Aux Send pre und post – wo ist der Unterschied?

An analogen Hardware-Mischpulten kann man es manchmal mit einem kleinen Switch umschalten oder muss sich einen Send-Abgriff mit der passenden Eigenschaft auswählen. In DAW-Mixeroberflächen und digitalen Mischpulten ist man flexibler: Dort kann man es im Kanalzug auswählen – ob ein Aux-Send-Abgriff „Pre“ oder „Post“ ist.

1907_Aux_Sends_verstehen_Teaser_v01
Inhalte
  1. Aux Pre, Post… Was ist das eigentlich?
  2. Wann benutzt man einen Post-Send?
  3. Wann benutzt man einen Pre-Send?
  4. Überblick: Wofür benutzt man Pre- und wofür Post?

Aux Pre, Post… Was ist das eigentlich?

Das hat jeder schon mal gehört: „Pre“ bedeutet „vor“, „Post“ bedeutet „nach“. Bei Aux Sends ist hiermit folgender Umstand gemeint: Ein Send leitet einen mit einem Poti einstellbaren Signalanteil aus dem Kanalzug weg. Die Pre-/Post-Angabe bezieht sich dabei auf die Lage zum Fader, der den Pegel zum Main Routing (Stereosumme für Mix oder FOH oder zu den Subgruppen) regelt. „Pre“ bedeutet also, dass der Send vor dem Pegelsteller erfolgt. „Post“ ist hingegen hinter dem Fader (und dem Mute-Button). Das hat zur Folge, dass ein Pre Fader Aux Send immer den dort eingestellten Pegel ausgeben, unabhängig davon, wie der Fader steht. Ein Post Fader Aux Send gibt mehr Pegel aus, wenn der Fader in der Stellung erhöht wird und weniger, wenn man ihn herunterzieht. Dadurch bleibt aber das Verhältnis von dem Signal, das an den „Hauptausgang“ des Kanalzugs geht und dem Abgriff immer gleich. Selten lässt sich übrigens noch weiter unterscheiden, ob ein Abgriff vor oder hinter einem Mute-Button ist oder sich vor oder hinter einem Insert-Send-Return befindet.

"Pre" bedeutet: Abgriff VOR dem Fader, "Post" DAHINTER.
“Pre” bedeutet: Abgriff VOR dem Fader, “Post” DAHINTER.

Wann benutzt man einen Post-Send?

Abgriffe hinter dem Fader nutzt man, wenn es wichtig ist, dass Pegelverhältnisse gleich bleiben. Nutzt man beispielsweise ein Hallgerät, ist ein bestimmender Parameter das Verhältnis von Direkt- zu bearbeitetem Signal, also „Dry“ und „Wet“. Während einer Mischung ändert man Pegelverhältnisse oder automatisiert diese sogar. Der Eindruck, den das Reverb liefert, bleibt dank gleicher Pegelrelation dabei so gut wie identisch.  

Ein Hallgerät wird üblicherweise per mit einem Send-Abgriff hinter dem Fader angesteuert.
Ein Hallgerät wird üblicherweise per mit einem Send-Abgriff hinter dem Fader angesteuert.

Post-Sends nutzt man für alle Zumischeffekte, zu denen man neben dem künstlichen Nachhall vor allem Delay zählt. Allerdings ist es auch möglich, Parallel Compression oder seriell betriebene EQs auf diese Art zu verwenden. Dennoch werden diese dort wo es machbar ist, eher mit einem Dry-/Wet-Regler genutzt. Der Vorteil von Sends ist ja, dass mehrere Signale zu einem Ziel geleitet werden können.

Wann benutzt man einen Pre-Send?

Einen vom Fader unabhängigen Abgriff braucht man dort, wo eine unabhängige Mischung notwendig ist. Ganz typisch ist das eine Monitormischung für die Musiker. Ob im Studio beim Einspielen oder auf der Bühne für die In-Ears oder die Monitore: Hier ist es wichtig dass man den vollen Zugriff hat und nicht Änderungen im Main Mix Auswirkungen auf das Monitoring haben. Manchmal sind auch separate, alternative Mischungen für ein Broadcasting, eine Nebenraumbeschallung oder ein 2TK-Recording bei Konzerten nötig.  

Monitoring: Die Mischung muss unabhängig sein – ein Job für einen Abgriff VOR dem Fader.
Monitoring: Die Mischung muss unabhängig sein – ein Job für einen Abgriff VOR dem Fader.

Überblick: Wofür benutzt man Pre- und wofür Post-Fader Aux Sends?

Pre-Fader Aux Send benutzt man
  • um Kopfhörermischungen zu erstellen
  • bei anderen Alternativ-/Zweitmischungen
  • wenn aus anderen Gründen ein von Fader und Mute unabhängiger Abgriff gewünscht wird

Post Fader Aux Sends werden benutzt

  • für Zumischeffekte wie Reverb, Delay und viele Modulationseffekte
  • für alles weitere, was in Abhängigkeit vom Level des Channel Faders geregelt werden soll

Selbstverständlich kann man auch mal ganz anders vorgehen. So ist es manchmal durchaus spannend, einem Reverb das Direktsignal zu „klauen“, um beispielsweise in einem C-Part einen „Next Room“-Sound zu gestalten oder in einem Übergang für kurze Zeit nur das Gated Reverb der Snare in der Mischung zu halten.  

