Bassspielen wie Flea von den Red Hot Chili Peppers – davon träumen nahezu jeder junge Bassist und jede junge Bassistin auf diesem Planeten! Michael Peter Balzary (so Fleas bürgerlicher Name) ist ohne Frage einer der inspirierendsten Bassisten überhaupt. Seinen Ruhm verdankt er dem raschen Aufstieg der inzwischen zum Kult gewordenen Band Red Hot Chili Peppers, die er als Gründungsmitglied durch die gesamte Karriere begleitete und deren Musik mit seinem markanten Bassspiel immer wieder aufs Neue massiv geprägt und bereichert hat.
Quick Facts – Wer ist Flea?
Michael Peter Balzary alias Flea erblickte 1962 in einem Vorort von Melbourne in Australien das Licht der Welt. Als kleiner Junge zog er mit seiner Mutter nach New York. Fleas erstes Instrument war nicht der Bass, sondern die Trompete, und der junge Musiker war während seiner Highschool-Zeit in Los Angeles eher an Jazz und Soul interessiert als an Rock. Dies sollte sich ändern, als er in die Punkband Fear seiner Freunde Hilles Slovak und Anthony Kiedis einstieg, um dort den Bass zu bedienen. Aus dieser Band gingen über einige Umwege letztendlich auch die Red Hot Chili Peppers hervor. Flea und Kiedis sind die einzigen Bandmitglieder, die auch heute noch in der Band spielen. Neben seinem Hauptjob bei den Chili Peppers ist Flea aufgrund seines sehr markanten, funkigen Stils aber auch ein durchaus gefragter Sideman und hat bei Produktionen verschiedener namhafter Künstler mitgewirkt, darunter Alanis Morisette, Mars Volta, Mick Jagger oder der Jazz-Saxophonist Joshua Redman.
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Personalstil Flea
Der Stil des charismatischen gebürtigen Australiers ist markant, eingängig und funky. Flea spielt seine Bassgrooves sehr perkussiv mit einem harten Anschlag. Auf früheren RCHP-Alben fiel er häufig durch einen massiven Einsatz der Slaptechnik auf. Bei späteren Releases drängte das Pizzcato-Fingerspiel das extrovertierte Slapping mehr und mehr zurück.
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Bezüglich des Tonmaterials lehnt Flea sich (für herkömmliche Rockbass-Verhältnisse) gerne mal weit aus dem Fenster, was zu erfrischenden und eigenwilligen Basslinien führt.
Insgesamt muss man dem Bassisten der Chili Peppers einen höchst individuellen Stil bescheinigen, der sicherlich von seiner autodidaktischen Herangehensweise und seiner Unvoreingenommenheit den verschiedensten Musikstilen gegenüber herrührt. Dieser Mann spielt seinen Bass so, als gäbe es buchstäblich “kein Morgen” mehr für den quirligen Bassisten!
Fleas Equipment
Vor allem der frühe Sound des RCHP-Bassisten lässt sich am besten mit einem Music Man Stingray oder einem ähnlichen Modell erzeugen – mit einem fetten Humbucker in der Bridge-Position bekommt man eben jenen durchsetzungskräftigen fett-mittigen Sound, mit dem Flea bekannt wurde.
Er selbst spielte neben einigen Stingmays lange Zeit einen Modulus Flea Bass, ein Signature-Instrument von Modulus. Für einige Aufnahmen kamen aber auch Jazz-Bässe von Fender zum Einsatz – mit ihnen wurde z.B. das gesamte Erfolgsalbum „Stadium Arcadium“ aufgenommen.
Auf der NAMM Show 2009 stellte Flea seine eigene Bassmarke „Fleabass“ mit einem Sortiment preisgünstiger, aber qualitativ ansprechender Instrumente vor. Derzeit wird Flea wieder häufig mit Signature-Instrumenten von Fender gesehen.
In früheren Jahren spielte Flea Equipment von Mesa/Boogie. Inzwischen verwendet er seit Jahren zur Verstärkung Amps und Boxen von Gallien-Krueger, die eine sehr eigene, etwas “ungeschliffene” Mittenpräsenz aufweisen und ohne Frage ihren Teil zum typischen brachialen Flea-Sound beitragen.
