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Erica Synths Black System Test

Das noch recht junge Unternehmen aus Lettland hat bisher mit der Anzahl und vor allem Qualität ihrer veröffentlichten Eurorack-Module und Desktopgeräte immer positiv überraschen können. Zum Test steht nun das neue Komplettsystem namens ‚Black System‘ an. Das kleine Euroracksystem nimmt 84TE an Platz in Anspruch und wird in einem schicken Skiff-Gehäuse aus Aluminium mit Holzseitenteilen und integrierter Stromversorgung ausgeliefert. Dieses kleine Komplettsystem enthält alles was man braucht, inklusive Patchkabel und Netzteil, um sofort loszulegen.

Das Black System von Erica Synths ist ein kompletter modularer Synthesizer für eine Mono-Synthstimme im Eurorackformat. (Foto: Bonedo)
Mit dem Black Systems von Erica Synths erhält man ein hochwertiges, gut klingendes und schmuckes System zu einem attraktiven Preis, das erfahrene Modularisten genauso zufrieden stellt, wie Anfänger, die mit einem subtraktiven Synthesizer beginnen sollten.

Das Black System besteht aus dem Black Midi-CV Modul, dem Black Modulator LFO, zwei der Black VCOs, einem Black Polivoks VCF Low- und Bandpassfilter, zwei Black EG Hüllkurven, dem kleinen Black Mixer und einem Black VCA. Das Black System stellt dadurch quasi eine komplette, voll analoge Mono-Synthstimme inklusive Midi-Sektion dar. Alle neun Module stammen aus der Black Series, die inzwischen 29 Module umfasst. Alle Black Module und das Skiff machen einen sehr hochwertigen Eindruck, denn alle Potis und Schalter sind mit den Frontplatten verschraubt und fühlen sich sehr gut an.
Die Frontplatten sehen nicht nur schick aus, sondern hinterlassen einen ebenso hochwertigen, kratzfesten und stabilen Eindruck. Die Haptik ist also wirklich gut, da die Module allesamt auch nicht zu klein oder unnötig groß entworfen wurden und sich dadurch nicht nur sehr gut anfühlen, sondern auch toll bedienen lassen. Mit Ausnahme des Midi-Moduls, sind die Anschlussbuchsen bei allen hier verwendeten Modulen unten angeordnet und alle Schalter und Potis haben einen angenehmen Abstand zueinander. Schauen wir uns doch die einzelnen Module einmal etwas genauer an.
Die Zusammenstellung der Module im Black System, hier noch einmal schematisch dargestellt, ohne Skiff.
Die Zusammenstellung der Module im Black System, hier noch einmal schematisch dargestellt, ohne Skiff.