Aux-Sektion bei einem analogen Mackie-Mischpult
Aux-Sektion bei einem analogen Mackie-Mischpult
Hot or Not
?
1907_Aux_Sends_verstehen_Teaser_v01 Bild

Wie heiß findest Du diesen Artikel?

Kommentieren
Profilbild von Dirk Poralla

Dirk Poralla sagt:

#1 - 12.10.2017 um 17:27 Uhr

0

Müsste die letzte Überschrift nicht "Wann benutzt man einen Pre-Send" lauten?

    Profilbild von Nick (Redaktion Recording)

    Nick (Redaktion Recording) sagt:

    #1.1 - 12.10.2017 um 20:15 Uhr

    0

    Hallo Dirk,vollkommen richtig – da habe ich den Faderwald wohl vor lauter Sends nicht mehr gesehen. Ist geändert.Danke für's Aufpassen und melden!Beste Grüße
    Nick

    Antwort auf #1 von Dirk Poralla

    Antworten Melden Empfehlen
Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Für dich ausgesucht
Fredenstein Artistic Mic Pre SE / Plus Test
Recording / Test

Die beiden Preamps unterscheiden sich vor allem durch zwei wesentliche Bauteile. Und den Preis.

Fredenstein Artistic Mic Pre SE / Plus Test Artikelbild

Fredenstein Artistic Mic Pre SE und Artistic Mic Pre Plus im Test: Den Namen Fredenstein findet man viel in Racks, hauptsächlich, weil die API 500er-Housings, die der Hersteller baut, gut und billig sind. Der Name selbst leitet sich vom Spitznamen des Firmengründers ab, der, so sagt die Story, aufgrund seiner guten Beziehungen nach Taiwan die geniale Idee hatte, hochwertige deutsche Ingenieursarbeit mit günstiger Fertigung in Fernost zu verbinden. Das ist nun kein neues Konzept. Man bemüht sich aber, den edlen Charme von Boutique Gear auszustrahlen, zu Preisen, die für dieses Segment unerhört niedrig anmuten. Ob dieser Charme sich in tatsächlicher Qualität widerspiegelt, lässt sich natürlich prüfen – dazu sind Testberichte wie dieser hier da.

Audio-Technica ATW-3255 ist ein neues In-Ear-Monitorsystem der Serie 3000
News

Audio-Technica präsentiert neues drahtloses In-Ear-Monitorsystem der Serie 3000 mit hervorragendem Preis-Leistungs-Verhältnis

Audio-Technica ATW-3255 ist ein neues In-Ear-Monitorsystem der Serie 3000 Artikelbild

Mit dem neuen In-Ear-Monitorsystem ATW-3255 aus der Serie 3000 präsentiert Audio-Technica eine kostengünstige, robuste IEM-Lösung mit professionellem Sound und leistungsstarken Features für die unterschiedlichsten Künstler und Veranstaltungsorte. Das 3000er IEM-System wurde auf Basis der erfolgreichen UHF-Funkmikrofon-Serie 3000 entwickelt und zeichnet sich –außer dem hervorragenden Klang – durch eine unkomplizierte Bedienung und hohe Übertragungsstabilität aus. Im Lieferumfang enthalten ist auch Audio-Technicas hochwertiger, branchenweit anerkannter In-Ear-Monitorkopfhörer ATH-E40 mit eigens entwickelten Dual-Phase Push-Pull-Treibern.

Band Gig Sound: Was bei einer Vorbesichtigung der Location wichtig ist
Workshop

Als Mischer deiner Band hast du viele Vorteile, wenn du den Club, in dem ihr auftretet, bereits kennst. Also machen wir uns auf zur Vorbesichtigung. In diesem Workshop erfährst du, welche Fragen du schon im Vorfeld an die Location stellen kannst, damit ihr beim Auftritt keine bösen Überraschungen erlebt.

Band Gig Sound: Was bei einer Vorbesichtigung der Location wichtig ist Artikelbild

Band, Gig, Sound: Nachdem ihr in Teil 1 der Workshop-Reihe herausgefunden habt, welches Equipment ihr für das Mischen eurer ersten Live-Konzerte benötigt, betreten wir im zweiten Teil die Location zu einer Vorbesichtigung. Schnell werdet ihr feststellen, wie sinnvoll es ist, mehr als nur die Adresse des Auftrittsortes zu kennen. Ihr erarbeitet eine Checkliste für die Location, die euch den Soundcheck enorm erleichtern wird und findet eure persönliche FOH-Lieblingsposition.

Bonedo YouTube
  • iZotope Ozone 11 Advanced Sound Demo
  • Rupert Neve Designs Master Bus Transformer "MBT" – Quick Demo (no talking)
  • Rupert Neve Designs Newton Channel Review – RND Newton vs. Shelford