Feature – Mein eigenes Mikro

So einzigartig die eigene Stimme ist, so einzigartig ist die Beziehung vieler Sängerinnen und Sänger zu ihrem Mikrofon. Auf der Bühne brauchen sie kaum Equipment. Aber dann gibt es da dieses kleine schwarze Kästchen, das sie wohl behütet unterm Arm tragen. Mit verschwörerischer Stimme gehen sie zum FOHler und raunen ihm oder ihr zu: Übrigens, ich habe mein eigenes Mikro dabei. Und sie wissen, warum.

(Bild: © Shutterstock, Foto von I'm Friday)
(Bild: © Shutterstock, Foto von I’m Friday)

1. Du magst den Klang deines Mikros

Erfahrene Sänger und Sängerinnen wissen: Jedes Mikro klingt anders. Sogar Mikrofone desselben Typs können unterschiedlich klingen, weil sie im Frequenzgang minimal voneinander abweichen. Wird der von dir angestrebte Klang besser unterstützt durch ein Mikro, das sehr warm in den Tiefen klingt? Bevorzugst du eher die Betonung der unteren Mitten? Oder legst du Wert auf strahlende Brillanz? Muss es ausgesprochen resistent gegen Verzerrungen sein? Soll es auch bei sehr leisen Passagen funktionieren? Wie empfindlich reagiert das Mikro auf explosive Konsonanten, wie auf Zischlaute? Wäre ja schön, wenn dir beim Auftritt dein Handwerkszeug bereits vertraut ist. Gute Gründe also, um die Anschaffung eines eigenen Mikros in Betracht zu ziehen.

2. Du kennst die Richtcharakteristik

Abgesehen von der groben Unterteilung in Mikrofone mit Kugelcharakteristik, die Schall rund um das Mikro aufnehmen und solche mit Nierencharakteristik, die hauptsächlich Schall aufnehmen, der aus der Einsprechrichtung kommt, gibt es innerhalb der Nierencharakteristik Abstufungen. Welche benötigst du? Die Niere nimmt von vorn in einem relativ breiten Umkreis Schall auf, eventuell also auch deine Band. Die Hyperniere ist da vorn enger, du benötigst also größere Mikrofondisziplin, denn entfernst du dich von der optimalen Einsprechposition, bist du schlechter zu hören als mit einer Superniere. Dafür darf deine Band lauter sein. Oder besser eine Superniere? Sie ist vorn weiter geöffnet. Du kennst deine Band und dich am besten und wenn du dein eigenes Mikrofon verwendest, bist du nach einiger Zeit super damit vertraut.

3. Du kennst den Nahbesprechungseffekt deines Mikros

Je näher du an ein gerichtetes Mikro gehst, desto mehr werden die Bässe in deiner Stimme betont. Diesen Proximity-Effekt nutzen manche Sänger bewusst, andere finden ihn unerwünscht. Wie stark sollte er bei deinem Wunschmikrofon vorhanden sein? Auch das kannst du berücksichtigen, wenn du ein eigenes Mikro anschaffst.

4. Du kennst das Rückkopplungsverhalten

Nur in den seltensten Fällen sind Feedback-Schleifen als künstlerisches Stilmittel erwünscht. Alle anderen Fälle sind einfach nur zum Ohren zuhalten. Ein Mikrofon mit Hypernieren-Charakteristik nimmt immer auch etwas Schall von der gegenüberliegenden Seite auf, ist also eine ungleichmäßige Acht. Wenn du einen sehr lauten Monitor frontal vor dir benötigst, kann das zu Rückkopplungen führen. Also vielleicht besser eine Superniere? Sie nimmt von hinten weniger Schall auf als eine Hyperniere. Bei der Wahl deines Mikrofons bedenke also ruhig auch, ob, wie laut und wo du Monitore benötigst.

5. Du kennst die Empfindlichkeit gegenüber Griffgeräuschen

Nimmst du dein Mikro während des Konzerts oft aus dem Stativ oder von einer Hand in die andere? Manche Mikrofone quittieren schon kleinste Erschütterungen mit einem hörbaren, tiefen Wumms. Nein, die Lösung ist hier kein Schalter, da Schalter zu oft versehentlich an- und ausgeschaltet werden. Vielmehr kannst du die Empfindlichkeit gegenüber Griffgeräuschen, wenn sie für dich wichtig ist, leicht durch Ausprobieren testen.

Es gibt also viele gute Gründe, ein Mikrofon zu finden, das zu dir, deinem Musikstil und deiner Stimme passt. Und wenn du es gefunden hast, kannst du es wohl behütet in einem kleinen aber feinen Kästchen unterm Arm zum nächsten Auftritt tragen.

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