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Details

Black VCO
Gleich zwei Black VCOs hat dieses System spendiert bekommen. Neben den vier verfügbaren Wellenformen, findet man bei diesem klassischen Oszillator noch einen Sub-Ausgang vor. Der Oszillator Kern entspricht dem Design des originalen Polivoks VCOs und Erica Synths sind stolz darauf, dass sogar ein originaler Transistor Baustein, wie er beim russischen Polivoks verwendet wurde, zum Einsatz kommt. Sinus, Dreieck, Sägezahn und Rechteck sind gleichzeitig abgreifbar wobei das Rechteck per Drehregler oder Steuerspannung in der Pulsweite eingestellt werden kann. Genauso wie der Sub-Ausgang, klingen alle Wellenformen voll und sehr anständig. Der Sub-Ausgang entspricht minus einer Oktave und gibt eine Transistor-basierte (anstatt der üblichen Logikteiler) Wellenform aus, die im Vergleich zum Rechteck an der aufsteigenden Flanke stark abgerundet ist und unter anderem dadurch wirklich gut klingt.
Erica Synths "Black VCO" (Bild: Michael Geisel)
Erica Synths “Black VCO” (Bild: Michael Geisel)
Neben dem 1V/Oct Eingang finden wir einen Eingang für exponentielle FM, welcher Steuerspannungen zwischen -10 und +10 Volt verarbeiten kann. Diese können auch per Drehregler abgeschwächt werden. Es gibt  einen Eingang für Sync, der genau wie FM sehr gut klingt und einem klassische, analoge Sounds ermöglicht. Die Frequenz wird per Tune-Regler und Oktaven-Schalter eingestellt, wobei Tune über zwei Oktaven reicht und Octave über fünf Oktaven schaltet. Laut Erica Synths ist der Black VCO über 8 Oktaven stimmstabil, wobei ich aber Mühe hatte die Spreizung über so viele Oktaven genau einzustellen. Man kommt sicherlich relativ nah ran und die Spreizung sowie den Grundton, kann man bequem über zwei kleine Schrauben an der Frontplatte justieren, ohne den Oszillator dabei aus dem Case schrauben zu müssen. Insgesamt macht der 12TE große Oszillator einen anständigen Eindruck und zwei davon ermöglichen eine breite und hochwertig klingende Soundpalette.
Black Polivoks VCF
Genau wie bei den beiden Oszillatoren, kommen auch beim Filter original russische Bauteile zum Einsatz. Dieser Polivoks-Clon bietet gleich zwei CV-Eingänge mit jeweils einem Abschwächer um die Frequenz per Steuerspannung zu modulieren. Per Kippschalter kann man zwischen einem 6dB/Okt Bandpass- und einem 12dB/Okt Lowpassfilter wählen und zusätzlich gibt es einen Drehregler um den Input abzuschwächen. Auch hier erhalten wir einen vollen und runden Klang, aber anders als die Black VCOs klingt der Filter schon, eben sehr Polivoks spezifisch. Das merkt man besonders an der Resonanz, welche instabil ist und gerne zu kreischen beginnt.
Erica Synths "Black Polivoks VCF" (Bild: Michael Geisel)
Erica Synths “Black Polivoks VCF” (Bild: Michael Geisel)

Es gibt keine CV-Steuerung für die Resonanz, aber mir persönlich sind auch zwei CV-Eingänge samt den dazugehörigen Abschwächern lieber. Das eignet sich hervorragend für Filter-FM, die hier auch sehr anständig klingt, und z. B. gleichzeitiges Filter-Tracking und Filter-FM zulässt. Obwohl der Black Polivoks VCF als einziger Filter im System sehr spezifisch klingt, hat er doch einen sehr vollen und basshaltigen Klang. Bandpass, sowie Lowpass klingen sehr gut und bieten eine valide Alternative zum klassischen Moog-Ladder Design. Es geht auch kein Bass verloren wenn man die Resonanz aufdreht, so wie es häufig bei Moog-Ladder inspirierten Filtern der Fall ist.

Black VCA
Der verbaute 10TE große VCA basiert auf keiner alten Schaltung, sondern ist ein von Erica Synths eigens entworfenes Design. Neben einem Ein- und Ausgang finden wir auch hier zwei CV-Eingänge vor, wobei der zweite CV-Eingang stufenlos von linear zu logarithmisch per Poti manuell eingestellt werden kann. Mit dem großen ‚Bias‘ Poti lässt sich ein Offset einstellen, wobei hier auch ein negativer Offset möglich ist. Steht der Bias-Poti auf 12 Uhr so verhält sich der VCA ganz normal, wie wir es auch von anderen VCAs gewohnt sind und bleibt geschlossen, bis eine Spannung an einem oder beiden CV-Eingängen anliegt. Dreht man das Poti im Uhrzeigersinn, so öffnet man den VCA. Das ermöglicht z. B. schöne Tremolo-Effekte mit einem LFO, da man den Offset so einstellen kann, dass der benutzte LFO bei negativer Spannung den VCA schließt.
Erica Synths "Black VCA" (Bild: Michael Geisel)
Erica Synths “Black VCA” (Bild: Michael Geisel)

