlich die Songwriting-Credits, die ihm beim Debütalbum verweigert wurden. Auch wenn der Longplayer zum Release-Zeitpunkt Ozzys erfolgreichstes Album war, zählt Ozzy selbst “The Ultimate Sin” zu seinen schwächeren Werken. Primär führt er das auf die Produktionsumstände zurück. Das Titelstück steht eigentlich in D, aber Jake stimmte die Gitarren einen Halbton tiefer und noch dazu in Drop D, also genauer gesagt Drop C#. Der Einfachheit halber hört ihr das Backing im Standard Tuning.

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The Ultimate Sin – Original The Ultimate Sin – Playback

„Killer of Giants“ kommt mit einem interessanten Akkordpicking

Ebenfalls auf “The Ultimate Sin” finden wir bei “Killer of Giants” ein schönes Akkordpicking. Das wirkt ähnlich gruselig wie Randy Rhoads’ Intro von “Diary of a Madman“. Jake spielt offene Akkorde in der Tonart Em und zur geheimnisvollen Stimmung trägt vor allem der Change auf den Tritonus Bb bei. Letzterer wird auch noch als lydischer Akkord aufgefasst und dazu kommt der spätere Wechsel auf Fmaj7#11. Das Delay ist hier auf Achtel gestellt und ich verwende das Standard-Tuning.

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Killer of Giants – Original Killer of Giants – Playback

Beim „Bark at the Moon“-Solo liefert Jake E. Lee einen klassischen Stilmix

Nachdem wir uns bereits das Riff von „Bark at the Moon“ zu Gemüte geführt haben, wird es höchste Zeit für das Solo. Hier finden wir die klassische Mixtur aus Blueslicks, lyrischen Melodien, Arpeggios, Skalensequenzen und Three-Note-per-String-Pattern auf zwei Saiten horizontal über das Griffbrett. Nehmt in der letzten Phrase die Rhythmik aus abwechselnd Quintolen und Sextolen nicht allzu genau. Jake denkt sich hier einfach das Pattern und quetscht es so in das Metrum, dass die Starttöne auf den Beat fallen. Zum Aufblasen des Sounds kommt ein Phaser zum Einsatz.

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Bark at the Moon – Original Bark at the Moon – Playback

Die Outro-Arpeggios von „Bark at the Moon“

Im Outro des Songs finden wir eine Art Ostinato-Melodie, die mit Arpeggioauszügen gespickt ist und deutlich leichter klingt, als sie tatsächlich ist. 
Für die Harmonien Am, G, F und E greift Jake in seinem Lick zu den Nonen (Am) oder Septimen (G, F und E) der Akkorde. Besonders unorthodox ist hier der große Stretch auf die g-Saite bei den Fmaj7- und Em7-Arpeggios.

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Bark at the Moon – Outro-Arpeggios – Original Bark at the Moon – Outro-Arpeggios – Playback

Get the Jake E. Lee Sound

Jakes Sound ist ganz klar britisch, „Marshall“-geprägt. Das betrifft einerseits den Zerrsound, aber auch die Cleans, die immer ein bisschen “dirty” und leicht angezerrt klingen. Zu Ozzys Zeiten wurde der Sound häufig mit Chorus oder Phaser etwas angedickt, wobei die Cleans noch mit Delay und Reverb versehen sind. Ab der “Badlands”-Phase klingen die Aufnahmen etwas rougher und weniger gainreich. Trotzdem dürft ihr für die Mittachtziger-Sounds gerne einen Booster wie den Boss SD-1 oder einen Tube Screamer zum Anblasen eures Amps hinzunehmen. Eine Gitarre mit Humbucker in der Stegposition und einem Singlecoil am Hals werden euch dem Ziel sehr nahe bringen. Hier ein Soundvorschlag auch für die Rhythmusgitarren und cleane Pickings wie z. B. bei “Killer of Giants”.

Soundvorschlag - Distorted mit PlugIns
Soundvorschlag – Distorted
Soundvorschlag - Clean mit PlugIns
Soundvorschlag – Clean

Damit wünsche ich Euch viel Spaß mit Jake E. Lee!

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Theo P. sagt:

#1 - 24.01.2023 um 21:29 Uhr

0

Jake E. Lee ist eine zeitlose Legende!!! Ein unglaublich fabelhafter und talentierter Gitarrero. Ich hoffe sehr, dass er uns in der Zukunft mal wieder in Deutschland besucht. Letztes mal haben wir Jake 2014 mit "Red Dragon Cartel" in Aschaffenburg gesehen. Es war ein richtig tolles Konzert. Anschließend gab es eine Autogrammstunde mit Fotos machen. Ein unvergessener Abend. Wir wünschen Jake E. Lee alles erdenklich Beste!

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