Workshopteil: Die besten Basslines von Flea
Nach dem Einleitungsteil widmen wir uns nun einigen ausgewählten Songs der Red Hot CHili Peppers und beleuchten die Basslinien von Flea im Detail – viel Spaß und gutes Gelingen!
“Give It Away”
Den Anfang macht das Hauptriff von „Give It Away“ vom „Blood Sugar Sex Magik“-Album. Das Tonmaterial des Riffs ist eher übersichtlich: Flea benutzt hier tatsächlich nur vier Töne aus der A-Moll-Pentatonik!
Die technische Herausforderung bei diesem Groove liegt im großen Intervallsprung vom A auf der E-Saite zum D auf dem 12. Bund der D-Saite. Ihr könntet das A natürlich auch als Leersaite spielen, ich finde allerdings, dass ein gegriffener Ton bei den meisten Grooves homogener klingt und außerdem kontrollierter gespielt werden kann als eine Leersaite.
Dazu kommt, dass Flea sehr gerne große Intervallsprünge benutzt (wie wir auch an späterer Stelle noch sehen werden!). Es lohnt sich also, den Sprung erst einmal langsam zu üben, um den Groove dann im Orignaltempo flüssig und vor allem ohne störende Rutschgeräusche spielen zu können.
Das H in den Noten über dem hohen E bedeutet „Hammer On“. Soll heißen, dass die Note mit der rechten Hand nicht angeschlagen, sondern mit dem Finger der Greifhand „draufgehämmert“ wird. (In diesem Workshop erfährst du alles über diese spezielle Spieltechnik!) Flea spielt das E hier übrigens sehr “schlunzig”, es hört sich fast schon wie ein Rutscher von D nach E an – auch damit könnt ihr gerne experimentieren, denn es kann helfen, einer Basslinie zu mehr “Charakter” zu verhelfen!
“Around The World”
Weiter geht es mit der nächsten Flea-Intervallsprung-Übung. Beim Verse-Groove von „Around the World“ vom Album „Californication“ geht es in Sachen Lagenwechsel noch mehr ans Eingemachte. Allerdings nicht aufgrund der Größe der Intervalle, sondern wegen ihrer Häufigkeit.
Übt auch hier die Sprünge erst einmal langsam, damit ihr die angesteuerten Töne sicher trefft, und erhöht dann langsam das Tempo. Hilfreich ist hier, dass Flea den Groove bis auf die Fills im 5. und 8. Takt staccato, also mit sehr kurzen Tönen spielt. Das gibt mehr Zeit für die Lagenwechsel!
Wenn ihr im Laufe des Trainings sicherer beim Spielen des Grooves werdet, könnt ihr die Töne auch etwas länger klingen lassen. Das Riff klingt dann etwas geschmeidiger, wie ihr im zweiten Audiobeispiel hören könnt. Zum Tonmaterial: Flea benutzt hier (immerhin) fünf verschiedene Töne, die allesamt aus der Skala “G-Moll dorisch” stammen, der zweiten Stufe der „normalen“ Dur-Tonleiter.
Zur Entspannung habe ich euch auch den Outro-Groove von „Around the World“ aufgenommen und aufgeschrieben: ein legato gespielter Rockgroove in D-Moll ohne Lagenwechsel! Hier müsst ihr allerdings darauf achten, dass die vorgezogenen Sechzehntel exakt gespielt sind. Derartige Synkopen verführen gerne zum „Treiben“, was zur Folge hat, dass sich das Riff zu hektisch anhört.
Natürlich gilt auch hier wieder: Erst langsam und mit Blick auf Genauigkeit üben. Wenn ihr dann sicherer seid, könnt ihr das Tempo erhöhen!