Bei VCAs ohne einstellbarem Offset würden nur die positiven Anteile eines LFOs berücksichtigt werden, da geschlossen, und mit eingehenden negativen Spannungen, einfach geschlossen bleiben würde. Dreht man das Bias-Poti jedoch gegen den Uhrzeigersinn so erhält man einen negativen Offset, was bedeutet dass die eingehenden Hüllkurven den VCA nicht sofort und somit nicht vollständig öffnen, da die Hüllkurve erst die negative Spannung ausgleichen muss, bevor der VCA anfängt sich zu öffnen. Gepaart mit der stufenlosen Einstellung der Linearität des VCAs, hat man eine sehr detaillierte Kontrolle über die entstehenden Sounds. Außer dem hochwertigen und rauscharmen Klang erhält man hier als Bonus noch eine kleine LED-Kette, die über den geraden ausgehenden Pegel informiert. Das ist nicht nur schön anzusehen, sondern besonders bei dem negativ einstellbaren Offset, auch sehr nützlich.

Black EG
Zwei 8TE große ADSR Hüllkurven kommen im Black System zum Einsatz, die einige interessante Eigenschaften enthalten. So kann man diese in einen Loop-Modus versetzen, wodurch die Hüllkurven als LFO genutzt werden können. Sehr praktisch ist hier, dass bei im Gate-Eingang eingestecktem Kabel, die Hüllkurven nur zu loopen beginnen, wenn ein Signal anliegt und wieder aufhören sobald das Signal wieder unter 3 Volt fällt. Das eignet sich z. B. hervorragend um Claps mit einem Rauschen zu synthetisieren. Des weiteren finden wir einen Schalter vor, der zwischen kurzer und langer Hüllkurve wählen lässt. Im kurzen Modus beträgt die Attack-Zeit bis zu 600 ms und bis zu 6,5 Sekunden im langen Modus. Das Decay geht im kurzen Modus bis 3 Sekunden und im langen Modus kann es dann bis zu 30 Sekunden dauern, bis die Decayphase vollständig durchlaufen ist. Genauso beim Release, wobei hier im langen Modus bis zu 35 Sekunden erreicht werden können.
Erica Synths "Black EG" (Bild: Michael Geisel)
Erica Synths “Black EG” (Bild: Michael Geisel)

Damit sind die beiden Hüllkurven sehr vielfältig einsetzbar, da diese Möglichkeiten zu sehr schnellen knackigen, perkussiven Klängen, bis hin zu langen Drone-Sounds bieten. Außerdem verfügen die Black EGs über einen Gate Ausgang, der am Ende der Attack-Zeit ein Gate ausgibt. Damit lassen sich die Hüllkurven auch als Gate-Delay verwenden und bieten einem die Möglichkeit, wenn miteinander durch den Gate-Ausgang verbunden, interessante Hüllkurvenformen und Rhythmen zu erzeugen. Zu guter Letzt erhalten wir obendrein einen invertierten Ausgang, zusätzlich zum regulären Ausgang, der die Hüllkurve als negative Spannung ausgibt.

Black Modulator
Als LFO auf Steroiden finden wir den Black Modulator in diesem schwarzen System wieder. Dieser LFO spart nicht an Features und klingt dabei im Audio-Modus genauso gut wie die schwarzen Oszillatoren. Es gibt also einen Kippschalter mit welchem man, wie auch bei den Hüllkurven, zwischen zwei verschiedenen Geschwindigkeiten wählen kann, die als ‚LFO‘ und ‚Audio‘ bezeichnet werden. Des weiteren kann der Black Modulator Zener-Dioden basiertes Rauschen generieren, welches in weiß und rosa ausgegeben wird. Das ‚Pink Noise‘ klingt  aber eher wie ein weißes Rauschen , welches durch einen Filter mit hoher Resonanzeinstellung läuft. Eher ungewöhnlich, und nicht wirklich rosa Rauschen, aber dafür gibt es das sogenannte ‚Crushed Noise‘ als weiteres und sehr interessantes Rauschen hinzu. Bei dieser “zerbröckelnden” Noise bekommt man die Möglichkeit, per dediziertem Poti von 1 Bit Rauschen bis hinunter zu einzelnen zufälligen Trigger Bursts, zu überblenden.
Erica Synths "Black Modulator" (Bild: Michael Geisel)
Erica Synths “Black Modulator” (Bild: Michael Geisel)

Mit dem großen ‚Rate‘ Poti stellt man manuell die Geschwindigkeit des LFOs ein. Außer dem umfangreichen LFO enthält der schwarze Modulator ein sehr anständiges Sample & Hold, welches per ‚CV-In‘ und ‚CLK (Clock)-In‘ gefüttert wird. Die resultierenden Spannungen werden an der ‚S&H‘ Buchse abgegriffen und klingen auch im Audiobereich sehr gut, was man leider nicht von jedem Sample & Hold behaupten kann. Der LFO ist dabei auf die Clock Buchse normalisiert und das weiße Rauschen auf die CV IN Buchse. Steckt also kein Kabel in der Clock Buchse, so steuert man die Geschwindigkeit des S&H mit dem Rate Poti des LFOs. Vorbildlich hat Erica Synths einen Attenuator für den CV-Eingang des S&H spendiert. Wenn kein Kabel im Eingang steckt, kann man mit dem Attenuator das weiße Rauschen abschwächen, welches gerade ins Sample & Hold gefüttert wird.

Black Mixer
Das Black System bietet auch einen kleinen Mischer mit 6TE, der auch unbedingt notwendig ist. Dieser ist aber ausschließlich für Audio-Signale gedacht, da alle drei vorhandene Eingänge AC gekoppelt sind. Dafür sind die Eingänge gepuffert, was es einem möglich macht, das ausgehende Signal auf mehrere Eingänge zu verteilen, ohne dass diese an Spannung verlieren.
Erica Synths "Black Mixer" (Bild: Michael Geisel)
Erica Synths “Black Mixer” (Bild: Michael Geisel)

Außer der Möglichkeit, die drei Eingänge zu mischen, kann man diese auch getrennt abgreifen, wodurch man auch Abschwächer zur Verfügung gestellt bekommt. Beide Möglichkeiten würden eigentlich mehr Sinn bei Steuerspannungen, als bei Audiosignalen machen. Hier wäre ein Mischer, der Audio und CV verarbeiten kann wirklich sinnvoller.

Black Midi-CV
Als Bindeglied zur Außenwelt finden wir das Black Midi-CV Modul wieder. Diese 6TE kleine Midi-Schnittstelle emuliert klassisches monofones und duofones Synthesizer-Verhalten und kann des weiteren auch als zwei unabhängige Midi zu CV Wandler eingesetzt werden. Mit einem Kippschalter wird zwischen Ein- oder Zweistimmen Modus gewechselt. Im ‚1 Voice‘-Modus hat immer die höchste Note Priorität und im ‚2 Voice‘ Modus wird bei einem Kanal die tiefste Note priorisiert und beim zweiten Kanal dann wieder die höchste Note.
Erica Synths "Black Midi-CV" (Bild: Michael Geisel)
Erica Synths “Black Midi-CV” (Bild: Michael Geisel)

Auf der schwarzen Frontplatte gibt es zwei Ausgänge für CVs und zwei für Gates, wobei im 1 Voice Modus ‚CV 2‘ und ‚Gate 2‘ das Gleiche  ausgeben wie ‚CV 1‘ und ‚Gate 1‘, egal ob das Midi-Interface im monofonen oder duofonen Modus betrieben wird. Zusätzlich hat es einen ‚MOD‘ Ausgang, der wahlweise Funktionen wie Anschlagstärke oder das Modwheel in Steuerspannungen wandelt.
Als Bonus oben drauf gibt es noch einen Clock-Ausgang, der eine eingehende Midi-Clock als 4ppq (Pulses per Quarter Note) ausgibt. Da die CV-Ausgänge bis zu 8 Volt liefern, kann das Midi-Modul über 8 Oktaven gespielt werden. Zu guter Letzt hat es noch einen ‚Programm‘ Knopf, der bei kurzem Drücken eine Midi Panic Message sendet. Den sollte eigentlich jedes Midi-Modul haben. Wird dieser Knopf länger gedrückt und gehalten, so kann man damit verschiedene Einstellungen ändern oder das Modul kalibrieren.

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