“Dani California”
Nun befassen wir uns mit dem RHCP-Superhit „Dani California“ vom Album „Stadium Arcadium“. Im Verse-Groove kommen die melodiösen Qualitäten von Mr. Balzary zum Vorschein – man sieht hier sehr schön, wie man Grooves mit kleinen Veränderungen oder verschiedenen Fills am Ende variieren kann: Flea spielt im 2., 4. und 6. Takt verschiedene Fills mit dem gleichen Tonmaterial und lockert so den „fluffigen“ Groove zusätzlich auf.
Beachtet auch hier die Kennzeichnung: das „H“ steht wieder einmal für „Hammer-On“. Diese Phrasierungs-Feinheiten sorgen dafür, dass sich euer Spiel weniger statisch anhört. Wie schon bei „Give it away“ rekrutiert sich das Tonmaterial auch hier aus der A-Moll-Pentatonik, nur verwendet Flea diesmal alle fünf Töne.
Der Vollständigkeit halber – und vor allem für den Spaß – gibt’s hier von “Dani California” auch noch den Chorus-Groove. Ein klassischer Rock- bzw. Crossover-Groove, der einfach zu spielen ist und mächtig Dampf macht.
Achtung: Das langsame Tempo verführt allerdings dazu, den Groove zu sehr nach vorne zu spielen und zu hektisch anzugehen. Also auch hier erst einmal tief durchatmen und ganz genau auf das Timing achten!
“Charlie”
Zum Abschluss unseres Flea-Exkurses habe ich die etwas speziellere Nummer „Charlie“ ausgesucht – ebenfalls vom „Stadium Arcadium“-Album. Der Verse-Groove des Songs präsentiert sich ziemlich soulmäßig im Style der alten Funkmaster aus Detroit.
Die Sechzehntel-Note im ersten und dritten Takt mit dem “X” ist eine sogenannte Deadnote. Der Ton wird mit der linken Hand abgedämpft, sodass nur ein perkussiver Sound und keine definierte Tonhöhe entsteht. Vor allem bei vielen Funkgrooves wird diese Spielweise gerne ausgiebig eingesetzt.
Ihr könnt auch ruhig in der Achtelpause im zweiten und dritten Takt eine Deadnote spielen, das klingt gut und erhöht auch die rhythmische Sicherheit. Das Tonmaterial ist auch hier wieder mal sehr übersichtlich und stammt aus G-Moll mit einem zusätzlichen C# im letzten Takt als Übergangston.
Weil die Flea-Grooves gerade so viel Spaß bringen, schieben wir als Zugabe gleich noch den Chorus von „Charlie“ nach. Flea spielt hier die vier Akkorde C-Moll, Bb-Dur, F-Dur und Eb-Dur im Kreis, in der letzten Runde kommt dann noch ein D-Dur-Akkord dazu.
Keine Angst, die Akkorde bestehen jeweils nur aus Grundton und Terz, wobei der Grundton immer auf der E-Saite und die Terz immer auf der G-Saite gegriffen wird. Dadurch entstehen zwar ebenfalls viele Lagenwechsel, man behält aber problemlos den Überblick, weil das Griffbild immer ähnlich ist.
Jetzt müsst ihr nur noch darauf achten, dass der Grundton weiterklingt, während ihr die hohe Note (also die Terz) anschlagt, denn sonst erklingt logischerweise kein Akkord! Am besten den Daumen also nicht auf der E-Saite abstützen, sondern auf dem Tonabnehmer eures Basses.
Ich wünsche euch viel Spaß und Erfolg mit den Basslines von Flea!
P.S. Hier geht es zum zweiten Teil unseres Flea Workshop-Specials, in dem wir speziell die Basslines des Albums “I’m With You” beleuchten.
Tobi sagt:
#1 - 20.06.2011 um 17:28 Uhr
sehr anfängerfreundlich und dezent geschrieben, ich hätte mir aber doch ein bisschen tiefgang in fleas technik, stil und auch zusammenspiel mit frusciante und vor allem chad smith gewünscht.. :/
SteffMadmanMeyertheIndian sagt:
#1.1 - 05.03.2024 um 15:50 Uhr
Mit dem anfängerfreundlich ist sehr gut formuliert!
Antwort auf #1 von Tobi
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